frama hat mich ermuntert, seine Gedanken zum o. g. Thema hier zu übernehmen.
Es folgt sein Text (Quelle: http://www.f19.parsimony.net/forum33934/messages/975.htm)
Einleitung
In Board von Jürgen Küßner findet z.Z. eine angeregte Diskussion über das obige Thema statt. Diesen möchte ich ein
paar interessante Gedanken beisteuern und hier zur Diskussion anbieten.
Zum Thema
Gehen wir die Sache nicht wie die meisten bisherigen Beiträge von den Einzelaktien an, sondern von der
Massenpsychologie.
Im Index sind immer die bekanntesten Aktien der jeweiligen Zeit vertreten, welche dadurch auch einen hohen
Bekanntheitsgrad bei der gesamten Bevölkerung haben.
Sie werden erst in den Index aufgenommen, wenn Sie die stürmischste Wachstumsphase hinter sich haben und werden
herausgenommen, bevor der endgültige Abstieg droht, d.h. wenn sie nicht mehr zu den Größten gehören. Dieses
Verfahren finde ich in Ordnung, da so die Psychologie der Marktteilnehmer immer auf die größte Marktbreite trifft.
Betrachtet man also die technischen Analyseverfahren - u.a. auch Elliott-Wave - als Interpretation der Psychologie der
Massen, so kann und muss man die Auswechslung von Aktien im Index sogar ausschließlich begrüßen! Wird denn die
Psyche des Gesamtmarktes noch ausreichend widergespiegelt, wenn nach 20 oder 30 Jahren 50% der Unternehmen
nicht mehr unter den ersten 300 Unternehmen des Landes sind?
Also niemals den Index auf Einzelaktien beziehen, sondern als Widerspieglung der Erwartung der Massen für die
Wirtschaft (größte Aktien) des jeweiligen Landes, dabei ist es egal wie der Index zusammengesetzt und verändert wird,
wenn dies in vernünftigen Relationen (nicht zu oft, breite Streuung über viele Branchen) geschieht und dies scheint mir
bei der Auswechslung der DAX-Kandidaten der Fall zu sein!
Kommen wir zu den geläufigsten Gegenargumenten, wie der Index wird dadurch gepuscht und nach oben manipuliert.
Ich denke eher das Gegenteil ist der Fall. Wenn die Spekulation einsetzt, welche Kandidaten ausgetauscht werden bzw.
nachdem es bekannt ist, finden schon größere Umschichtungen vor der NEUGEWICHTUNG statt, welche zur Folge
haben, dass die Absteiger nach unten gestuft werden, d.h. aus den den Index nachbildenden Fonds herausgenommen
werden und durch die Mehrzahl der Anleger verkauft werden. Die Kurse der künftigen Kandidaten werden dagegen
massiv nach oben gepuscht.
Was passiert somit am Tag X? Ein Austausch einer stark überverkauften Aktie gegen eine überkaufte Aktie und dies
stellt zu mindestens eine gewisse Kompensation gegen die verbesserten Wachstumsperspektiven des Neulings dar!
Als Beispiele der neueren und künftigen Zeit wären zu nennen:
Japan:
Integration der Technologieaktien (... und danach erfolgte der Indexabsturz, da u.a. gerade diese Technologieaktien vor
der Neuaufnahme massiv gekauft wurden).
Deutschland:
Kurz vorm Höhepunkt des"Schweinezyklus" der Halbleiterindustrie wurden mehrere Siemensableger integriert, d.h. in
dem Moment, wo weltweit Chipfabriken gebaut werden und künftige Überkapazitäten jetzt schon abzusehen sind
(denkt man ein oder zwei Jahre weiter). Dabei muss man nicht einmal von einer Wirtschaftsabschwächung ausgehen um
dieses Szenario erfüllt zu sehen!
MLP kommt in den DAX - ein gewöhnlicher Finanzdienstleister mit begrenzten Wachstumschancen. Schaut man auf die
Kursverfünfachung der Aktie in den letzten 3 Jahren, wenn dies den Index in der Zukunft nicht mal drückt. Und wer
kommt raus? Adidas nach der Konsolidierung und geviertelten Kurs oder Karstadt/Quelle mit mehr als einer Halbierung
der Aktie!
D.h., Aktien welche den Index schon geschwächt haben verschwinden und Aktien, welche schon vom Kurspotenzial
schon relativ ausgepowert sind kommen hinzu.
Ich denke, dies dürfte sich mit dem neuen Wachstumspotenzial der Neueinsteiger zu mindestens die Waage halten!
Zusammenfassung
Der Index spiegelt die größte Wirtschaftskraft des jeweiligen Landes zur jeweiligen Zeit wider. Die Psychologie der
Massen schätzt die Wirtschaft des Landes ein und dies ergibt letztendlich den entsprechenden Indexstand. Ein
gemäßigter Austausch einzelner Aktien hat letztendlich keinen signifikanten Einfluss auf Kursverlauf.
Analyseverfahren, welche von sich behaupten auf Phänomenen der Massenpsychologie (Butterfly-Charts, EW,...) zu
beruhen, können uneingeschränkt eingesetzt werden. Faktoren, wie Liquiditätsbereitstellung seitens der Notenbanken,
Zinspolitik, Preisentwicklung, Beschäftigungspolitik, Angst vor künftigen Entwicklungen werden allemal als bedeutender
von den Marktteilnehmern wahrgenommen als unternehmensbezogene Daten zu einzelnen Aktien, wie zu hohe KGV's
oder Buchwerte!
Zur Diskussion freigegeben!
frama von www.bau-platz.de/boerse.htm
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