Milzbrand-Sporen erstmals in Europa entdeckt
Vilnius/Washington (AP) Einen Monat nach Bekanntwerden der ersten Milzbrand-Erkrankung in den USA sind die gefĂ€hrlichen Erreger erstmals in Europa aufgetaucht. Ein Labor in Litauen bestĂ€tigte am Donnerstag, dass Milzbrand-Sporen an mindestens einem Postsack der US-Botschaft in Vilnius nachgewiesen wurden. Erreger wurden auch in den US-Staaten Missouri und Indiana gefunden, hunderte Kilometer von den bisherigen SchauplĂ€tzen entfernt. Im Staat New Jersey wurde bei einem weiteren Postangestellten der Verdacht von Hautmilzbrand geprĂŒft.
Die Laborleiterin der Gesundheitsbehörde in Vilnius, Kazimiera Rutiene, sagte der Nachrichtagentur AP, chemische Analysen hĂ€tten das Vorhandensein von Anthrax-Erregern in mindestens einem von fĂŒnf PostsĂ€cken bestĂ€tigt. MĂ€use, denen die verdĂ€chtige Substanz am Mittwoch injiziert wurde, seien am Donnerstagmorgen gestorben, sagte Rutiene. Die PostsĂ€cke kamen laut Botschaftsangaben direkt aus dem US-AuĂenministerium in Washington und wurden in Vilnius routinemĂ€Ăig untersucht. Die Befunde der anderen vier PostsĂ€cke wurden am (morgigen) Freitag erwartet.
Spuren von Milzbrand-Erregern wurden erstmals auch im Mittleren Westen entdeckt, hunderte Kilometer von den bisherigen SchauplĂ€tzen der AnschlĂ€ge entfernt. In Kansas City wurden bei Tests Anzeichen von Milzbrand-Sporen in einem Postamt gefunden. AbschlieĂende Untersuchungen standen am Donnerstag noch aus. In Indianapolis wurden Anthrax-Sporen an GerĂ€ten gefunden, die aus einem Postverteilzentrum in Trenton im Staat New Jersey verschickt worden waren. Im Staat Maryland tauchten Erregerspuren in vier GebĂ€uden der Lebensmittelbehörde (FDA) auf.
Ermittler schlossen nicht aus, dass Briefe mit den gefĂ€hrlichen Anthrax-Sporen andere Postsendungen verseuchen können. Wissenschaftler hatten eine solche"Kreuz-Kontaminierung" bislang fĂŒr Ă€uĂerst unwahrscheinlich gehalten. Justizminister John Ashcroft sagte, bislang gebe es bei den Ermittlungen keine Fortschritte.
Am Mittwoch hatten die AnschlĂ€ge mit Milzbrand-Erregern ein viertes Todesopfer gefordert. In New York starb eine 61-jĂ€hrige Krankenhausangestellte an Lungen-Milzbrand. Im Gegensatz zu den bisherigen Opfern arbeitete sie weder bei der Post noch bei Medien oder Regierungsbehörden. Bei einer Arbeitskollegin der Frau wurde der Verdacht auf Haut-Milzbrand geprĂŒft. In New Jersey war eine 51 Jahre alte Frau an Haut-Milzbrand erkrankt. Unterdessen wurde der Verdacht auf Haut-Milzbrand bei einem Postangestellten in New Jersey bekannt, der im Nachbarstaat Delaware lebt. Der Mann arbeitete auf einem Postamt in Bellmawr.
Bush fĂŒr schĂ€rfere Biowaffen-Kontrolle
US-PrĂ€sident George W. Bush forderte alle Staaten dazu auf, Verkauf, Erwerb und Produktion biologischer Waffen fĂŒr TerroranschlĂ€ge zu verbieten. In einer ErklĂ€rung hieĂ es, zudem mĂŒssten die Vereinten Nationen die Nachforschungen zu verdĂ€chtigen AktivitĂ€ten leiten. Die US-Regierung hatte sich bislang gegen die Schaffung einer internationalen Organisation gesperrt, die Anlagen kontrollieren soll, in denen Biowaffen hergestellt werden könnten.
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