Na gut Reinhard,
in gebotener Kürze haben sich Ecki und Euklid ja schon geäußert und dem, was vor allem Ecki schreibt ist wenig hinzuzufügen.
Da das Ganze aber vermutlich ein Übung für oder gegen Neomarxisten o.ä. sein soll, kann es auch gern etwas ausführlicher geschehen.
>These 1:
>Eigentum bedeutet Ausschluß.
Dieser Satz macht keinen Sinn; denn im Umkehrschluss würde er bedeuten: Alles, wovon ich nicht ausgeschlossen bin, kann kein Eigentum sein. Damit würden Straßen, Plätze, Flüsse, Rathäuser usw. kein Eigentum sein, was aber falsch ist. Sie gehören irgendeiner öffentlichen Hand.
"Ausschluss" würde auch voraussetzen, dass jeder buchstäblich ausgeschlossen ist. Damit wäre aber jede Nutzung von Eigentum unmöglich, z.B. Vermietung, Verpachtung. Demnach würde jeder, der ein Mietshaus zum Eigentum hat, jeden, der es benutzen möchte (gegen Miete) ausschließen, was aber nicht der Fall ist.
Eigentum, das sein Betreten, seine Nutzung, seine Inbesitznahme (!) durch andere ausschließt, kann keinerlei soziale (jemand anderen"ausschließen") oder wirtschaftliche Bedeutung haben. Es ist so irrelevant wie das Privat-WC der Königin von England, von dessen Benutzung der Rest der Welt auch ausgeschlossen ist.
Außerdem wird nicht zwischen Eigentum und Besitz unterschieden. Obwohl meine Wohnung nicht mein Eigentum ist, kann ich den Eigentümer meiner Wohnung vom Betreten meiner Wohnung, die ich selbst nur besitze, jederzeit ausschließen.
Wenn ich mir bei Herrn Sixt ein Auto leihe, das zweifelsfrei Herrn Sixt bzw. seiner AG als Eigentum gehört, hat Herr Sixt keinerlei Handhabe, mir den Besitz des Wagen streitig zu machen. Es muss also heißen:
Besitz bedeutet Ausschluss.
Das Recht zum"Ausschluss" hat immer nur der Besitzer (der mit dem Eigentümer identisch sein kann), was sich u.a. schon daraus ergibt, dass nicht zwei Leute gleichzeitig das selbe Auto fahren oder auf dem selben Platz im Kino sitzen können.
Der erste Satz ist also schon komplett daneben.
>Alles was man so braucht (Lebensmittel, Wohnung, Bücher etc.), muß man in unserer Gesellschaft kaufen.
Wieder ins Gegenteil gewendet: Alles, was man so braucht, sollte man eben so erhalten können, ohne es kaufen zu müssen. Der"Brauchende" hat also einen Anspruch auf freie Lieferung, ohne es kaufen, d.h. bezahlen, d.h. gegen eigene erbrachte Leistung eintauschen zu müssen.
Damit entfällt automatisch die Produktion von Lebensmitteln, Wohnungen, Büchern etc., die über den Eigenbedarf hinausgeht. Denn weshalb sollte der Produzent etwas produzieren, das er nicht verkaufen kann, sondern kostenlos abgeben muss und zwar aus dem Grund, weil der andere es"braucht".
Dann muss sich der andere Lebensmittel, Wohnung, Bücher usw. selbst produzieren, was er gewiss tun wird, weil er diese Dinge ja"braucht".
>Es ist schon immer das
>Eigentum von jemand anderem.
Wieder Eigentum mit Besitz verwechselt. Außerdem"von jemand anderem": Warum stellt, was er braucht, nicht jener her, der nicht"jemand anderer" ist?
>So ist man in dieser Gesellschaft recht grundsätzlich von dem ausgeschlossen, was man eben
>braucht.
Hier wird mit einem"Grundbedürfnis" gearbeitet ("was man eben braucht"), auf dessen Erfüllung jedermann einen Anspruch hat (="nicht ausgeschlossen sein"). Aufgrund der Tatsache seiner Existenz hat der Mensch also einen Anspruch darauf, das, was er braucht, von anderen zur Verfügung gestellt zu bekommen. Dies werden die anderen aber nicht leisten.
