Wollen wir mal
>>Na gut, wer auch immer nun"genau Schuld hat". Der gelobte"Freie Markt" kennt keinen geeigneten Kontrolleur. Indem jede Ressource (welche ist nicht knapp?) der Obhut eines freien Marktes angedient wird, gedeihen Kolonialismus und Schaffung von Abhängigkeiten. Das gehört zusammen.
>Der freie Markt benötigt keinen Kontrolleur, sonst wäre er nicht frei. Und gerade zur Verteilung knapper Ressourcen ist der Markt das geeignete Mittel. Kolonialismus war und ist immer eine Sache von Regierungen gewesen. Welche Abhängigkeiten Du meinst, müsstest Du erst noch genauer definieren!?
Darf ich Dich unvoreingenommen fragen, wo Du lebst? Du meinst also in Deutschland wird der Markt nicht kontrolliert oder gar geregelt?
Schaue Dir mal bitte die einstweillige Verfügung des LG Düsseldorfs gegen die Karstadtkette, die dem Unternehmen untersagt, Ihre 20%-ige Rabattauktion zur Euroeeinführung fortzusetzen. Genau das ist Kontrolle. Dies gilt umso mehr,
weil unseres Rabattgesetz bereits im 2001 gestrichen wurde. Und wer bemängelt das Urteil des LG Düsseldorfs? Nicht etwa SPD, oder die CDU/CSU
schon gar nicht die FDP - es sind ausgerechnet die linken Grünen, die es verstanden haben, daß man den Bürger nicht mit solcher Bevormundung wie
weitgehende Auslegungen des Wettbewerbrechts zu belästigen braucht. Diese haben aber sicher nicht an die Steuerausfälle gedacht, falls es umgesetzt werden sollte, die CDU/CSU und die SPD und auch die FDP dann aber doch, denn wie regiert man mit leeren Kassen?
>
>>Bzgl. Deu bin ich auch noch recht zufrieden. Was Du als unnötige Bürokratie siehst, sehe ich als eine immer noch lebenswerte Mischform von Marktwirtschaft (die ja unstreitig existiert) und kooperativer Gesellschaft. In Europa wird noch verstanden, dass Leben mehr als pure Ã-konomie ist. In streng deregulierten, entfesselten freien Märkten wird jedes Miteinander der Konkurrenz untergeordnet. Der Mensch fragt sich mit der Zeit nur noch, und das auch bei uns leider zunehmend:"Und was habe ich selbst davon?".
>Ein freier Markt führt zu maximalem Nutzen für jeden Marktteilnehmer. Worin der besteht, ist individuell völlig verschieden. Wie sollte eine Bürokratie daran etwas verbessern können?
Gegenansatz: Da jegliche Formen von Marktwirtschaft, bereits in ihren Kern zur Diskriminierung bestimmter Marktteilnehmer zwangsläufig führt, kann maximales Nutzen nur dann ernsthaft als solches genannt werden, wenn es denn genügend tatsächliche Marktteilnehmer noch gibt. Und eben durch derartige Raubwirtschaft, Lohnpolitik und Besteuerung reduziert sich der Anteil der Marktteilnehmer im Laufe der Zeit derart, daß der Unternehmer irgendwann
seine ökonomischen Denkansätze neu ausrichten muß, und diese beginnen immer
mit einem Diagramm, der die Preiskurve gegen die Nachfrage stellt.
Sprichwörtlich: wenn Dein Haushaltsbudget 40€ monatlich beträgt und Du nur vereinfacht dafür Bier und Brot kaufen kannst, und irgendwann Deinen Job verlierst so daß Du von Sozialhilfe nur noch als Budget 20€ hast, dann reicht es für das Bier nicht mehr aus. Wenn Du Glück hast, reicht es für Brot aus,
egal wie tief der Bierpreis dann fallen wird, Du wirst es nicht kaufen.
