Der Mensch neigt dazu sich psychisch/physisch, oder wie auch immer, auf irgendeine Seite/Meinung/Richtung fest zu legen (jedenfalls behaupte ich das mal so).
Da es ja, leider Gottes, auf einen Angriff auf Afghanistan hinaus zu laufen scheint, habe ich hier mal zwei Beschreibungen der beiden Parteien zusammengestellt.
Ich muß gestehen, ich weiß nicht so recht was ich diesbezüglich denken soll. Klar auf eine"Seite" schlagen kann ich mich jedenfalls nicht. Das mag anderen anders gehen. Ich traue jedem alles zu. Ein Gemisch, das mir überhaupt nicht gefällt, ja sogar Angst macht. Ich hoffe jedenfall inständig, daß dieser ganze Konflikt glimpflich ausgeht, egal wer da nun im Recht ist, wenn es das in diesem Fall überhaupt gibt.
Afghanistan: Chronologie der Ereignisse
Anfang November 1998 gibt die Menschenrechtsorgansiation Human Rights Watch an, daß die Taliban-Miliz bei der Einnahme der Stadt Masar-i-Scharif im August rund 2.000 ZivilistInnen ermordete. Die männlichen Angehörigen der Hazara-Volksgruppe wurden demnach"systematisch ermordet". Die streng sunnitischen Taliban gingen von Haus zu Haus und holten alle schiitischen Männer und Jungen heraus. Dann wurden sie kurzerhand erschossen. Häufig wurden die Opfer zunächst aufgefordert, sunnitische Verse aufzusagen, um zu beweisen, daß sie keine Schiiten sind. Viele Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt und mißbraucht.
Tausende Menschen wurden festgenommen. Zunächst wurden die Gefangenen in das völlig überfüllte Gefängnis der Stadt eingepfercht, später auf verschiedene Städte verteilt. Dorthin transportiert wurden sie in großen Containerlastern. In mindestens einem Fall sind fast alle Insassen eines solchen Transportes erstickt oder an Hitze in dem Container gestorben. Ende Oktober 1998 sind noch rund 4.500 Männer aus Masar-i-Scharif weiterhin in etlichen Taliban-Gefängnissen in Haft.
Die Menschenrechtsorganisation forderte den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, eine genaue Untersuchung über das Massaker vorzunehmen.
Anfang September 1998 wirft die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) den Taliban-Milizen in Afghanistan vor, nach der Eroberung eines Stützpunkts oppositioneller Gruppen mehrere tausend schiitische ZivilistInnen ermordet zu haben. Dabei sollen Anfang August auch zehn iranische Diplomaten und ein Journalist umgekommen sein. Die Leichen wurden anschließend in einem Massengrab in einer Mädchenschule beigesetzt. Außerdem hätten die Milizen Kinder und ältere Männer getötet, die der dem Iran verbundenen schiitischen Minderheitsgruppe angehörten. Die jüngeren Männer und Frauen wurden entführt.
Ende August 1998 forderte der Weltsicherheitsrat einstimmig alle beteiligten Parteien in Afghanistan zur Einstellung der Kämpfe und zur Wiederaufnahme von Verhandlungen ohne Vorbedingungen auf. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution heißt es, die afghanische Krise könne nur durch friedliche Mittel beigelegt werden. Jede ausländische Einmischung müsse sofort aufhören. Dazu gehöre das Eingreifen ausländischer Militärs und die Lieferung von Waffen und Munition. Der Konflikt in Afghanistan bedrohe zunehmend regional und international den Frieden und die Sicherheit. Der Sicherheitsrat verurteilte die Attacken auf UN-Personal in Afghanistan, bei denen drei UN-Mitarbeiter getötet wurden. Besonders die Taliban wurden dringend aufgefordert, die Arbeit internationaler Hilfsorganisationen zu erleichtern. Besorgt äußerte sich der Sicherheitsrat über Terroristen auf afghanischem Gebiet und über die Produktion von und den Handel mit Drogen. Kritisiert wurde wiederholt die anhaltende Diskriminierung von Frauen und Mädchen.
Am 05. August 1998 haben die Taliban zum ersten Mal in Gefechten Kampfflugzeuge eingesetzt. Die Flieger bombardierten gegnerische Stellungen in Nordafghanistan. Mit Beginn des Monats rückten die Taliban von Westen und Osten auf die aus drei Parteien bestehende Nordallianz zu. Neben den Kampfflugzeugen kommen schwere Artillerie und Panzer zum Einsatz. Die Talibangegner halten nur noch eine wichtige Stadt (Mazar-e-Sharif). Das Internationale Kreuz hat bereits seine acht Mitarbeiter aus der Stadt abgezogen.
