Das fand ich gerade bei Systemfehler. Da Cal nächsten Monat den Oldy besuchen wird, schreibe ich dann vielleicht auch etwas über ihn.
Argument gegen zentral kontrolliertes Geld
[Ich lege keinen Wert auf Copyright. Der Leser möge meine Ausführungen nach eigenen Vorstellungen abändern und unter seinem oder ihrem Namen weitergeben. Ich habe selber nur Ideen von anderen aufgenommen und selbst verarbeitet. Die Ideen eines Indexes für Wertstabilität ähneln denen von Lietaers Terra und ich bekenne, dort ein wenig abgeschrieben zu haben.]
Dies ist eine persönliche Begründung gegen staatliches sowie von einer Zentralbank herausgegebenes Geld. Ich habe keine klare Antwort darauf, wie eine dritte Alternative aussehen könnte, denke aber, dass das Chaordische Modell (Wortschöpfung aus CHAos und ORDnung, siehe auch Chaordic.org) die wahrscheinlichste Anwort ist. Bei einem Chaordischen Modell wären die lokalen Währungs-Ausschüsse den Leuten gegenüber verantwortlich und könnten mit der Ausgabe neuen Geldes betraut werden. Sie erheben eine Stempelgebühr wie von Gesell vorgeschlagen, die ein wenig wie eine Verkaufsteuer dient (jedoch mit wichtigen Unterschieden!) und die Verwaltungskosten abdecken könnte. Die Währungsausschüsse würden alle einen Algorithmus anwenden, der den konstanten Wert mit der Prokuktion realer Güter und Rohstoffe verbindet. Beachten Sie hierfür die historischen Modelle für eine Indexbildung und Studien über Kaufkraftparität. Diese URL führt zu einem Modell für konstanten Wert von Ralph Borsodi; andere Modelle wurden weiterentwickelt: Algorithmus von Borsodi. In den 1930er Jahren schrieb Irving Fisher einen Vorschlag zur Stabilisierung des Gold-Dollars, indem er ihn auf ähnliche Weise mit einem Warenkorb von Rohstoffen verknüpfte. Auch Riegel machte einen ähnlichen Vorschlag. Keines dieser Modelle führte eine Stempelgebühr nach dem Prinzip der Liegegebühr ein. Mein eigener Aufsatz gibt einen etwas breiteren Überblick: Theoretical Essay on the Nature of Money.
Ich begründe meine Ablehnung des staatlichen Geldes damit, dass die Zentralisierung der Geldschöpfung einfach zu wichtig und zu mächtig ist, als dass sie in den Händen einer einzigen Gruppe liegen dürfte. Es wurde noch kein Mensch geboren, der genügend ehrlich ist, um dies nicht für seinen eigenen Machtgewinn und zur Ansammlung realer Güter und Eigentum zu gebrauchen. Der einzige Grund, weshalb dies auf den Kanal-Inseln (zwischen England und dem Kontinent) nicht geschehen ist, liegt meiner Vermutung nach einfach darin, dass diese Inseln ziemlich klein sind und mit geringer Bevölkerung, so dass die Aktivitäten der Regierungsbeamten kein Geheimnis waren und weiterberichtet wurden.
Kriegerische Abenteuer wurden im Lauf der Geschichte immer wieder unternommen, wenn irgendeine Gruppe ausreichende Kontrolle über ein Land erhielt. Es macht keinen grossen Unterschied, welche Art von Regierung das war, ob republikanisch, faschistisch, diktatorisch oder was immer. Die Menschen haben einen Geburtsfehler: gib ihnen zu viel Macht ohne die Möglichkeit, alles genau zu überblicken, dann werden sie versuchen, die totale Macht über alles zu bekommen, was in ihren Blick kommt. Das scheint mir etwas zu sein, was schon genetisch angelegt ist. Wo ein solcher Vorgang einmal beginnt, folgen automatisch die hierarchischen Strukturen; und die Führung wird sich am Ende das Recht nehmen, jeden in ihrem Herrschaftsbereich ohne lange zu fragen zu töten, während die anständigen Menschen sich abwenden und in die andere Richtung schauen.
