Möllemann: Israel muss sich zurückziehen 
 
 Vorwurf des"Staatsterrorismus" bekräftigt 
 
 
 Der Chef der nordrhein-westfälischen FDP, 
 Jürgen Möllemann, hat am Dienstag (9. Oktober 
 2001) die Bildung eines eigenen 
 Palästinenserstaates befürwortet. Israel müsse 
 sich entsprechend der UNO-Resolutionen auf 
 seine Grenzen von 1967 zurückziehen und die 
 besetzten Gebiete für die Palästinenser räumen. 
 Möllemann sprach sich des Weiteren dafür aus, 
 dass Ost-Jerusalem zur Hauptstadt des 
 Palästinenser-Staates erklärt werden sollte. Die von Israel besetzten Golan-Höhen 
 sollten an Syrien zurückgegeben werden, sagte der stellvertretende FDP-Chef 
 gegenüber der"Rheinischen Post". Zudem bekräftete Möllemann seine 
 Forderung nach einer Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Nahost: 
"Da säßen Falken und Tauben zusammen am Vehandlungstisch, und nur so kann 
 es eine Lösung geben."  
 
 Kritik zurückgewiesen 
 
 Er war vergangene Woche in den Nahen Osten gereist, um dort mit 
 hochrangigen Politikern über die Bekämpfung des Terrorismus und eine 
 Friedensregelung für den Nahen Osten zu reden. Wie er über bestimmte 
 Handlungen in der Region denkt, hat er vor dieser Reise nochmals geäußert. Er 
 warf Israel Staatsterrorismus vor:"Die israelische Regierung hat eine Liste mit 
 Namen von Palästinensern veröffentlicht, die ermordet werden sollen. Darauf 
 beziehe ich den Vorwurf des Staatsterrorismus", bestätigte Möllemann seine 
 Meinung in einem Interview auf den Webseiten der"Frankfurter Allgemeinen 
 Zeitung" am Samstag (06.10.01). Sein Statement löste in allen politischen Lagern 
 heftige Kritik aus.  
 
 Am Dienstag bekräftigte er seinen Vorwurf des"Staatsterrorismus". Es könne 
 nicht sein, dass Israel eine"Tötungsliste" mit Namen hochrangiger 
 PLO-Vertreter zusammenstelle und diese auf offener Straße liquidieren lasse. 
 Kritik seitens des Zentralrats der Juden an seiner Position wies er zurück. Der 
 Vorwurf, er würde Israel das Recht abstreiten, sich gegen Attentäter zu wehren, 
 sei"absurd".  
 
 Zentralrat der Juden hatte Distanzierung der FDP gefordert 
 
 Beim Zentralrat der Juden in Deutschland hatte die Beschuldigung Israels heftige 
 Kritik hervorgerufen. Der Vize-Präsident des Zentralrates, Michel Friedmann 
 forderte den FDP-Bundesvorsitzenden, Guido Westerwelle, auf, sich von den 
 Äußerungen Möllemanns zu distanzieren. Friedmann sprach gegenüber der 
 Berliner Tageszeitung"von einer Fehlleistung: Israel müsse sich verteidigen 
 gegen menschenverachtenden, brutalen und feigen Attentätern dieser Welt. 
 Wenn Möllemann das nicht begriffen hat, disqualifiziert er sich endgültig davon, 
 in der Politik ernst genommen zu werden."  
 
 Löhrmann:"Außenpolitisch disqualifiziert" 
 
 Wird Möllemann mit seinen Ansichten auf erfolgreiche 
 Gespräche in Nahost hoffen können?"Mit dieser 
 Aktion hat sich Herr Möllemann für jegliche 
 außenpolitischen Aktivitäten disqualifiziert", erbost sich 
 Sylvia Löhrmann, Fraktionsvorsitzende der Grünen in 
 NRW, gegenüber wdr.de. Während die 
 Bundesregierung versuche, die Gespräche zwischen 
 der israelischen und palästinensischen Seite wieder in 
 Gang zu bringen, seien solche einseitigen Meinungen 
 nur kontraproduktiv, so Löhrmann weiter."Es gibt auf 
 beiden Seiten Gewalt und ich verurteile jede Aktion des 
 Blutvergießens, doch jetzt darf man nicht einer Partei die Türe zuschlagen", 
 mahnt die Grünen-Politikerin.  
 
