Ach, ein freier Tag, wie schön, doch plagen mich wieder die altbekannte Fragen:
Wo komm ich her, wo geh ich hin, wo gibt´s das nächste Bier? Und was ist Gold?
Macht es Sinn, was ich tu?
Es lässt meinem Herzen keine Ruh.
Ich hab` ja keine Lust, den ganzen Tag Gewaltmetall herzustellen. Aus meinem Gold stellen sie Dolche her, mit denen sie sich umbringen. Wie machen sie das eigentlich mit so weichem Material? Sie zahlen Banditen, die dafür die Königinnen vergewaltigen? igitt?
Soll ich kündigen und in die Aluminiumproduktion wechseln?
O könnt ich doch nur Verstand erspinnen
Mal was g´scheits ersinnen!
Der Zweifel nagte an mir so gewaltig, doch da las ich das posting von Reinhard und mir wurde warm ums Herz.
Weg von der Sklavenmentalität, der Urschuld hin zur Gemeinschaft freier Menschen und Eigentümer. Welche kraftvolle Ästhetik, welch hoffnungserfüllende Vision!
So ein Gold will ich spinnen, sprach ich!
Und frisch machte ich mich ans Werk und erkannte grundlegende Irrtümer, die den Menschen den klaren Verstand umnebeln.
Wie kann mein Gold immer das gleiche sein, wo doch nicht einmal ich, der ich es spinne, der gleiche sein kann?
Und ich ließ vor meinem inneren Auge meinen Tag noch einmal vorüberziehen. Ich erwachte auf meinem Lager, küsste meine Frau, streichelte meinen Hund, stand auf, grüßte den Postboten und kaufte bei der Bäckerin ein.
Dann erschien diese schreckliche Vision, in der ich immer der gleiche war. Ich erwachte, küsste die Frau, dann den Hund, dann den Postboten und zum Schluss die Bäckerin. Igitt.
Und mir ward klar, welche Täuschung die Vorstellung eines übergreifenden „ich“ doch ist, wo „ich“ doch nie derselbe bin, sondern mich aus so viel verschiedenen Mustern und Rollen zusammensetze, die so verschieden voneinander sein können. Wie kann ich immer „so“ sein? Und wenn das nicht geht, wie kann meine Sicht über eine Sache „so“ sein.
Verehrter Märchenfreund, Du wirst meine Erleichterung vielleicht nicht auf anhieb verstehen, aber wäre ich immer „so“ und die Dinge, die ich betrachte, wären immer „anders“, dann müsste ich ja entweder mich ändern (aber wie soll das gehen, wenn ich immer „so“ bin), oder ich müsste Berufsrevolutionär werden, um das „anders“ auch zu „so“ zu machen.
Erleichtert wie ich war, beschloss ich, dass mein Gold auch nicht „so“ sein kann. Da ich, Gott sei Dank, „mal so, mal so“ bin, soll mein Gold es auch sein.
Kraft meines Beschlusses (und wer sollte die Macht haben, das zu ändern), erkläre ich, das mein Gold das Gold der Ästhetik und des freien Eigentümer ohne Sklavenmentalität ist.
Wenn ich es verkaufe, so steht es dem neuen Eigentümer frei, dies jederzeit wieder zu ändern, denn mein Gold kann ja „mal so, mal so“ sein, wie ich auch.
Da ich somit multifunktionales Gold besitze, erlaube ich mir, einen Aufschlag zum Marktpreis zu verlangen, bzw. es einfach zu behalten, da vielleicht nicht alle dieses wunderbare neue feature gleich verstehen können.
Erleichtert über diesen Erkenntnisgewinn, mache ich mich nun wieder an mein Spinnrad und grüße das Forum mit einem befreiten Prost.
R.
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