Ich setze mich für Formen gegenseitigen Kredits und einer dezentralen Ausgabe von Geld ein. Die Gründe dafür sind, diesen sehr mächtigen Institutionen die zentrale Kontrolle zu nehmen. Wenn erst einmal ein Modell geschaffen wurde, das einfach und klar genug ist, so dass einfache Menschen damit umgehen können, wird seine Ausbreitung nicht mehr aufzuhaltenden sein.
Die Modelle für Ersparnis und Investition kamen direkt aus dem Gold. Menschen, die einen Münzenhort ansammeln konnten, wurden zu Finanziers. Dieses Grundmuster ist schwer zu überwinden, aber lassen Sie mich nur die Richtung andeuten ohne alle Details. Die ganze Gesellschaft beruht auf einem Netzwerk gegenseitiger Unterstützung. Niemand kann tatsächlich in die Vergangenheit zurückgehen, um wirkliche Rohstoffe, Güter und Dienstleistungen wieder zu gewinnen und heute zu benutzen. Gold als Geld zerstört das Prinzip des Geldes als stellvertretendes Dokument der Realität, weil es FAST DER EINZIGE aller Rohstoffe ist, der schon in der Vergangenheit existierte ohne zu verderben. Dies ist der grundlegende Punkt, auf dem alle Wucherei und alle selbstreflexiven Prinzipien der Wirtschaft aufbauen.
Geld ist ein gesellschaftlich akzeptiertes System der Dokumentation, das in der Realität erlaubt, mit einem Stellvertreter für Tauschobjekte zu handeln.
Der Investment-Makler, der ein Gesell-Geld verwendet, wird Liquidität zuweisen. Der Zeitwert des Geldes wird dann als künftiger Verlust der Verwendbarkeit dargestellt, was die Realität präziser wiedergibt. Es wird keine Sparkonten geben. Es wird jedoch Ansprüche auf künftige Produktionen von anderen geben, die auf Zuwendungen von Geldflüssen für produktive Unternehmen beruhen. Deshalb ist es wichtig, sich auch damit zu beschäftigen, was die Wirtschaftler des Dritten Weges sagen. Sie gehen auch in dieselbe Richtung, aber ohne das Währungssystem zu ändern. Sie beschäftigen sich mit der Schaffung von Kapitaleigentum der Arbeiter nach einem Plan von Kelso. Gesell-Geld würde den Vorgang antreiben und vereinfachen. Statt der Vorstellung von gehortetem Geld, das dann verliehen wird, ähnelt der neue Vorgang eher der Steuerung eines Geldflusses.
Zwei Beispiele aus der Realität mögen das Gesagte illustrieren. Das eine beschreibt eine Strassenreparatur, während der Strassenverkehr weiterfliesst. Die Fahrzeuge werden nicht angehalten, sondern einfach umgeleitet. Das zweite Beispiel beschreibt den Umbau einer Kläranlage, in die das Wasser weiterhin einfliesst, während die Umbauarbeiten an der Anlage weitergehen. Der Investment-Makler, der Gesell-Geld verwendet, kontrolliert einfach einen Strom.
Übrigens, weil ich gerade von einer Kläranlage spreche - das erinnert mich an einen Ausspruch von Dennis Weaver in der Western Serie ›Gunsmoke‹:"Geld ist wie Dünger. Wenn du es aufhäufst, fängt es an zu stinken, aber verteile es, dann wächst alles." Das ist ein treffender Vergleich für den Unterschied zwischen dem Wuchergeld, das vom Gold herkommt und dem Gesell-Geld, das mit einer Liegegebühr ausgestattet ist.
Cal Schindel
[Übersetzung: Robert Mittelstaedt]
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