Als Folge - entweder wird der Bierproduzent den Bierpreis erhöhen, und holt sich
seine Verluste bei den wohlhabenderen Bürger, die dann von Wein auf das Bier umsteigen, weil ebenfalls Wein in Preis angezogen ist, denn nur so ist er in der Lage, seinen Break Even Point zu erreichen. Weil ihm der Konsument
- egal wie tief der Bierpreis fallen sollte, das Erreichen des Break Evens nicht mehr gewährleisten kann.
Und da kann man klar von der Marktwirtschaft nicht als so etwas wie Perpetum Mobile sprechen, was hier ja so häufig versucht wird.
Die freie Marktwirtschaft kann nur dann in einem Land überdauern, wenn die Geister dieses Landes tatsächlich sowohl Macher sind, wie auch die Möglichkeiten haben Ihre Überschüsse auf anderen Märkten zu verkaufen.
Ich stelle mal die Behauptung hiermit auf, daß freie Marktwirtschaft an die Grenzen exakt dann stoßen wird, wenn die hier vielerorts gelobte Globalisierung
vollzogen ist. Dann kann sie nämlich nicht auf fremde Märkte oder sagen wir auf fremde Volkswirtschaften zugreifen.
Wo die freie Marktwirtschaft nun mal haushoch versagt hat, ist bereits in Ländern wie Polen usw, in den ersten 4 Jahren nach dem Umbruch offensichtlich geworden. Zwar wurde der polnische Markt mit neuen Waren überflutet,
doch der Transfer des Geldes in fremde Volkswirtschaften produzierte
nun einmal plötzlich Geldmangel und eben bei bestimmten Schichten Armut.
Der Aufschwung kam aber erst dann richtig in den Gang, als die Unternehmen
Polens und auch die Politik zum Umdenken bereit war und es in die Tat umgesetzt hat. Da sich dieser Vorgang zu den 1990 Zeiten vollzog, lebte die Bundesrepublik gerade davon - Du erinnerst Dich ja sicher, daß wir damals Hochkonjunktur hatten, mit hohen Absatzzahlen. Dieser Absatz kam aber
aufgrund des Handelsbedarfs mit den neuen Absatzmärkten und da waren die Exporteure - Belgier und Holländer, in den polnischen Märkten am meisten vertreten, besorgten sich aber die Technologie zur Produktion in Deutschland.
Die schwache Phase dagegen hielt etwa 7 Jahre an. Bescherte uns klar Abbau der sozialer Marktwirtschaft und die Konsequenzen davon sehen wir bereits, wenn wir es so wollen in niedrigen Löhnen, schwacher und dazu auch noch andauernd schwacher Binnenlandnachfrage. Das bedeutet: die Marktwirtschaft dient tatsächlich nur noch im Kreislauf vertretenden Teilnehmer - da aber auch tatsächlich am besten. Die Frage ist aber, wann der Punkt erreicht ist,
wo sie endgültig versagen wird. Und das sie versagt, weil immer mehr menschen aus diesem Kreislauf rausfallen steht zumindest für mich außer Frage.
Die Marktwirtschaft dient hauptsächlich dem Erfinder, der lange genug
die Fäden in der Hand halten konnte. Der ist zugleich der Mensch, oder die Zelle, der ihre Entwicklung auch steuert - und das ist unumstritten die USA.
Und deswegen ist Galiani oder Crowley davon so überzeugt, soweit ich weiß
sind sie Verteter des Landes bei uns. Daher kann ich den Standpunkt der beiden nachvollziehen, sie haben nie was anderes gekannt. Die anderen Verteter, wie Deutsch, oder paar andere Profiteure der Marktwirtschaft können auch schlecht von Ihr reden, insofern sie ihre Nutznießer sind - doch das gilt nur solange -
solange sie selbst Warenhersteller sind in die prozesse des erfolgreichen Warenhersteller sind, und solange für die Ihre/dessen Produkte sich Käufer finden. Daß eben diese Marktwirtschaft nur für bestimmte Länder und Gruppen
tatsächlich das beste ist, stellt man fest, wenn man den Atlas der Wirtschaftsgeschichte aufmacht, und nur grob sichtet, wo die meisten Produktionsfaktoren stehen.