Anfang August 1998 legte die US-Organisation"Ärzte für Menschenrechte" in Washington einen Bericht vor, demnach seit der Machtergreifung der Taliban 71 Prozent der afghanischen Frauen unter körperlichen und 81 Prozent unter psychischen Beschwerden leiden würden. Frauen müssen mit Schlägen rechnen, sobald sie sich auf die Straßen wagten. 69 Prozent der befragten Frauen wurden schon einmal von der Polizei oder Sicherheitskraften festgenommen, weil sie angeblich gegen die Bekleidungsvorschriften verstießen. Befragt wurden 160 afghanische Frauen, die in Kabul leben oder nach Pakistan geflüchtet waren.
Ende Juli 1998 ordnete das"Ministerium zur Erhaltung der Tugend und Unterdrückung des Lasters" an, daß neugeborenen Kindern islamische Namen zu geben sind."Lasterhafte" Namen sind nicht-arabische Namen.
Am 22. Juli 1998 verkündete die UNO, daß seitens der UNO alle Hilfsleistungen für Afghanistan bis auf die"lebensnotwendige Hilfe" eingeschränkt werden. Damit reagiert die UNO nach der EU auf die Ausweisung aller regierungsunabhängigen Organisationen aus Kabul durch die radikal-fundamentalistischen Taliban-Milizen. Taliban-Kämpfer hatten in den vergangenen Tagen mehrere Büros der Hilfsorganistaionen gestürmt und die MitarbeiterInnen zur Ausreise gezwungen.
Am 14. Juli 1998 verurteilte der UN-Sicherheitsrat die Waffenlieferungen an Afghanistan.
Der Sicherheitsrat nennt namentlich keine Waffenexportländer, aber Nachbarland Pakistan gilt als Rüstungslieferant der Taliban, während die Nachbarländer Usbekistan und Iran die taliban-gegnerischen Gruppen unterstützen.
Immer wieder gibt es Schwierigkeiten in der Arbeit der Hilfsorganisationen:
- Zwei Afghanen wurden entführt und ermordet aufgefunden. Sie arbeiteten für eine UN-Hilfsgruppe.
- Die Taliban forderten von den UN-Hilfsorganisationen in Kabul in ein Gebäude umzuziehen, das weder über Strom, noch Wasser oder Fenster verfügt.
- Die Taliban werfen den Hilfsorganisationen politische Aktivitäten vor, die"mitihrem Status unvereinbar seien". Als Beispiel nennen sie die Kritik von Hilfspersonal an dem Arbeitsverbot für moslemische Frauen.
Anfang Juli 1998 ordnete Religionsminister Momammad Qalamuddin an, daß aus allen Haushalten in Kabul Fernseher und Videorekorder zu entfernen seien. Die AfghanInnen sollen so vor"korrupten und unislamischen Einflüssen" bewahrt werden."Uns ist es egal, was die USA oder die Vereinten Nationen sagen", äußerte Qalamuddin. Wird dieser Anordnung innerhalb 15 Tage nicht Folge geleistet, so ist mit Strafen durch die Taliban-Milizen zu rechnen.
Am 16. Juni 1998 haben die Taliban die Schließung aller privaten Mädchen-Schulen und aller Ausbildungszentren in der Hauptstadt Kabul angeordnet. Bereits vorher wurden Mädchen von der öffentlichen Schulbildung ausgeschlossen.
08. März 1998 Internationaler Frauentag unter dem Motto"Eine Blume für die Frauen in Kabul"
Gesammelte Unterschriften gingen an Emma Bonino und Mary Robinson.
Ende Oktober 1997 hat Norbert Heinrich Holl, Sonderbeauftragter der UN für Afghanistan, nach 15 Monaten entschieden, seine Amtszeit auslaufen zu lassen. Die von ihm vermittelten Verhandlungen zwischen Taliban-gegnerischen Gruppen verliefen nur mühsam, da die Gruppen untereinander zerstritten sind.
