Der Vortag brachte erneut deutliche Kursanstiege, sowohl in Europa als auch in den USA. Nahezu alle intakten Aufwärtstrends in den derzeit beurteilten Aktienindizes weltweit setzten sich damit fort. Eine Vielzahl
von neuen Bewegungshochs wurde generiert. Soweit zeigen sich die technischen Analysten der Deutsche Bank zufrieden. Auch Wieland Staud von Staud Research bleibt optimistisch für den Markt. Nur Marcel Mußler von Mußler-Briefe empfiehlt gesunde Skepsis und fürchtet eine große Bullenfalle. Der aktuelle, aufwärts aus-gerichtete und seit dem 21. September gültige,Bewegungsimpuls sei weiterhin intakt und werde durch die Markttechnik bestätigt, erklären die Techniker der Deutsche Bank. Zu beachten gelte hierbei lediglich, daß sich dieser mittlerweile von unten her an die jüngst angepaßte obere Begrenzungslinie des sekundären Abwärtstrends herangeschoben habe. Dieser verlaufe aktuell im Bereich um 5.300 Punkte. Er falle täglich tiefer und bilde lediglich eine Signallinie. Der DAX stoße in Regionen vor, die den meisten Marktteilnehmern noch von
der Zeit vor September bekannt seien. Er werde von einem wechselhaften Bewegungsmomentum begleitet. Die Analysten äußern die Vermutung, daß sich der DAX aktuell möglicherweise nach oben hin etwas schwerer tun werde. Auf der Oberseite lägen nur Orientierungsmarken, da hier kaum mit nennenswertem alten Widerstand zu rechnen sei. Diese Marken wären in dem Niveau um 5.300, 5.455 und bei etwa 5.570 Indexpunkten zu finden. Aktuell verlaufe hier die angesprochene Trendlinie des sekundären Abwärtstrends.Punktgenauigkeit solle hier nicht vorausgesetzt werden. Es seien nur die Regionen, in denen die Wahrscheinlichkeit steigenden Angebots höher sei als auf anderen Niveaus. Nach unten hin orientieren sich die Marktexperten aktuell an den Marken von 5.047, 5.005 sowie 4.860 Zählern. Dies sei die aktuell gültige und erst kürzlich wieder angepaßte untere und steigende Trendbegrenzungslinie des aktuell gültigen Aufwärtstrends. Die charttechnischen Schlüsselunterstützungen seien derzeit die Bereiche um 4.676 bis 4.648 Punkte. Sollten diese unterschritten werden, müsse man das strategische Marktbild wohl neu diskutieren - unter Beachtung der dann gültigen mittelfristigen Bewegungsdynamik. Nachdem nun das Kursziel bei 5.100 Punkten auch per Schlußkurs überstiegen sei, richten die Analysten ihr nächstes Kursziel auf 5.300 Zähler aus. Hier verlaufe die sekundäre,
fallende Trendbegrenzungslinie. Dennoch sei ein kurzfristiger Impuls- richtungswechsel durchaus denkbar. Noch laufe alles wie am Schnürchen, doch ein Test der 5.000er Marke sollte nach Meinung der Analysten bald ins Haus stehen. Sie raten ihren Anlegern, weiter auf der Long Seite investiert zu bleiben. Aus Trading-Gesichtspunkten heraus sollte man die Position im Bereich um 5.100 Punkte absichern und ein Kursziel von aktuell 5.300 Indexpunkten definieren. Für Wieland Staud von Staud Research verdient vor allem der Sprung des
DAX-Futures über den mit zahlreichen Widerständen gespickten Staubereich von rund 5.150 Punkten Respekt. Auch ohne die zum Wochenschluss ausgebliebene Schützenhilfe der Wall Street konnte er seinen Aufwärtstrend dynamisch fortsetzen. Immerhin handle es sich hierbei um eine langfristig geprägte, von vielen Marktteilnehmern beachtete Hürde. Es sah so aus, als sei auf diesem Niveau das Potenzial zunächst erst einmal limitiert. Vor allem die klar zyklischen Titel der Chemie- und Autobranche entpuppten sich als