Am besten beschreibt es eben der Agent im Film"Die Matrix", der die Menschheit
nicht als gewöhnliche Säugetiere bezeichnet, sondern als einen Virus, der immer wieder auf neue Biotops angewiesen ist um zu überleben, oder wie die Heuschreckenplagge, die immer neue Felder verwüstet.
Die Planwirtschaft dagegen, hat es versucht, wie die Natur den Bedarf zu planen. Sie war aber ebenfalls aus obigen Grund nicht erfolgreich. Und das verbindet eben Marktwirtschaft mit Planwirtschaft.
Ohne einen Haß darauf zum Ausdruck zu bringen zu wollen. Wenn irgendwann
alles erreicht ist, wird die Marktwirtschaft sich auch verändern. Sie wird
in dem Chaos der dann effektiv herrscht eine neue Form einenhmen, wird in dem neuen System genauso schnell ausbrechen, wie die Pest und genauso wieder verschwinden.
>>Dass das Soziale hie und da von Einigen ausgenutzt wird, wird oftmals stark überhöht. Es ist sicher NICHT das Kernproblem.
>Ich habe mir abgewöhnt, das Wort"sozial" einfach so hinzunehmen. Wer meint, es benutzen zu müssen, soll mir erklären, was er damit denn nun meint.
Unter sozial sollte man nun Regulierung der freier Marktwirtschaft verstehen. Die soziale Marktwirtschaft insofern sich eine Volkswirtschaft diese - zum Beispiel aufgrund eines regen Exportüberschusses - ist der Versuch
schwache Individuen, die in freier Marktwirtschaft aus dem Kreislauf des Marktes rausgefallen sind, wieder in den Markt zu bringen.
Wenn Du so willst, ist sie eine Art Pufferzone des Vermögengefälles. Das Problem
ist, solange die soziale Marktwirtschaft nur sagen wir 7%-ige [b]Erwerbslosenquote (nicht mit bloßer Arbeitslosenquote zu verwechseln)
zu verkraften hat, und übrige Marktteilnehmer genug verdienen, um dieser Belastung standzuhalten, funktioniert sie.
Sobald aber, die Erwerbslosenquote 15-20% beträgt, und der übrige Markt bereits
kaufkraftmäßig"sitzt" so gibt es keine soziale Marktwirtschaft mehr, sie ist zwar als Geisteskonstrukt noch da, aber real gibt es sie nicht mehr.[/b]
>>Na, Planwirtschaft haben wir jedenfalls nicht.
>Der Staatsanteil am BSP in den sogenannten"Planwirtschaften" lag sicher unter 100% - auch dort ging einiges am Staat vorbei. Unser Staatsanteil liegt sicher weit über 50%. Wo beginnt nun die Planwirtschaft?
Bei etwa 25% des Staatsanteils.:) ;)
>>es geht ja weniger um den Kronleuchter von Frau Quandt oder ihre Villa oder ihren 7er. Aber man könnte ja ihren Anteil an den Geschicken und Ausflüssen von BMW etwas... jetzt wird es prekär und da ging vor einer Woche alles los. Also silencio von mir an dieser Front.
>Ich finde das überhaupt nicht prekär... wir müssen uns ja nicht gegenseitig beleidigen. Aber Du mußt Dich schon fragen lassen, wer die Rolle der Familie Quandt in diesem Fall übernehmen sollte und mit welcher Zielsetzung. Und was damit verbessert werden soll. Und natürlich wer dieses"besser" definiert.
Na wer würde die Rolle der Familie Quandt oder Gebrüder Albrecht, oder Anton Schlecker übernehmen, wenn sie eines Tages pleite sind? Ersatzlos gestrichen?
Das kann ich Dir sagen: die Familie Albrecht und auch Schlecker, ist ein Faktor
im Markt, der selbst diskriminiert. Ist dieser Faktor beseitigt, so eröffnen sich Spielräume für die diskriminierten, die keine Konkurrenz zu diesen
Unternehmen überleben konnten, sonst wären sie über Preis erledigt.
>>Doch, in Form abgestreifter"Leibeigenschaft" (klingt zu klassenkämpferisch, ich weiß). Wenn ihre Arbeit nicht mehr primär nach Profitgesichtspunkten organisiert wird, haben sie schon gewonnen.