Womit das, was jemand"braucht", aber nicht hat, überhaupt nicht in Erscheinung treten. Der Produzierende produziert für sich allein, wohnt in seinem Haus, in dem nur Platz für ihn selbst ist, liest die Bücher, die er sich selbst geschrieben hat - und fertig.
Der"Brauchende", der das selbe haben möchte, kann es nur durch Gewalt in seinen Besitz bringen.
>Wenn die Leute von den Mitteln ihres Bedarfs durch das Eigentum ausgeschlossen sind, dann geht es eben in dieser Gesellschaft nicht
>darum, die Leute mit dem Zeug zu versorgen, das sie so brauchen.
Sehr gut! Es gibt ein perfektes historisches System, wo die Leute mit allem versorgt wurden, was sie brauchten (Subsistenzmittel), ohne dass sie Eigentum an irgendetwas hatten, ihnen gehörte noch nicht mal das Gewand, das sie trugen: Das Inka-Reich. Dazu ausführlich Garcillasso de la Vega,"Royal Commentaries of the Yncas", London 1871.
Ähnlich der Vollkommunismus der deutschen Gemeinde"Amana" in Iowa bis zur Weltwirtschaftskrise. Dort gab es auch keinerlei Eigentum, selbst Löffel, Gabeln, Kämme, Schuhe, Strümpfe - alles gehörte allen.
>Sie sind ja gerade getrennt davon. Sondern dann geht es jedem
>darum, aus dieser Trennung einen Vorteil für sich herauszuschlagen. Der Bedarf der anderen ist dabei der Hebel.
Da es normalerweise selbst in unserem heutigen System nichts für nichts gibt, muss der mit dem Bedarf irgendetwas haben, was der andere, der das hat, was der Erste haben will, selbst nicht hat. Denn hätte er es, würde er es dem Zweiten nicht anbieten können. Der Zweite kann also mit genau dem gleichen"Hebel" arbeiten. Denn der Erste ist von dem, was der Zweite hat, genau so"getrennt" wie der Zweite von dem, was der Erste hat.
>Daß die Leute von den Mitteln ihres Bedarfs ausgeschlossen sind,unterstellt ein Gewaltverhältnis.
Falsch formuliert. Wenn überhaupt, dann"Mittel zur Befriedigung ihres Bedarfs", alles andere macht keinen Sinn.
Das"Gewaltverhältnis" besteht darin, dass derjenige, der etwas braucht, es sich nehmen darf, da es ihm der andere mit"Gewalt" vorenthält. Daraus ergibt sich, dass jemand, der z.B. sein Auto abschließt, Gewalt ausübt, während jemand, der mit dem Auto davon fährt, mit diesem Tun die Ausübung von Gewalt beendet.
>Daß Eigentum auf Gewalt beruht, heißt, daß es der Staat ist, der die Konkurrenzgesellschaft überhaupt einrichtet.
Konkurrenz besteht allenthalben in der Natur, vgl. zuletzt die Arbeiten von Franz M. Wuketits. Sie hat überhaupt nichts mit dem Staat zu tun, der bestenfalls dafür sorgen kann, dass es in der Konkurrenzgesellschaft nicht dazu kommt, dass jeder jeden beraubt, weil es immer einen gibt, der etwas hat, was ein anderer gerade"braucht".
>Wenn man an all die
>Gegenstände, die man zum Leben braucht erst dadurch kommen muß, daß man sie kauft, dann sind alle Güter zwar vorhanden, aber
>jeder, der sie braucht, ist erst einmal ganz grundsätzlich daran gehindert, sie zu benutzen.
Güter, die nicht zum Verkauf bestimmt sind, werden gar nicht erst hergestellt. Davon, dass alle Güter vorhanden sind, kann also keine Rede sein. Sie werden erst produziert, wenn der Produzent eine Chance sieht, sie auch zu vermarkten, d.h. einem anderen zu geben oder zur Nutzung zu überlassen, der ihm im Gegenzug etwas geben oder überlassen muss, was der Erstere eben nicht hat.
