Pfeiffer
Der EURO und Greshams Gesetz
Im Jahr 1558 formulierte der englische Bankier Sir Thomas Gresham ein leicht zu verstehende Sätzchen, das in der Volkswirtschaftslehre als"Greshams Gesetz" bekannt ist. Es lautet:"Das schlechte Geld verdrängt das gute." Bemerkenswert daran ist vor allem, dass dieser Spruch keineswegs als Bonmot, Witzchen, Vermutung, Hypothese oder gar als Spaß gedacht ist, sondern als ein richtiggehendes GESETZ!.
In Geldsachen hört die Gemütlichkeit auf, wie es einmal vor einiger Zeit ein Finanzminister im Preußischen Landtag (8.6.1847) hinausschrie! Seit etwa 10.000 Jahren begann sich die Menschheit einigermaßen zivilisiert zu benehmen, was in erster Linie mit Viehzucht und Ackerbau zu tun hatte. Seit dieser Zeit gibt es"Geld". Dieses Geld lief auf vier Füßen herum und hatte die wunderbare Geldeigenschaft, sich von selbst zu erhalten und sogar automatisch zu vermehren. Notwendig war lediglich guter Boden, Wasser und tüchtige Finanzminister, die man als Hirten bezeichnete. Diesen verkündete der Erzengel Gabriel zum exakten Beginn unserer Zeitrechnung die Geburt unseres Herren Jesus.
Die Bedeutung des Viehzeuges (Schafe, Ochsen, Esel, usw.) als"Geld" wird jedem klar, der das Wort"pekuniär" hört, denn Vieh heißt lateinisch pecus. In Amerika nennt man die riesigen Viehhöfe in Fort Worth/Texas stock-yards, wo jeden Tag pünktlich um 11 Uhr zum Fototermin für die Touristen eine Herde der berühmter Longhorn-Rinder durch die Strassen getrieben wird. Stock sind nicht nur Vieh, sondern logischerweise auch Aktien. Jeder Börsianer kennt natürlich Growth Stocks (Wuchsaktien), Value Stocks und vielleicht sogar Watered Stocks (verwässerte Aktien). Aber das ist eine andere Geschichte.
Wegen der rapide wachsenden Zahl der Menschen und die entsprechend zunehmenden Handelsgeschäfte wurde das Viehgeld im Laufe der Zeit obsolet und durch die wertvollen Metalle Silber, Gold und Kupfer ersetzt. Im Altertum wurde Silber höher eingeschätzt als Gold. Diese Metalle hatten den Vorteil, dass man sie leicht wiegen, stückeln und abzählen könnte.
Das moderne Münzgeld, wie wir es heute kennen, wurde von dem türkischen Straßenräuber Krösus (595-547 v. Chr.) erfunden. Er begann seine Karriere mit dem Überfall auf Karawanen und eroberte dann die reichen griechischen Handelsstädte an der Westküste Kleinasiens (Milet, Ephesus, Samos, Lesbos, Rhodos, usw.) und wurde schließlich König der Provinz Lydien. Die Hauptstadt war die Festung Sardes, wo er seine unermeßlichen Schätze von Silber und Gold einlagerte. Sein größter Geniestreich in der Geschichte des Geldwesens war jedoch die Erfindung des"gesetzlichen Zahlungsmittels".
Die abgeteilten Metallstückchen ließ er durch einen einfachen Vorgang des Prägens in Münzen umformen. Sodann setzte er den"Wert" dieser Produkte nach eigenem Ermessen auf das zehnfache oder Hundertfache des ursprünglichen Metallwertes fest. Zwar ist dies im Prinzip Betrug, aber es ist kein Betrug, wenn es durch staatliche Macht"legalisiert" wird. Diese Methode hat sich bis zum heutigen Tage im Finanzwesen erhalten.
Auf diese Weise wurde Krösus zum reichsten Mann der Antike. Damit sein System des"gesetzlichen Zahlungsmittels" die gewünschte Riesengewinne abwarf, musste Krösus seine Bande ehemaliger Straßenräuber in Zöllner, Steuereintreiber, Rechtsanwälte, Gerichtsvollzieher und sogar Kriegsknechte umfunktionieren, die in der Lage waren, zahlungsunwillige Schuldner notfalls die Schädel einzuschlagen.
Damit die Leute wussten, wem sie ihr Geld abzuliefern hatten, prägte der Fürst sein eigenes Portrait auf die Münze, wie dies auch bei Lukas 20, vers. 21-26, nachzulesen ist. Ähnlich wie Napoleon und Hitler verfiel auch Krösus dem Größenwahn, mit seiner kleinen Armee das riesige Perserreich anzugreifen. Sicherheitshalber fragte er aber das Orakel von Delphi, wo er die Antwort erhielt:"Wenn du den Halys überschreitest, wirst du ein großes Reich zerstören." Leider war es sein eigenes, denn sein Gegner hieß Kyros II., den die Geschichte als Kyros den Großen bezeichnet. Krösus wurde in Sardes gefangengenommen und aufgehängt. Da sich die Geschichte ewig wiederholt, kann man dem EURO eine ähnliche Zukunft voraussagen.
04.01.2002
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