>Woher weißt Du, was für wen besser ist? Ich habe immer die Bergleute bemitleidet - bis ich dann erkennen musste, daß sie stolz waren auf ihren Job und ihn sogar gern getan haben. Meinst Du, Spitzenleistungen im Sport erreicht jemand ohne sich dafür zu quälen?
Das ist doch der springende Punkt - das Salz in der Suppe, was Du nicht schmeckst. Bergleute sind sicherlich in ihrem Milieu in etwa glücklich,
doch Glück ist nur relativ auszulegen. Wenn kein Mensch auf dieser Welt
Arbeit haben sollte, und das Arbeitsamt Stellenausschreibung"Toilettenputzer"
tun würde, mit der Anforderung, die verkrusteten Scheißstücke (sorry für den Ausdruck) mit den Fingernägeln zu lösen, so würden es immer noch welche machen.
Wenn Du dann sagst, die bekommen noch Geld dafür, dann wäre der eine oder der andere vielleicht auch glücklich.
Ratten waren schon immer Krankheitsbringer auf den Galeonen und sonst wo. Da war zu beobachten, daß in ersten 5 Monaten der Reise, alle glücklic waren weil Süßwasservorräte und Essen da war. In dem letzten fünf Monaten war man auch glücklich wenn man eine Ratte gefunden hat, oder einen Stück Leinen was man verfüttern will. Uns ging in Osten auch nicht anders, in der Tiefstkrise,
als Fleisch rationiert worden ist.
Die 3 Kilo pro Monat haben zwar nicht ausgereicht, aber wie froh wir doch waren,
wenn nach dem ersten wieder Fleisch auf dem Teller landete? So ging es natürlich immer die ersten zwei Monate, dann ist man schlau gewesen, und erinnerte sich plötzlich an den Opa, der im Dorf Schweine züchtete.
Nun - dieses Lächeln der Fleischhungrigen würde ich aber nicht unbedingt als so ein Glück darstellen, daß man es bei uns einführen sollte.:)
Daher: Du bist in diesem Kontext kein Befürworter des Kapitalismus.
Du bist eher der Befürworter dessen was passiert, egal was es ist.
Oder willst Du behaupten, daß eine Hure tatsächlich immer mit ihrem Job
glücklich ist, oder gar auf diesen Job stolz ist, weil sie am Kiosk dem
Verkäufer anlächelt, weil er sie anlächelt?
Er lacht darüber, daß sie wieder unter der Laterne steht, und sie nimmt es als Symphatiezeichen. So sollten wir es jedenfalls die Richtigkeit der Marktwirtschaft nicht verstehen, oder sie gerade deswegen befürworten.
>>Wie man eine solche Wirtschaft im Detail trotzdem so lenken kann, dass sich Nachfrage und Produktion treffen, ist die Preisfrage. Aber wieso auch muß unbedingt der Maximalertrag, die hochoptimale Lösung her? Viele Aspekte (Umweltverschonung, Arbeitsplatzsicherheit, private Lebensplanung, Zwischenmenschliches ehedem konkurrierender"Wirtschaftssubjekte") lassen sich nicht bilanzieren, ergo werden sie in einer grenzenlos freien Marktwirtschaft ausgeblendet.
>Das ist vielleicht der Kern-Trugschluß Deiner Argumentation. Auf einem freien Markt lässt sich alles bilanzieren und der Maximalertrag ist nicht mit Geld gleichzusetzen, sondern besteht eben genau aus einem individuellen Mix der von Dir angesprochenen Kriterien.
Und genau aus diesem Grund erwacht doch unserer"Konflikt".