Ende September 1997 reiste Emma Bonino (49jährige, italienische EU-Kommissarin) mit 18 Mitarbeitern und Journalisten zu einem eintägigen Besuch nach Afghanistan, um Projekte der EU zur humanitären Hilfe zu besichtigen. Dabei hatten männliche Journalisten Filmaufnahmen in einem Frauenkrankenhaus gemacht. Gemäß der fundamentalistischen Politik dürfen Männer aber nicht Fotos von Frauen machen, mit denen sie nicht verwandt sind. Die radikal-fundamentalistischen"Sicherheitskräfte" bedrohten die EU-Kommissarin Emma Bonino und ihre Delegation und hielten sie stundenlang fest. Einige Begleiter sind geschlagen worden. Die Situation war bedrohlich und unberechenbar, sagte Bonino.
Anfang September 1997 verboten die Taliban-Milizen den Ärzten, Frauen medizinisch zu behandeln. Patientinnen mit ansteckenden Krankheiten oder schweren Schußverletzungen bzw. Frauen, die entbinden wollten, wurden nach Berichten der Initiative"Ärzte ohne Grenzen" aus den vier vorhandenen (Männer-)Kliniken gewiesen. Ab sofort darf kein weibliches Personal in den Kliniken arbeiten. Aber die afghanischen Männer weigern sich zu putzen oder Wäsche zu waschen. Es gibt nur eine Klinik für Frauen in Kabul. Sie hat sage und schreibe 45 Betten, kein fließend Wasser, ein Mikroskop und keinen funktionsfähigen OP-Saal. Die WHO will nun die Instandsetzung finanzieren.
Seit 1996 regieren die Taliban in der Hauptstadt Kabul und kontrollieren zwei Drittel Afghanistans. Viele Menschen ergriffen die Flucht vor den Fundamentalisten und verließen das Land.
1994 begann die Taliban-Bewegung, gegründet von fundamentalistischen Studenten, ihren Eroberungskrieg durch Afghanistan. Ihr Ziel ist die Errichtung eines islamischen Staates. Die Taliban sind Sunniten. Ihre Miliz entstand in Flüchtlingslagern in Pakistan, ihre Anhänger wurden in pakistanischen Koranschulen ausgebildet.
© Photo by RAWA
The decomposed body of a father with his baby on his chest,
found in a mass-grave out of tens of such graves uncovered in Kabul. Fundamentalists whipped up ethnic hatreds and perpetrated gruesome mass killings since their very first days of coming to power in April 1992. No fundamentalist party is innocent of such heinous crimes.
Von 1992 bis 1996 regierte nach dem Zusammenbruch der pro-sowjetischen Regierung der Mudschaheddin.
Afghanistan Pakistan Iran
Lebenserwartung (Jahre)
Stand: 1990 42,5 57,7 66,2
Kindersterblichkeit je 1.000 Geburten
Stand: 1991 165 101 44
Müttersterblichkeit je 100.000 Geburten
Stand: 1988 1.000 600 250
Trinkwasserzugang (% der Bevölkerung)
Stand: 1988-1990 21 50 89
EinwohnerInnen pro Krankenschwester
Stand: 1988-1990 8.900 5.040 1.150
Fernseher je 1.000 EinwohnerInnen
Stand: 1990 8 17 70
aus: Harenberg Länderlexikon `94/95
Die politischen Wurzeln der Terroranschläge in New York und Washington
Von der Redaktion
13. September 2001
aus dem Englischen (12. September 2001)
Die World Socialist Website verurteilt unzweideutig die Terroranschläge auf das World Trade Center und das Pentagon. Die Täter, die vier Passagierflugzeuge entführten und in fliegende Bomben verwandelten, haben sich des Massenmords schuldig gemacht. Auf der Grundlage einer solchen wahllosen, brutalen Vernichtung von Menschenleben kann nichts gesellschaftlich Progressives geschaffen werden.
Hinter diesen terroristischen Mordtaten steht eine tödliche Mischung aus demoralisiertem Pessimismus, religiösem und ultra-nationalistischem Obskurantismus und, auch das muss gesagt werden, übelstem politischen Opportunismus. Terroristische Organisationen gehen in ihrer Taktik - ungeachtet ihrer anti-amerikanischen Rhetorik - davon aus, dass willkürliche Akte grauenhafter Gewalt die herrschende Klasse in den USA zu einer Änderung ihrer Politik zwingen werden. Sie hoffen also letztlich auf einen Deal mit Washington.
Wie immer sie auch gerechtfertigt werden mag, die Methode des Terrorismus ist von Grund auf reaktionär. Weit davon entfernt, dem imperialistischen Militarismus schwere Schläge zu versetzen, spielt der Terrorismus denjenigen Kräften innerhalb des US-Establishments in die Hände, die solche Ereignisse begierig aufgreifen, um zu rechtfertigen, dass die herrschende Elite ihre geopolitischen und ökonomischen Interessen mit den Mitteln des Krieges verfolgt. Er untergräbt das Bemühen um die internationale Einheit der Arbeiterklasse und erschwert die Aufklärung der amerikanischen Bevölkerung über die Geschichte und Politik, die den Hintergrund zu den heutigen Entwicklungen im Nahen Osten bildet.