Da sich das Argument leicht umdrehen lässt (der Käufer hat etwas, das der Verkäufer nicht hat), ist es wertlos.
>Privateigentum ist die Trennung vom
>Lebensnotwendigen; die Verfügung, um die es in diesem Laden geht. buchstabiert sich nicht als Gebrauch, sondern als Ausschluß: Das
>ist ein Gewaltverhältnis.
Zum"Ausschluss" siehe oben. Er läuft darauf hinaus, dass die"Schuldfrage" umgedreht wird: Nicht derjenige übt Gewalt aus, der sich etwas, das ihm nicht gehört aneignet. Sondern derjenige, der das, was er hat oder produziert hat, dem anderen nicht von sich aus und freiwillig zur Verfügung stellt.
Es ist der alte Proudhon'sche Satz:"Eigentum ist Diebstahl" in neuem Gewande. Die Frage, wem denn Eigentum entwendet wurde, ist damit nicht beantwortet, also: Wer ist der Bestohlene?
>Diese Gewalt ist damit nichts Historisches, sondern Privateigentum besteht in nichts anderem als der Trennung; Gewalt ist dieser Sorte
>Reichtum immanent, tagtäglich hergestellt und aufrechterhalten durch die staatliche Garantie des Privateigentums.
Gewalt ist ebenso historisch wie die Entstehung des Privateigentums. Abgesehen davon: Würde das Privateigentum abgeschafft, wäre damit das Eigentum nicht abgeschafft, sondern es würde nur einen Eigentümerwechsel geben, von privaten Eigentümern hin zu einem Eigentümer namens"Gemeinschaft" oder, wie erst jüngst im Schwange"Volk" oder"Staat".
Dann haben alle, die etwas"brauchen" es nicht mehr mit einer Vielzahl von Eigentümern zu tun (die in Konkurrenz untereinander stehen und ergo unter dem Zwang die bestmögliche, d.h. die andere Marktseite möglichst optimal befriedigende Verwendung ihres Eigentums zu finden), sondern nur noch mit einem Herren, der dann im Range eines Gottkönigs (Pharao, Generalsekretär) steht und eine straffe Zentralverwaltungswirtschaft aufziehen muss.
In dieser Richtung lassen sich natürlich Gesellschaften konstruieren wie sie in der Geschichte oft genug so konstruiert wurden. Nur sollte man das dann offen fordern und und sich nicht hinter der Maske des"da sind welche 'ausgeschlossen' - wie ungerecht!" verstecken.
Kurz eine Liste von Zwangsverwaltungswirtschaften, die es in der Geschichte gegeben hat (außer Pharao-Ägypten, Inka-Reich und andere mesoamerikanische Staaten, wie die der Maja, Atzteken, Olmeken, Zapoteken etc.):
- Sumer, ca. -2100. Dazu die EB:"Die Wirtschaft war dem Staat unterstellt. Der größte Teil der urbaren Scholle war Krongut; die Arbeiter erhielten Zuteilungen von Getreide aus den königlichen Kornkammern..."
- Ägypten unter den Ptolemäern (-323 bis -30)Grund und Boden gehörte dem Staat, er besaß die Bergwerke, die Herstellung von Ã-l, Salz, Papyros, Textilien, selbst die Kleinhändler waren staatliche Agenten. Banken waren Staatsmonopol, jede Urkunde wurde besteuert.
- Rom unter Diokletian. Bekannt sein Preisedikt von 301. Und:"In jeder größern Stadt wurde der Staat zum mächtigsten Unternehmer, der die privaten Geschäftsleute um Kopfeslänge überragte und sie durch hohe Steuern auspresste." (zit. Durant, Lehren der Geschichte, 67).
- China mit mehreren Versuchen. Kaiser Wu Ti (-140 bis -87). Am Ende forderten sogar die Armen, der Erfinder der neuen Ordnung solle lebendig verbrannt werden. China unter Wang An-shi (1065 bis 1085). Sein Motto."Der Staat sollte handel, Industrie und landwirtschaft gesamthaft in die Hand nehmen, um den arbeitenden Klassen zu Hilfe zu kommen und sie vor Ausbeutung durch die Reichen zu schützen" (ibid. 69).