Da Du ja seit Jahren Deinen Individuelen Mix der Kriterien umgesetzt hast, ohne das eine Versuchsanordnung geändert wurde, empfindest Du es als Normal, daß
man 10 Stunden am Tage werkelt, zu Arbeitstätte 150km pro Tag zurücklegen muß,
und dabei 2-3 Stunden pro Tag zusätzlich verliert. Die Umwelt haust Du aus der Gleichung raus, weil Du einen sparsamen und umweltfreundlichen wagen fährst,
und das Du für die Familie pro Tag etwa 4 Stunden kürzer als Vater zur Verfügung stehst, hast Du auch mittlerweile akzeptiert - ganz besinders in Hinblick auf diesem Schmarotzer von nebenan, der überhaupt nicht arbeitet, was Dich wiederum von ihm unterscheidet.
Der Ossi sieht es vermutlich ganz anders. Er hatte damals 4 Kumpels und nahm sie immer zu Arbeit mit. Die Arbeitsstätte lag 15 km von Wohnort entfernt.
Wo ist die Umwelt dann mehr kaputt? wenn vier Leute mit einer Schrottmühle
zur Arbeit in einem umweltfeindlichen Wagen zusammenfahren, oder 4 Kollegen, jeweils mit eigenem High Tech Auto täglich 4 mal 150 km zurücklegen?
Nach der Abreit warst Du fit genug um mit deinen Kindern Bingo zu spielen, oder Hausaufgaben zu machen, bei uns unterhält sich das Kind mit dem Fernseher,
während Du Deine Überstunden machst, bei Hausaufgaben wollen wir gar nicht erst mitreden. Die erledigt auch ein Popstar wie Madonna und Michael Jackson, ohne das Dein Kind es wirklich verstanden hat.
Und das ist der wesentliche Unterschied. Dort hattest Du Zeit für die Familie, für gesellschaftliche Kontakte, oder was Du auch wolltest, und das war der Vorteil gegenüber des Kapitalismus. Hier hast Du einen Luxuswagen, Luxushaus, etc. aber vom Leben hast Du ansonsten gar nichts.
>>Stimmt. Und das machen wir natürlich auch immer mal wieder. Nur sind die Dimensionen so verschieden: wie groß ist der Stein, auf den wir da tropfen? Das kann uns nicht reichen.
>Wer ist uns? Ich gehöre sicher nicht dazu, denn Du wirst kaum wissen, was mir reicht. Mir ist auch völlig unklar, was denn nun bitte Deiner Meinung nach geschehen sollte.
Wenn Du eines Tages Deine Erwartungen auf einen vernünftiges Maß zurückschraubst, werden es Dir deine Knochen vermutlich danken, wenn Du 60 bist.
>>"Freiheit", welch dehnbarer Begriff. Wie frei ist einer, der dank Billigjobs in hohe Veschuldung geraten ist und nicht den Hauch einer Chance hat, sich ein Krümelchen von all dem zu gönnen, was wir als Wohlstand bezeichnen? Oder der sich nicht den Mund aufzumachen traut in der Firma, weil 10 andere hinter ihm stehen, die schon morgen seinen Job haben könnten.
>Eben weil Freiheit so ein dehnbarer Begriff ist, kann man ihn keiner angeblich weiseren höheren Instanz überlassen. Wieviel ist denn ein Krümelchen? Wie frei ist denn einer, dem Dank Gewerkschaftlicher Arbeitsplatzsicherung der Zugang zu einem Job versperrt ist? Wie frei ein anderer, der Dank Meisterzwang und allerlei anderen Zwängen seinen Beruf nicht frei ausüben darf?
Hier nur kurz! Du schmeißt hier die Meisterthesen darauf, was ihnen den Job versperren, doch solltest Du erwähnen, daß dieser Meisterzwang doch bei uns
erst nötig wurde um zu diskriminieren.
Der Staat sorgt ja dafür mit, daß sich die Wirtschaft dreht, doch die dreht sich nicht, wenn in einer Stadt mit 20.000 Menschen sich nur Becker ansiedeln.
Wenn jeder nämlich eigene Brötchen backt, und das unter Freiheit versteht,
weil man es ihm gesetzlich erlaubt, so kann keine Wirtschaft entstehen.
Dann ist es auch keine Wirtschaft sondern höchstens Hobby. Ich zum Beispiel bin seit neuestem Hobbyfotograf. Da ich mehr weniger selbst proffesionelle Bilder schießen kann, könnte ich auf die Werke der Proffesionalisten verzichten,
doch was hätten die dann davon?
