>Ich möchte in den nächsten Tagen einen Leserbrief betreffend dieses Thema an die FAZ schicken und würde mich auf kritische Anregungen, sachliche Kritik, aber auch Zustimmung Eurerseits freuen.
Ja, Leserbriefe, sehr gut & vernünftig. Das werden wir jetzt intensiver pflegen.
>Nehmen wir an, der Gesamterlös beziffere sich auf 80 MRD. DM.
>Diese 80 Mrd. sollen komplett für die Schuldentilgung des Bundes verwandt werden. Hierdurch, so die landläufige Meinung (z.B. wiederholt in FAZ zum besten gegeben), entstehen zukünftige Zinsersparnisse beim Bund von rund 4 Mrd. DM per annum. Diesen Betrag kann man nun zusätzlich verausgaben, z.B. für bessere EDV-Ausstattung der Schulen (Buhlmann), Klimaschutz (Trittin), öffentliche Zukunfts"investitionen" (Eichel). Natürlich stellen auch alle möglichen und unmöglichen"Sozial"politiker ihre Forderungen nach (noch) großzügigeren Ausgaben.
Diese Unfug muss sofort gestoppt werden. Bester Vorschlag (wie beim englischen"sinking fund system"): Mit den eingesparten Zinsen ebenfalls Staatspapiere zurückkaufen und die jeweiligen Zinsersparnisse der folgenden jahre ebenfalls dazu nutzen, Staatspapiere zurückzukaufen und immer weiter. Dann wirkt der Zinseszins auch mal in die Gegenrichtung. Genau das ist das"sinking fund system". Hat in GB glänzend funktioniert (18. Jh.).
>Dem geneigten StaatsBÜRGER stellen sich angesichts dieser, von StaatsDIENERN in die Welt gesetzten, von der Presse mal wieder unkritisch übernommenen Zahlenspielchen, einige Fragen:
>wo in dieser Milchmädchenrechnung bleibt die Berücksichtigung der zukünftigen Steuerausfälle aus Ertragssteueraufkommen der Telekommunikationsunternehmen (auf die dottore zurecht hingewiesen hatte)?
Um diesen Betrag natürlich die Staatsausgaben gleich wieder senken, da die benötigten Einnahmen weggefallen sind.
>Unter der positiven Annahme, daß kein Unternehmen wg. dieser Kosten pleite geht und unter der weiteren Annahme, daß die Unternehmen einem 40%-igen Ertragssteuer-Grenzsteuersatz unterliegen, sinken hierdurch alleine die zukünftigen Ertragssteuereinnahmen des Bundes um 32 Mrd. DM!!!
Ja einmalig. Aber ich weiß nicht, wie die Lizenzen wertberechtigt werden. Voll im Jahr des Erwerbs? Über 5 Jahre? Zehn gar?
>wo bleibt die Berücksichtigung der zu erwartenden Wachstumsminderung (=Minderung der Penetrationsgeschwindigkeit der neuen Technologie), die sich aufgrund höherer Nutzungsgebühren für UMTS-Dienste einstellen dürfte: weniger Beschäftigte (=weniger Steuereinnahmen und weniger"Sozialversicherungs"beiträge) sowie höhere Kaufkraftabschöpfung (=Einkommenseffekt) der UMTS-Nutzer (und somit weniger verfügbare Kaufkraft für andere Güter und Dienste und somit auch in anderen Branchen weniger Steuer- und Beitragseinnahmen)?
Das Argument sticht nicht. Es wird immer bei Einführung von technischem Fortschritt gebracht. Es kann so sein, muss aber nicht. Geht zu stark von einem statischen Verständnis der Wirtschaft aus (= Nullsummenspiel, oder wie die Gewerkschaften sagen: Das Geld kriegen wir oder die Unternehmer, dass beide mehr kriegen können, wird gern übersehen).
>Aus Sicht der Unternehmen: unter welchen Prämissen lohnt sich der Lizenzerwerb zu diesen gigantischen Preisen? Pro Kopf der Wohnbevölkerung in Deutschland werden 1.000 DM für die Lizenz gezahlt - die Infrastrukturausgaben der Unternehmen sollen sich nochmals auf fast denselben Betrag belaufen. Rechnen die bietenden Unternehmen ernsthaft mit einer UMTS-Handy-Penetrationsrate von 85% der Wohnbevölkerung (oder rechnen sie analog Ron Sommer mit seinen 220 Mio. potentiellen Kunden in USA mit 80 Mio. Usern?).
Das wäre töricht, ist aber nicht das Problem des Gemeinwesens, sondern der UMTS-Firmen und der sie refinanzierenden Banken. Selbst wenn die UMTS-Fritzen pleite gehen, verschwinden die Kapazitäten ja nicht, sie werden für den Danach-Erwerber nur billiger (altes Problem: neues Hotel rentiert sich für den Erstbesitzer nie; danach aber kann man sehr gute Geschäfte machen).
>Wie hoch kalkulieren sie den *durchschnittlichen* Monatsumsatz aller User? Daß es ein paar Durchgeknallte geben wird, denen diese Services einen Tausi im Monat wert sein werden, betreite ich nicht.
Für premiere geben sie 1000 DM im Jahr aus. Das Publikum kann sehr, sehr preiselastisch sein.
>Jedoch: wievielen Schülern und Jugendlichen wird angesichts von fast 5 DM Gebühr für das Herunterladen einer einzigen Minute Video aufs winzige Handy-Display von den Eltern der Geldhahn abgedreht werden?
Meinen Kids sicherlich sofort. Solche Mätzchen finanziere ich nicht.
>Last but not least: wer kann den Bietern mit einigermaßen Sicherheit gewährleisten, daß in den nächsten 5 Jahren nicht eine andere Technologie aufkommt und diese gewaltigen Beträge als Synonym für ein gigantisches Geldverbrennen in die Geschichte eingeht?
Die ganze Telekommunikationsbranche wird es sehr schwer haben, auf die Beine zu kommen. Wir werden Telekom noch zu 10 kaufen und Mobilcom bei 25. Oder tiefer.
>Die Hinweise auf diese Risiken scheinen sich ja bereits jetzt zu verdichten, die Existenz anderer, wesentlich kostengünstigerer Verfahren erscheint zumindest keineswegs ausgeschlossen.
Bin nicht vom Fach, kann es mir aber gut vorstellen, vgl. die Causa Haenel.
>Wem fällt noch die eine oder andere zu bedenkende Implikation, die sich aus der Versteigerung der Lizenzen zu Mondpreisen ergibt, ein? Anregungen werden dankbar entgegengenommen und verarbeitet! Danke. Im übrigen eine kleine Ermutigung an alle: die Chancen auf Veröffentlichung von Leserbriefen in großen Tageszeitungen stehen weitaus besser als man annehmen sollte (eigene Erfahrung)
Stehen sehr gut!
>Grüße von
>non olet (an dottore: ja, auch dies stinkt mir:-))
Mir auch. Ich finde es dennoch besser, Staatsschulden durch private zu ersetzen, statt sie stumpfsinnig hochzubuchen.
d.
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