Gern noch mal meine Einschätzung, hier schon ganz unten ausführlich gepostet:
1. Zur Zeit die Phase der sog. prädeflationären Inflation. Unterscheidet sich von der generell staatsinduzierten Infla der 70er Jahre (ATH: 1980). Diese Infla ist im wesentlichen privatinduziert (kreditgeldfinanziert). Dies ist ganz deutlich in den USA, weniger deutlich in euro-11. Dort kommt als weiterer"Schub" noch der gefallene Euro dazu (= verteuerte Importe; und - wesentlicher - die verbilligten Exporte, die jenen neuen"Aufschwung" prodzierten, den wir gerade erleben dürfen). In USA und euro-11 münden beide logisch in der bekannten Preis-Lohn-Preis-Spirale, in Staaten ohne Gewerkschaftskartell weniger, in anderen, z.B. BRD eher mehr.
2. Signale von der Notenbank (Fed bereits diverse Male, EZB noch zögerlich), das nicht mitzumachen, Zinserhöhungen also. Dadurch allgemeine Kreditverteuerung, begleitet von inverser Zinskurve (GB seit langem, USA ab 3-Monatsgeld, euro-11 noch nicht)."Zinsängste" schwappen auf die Börse über, dort seit jeher klarer Zusammenhang zwischen Zinsen und Kursen (Hintergrund"fundamental": höhere Zinsen = höhere Kosten usw.).
3. Erste dauerhafte Einbrüche an den Finanzmärkten wie z.Zt., was u.a. auch (!) dazu führt, das sich die Kreditkosten allesamt erhöhen. EK durch Aktienausgabe kostet nix, FK durch Bankkredite aber 'ne Menge (Prime Rate USA: 9,5 %!). Wie wollte Ron Sommer jetzt wohl noch eine Kapitalerhöhung durchziehen?! Dadurch slowdown der Geschäftsaktivitäten, sinkende Erträge, Gewinnwarnungen usw. (Nokia usw.). Die Einbrüche werden tiefer.
4. Börse gilt als vorlaufender Indikator der Wirtschaft allgemein: sechs bis 9 Monate. Unsicherheit und Unruhe steigen. Irgendwas ist"anders", nicht mehr so wie"früher". Einwärtsspirale setzt langsam ein. Preise können da immer noch steigen.
5. Börse schon ziemlich weit weg von ATHs, aber noch frohgemut ("jetzt aber kaufen!"). Realwirtschaft wird schwächer, Teilbereiche, die vom Aufschwung nicht erreicht wurden, da binnenorientiert (Bau, Einzelhandel), tauchen weiter ab. Erste"Überraschungsmeldungen" (Pleiten, Schieflagen).
6. Preisauftrieb verlangsamt sich. Notenbanken aber noch nicht"überzeugt", halten Zinsen (wie immer übrigens) zu lange oben bzw. senken zu spät. Preiseinbrüche auf breiter Front (Sonderangebote, Nullzins-Finanzierungen usw.).
7. Geldwert beginnt zu steigen - die kritischste Phase überhaupt. Immer zögerlicheres Verhalten der Verbraucher, die ohnedies, soweit Aktionäre, vorsichtiger bei Cash-Dispositionen geworden sind. Noch weitgehend gute Beschäftigungslage (der Arbeitslosen-Sockel ist natürlich geblieben), aber Unternehmer werden missmutiger. In dieser Phase große CRASH-Gefahr, falls die Börse bis dahin überhaupt gehalten hat bzw. nur immer wieder schubweise nach unten zuckelte.
8. Deutliche Konjunktureinbrüche. The chicken came home to roost (die Hühner sind in den Schlag zurückgekehrt und setzen sich auf ihre Stangen nieder), alter Farmerspruch aus dem Middle West.
9. Rezession startet (in USA seit ca. 110 Monaten nicht mehr erlebt). Verwunderung, Überraschung, starke Nervosität ("was ist denn da los?"). Preise fallen deutlich, z.T. schubweise.
10. Deflation. Jetzt müssen die Schulden (privat und staatlich), die aus jüngster, älterer und uralter Zeit stammen, abgearbeitet werden. Siehe Japan heute. Einer reißt den anderen in die Tiefe.
11. Deflationäre Depression, Muster 1930 ff. Und JETZT erst darf die Frage gestellt werden: Defla oder Infla? Defla wäre das normale Muster, siehe nochmals Japan seit 1990, es kann auch versucht werden,"anzukurbeln" - das wird das Elend aber nur hinauszögern, denn die alten Schulden verschwinden ja nicht und die gleich hohen Guthaben noch weniger. Erstere drücken, zweite wollen bedient werden. Gläubigerfraktion, da am Ruder, vehement gegen inflationäre Programme des Staates (Geldabwurf durch Hubschrauber, Beispiele der Monetarismus-Päpste Friedman, Krugman et. al.)
Das ist die BRÜCKE. Und erst wenn wir dort sind, werden wir entscheiden, ob wir über sie gehen oder nicht. Heute haben weitere Mutmaßungen keinerlei Sinn. Ich favorisiere zwar (weil Notenbanken letztlich Staatsmonopole und jederzeit auszuhebeln) das hyperinflationäre Szenario (Beispiele in der Geschichte noch und noch), aber wer weiß. Bis zu dem Punkt, da wir die Brücke sehen, werden ca. 2 bis 4 Jahre vergehen (historische Erfahrung, z.B. Dt. Reich 1930-33). Vielleicht geht's auch viel schneller.
Vorausgesetzt wir sind wirklich irgendwo oben zwischen 1 bis 5. Nur leider gilt nach den Regeln der Finanzmathematik:"Soft landings","Stabilität auf hohem Niveau" und derlei Quatsch kann es niemals geben. Denn schon heute (!!!) ist absolut klar, was alles morgen fällig wird, übermorgen, in einer Woche, in einem Monat, einem Jahr...
Das ist der Kapitalismus, alias der durch permanenten Schuldendruck vorwärts gepeitschte"Debitismus")...
Grüße
d.
PS: Gestern"Tatort" gesehen? Für mich als Katholiken und als Teilnehmer der Oberammergauer Passionsspiele von 1950 zwar ekelerregend (jedes Tabu muss in der finalen Phase gebrochen werden, siehe mein Le-Bon-Posting heute). Aber interessant war doch der Passus, wo der"reichste Mann" des Ortes zugeben musste, dass sein Hotel und sein Sägewerk pleite seien."Pleite" heisst nun aber nicht - wird immer wieder verwechselt! - nichts mehr haben, sondern so verschuldet zu sein, dass ein Ausweg nicht mehr in Sicht ist (ausser Kriminalität, Suizid,"Familie auslöschen" und derlei Tragödien mehr).
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