- Jesuitenstaat in Paraguay (1620 bis 1750). Von den Eingeborenen begrüßt und mehrmals tapfer verteidigt.
- Deutsche Versuche: Müntzer, Hans Hut, die Wiedertäufer in Münster.
- Die "Leveller" (Gleichmacher) in der Revolution Cromwells, die aber nicht zum Zuge kamen.
- Ansonsten alles Einschlägige nach 1917.
Es sieht inzwischen so aus, als werde das Pendel, das mächtig in Richtung"Kapitalismus" (der natürlich nur ein coupiertes System der freien Wirtschaft noch gewesen war) jetzt schneller wieder in Richtung Sozialismus ausschlagen als wir alle ahnen.
>These 2:
>Eigentum ist als Geld Zugriffsmittel auf den gesellschaftlichen Reichtum.
Geld ist heute kein Eigentum mehr (anders: Goldwährung), sondern eine Forderung bzw. basiert auf Forderungsketten.
>Es wird in unserer Gesellschaft für den Verkauf produziert. Das was produziert wird, zielt darauf ab, anderen Leuten Geld aus der
>Tasche zu ziehen.
Das ist alles (auch im Folgenden) sehr trivial. Natürlich wird für den Verkauf produziert, für was denn sonst?
>Und es ist anders auch nichts wert - der Produzent braucht die hergestellten Sachen ja nicht selber-, als daß es zu
>Geld wird. Dann bemißt sich das Eigentum, das produziert wird, auch in nichts anderem als Geld.
>Umgekehrt kommt man nur an Sachen ran, wenn man sie kauft. Geld ist das Zugriffsmittel auf den gesellschaftlichen Reichtum. Wenn
>man für alles Geld braucht, dann macht Geld alles verfügbar. Es entscheidet sich überhaupt jeglicher Nutzen am Geld, liegt in ihm.
>Dann muß man aber auch schauen, daß man über Geld verfügt. Um den in Geld verkörperten Reichtum und nur darum geht es in
>dieser Gesellschaft. Der gesellschaftliche Aufwand dafür kennt kein Ende. Denn vom Geld kann es nie genug geben. Es selbst kennt
>keine Grenze, es gibt immer ein Mehr.
Was will uns der Thesenschreiber damit sagen? Dass Geld"abgeschafft" werden soll? Dann siehe oben: Zentralverwaltungswirtschaft, worin Geld bekanntlich bestenfalls die Funktion einer universell einsetzbaren Lebensmittelkarte hat, allerdings mit beschränkter Warenbezugsmöglichkeit, sowohl quantitativ als auch qualitativ.
>These 3:
>Eigentum ist Kommandogewalt über fremde Arbeit.
Nicht Eigentum als solches. Wem kann ich mit Hilfe meiner ETW Kommandos geben? Es muss sich schon um wirtschaftlich eingesetztes, also riskiertes Eigentum handeln.
>Ohne Geld kein Nutzen. Jeder muß deshalb schauen, wie er an Geld kommt. Wer nicht über so viel Geld verfügt, wie er zum
>Lebensunterhalt braucht, dem bleibt nur eines übrig, um Geld zu erwerben: Er muß für jemand anderen arbeiten. Er ist Arbeitnehmer.
Trivial.
>Der Arbeitnehmer muß jemanden finden, der über so viel Geld verfügt, daß er es nicht verbraucht, sondern sein Geld einsetzen kann,
>daraus mehr zu machen: einen Arbeitgeber.
Dass Arbeitgeber im Keller einen geldvollen Tresor haben, ist bekanntlich ein Märchen. Der Autor sollte sich mal das Phänomen "Passivseiten" reinziehen.
>Der stellt ihn vor Maschinen und zahlt dem Arbeitnehmer einen Lohn. Daß der Arbeitgeber
>den Arbeitnehmer nur anstellt, wenn und solange sich dessen Arbeit für ihn lohnt, heißt für den Arbeitnehmer, daß er - und damit sein
>Lebensunterhalt - davon abhängt, daß er mit seiner Arbeit fremden Reichtum schafft.