Wir verurteilen die terroristischen Gräueltaten vom Dienstag, doch dies bedeutet keinerlei Abschwächung unserer prinzipiellen und unversöhnlichen Opposition gegen die Politik der US-amerikanischen Regierung. Wer verstehen will, warum und weshalb es zu den gestrigen Ereignissen kam, der muss die historische und politische Rolle betrachten, die die USA, insbesondere in den vergangenen 30 Jahren, im Nahen Osten gespielt haben. Die hartnäckigen Versuche des amerikanischen Imperialismus, seine Kontrolle über die Ã-lressourcen dieser Region zu sichern, die unter anderem mit einer vorbehaltlosen Unterstützung für die Unterdrückung des palästinensischen Volkes durch den israelischen Staat verbunden war, hat die Vereinigten Staaten in schroffen Gegensatz zu den legitimen demokratischen, nationalen und sozialen Bestrebungen der arabischen Massen gebracht, die sich nicht ersticken lassen.
Unmittelbar nach den Ereignissen vom Dienstag haben Politiker und Kommentatoren die Amerikaner immer wieder beschworen, zu begreifen, dass die Zerstörung des World Trade Center gleichbedeutend mit dem Kriegszustand sei und dass sich die Vereinigten Staaten nun dementsprechend verhalten müssten. Tatsache ist jedoch, dass die US-Regierung im Nahen Osten bereits seit beinahe zwei Jahrzehnten in der einen oder anderen Form ganz direkt Krieg führt.
Abgesehen von der umfangreichen materiellen Unterstützung, die sie für israelische Militäroperationen gewähren, haben die Vereinigten Staaten seit 1983 nahezu ununterbrochen irgendein Land im Nahen Osten bombardiert. US-Bomber und/oder Kriegsschiffe haben den Libanon, Libyen, Irak, Iran, den Sudan und Afghanistan angegriffen. Seit nahezu zwölf Jahren führen die USA militärische Operationen gegen den Irak durch, ohne ihm je offiziell den Krieg erklärt zu haben. Die anhaltende tägliche Bombardierung des Irak wird in den amerikanischen Medien kaum erwähnt. Man hat nicht einmal versucht, die Gesamtzahl der Iraker zu ermitteln, die seit 1991 von amerikanischen Bomben getötet worden sind.
Wen wundert es angesichts dieser bestialischen Vorgeschichte, dass die Opfer nun zur Gegenwehr greifen wollen?
Dieselben Medien, die jetzt nach Blut schreien, haben den Einsatz von Gewalt stets begrüßt, wenn sie sich gegen ein Land oder Volk richtete, das den Interessen der USA vermeintlich im Wege stand. Wir erinnern nur an die Worte von Thomas Friedman, Kolumnist der New York Times, über die serbische Bevölkerung während der Bombenangriffe der USA 1999:"In Belgrad müssen alle Lichter ausgehen: jedes Kraftwerk, jede Wasserleitung, jede Straße und jede kriegswichtige Fabrik muss getroffen werden... Wir werden Euer Land zurückwerfen, indem wir es in Schutt und Asche legen. Wollt Ihr ins Jahr 1950 zurück? Bitte sehr. Oder soll es 1389 sein? Auch das können wir."
Die Außenpolitik der USA ist eine Mischung aus Zynismus, Brutalität und Verantwortungslosigkeit. Washington verfolgt einen Kurs, der in großen Teilen der Weltbevölkerung einen solchen Hass erzeugt, dass sich Rekruten für blutige Terroroperationen finden. In seltenen Momenten der Aufrichtigkeit geben außenpolitische Experten zu, dass das Vorgehen der Vereinigten Staaten Hass und den Wunsch nach Rache weckt. Während des Balkankrieges erklärte der ehemalige Außenminister Lawrence Eagleburger:"Wir bieten dem Rest der Welt das Bild eines Tyrannen, der am Schalthebel sitzt. Wir drücken auf einen Knopf, die Menschen draußen sterben, und uns kostet es nur den Preis einer Rakete... das wird sich in den kommenden Jahren in unserem Umgang mit dem Rest der Welt noch rächen."
