Lieber Herr Hannich,
es wird zwar nichts bewirken, aber ich will trotzdem nochmals auf Ihre Fragen eingehen - gewissermaßen als Weihnachtsgeschenk. Sie schreiben:
Das hat wenig mit Rechthaberei zu tun. Bitte gehen Sie doch einmal auf die Punkte ein:
a) Eine wachsende Wirtschaft muß mit einer ebenso wachsenden Geldmenge unterfüttert werden, sonst fallen die Preise und es kommt zur Wirtschaftskrise. Dies ist bei Gold-Geld nicht möglich (da die Goldförderung nicht beliebig ausgeweitet werden kann), weshalb eine Goldwährung automatisch immer in einer Krise enden muß. Dazu kommt noch, daß Gold, sprich Geld, ständig aus dem GEldkreislauf verschwindet, weil die Sammelleidenschaft des Menschen dazu führt, daß ständig Gold, sprich Geld, vergraben wird. Folge: Ständige Deflation.
Antwort: Die Geldmenge muss sich gar nicht ändern. Sie kann ruhig über viele Jahrhunderte konstant bleiben. Das Metermaß muss auch nicht geändert werden, wenn die Häuser größer werden. Sie haben recht, daß in diesem Fall langfristig die Preise fallen, und zwar etwa in Höhe des Wirtschaftswachstums von etwa 2-3% p.a., aber das wäre kein Problem. Niemand übt Kaufzurückhaltung aus, weil das Geld 2-3% mehr wert wird pro Jahr, ebenso wenig wie jetzt zusätzlich kauft, wegen 2% Inflation. Auch für die Schuldner wäre das kein Problem, weil die Nominalzinsen praktisch gegen null gehen würden.
Nun wächst aber die Goldmenge überraschenderweise über viele Jahrhunderte mit etwa 2-3% p.a. so dass eine Unze Feingold von 1400 bis 1914 (bis zur Aufhebung des Goldstandard) praktisch eine konstante Kaufkraft aufwies. Es gab dazwischen Schwankungen infolge von Kriegen, aber Gold kehrte immer wieder zur alten Kaufkraft zurück (goldene Konstante). Das Argument, dass Gold gehortet würde und dies zur Deflation führe, ist schon so oft widerlegt worden (u.a. auch in meinem Buch), dass ich es mir hier spare.
b) Goldwährung bedeutet Verlust der staatlichen Souveränität, damit Abhängigkeit der Nationen und der Völker vom weltweiten Goldmonopol.
Antwort: Zur Souveränität gehört nicht Geldmanipulation mit Staatsgeld. Geld sollte nicht in den Händen des Staates liegen, der sein Geldmonopol immer wieder missbraucht hat. Gold wird weltweit erzeugt. Ein Goldmonopol gibt es noch weniger als ein Ã-lmonopol.
c) Nicht Inflation, sondern Deflation und rückgängige Geldmenge ist das Hauptproblem. In einer Inflation läßt sich leben, niemand wird arbeitslos etc - eine Deflation führt jedoch automatisch zu Verelendung, Massenarbeitslosigkeit, Unruhen und Krieg. Goldgeld führt dabei zwangsläufig zur Deflation, mangels Anpassungsmöglichkeit an die Produktion.
Antwort: Die Plage der Menschheit war immer zuviel wertloses Geld (Inflation) und eigentlich nie Geldmangel (Deflation). Einen Geldmangel kann es eigentlich gar nicht geben. Wie man in Argentinien sieht, erzeugen die Menschen das Kreditgeld notfalls selbst. Ein Tauschmittel wurde immer gefunden. Allenfalls gibt es einen Mangel an Kredit, weil das Vertrauen zerstört ist, und genau das kann es wiederum bei Gold nicht geben.
1930 ff. war die Folge einer vorangegangenen extremen Geldvermehrung durch Verschuldung. Die riesigen Schulden (infolge des 1.Weltkrieges) wurden faul und das führte zu einer riesigen Geldvernichtung (Schuldenvernichtung). Vor genau der gleichen Situation stehen wir jetzt auch wieder. Riesige Schuldenberge werden faul und abgeschrieben und damit verschwindet das Geld, das aus diesen Schulden bestand. Denn alles Geld besteht heute ausschließlich aus Schulden. Je mehr Schulden, desto mehr Geld ist da. Wenn die Schulden verschwinden, verschwindet auch das Geld. Die Deflation (Schuldenbereinigung), die jetzt ins Haus steht, kann man dem Gold jedenfalls nicht in die Schuhe schieben.
d) Goldgeld hat in der Geschichte zu unzähligen Kriegen geführt, weil die Länder ständig durch Eroberungen versuchen mußten, die schwindende Geldmenge zu erhöhen.
Antwort: Die Geldmenge muss nicht erhöht werden (siehe oben). Raubkriege sind auch wegen Ã-l, Land, Frauen, Vieh etc. geführt worden.
e) Gold an sich ist wertlos. Der"Wert" kommt nur durch Psychologie zustande.
Antwort: Stimmt - aber das genügt auch. Das ist bei einem Picasso, oder einem Gedicht nicht anders. Was ist der Wert von Weihnachten?
Frohes Fest.
R.Deutsch
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