Verdacht auf Milzbrand-Erreger in Brief an
US-Senatspräsident
Erste Verbindung zwischen Milzbrand-Fällen und
Terroristen entdeckt
Der demokratische Mehrheitsführer des US-Senats, Tom Daschle, hat einen möglicherweise mit Anthrax verseuchten Brief bekommen. Mitarbeiter des Senators, die mit dem verdächtigen Pulver in dem Schreiben in Berührung kamen, werden behandelt. Diese Mitteilung von US-Präsident George W. Bush verstärkte in den USA die Nervosität und Alarmstimmung über die Serie von Milzbrand-Attacken.
Bush sagte, bisherige Anzeichen deuteten beim Daschle-Brief auf Anthrax-Erreger hin. Über die Gefährlichkeit des Briefinhalts sollten weitere Tests Aufschluss geben.
Mindestens 13 Menschen in drei Bundesstaaten waren zuvor mit den gefährlichen Erregern in Berührung gekommen und drei zweifelsfrei angesteckt worden. Das Weiße Haus will im Kongress 1,5 Milliarden Dollar für den Kauf von Antibiotika und andere Programme zur Bekämpfung eines möglichen Bioterrorismus beantragen.
Führt die Spur zu Bin Laden?
Die US-Behörden gehen immer intensiver der Frage nach, ob der Terroristenführer Osama bin Laden hinter der Serie von »Milzbrand-Briefen« steht. Bush sagte, bisher gebe es dafür keine »harten Beweise«, doch seien Bin Laden und seine Helfer als Täter nicht auszuschließen.
Verbindung zu Flugzeugentführern?
Unterdessen hat das FBI möglicherweise eine Verbindung zwischen den Milzbrandinfektionen in Florida und den mutmaßlichen Terroristen vom 11. September gefunden. Wie die Zeitung »Miami Herald« berichtete, vermietete die Ehefrau des Herausgebers der »Sun« zwei Wohnungen an zwei mutmaßliche Flugzeugentführer, die während der Terroranschläge getötet wurden.
Die »Sun« gehört zum Verlagshaus American Media, wo sieben Mitarbeiter mit dem gefährlichen Erreger in Kontakt kamen. Nach dem Zeitungsbericht bestätigte das FBI, dass die Ehefrau des Herausgebers Michael Irish als Maklerin zwei Wohnungen in Delray Beach nördlich von Boca Raton an Hamza Alghamdi und Marwan al-Shehhi vermittelte.
Keine übereilten Schlüsse
Beide sollen an Bord des Flugzeuges gewesen sein, das in den zweiten Turm des World Trade Centers in New York raste. »Jetzt gibt es eine Verbindung zwischen der Ehefrau des Herausgebers und den Terroristen«, sagte FBI-Sprecherin Judy Orihuela. Das FBI ziehe daraus aber keine übereilten Schlüsse.
»Im Moment sieht es nach einem Zufall aus«, erklärte sie. Einer der infizierten Mitarbeiter von American Media erlag dem Milzbrand. In New York erklärte Bürgermeister Rudolph Giuliani, bei den Ermittlungen zu dem Milzbrand-Anschlag auf den US-Fernsehsender NBC seien drei weitere Personen mit Sporen des Erregers in Berührung gekommen.
Thompson: »Terroristischer Akt«
US-Gesundheitsminister Tommy Thompson sieht in dem Versand der Briefe eine terroristische Handlung. »Es ist eindeutig ein terroristischer Akt, Anthrax per Post zu verschicken«, sagte Thompson am Sonntag im Fernsehen. Anthrax kann als biologischer Kampfstoff verwendet werden.
Der stellvertretende Botschafter Taliban in Pakistan, Suhail Schaheen, wies die Ansicht zurück, dass Bin Laden für die Milzbrandfälle in den USA verantwortlich sei. Die USA machten einen Fehler, sich allein auf Bin Laden zu konzentrieren, sagte er. Das erlaube allen anderen terroristischen Organisationen, ihre Ziele zu verfolgen. »Amerika hat viele Feinde, offen und geheim.«
Milzbrand-Alarm in aller Welt
Am Wochenende waren weitere mögliche Fälle von Milzbrand aus aller Welt gemeldet worden, darunter aus Hawaii, Australien, Wien und England. Die Meldungen erwiesen sich entweder als falsch oder wurden noch untersucht. Weil auch in Belgien Briefe mit weißem Puder auftauchten, will die Regierung dort jetzt schärfer gegen die Absender vorgehen. »Diese Witzbolde sollten wissen, dass ihnen Gefängnisstrafen drohen«, sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Laurette Onkelinx.
Quelle:heute.online
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