Diese Einsicht hinderte denselben Eagleburger nicht daran, am Dienstag Abend zu erklären, dass die Vereinigten Staaten die Zerstörung des World Trade Center mit der sofortigen Bombardierung jedes Landes beantworten sollten, das möglicherweise etwas damit zu tun habe.
George W. Bushs Ansprache an die Nation am Dienstag Abend verkörperte die ganze Arroganz und Blindheit der amerikanischen herrschenden Klasse. Dutzende Millionen Menschen sehen in Amerika eben nicht"das strahlendste Leuchtfeuer der Freiheit und der Chancen auf der Welt", sondern den Hauptfeind ihrer demokratischen Menschenrechte und die Hauptquelle ihrer Unterdrückung. In ihrer Vermessenheit und ihrem Zynismus bildet sich die amerikanische herrschende Elite ein, sie könne rund um die Welt ihre gewalttätigen Unternehmungen betreiben, ohne damit zugleich die politischen Voraussetzungen für gewalttätige Racheakte zu erzeugen.
Unmittelbar nach den Angriffen vom Dienstag erklärten die amerikanischen Behörden und Medien wieder Osama bin Laden für verantwortlich. Vielleicht haben sie Recht, wenn sie auch wie üblich keine Beweise für ihre Behauptungen anführen.
Doch der Vorwurf, dass bin Laden der Schuldige sei, wirft eine Menge beunruhigender Fragen auf. Angesichts der Tatsache, dass die USA bereits seit längerem dieses Individuum zum gefährlichsten Terroristen der Welt erklärt haben, dessen Bewegungen unter Einsatz modernster Technologie von einem riesigen Geheimdienstapparat minutiös verfolgt werden, stellt sich die Frage, wie bin Laden einen derart komplexen Angriff organisieren konnte, ohne entdeckt zu werden. Noch dazu einen Angriff auf denselben Wolkenkratzer in New York, der bereits 1993 Ziel eines seiner Anschläge war?
Der verheerende Erfolg des Angriffs würde in diesem Fall bedeuten, dass der Kreuzzug gegen den Terrorismus von Seiten der amerikanischen Regierung in erster Linie eine Propagandakampagne war, mit der die Gewalttaten des amerikanischen Militärs auf der ganzen Welt gerechtfertigt werden sollten, und weniger ein gewissenhaftes Bemühen um den Schutz der amerikanischen Bevölkerung zum Ausdruck brachte.
Darüber hinaus waren sowohl bin Laden als auch die Taliban-Mullahs (denen die USA seine Beherbergung vorwerfen) von der Regierung Reagan-Bush finanziert und bewaffnet worden, um in den 80-er Jahren prosowjetische Regierungen in Afghanistan zu bekämpfen. Wenn sie tatsächlich an den Operationen vom Dienstag beteiligt waren, dann haben die CIA und das politische Establishment in Amerika diejenigen Kräfte gezüchtet, die für den brutalsten Angriff auf amerikanische Zivilisten in der Geschichte der USA verantwortlich sind.
Die Eskalation des US-Militarismus im Ausland wird unweigerlich mit verstärkten Angriffen auf demokratische Rechte im Inland einhergehen. Die ersten Opfer des Kriegsfiebers, das jetzt geschürt wird, sind die Amerikaner arabischer Abstammung, die infolge der Medienhysterie bereits mit Morddrohungen und anderen Einschüchterungsversuchen konfrontiert sind.
Mit der Forderung nach einer Kriegserklärung stellen jetzt Politiker sowohl der Republikanischen als auch der Demokratischen Partei ein umfassendes Vorgehen gegen Gegner der amerikanischen Außenpolitik in Aussicht. General Norman Schwarzkopf, der 1991 den Einmarsch der amerikanischen Truppen in Irak befehligte, brachte die Ansichten eines großen Teils der politischen und militärischen Elite zum Ausdruck, als er im Fernsehen erklärte, dass der Krieg gegen vermeintliche Unterstützer des Terrorismus nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb der USA geführt werden müsse.
Nichts anderes als die Politik der USA, die von den strategischen und finanziellen Interessen der herrschenden Elite bestimmt wird, schuf die Voraussetzungen für den Alptraum vom Dienstag. Die jetzt von der Bush-Regierung erwogenen Maßnahmen - der Präsident drohte, man werde"nicht unterscheiden zwischen den Terroristen, die diese Taten begingen, und denjenigen, die ihnen Unterschlupf gewähren" - werden nur weiteren Katastrophen den Boden bereiten.
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