Dieses Argument von der Schaffung fremden Reichtums widerlegen Millionen von Existenzen, die - wiewohl sie"Geld eingesetzt" und"Löhne bezahlt" haben - jedes Jahr in Konkurs gehen. So einfach läuft es also nicht.
>Und wegen der Not zur Bestreitung seines
>Lebensunterhaltes hat er keine Wahl, ob er arbeitet oder nicht. Dagegen ist es auf der Seite des Arbeitgebers so, rentiert sich die Arbeit
>der Arbeitnehmer für ihn nicht, so stellt er auch keine ein oder entläßt welche. Und daß sich die Arbeit für den Arbeitgeber lohnen muß,
>heißt eben auch, daß sich sowohl der Lohn als auch die Arbeitsbedingungen in der Fabrik allein nach diesem Kriterium richten -
>ansonsten kommt ja das Arbeitsverhältnis überhaupt nicht zustande. Das bedeutet auch, daß der Arbeitnehmer seine verfügbare Zeit
>und seine Gesundheit dem unterordnen muß bzw. sie der Vermehrung von fremden Eigentum opfern muß.
Auch hier ist an die zahllosen gescheiterten Unternehmerexistenzen zu erinnern und auch daran, dass es jedermann unbenommen ist, sich für 10 € einen Gewerbeschein zu besorgen und selbst Unternehmer zu werden und Leute als Arbeitgeber einzustellen. In Euroland werden jedes Jahr ca. 3 Millionen neue Betriebe gegründet.
>An der Größe des Eigentums scheiden sich also zwei unterschiedliche gesellschaftliche Charaktere: Die einen arbeiten und produzieren
>damit fremdes Eigentum und sind von diesem Dienst am fremden Eigentum abhängig, die anderen haben Eigentum, von dem die
>ersteren abhängig sind, und lassen sie arbeiten, um ihr Eigentum zu vermehren.
>Die Eigentumsvermehrung der Arbeitgeber kommt nur durch die Arbeit der Arbeitnehmer zustande. Der Arbeitgeber muß sein Geld in
>zwei »Produktionsfaktoren« investieren. Auf der einen Seite muß er Produktionsmittel (Maschinen, Gebäude, Materialien etc) kaufen.
>Dabei vermindert sich sein Eigentum nicht. Es wechselt bloß die Gestalt. Die Abnutzungskosten tauchen im Produktpreis wieder auf.
>Es findet keine Eigentumsvermehrung statt.
Das Argument stimmt überhaupt nicht. Selbst wenn man diese"Eigentumsvermehrung" in ihrem vorgeblichen Charakter unkommentiert lässt, muss doch festgehalten werden, dass die betriebliche Wertschöpfung (offenbar"Eigentumsvermehrung") in erheblich größerem Umfang durch Einsatz von Maschinen usw. erfolgt als durch den Einsatz von Arbeitskräften.
Wenn die Abnutzungskosten (gemeint offenbar Abschreibungen) im Produktpreis auftauchen, wird damit der Wert (Wiederbeschaffungswert) der Anlagen nicht gemindert. Maschinen, die über die Dauer der Abschreibungsperiode genutzt werden, stellen immer noch Produkte her und zwar zumeist zum gleichen Preis wie die Maschinen, deren Abschreibungen noch in die Kalkulation der Preise eingegangen sind. Also steigern diese Maschinen Betriebsergebnis und damit"Eigentum".
>Auf der anderen Seite gibt er seinen Arbeitnehmern Lohn, das Geld ist damit weg. Dafür hat er das Recht erworben, sie für eine
>bestimmte Zeit arbeiten zu lassen. Arbeitsbedingungen, die Art der Arbeit, Zeitraum und vor allem das Ergebnis der Arbeit - die
>Arbeitsprodukte, sind Sache des Arbeitgebers. Dieses neugeschaffene Eigentum hat sich nur durch die Verausgabung von Arbeit
>vermehrt. Die Arbeit ist damit die Quelle jeglichen Eigentums.
