US-Konzerne
Flut neuer Massenentlassungen
Mitten in der Vorweihnachtszeit geben US-Großkonzerne massive Stellenstreichungen und Entlassungen bekannt. Viele Beschäftigte glauben, dass es noch schlimmer kommt.
AP
Arbeitslosen-Schlange in Manhattan: An einem Tag 17.000 Stellenstreichungen verkündet
New York - Während die US-Konzerne neue Quartalszahlen vorlegen und Analysten über die Ergebnisse des Gesamtjahres spekulieren, versuchen die Unternehmer zu beruhigen. Allerdings nicht ihre Mitarbeiter, sondern die Börsianer und Aktionäre. Da eignet sich die Ankündigung massiver"lay-offs" hervorragend, um eisernen Willen zum Sparen zu dokumentieren. So kann es sogar passieren, dass die Kurse auch in einem düsteren Börsenumfeld klettern. Das war am Donnerstag bei Qwest der Fall - einem der drei Top-Unternehmen, die laut Mitteilung vom Donnerstag beim Arbeitsplatzabbau noch einmal die Gangart verschärfen.
Bei Qwest, einem alten Hoffnungsträger der Telekommunikationsbranche, sollen im Sommer 2002 nur noch 55.000 Stellen übrig sein - heute arbeiten 62.000 Mitarbeiter für den Konzern aus Denver. Schon im September hatte Qwest angekündigt, 4000 Mitarbeiter gehen zu lassen, nun hat CEO Joseph Nacchio nachgelegt. So hofft er, Verluste und reduzierte Prognosen für die Wertpapierhändler verdaulich zu machen. Denn gleichzeitig mit den Sparplänen musste Nacchio andere Hiobsbotschaften bekannt geben: Der Nettoverlust je Aktie dürfte im laufenden Jahr bis zu 2,38 Dollar pro Aktie betragen, die Umsätze fallen weiter, die geplanten Investitionen werden um mehr als eine Milliarde Dollar gekürzt.
Die Kosten steigen, die Mitarbeiterlisten schrumpfen
Auch der größte US-Krankenversicherer Aetna ist für seine 37.000 Mitarbeiter kein sicherer Arbeitgeber mehr: Weil bei dem Dienstleister Jahr für Jahr weniger Kunden versichert sind, hat sich der ganze Konzern eine Schrumpfkur verordnet: Insgesamt 6000 Stellen fallen weg, 4400 Betroffene werden gefeuert. Wer gehofft hatte, dass die 5000 Stellenstreichungen vom vergangenen Dezember ausreichen würden - er wurde enttäuscht.
Im Januar hatte Aetna noch 19,3 Millionen Kunden, jetzt sind es 17,5 Millionen. Und es dürfte noch schlimmer kommen: Weil der Konzern aus Hartford, New Jersey, angesichts steil ansteigender Kosten im Gesundheitswesen die Prämien nach oben schraubt, dürften noch mehr Versicherte abspringen. Schon bald dürfte Aetna nur noch die Nummer zwei auf dem Markt für Krankenversicherer sein. Trotz aller Sparprogramme kommt Aetna aber aus den roten Zahlen nicht heraus. In diesem Geschäftsjahr dürfte der Verlust pro Aktie bei 1,93 Dollar liegen. Allein im letzten Quartal machte Aetna 50 Millionen Dollar Verlust.
Job-Killer mit Umsatzproblemen
Mit einem Tagesverlust von über neun Prozent wurde der dritte große Jobkiller, das Pharma-Unternehmen Bristol-Myers Sqibb, an der Wall Street regelrecht abgestraft - und das, obwohl Bristol bekannt gab, schon 4000 Jobs"eliminiert" zu haben. Besonders hart hat es dabei die Tochter DuPont Pharmaceutical getroffen, die Bristol erst im Oktober gekauft hat.
Auch bei den New Yorker Arznei-Experten wird es aber auf absehbare Zeit nicht finanziell aufwärts gehen. Im nächsten Jahr verliert Bristol sein Exklusivpatent für das Diabates-Medikament Glucophage - einer seiner wichtigsten Einnahmequellen. Nach eigener Prognose werden die Umsätze im kommenden Jahr deshalb um 6,6 Prozent fallen. Die Angst um den Job dürfte für die Bristol-Mitarbeiter also noch lange zum Alltag gehören.
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