Banken leiden unter faulen Krediten
Erhebliche Wertberichtigungen sind bei den deutschen Großbanken geplant, die Konjunkturkrise beschleunigt die Branchen-Konsolidierung
Frankfurt/Main - Die Zahl der faulen Kredite bei deutschen Banken nimmt dramatisch zu. Sowohl leitende Bankmanager als auch Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer gingen in einer Umfrage der WELT davon aus, dass sich das Wachstum bei der Kreditrisikovorsorge in den nächsten Monaten fortsetzen werde: „Wir waren uns im Sommer noch sicher, dass die Kredit-Risikovorsorge im inländischen Firmkundengeschäft unter dem Niveau des Vorjahres liegen würde“, sagte ein hochrangiger Banker. „Jetzt geht es viel schneller, als wir es für möglich gehalten hatten.“
Schon aus den neuesten Quartalszahlen der deutschen Großbanken ging hervor, dass die Rückstellungen für mögliche Problemkredite stark ansteigen. So erhöhte die Dresdner Bank alleine im dritten Quartal die Kreditrisiko-Vorsorge für das laufende Geschäftsjahr um 797 Mio. Euro auf nunmehr 1,36 Mrd. Euro. Alle vier deutschen Großbanken mussten mehr Rückstellungen machen als im vergangenen Jahr (siehe Tabelle): „Es gibt eine Ballung von Problemen, die wir nicht erwartet hatten“, sagte ein Firmenkundenspezialist.
Als Gründe für die verschlechterte Bonität der Schuldner nennen die Banker vor allem die konjunkturelle Lage, die sich seit den Terroranschlägen am 11. September rapide verschlechtert habe. „Vor allem die Exportwirtschaft ist betroffen, weil die Weltwirtschaft stärker als früher im Gleichklang läuft“, hieß es. Zudem hätten viele Unternehmen mit strukturellen Umbrüchen und der Nachfolgefrage zu kämpfen. Die Krise könne nun dadurch verstärkt werden, dass die Banken Ihre Kreditvergabe grundsätzlich einschränkten.
Rechnungslegungsexperten verweisen darauf, dass bei der Kreditrisiko-Vorsorge ein Spielraum bestehe: „Jedes Haus hat seine eigene Politik“, sagte Edgar Löw vom Wirtschaftsprüfer Arthur Andersen. Einige Banken tendierten dazu, sehr schnell Rückstellungen zu bilden, während andere Häuser auf Grund ihrer schlechten Ertragslage hohe Rückstellungen vermieden.
Die meisten Branchenbeobachter bezweifelten, dass die deutschen Banken schon bald die Risikovorsorge auflösen und als Gewinn realisieren könnten: „Das Kreditrisiko ist eine der großen Sorgen, die ausländische Investoren bei deutschen Banken haben“, sagte Stuart Graham, Analyst bei der Investmentbank J.P. Morgan.
Branchenvertreter erwarten, dass der höhere Abschreibungsbedarf im Firmenkundengeschäft die Konsolidierung im Bankensektor beschleunigt: „Die Risikovorsorge ist ein Treiber für die anstehende Bereinigung“, sagte Thomas Groß von der Unternehmensberatung Boston Consulting. Zahlreiche Banken hätten in den vergangenen Jahren nicht ausreichend in ihr Risiko-Management investiert. „Sie werden jetzt auf dem falschen Bein erwischt.“
Vor allem kleine Häuser sind bedroht. So gibt es zahlreiche Genossenschaftsbanken und Sparkassen, die der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestausstattung mit Eigenkapital sehr nahe sind. Auch wenn die Schieflage nicht so schlimm ist wie bei der Schmidt-Bank, könnten zahlreiche Institute durch Kreditausfälle Probleme mit dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen bekommen. „Wir haben ein Strukturkrise in unserer Branche“, sagte ein Bankvorstand.
Unterdessen sind Details zur Auffanglösung für die Schmidt-Bank bekannt geworden. So wird die Bayerische Landesbank 22 Prozent der Mehrheitsbeteiligung der Familie Schmidt übernehmen, während die vier Großbanken sich zu jeweils 19,5 Prozent beteiligen werden.
gruss mcmike
<ul> ~ http://www.diewelt.de/daten/2001/11/20/1120wi296916.htx</ul>
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