>Den Arbeitnehmer geht das neugeschaffene Eigentum nichts an. Es gehört ja seinem Arbeitgeber, der ihn angestellt hat und ihm einen
>Lohn für seine Arbeit zahlt. Somit ist der Lohn für den Arbeitnehmer der Ausschluß von dem von ihm geschaffenen Eigentum. Er ist
>und bleibt damit vom gesellschaftlichen Reichtum ausgeschlossen, also eigentumslos.
Dabei wird allerlei übersehen, u.a. die Möglichkeit der Abeitnehmer, Lohnteile zum Erwerb von Eigentum zu verwenden (z.B. Belegschaftsaktien oder sonstige Anlagen in Eigentum - oder wie konnte es dazu kommen, dass sich Arbeiter Autos oder ein Eigenheim hatten leisten und bezahlen können?).
Die Lohnhöhe entspricht nicht der Höhe der Lebenserhaltungsmittel, von der dieses Modell ausgeht.
>Indem der Arbeitnehmer also gegen Lohn vom Arbeitgeber zur Vermehrung seines Eigentums angestellt wird, ist die
>Produktionssphäre der Ort, an dem die Eigentumslosigkeit der Arbeiter nicht nur zur Mehrung fremden Eigentums benutzt, sondern
>eben dadurch die Klassenunterscheidung immerzu betätigt und erneuert wird.
Aus der Zeit der Klassenunterschiede (Kapitaleigentümer - Nichtkapitaleigentümer) sind wir schon ein Stück weiter gegangen. Heute geht's längst nicht mehr um Klassenunterscheidung, sondern um eine sich vergrößernde Schere zwischen Forderungs- und Nichtforderungsinhabern (ausführliche Postings dazu).
>These 4:
>Die Armut der Eigentumslosen ist nützlich und notwendig
>Die Rente bekommt man so mit 65. D.h. man muß fast sein ganzes Leben in die Fabrik rennen, um sich die paar Kröten zu verdienen,
>mit denen man dann so sein Leben einrichten darf, und ist dennoch auf die Rente angewiesen. Die eigene Abhängigkeit - da ja mittellos
>- zwingt einen dazu, eben genau dies zu tun und damit fremdes Eigentum zu vermehren.
Das Modell des"mittellosen" Proletariers (alias"Paupers") ist nun wirklich nicht das heutige Problem, jedenfalls nicht in den Industrienationen. Es darf auch auf die sich auf ca. 3 Billionen € belaufenden Ansprüche der deutschen Arbeitnehmer aus Lebensversicherungen, Sparplänen, Wertpapieren usw. verwiesen werden. Von ihrer Rente allein lebt kaum noch ein Zehntel der Bevölkerung (Volksfürsorge-Zahlen).
>Damit ist die eigene Mittellosigkeit nützlich
>und notwendig dafür, daß Unternehmen Gewinne machen bzw. dafür daß ein ordentliches Wirtschaftswachstum stattfindet.
Das kann eigentlich nicht Statt finden, wenn die Arbeitnehmer immer nur so viel verdienen, dass sie davon gerade leben können. Wachstum heißt ja nicht Produktion, sondern ab- und umgesetztes BIP. Dieses wird nicht nur von den"Eigentümern" verbraucht bzw. aufgetürmt (was sollten Fabriken, die täglich 1 Million Autos produzieren, wenn es nicht Konsumenten gibt, die als Arbeitnehmer fungieren und so das Geld zum Kauf der Autos verdienen?).
>Der Arbeitnehmer kommt genauso mittellos aus dem Betrieb raus wie er reingeht, da der von ihm produzierte Reichtum ja jemand
>anderem gehört, er also davon ausgeschlossen ist.
Das ist blanker Unsinn. 40 Jahre arbeiten und nach 40 Jahren genauso mittellos sein wie am Anfang?
>These 5:
>Der Lohn ist nicht das Entgelt für erbrachte Leistung, sondern Mittel zur Leistungserpressung.