Zugpferde, was auf eine erwartete Konjunkturwende hindeute. Daher sieht Staud keinen Grund, seine für die unmittelbare Zukunft positive Einschätzung zu ändern. Das Klassenziel stelle der für eine zugleich auch auf mittelfristiger Zeitebene wieder positive Sichtweise analytisch entscheidende Konsolidierungstrend dar. Er liege bei rund 5.440 Punkten. Auch wenn sich die Dynamik etwas verlangsame, ließen sich derzeit keine nennenswerten, auf einen Abbruch der Aufwärtstendenz deutenden Signale ausmachen. Das Marktrisiko und das aktuelle Konsolidierungspotenzial sieht Staud mit Werten von 4.440 sowie 4.630 Punkten auf den bekannten Niveaus. Der DAX habe die Woche mit einem charttechnischen Paukenschlag eröffnet. Er sei aus der schon in der vergangenen Woche ständig thematisierten Keilformation nach oben ausgebrochen, erklärt Marcel Mußler von Mußler-Briefen. 75 Prozent dieser Keile würden gegen die Trendrichtung aufgelöst, was auch noch einmal zeige, welche Stärke dieser Ausbruch demonstriere. Das sei echter Kaufdruck, befindet der Techniker. Die
Liquiditäts- und Benchmarknöte seien weiter voll aktiv. Normalerweise habe der Markt es mehr am Ende großer Trends mit solchen Intensitätsphänomenen zu tun. Dagegenhalten zu wollen, erwies sich zunehmend als äußerst ungesund. Per Definition sei der DAX jetzt wieder oder immer noch long. Und zwar genau so lange, wie es nicht zu einem Rebreak unter die obere Keilbegrenzung bei 5.130 Punkten komme.Mußler bleibt dennoch skeptisch. Er müsse zugeben, im Markt nicht mitzugehen. Auch wenn dies inzwischen schon etwas mit Durchhalteparolen" zu tun habe. Es sei sogar weniger die inzwischen wieder massive kurzfristige Überkauftheit, die in solchen Fällen zeitweise durchaus einmal zweitrangig wäre. Es sei vor allem der US-Markt, der gewaltig störe. Denn der
vergleichbare Ausbruch werde von dort nicht bestätigt. Er frage sich, ob der DAX die Wall Street führe.
Er könne nur davor warnen, denn bewährt habe sich diese Haltung selten,beteuert Mußler. Der S&P500-Index sei nach der kurzen Seitwärts-konsolidierung erneut an der oberen Keilbegrenzung bei 1.149 Punkten hängen
geblieben. Unter diesem Aspekt sei es"äußerst mutig vom DAX", so nach oben davonzupreschen und auch oben zu bleiben. Was aber, wenn der letzte antizyklische Short wieder zu sei und Amerika nicht ausbreche? Solange die US-Märkte nicht nachzögen, befürchtet Mußler daher eine Bullenfalle für den DAX. Zudem gebe es immerhin klare charttechnische Parameter. Das nächste, aber ernstzunehmende Widerstandsthema bringe der flache mittelfristige Abwärtstrend bei 5.300 Punkten. Dann komme das Tief aus dem März bei 5.350
Punkten und schließlich die Horizontale bei 5.450 Punkten. Nach unten sei
das Pullback an die obere Keilbegrenzung bei 5.130 Punkten das elementare Thema. Darunter dürfe der DAX jetzt nicht mehr schließen. Ein Rebreak wäre ein bekannter Klassiker, der dann gewöhnlich sogar richtig umfangreiche Gewinnmitnahmen auslöse. Der Trading-Stop liege damit sehr eng, was strategisch für die Longseite spreche. Vorsichtige Warnzeichen ergäben sich allerdings schon dann, wenn der kurze Aufwärtstrend bei 5.165 Punkten verloren gehe.
20.11.2001/gmh/rib/ros
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