 Söffing:"Nur eine pointierte Bezeichnung" 
 
 Jan Söffing, Vize-Präsident des Landtages in 
 NRW und Parteikollege Möllemanns, findet 
 gegenüber wdr.de beschwichtigende Worte: 
"Herr Möllemann wollte mit dieser Aussage 
 darauf hinweisen, dass Terrorismus nur mit 
 rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden darf", 
 ergreift Söffing das Wort für seinen gescholtenen 
 Partei-Chef. Er hätte solche Worte zwar auch 
 nicht gewählt, doch könne er verstehen, wie 
 Möllemann es gemeint hat."Man sollte diese Aussage nicht überbewerten und 
 zuviel hinein interpretieren", gibt Söffing zu bedenken. Sicher wolle Möllemann 
 damit nicht die Bemühungen der Bundesregierung um den Friedensprozeß in 
 Israel unterlaufen.  
 
 Müntefering:"Sehr sensibles Thema" 
 
 Auch Franz Müntefering kann die 
 Möllemann-Äußerung nicht gut heißen. Es 
 handele sich um ein sehr sensibles Gebiet und so 
 überlegt der SPD-Generalsekretär auch sehr 
 genau, was er auf die Anfrage von wdr.de 
 antwortet." Ich meine, dass Herr Möllemann 
 angesichts der Entwicklungen in den letzten 
 Wochen besonders vorsichtig sein muss mit 
 dem, was er sagt", erklärt Müntefering 
 schließlich. Israel sowie die Palästinenser müssten ihren Beitrag zum Frieden 
 leisten, doch man könne Israel keinen Vorwurf machen, wenn es sich gegen 
 Angriffe wehre.  
 
 Reul:"Das Maß ist überschritten" 
 
 Auf Seiten der CDU kommt keinerlei Verständnis für 
 den Liberalen auf."Herr Möllemann hat sich hier voll 
 im Ton vergriffen", ärgert sich der Generalsekretär der 
 nordrhein-westfälischen CDU, Herbert Reul. 
 Möllemann sei bekannt dafür, dass er für jeden Gag zu 
 haben sei, aber dieses Verhalten sei nicht mehr 
 akzeptabel. Möllemann gefährde die Gemeinschaft der 
 freiheitlichen Staaten, die versuchen den Terrorismus 
 zu bekämpfen."Wir brauchen jetzt Politiker, die für 
 Ruhe und Vernunft sorgen und nicht noch Ã-l ins Feuer 
 gießen", sagt Reul wdr.de.  
 
 Was Möllemann auf seiner zweiwöchigen Reise durch den Nahen Osten 
 erreichen wird, bleibt abzuwarten. wdr.de hätte den Fraktionsvorsitzenden gerne 
 selber zu seinen Vorwürfen gegen Israel befragt. Aber Pressesprecher Michael 
 Block blockt ab. Die Termine Möllemanns in Saudi-Arabien ließen keine Zeit für 
 ein Interview."Ein Staat darf sich niemals auf die Ebene von Verbrechern 
 stellen. Ein Staat, der hingeht und sagt, wir klagen nicht mehr an, wir beweisen 
 nicht mehr, wir verurteilen nicht mehr, sondern: wir richten ohne 
 rechtsstaatliches Verfahren hin - raubt sich seiner Legitimation der Überlegenheit 
 gegenüber den Verbrechern", so Möllemanns Stellungnahme gegenüber Faz.net. 
"Die Position steht weiterhin fest und dem ist nichts hinzuzufügen", ließ 
 Möllemann WDR.de über Block ausrichten.  
 
 
 
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