>Im Arbeitsvertrag stellt der Arbeiter seine Arbeitsfähigkeit für einen bestimmten Zeitraum gegen Lohn zur Verfügung. Bedingungen,
>Einsatzfeld, Art und Ertrag der Arbeit sind Sache des Arbeitgebers. Indem eben der Arbeitgeber die Arbeitsfähigkeit des Arbeiters
>kauft, hat er einerseits Eigentum - Geld in Form des Lohns - in fremden Händen gestiftet, andererseits sich die Quelle der
>Eigentumserzeugung - die Arbeitsfähigkeit des Arbeiters - angeeignet. Die Benutzung dieser Quelle - das Arbeiten-Lassen des Arbeiters
>- vermehrt sein Eigentum, und die erbrachte Leistung des Arbeiters ist eben nichts anderes als die Eigentumsvermehrung des
>Arbeitgebers. Und der Lohn ist dann eben das Entgelt für die Ableistung von Arbeit. So enthält auch die Form der Bezahlung des
>Arbeiters die Durchsetzung des Anspruchs auf Erfüllung von Leistungsanforderungen:
>Gezahlt wird der Lohn als Akkord- oder Stundenlohn: Die Lohnhöhe ist an die Stückzahl bzw. die Zeit der Arbeitsverausgabung
>gebunden. Das bedeutet, daß der Arbeiter durch die Art der Lohnzahlung dazu gezwungen ist, die Leistungsanforderungen des
>Unternehmens zu erfüllen. Nur dann kommt er auf die volle Lohnhöhe. Er muß sich also für die eigene Be- und Vernutzung
>interessieren, von der er nur den Schaden hat.
Als"Schaden" wird offenbar verstanden, dass nur die Arbeitgeber ("Eigentümer") ihr Geld (Eigentum) vermehren. Da das Eigentum der Abeitgeber letztlich ihr Kapital ist und sich nur dieses vermehrt, vermehrt sich auch die Produktion, die mit Hilfe des Kapitals erstellt wird, entsprechend.
Da die Arbeiter aber trotz eines langen Arbeitlebens"mittellos" bleiben (also nur so viel Geld haben, um gerade überleben zu können) - was geschieht dann mit der mit Hilfe des Eigentums (Kapital) ständig gestiegenen Produktion? Die muss dann offenbar ohne Absatz bleiben.
>These 6:
>Arbeitsleistung im Kapitalismus ist der Vergleich zweier Geldsummen: Lohn und Gewinn.
>Die Arbeit als Quelle des Reichtums ist den Kriterien des privaten Geschäftserfolgs unterworfen: Die Arbeit hat nur dann etwas
>geleistet, wenn sie Quelle von Gewinn ist. Ansonsten ist ihr Resultat wertlos. Die Arbeitsleistung als Verhältnis von Aufwand und
>Ertrag wird dadurch nach einem Maßstab gemessen, der gar nicht aus der Arbeit selbst stammt.
>Als Arbeitsaufwand zählt nicht die aufgewendete Arbeit, also Zeit und Mühe eines Menschen, sondern die fürs Arbeiten-Lassen
>aufgewandte Lohnsumme. Eine Lohnsenkung z.B. reduziert die Kosten für den Unternehmer und steigert damit die Arbeitsleistung
>seines Betriebs.
Eine Lohnsenkung senkt logischerweise auch die Einkünfte des Arbeitnehmers und damit dessen Möglichkeit, etwas aus der Produktion kaufen zu können. Wie sollte dann der Gewinn des Unternehmers steigen können?
>Der Arbeitsertrag bemißt sich nicht an den mittels der Produkte befriedigten Bedürfnissen, sondern am Gewinn. Wegen der Aussicht
>auf Gewinn werden die Leute ja nur eingestellt.
>Die Arbeiter müssen das Messen ihrer Arbeit an diesem Maßstab ausbaden: Denn wenn der Lohn als Aufwand zählt, dann ist das
>Lebensmittel, auf den der Arbeiter verwiesen ist - der Lohn - die zu minimierende Größe. Und wenn der Ertrag die
>Reichtumsvermehrung ist, dann ist das Ranklotzen des Arbeiters dafür die zu maximierende Größe. Auch wenn das Ranklotzen des
>Arbeiters den Ertrag gar nicht garantieren kann. Das produzierte Zeug muß ja auf dem Markt noch gegen die Konkurrenten
>losgeschlagen werden.
Nicht nur gegen die Konkurrenten, sondern in erster Linie gegen das Einkommen, das aus Faktorkosten (Löhnen) sich auf dem Markt befindet.
Die Arbeiter könnten der Einfachheit halber doch gleich mit Null entlohnt und zur Deckung ihres Lebensunterhalts auf eine kleine Eigenwirtschaft (Gemüsebett, Hühner, Schweine hinterm Haus usw.) verwiesen werden. Der Absatz der Arbeitgeber wird dann ebenfalls auf null fallen.
Und ihr"Reichtum" gleich mit.
>Und deswegen muß die Arbeitsleistung des Arbeiters und damit er selbst auch noch für den Erfolg in der
>Konkurrenz geradestehen, obwohl doch am Markt in Form der produzierten Waren die Arbeit - sachlich gesehen - längst vorbei ist.
>These 7:
>Der Zwang zur Konkurrenz ist kein Sachzwang des „Produzierens“, sondern ein Sachzwang relativ zum
>Unternehmerinteresse.
>Die Unternehmen kalkulierenin ihrer Aufwands-/Ertragsrechnung mit einem Gewinn, den sie erst am Markt erzielen können. Bezüglich
>des Marktes sagen alle, daß es dort wegen der Konkurrenz hart zugeht: Die Unternehmenspolitik sei vollständig von den Sachzwängen
>der Konkurrenz bestimmt. Ob die Unternehmer entlassen, das Weihnachtsgeld streichen oder den arbeitsfreien Sonntag bekämpfen,
>alles tun sie nur wegen der Konkurrenz. Auch die Unternehmer seien Opfer der Konkurrenz und der wegen der Konkurrenz nötige
>Aufwand ihr Schaden.
>Diese Ideologie trennt das Ziel der Unternehmer, die Vermehrung ihres Eigentums, von seinen Umständen: dieses Ziel geht eben nur am
>Markt, wo der Unternehmer auf lauter Gleichgesinnte trifft. Somit ist der Unternehmer kein Opfer, sondern Agent der Konkurrenz,
>der, wenn er sich deren Zwängen stellt, diese mit verschärft, weil er in ihr gegen Seinesgleichen Erfolg haben will.
>Die Ideologie, die den Unternehmer lauter Sachzwängen ausgeliefert sieht, tut so, als ob das Geschäftemachen kein Interesse, sondern
>natürliche Folge des Produzierens wäre. Die Akzeptanz dieser Ideologie deutet darauf hin, daß in dieser Gesellschaft der
>Unternehmerstandpunkt nicht nur der alleingültige ist, an dem sich alles zu relativieren hat, sondern als alternativlose Bedingung für jede
>Lebensregung eingesehen ist.
Ganz einfach: Alle Unternehmer abschaffen, womit deren Standpunkt leich mit erledigt wäre. Dann werden alle Fabriken geschlossen, alle Lohnzahlungen entfallen per se, auch die Arbeiter müssen nicht mehr"ranklotzen". Es wird nichts mehr produziert, woraufhin auch nichts mehr konsumiert werden kann, was den Zwang wegen des Konsums ("brauchen", siehe oben) seine Arbeitkraft anbieten zu müssen ebenfalls zum Erlöschen bringt.
Das Abschaffen der Unternehmer ist auch ganz einfach: In allen Handelsregistern werden sämtliche Fimen vom Amts wegen gelöscht. Dann ist neue Lage und nachdem sich jeder reihum bei jedem bedient hat, wird es schon irgendwie weitergehen.
Also Reinhard, meinen restlichen Sonntag hast Du schon mal gründlich versaut. Nicht wegen des Textes, sondern weil mir schwant, dass solche Nummern alsbald en gros aufgetischt und sicherlich gewaltigen Zuspruch finden werden.
Vielleicht wäre es doch klüger, schnell noch in die PDS einzutreten? Oder gibt's schon links davon was Interessanteres?
Mit nichts lassen sich Massen leichter bewegen als mit anklagenden Hinweisen auf"Reichtum", der obendrein auch noch mit Hilfe fieser Tricks (Arbeiter ausbeuten und so) zusammen gerafft wurde.
Gruß
d.
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