Sorry, wenn ich mir mein eigenes"Porno" drehe, brauche ich keinen Hollywood
Streifen, oder?
Also es ist in der Tat so, daß ein gewisses Grad an Diskriminierung da sein muß.
Es geht auch nicht Anders. Dazu gerade die Bäckersituation: wenn wir heutzutage die Mindestpreisregelung für Brot streichen würden, würde die Hälfte der Anbieter vermutlich über den Preis pleite gehen. Das gleiche gilt doch für Milch oder so. Anschließend würden die Übriggebliebenen, die Lage dazu auszunutzen um Kartelle zu gründen, die Preisabsprachen machen, das ist standard
im Westen und definitiv unbestreitbar.
Der wesentliche Unterschied Deiner Argumentation, zu der der von Taktiker, ist, daß Du glasklar verkennst, daß auch der Arbeitsmarkt den Gesetzen der Marktwirtschaft unterliegt. Und das bedeutet: die Hälfte der Beckerjunggesellen,
stünde plötzlich vor der Frage, ob sie sich bei der veränderter Versuchsanordnung mit einem Lohn von 10 DM die Stunde, statt 25 DM die Stunde zufriedengegeben hätten, wobei der Mittlemaß keine Chance hätte auch für 10 DM zu arbeiten.
Da kannst Du nicht die Gewerkschaftskeule rausholen (auch wenn sicherlich daran
bei uns was dran ist). Wenn Du den Markt ohne Mechanismen der Regulierung
vollständig überlassen tust und auch Gewerkschaften abschaffst, hätte es zwei bedeutende Unterschiede ausgemacht. Ersteinmal gebe es einen Preiskampf,
dann gebe es Entlassungen und Neueinstellungen zu neuen Preisen, und am Ende das Blutbad und wilde Streiks mit Fabrikbesatzungen.
Und dann würdest Du erkennen, daß ganz ohne Regulierung die welt auch nicht klarkommen kann.
Bei uns ist so etwas schon alleine deswegen nicht möglich, weil gerade die
westlichen Länder auf Pump lebten. Da sind die Schulden des sozialistischen Polens nach 40 Jahren Sozialismus bei den westlichen Bankiers ein Vorbild.
Als Polen zur Marktwirtschaft und Kapitalismus zurückkam, hatte Polen
insgesamt 36 Milliarden Dollar Schulden. Die Bundesrepublik hat heute bereits das 30-fache an Schulden und USA noch viel mehr. (mit dem Unterschied, daß
sich diese Länder in eigenen Volkswirtschaften verschuldet haben).
Warum die Kommunisten sich nicht bei sich selbst verschuldet haben ist mir ein Rätsel, Fakt aber ist, daß als die Regulierung dem Freimarkt überlassen
wurde, sprang die DM von 36 zl auf 10000 zl binnen 2 Jahren.
Ein Danziger Teller (ein Gericht in polnischem 5 Sterne Hotel in Gdansk
kostete unvortstellbare 5000 zl (Monatslohn der Polen, und mich 50 Pf.)
Die meisten haben dummdreist gelacht, und ich habe mir damals zum ersten
Mal Gedanken gemacht, wer hier nun wem bescheißt.
Jedenfalls solltest Du etwas genauer Deine Ansichten darlegen, denn bloß mit
paar Vermutungen wie gut es uns hier geht, und wie schlecht es denen drüben ging, da wirst Du nicht nur den Grund für gewisse Sehnsüchte der Ossis
jemals verstehen, Du wirst auch nicht die Realitäten der Marktwirtschaft
und des Kapitalismus verstehen, was man Dir aber nicht verübeln kann.
Ich zum Beispiel möchte ich es so ausdrücken:
In Hinblick auf diese gewissen Filme, die man nicht bei Namen nennt,
haben wir die im Osten deswegen nicht gehabt, weil wir Zeit genug dafür
hatten, in eigener Phantasie herauszufinden, was Spaß machen könnte.:)
Es ist zwar unproduktiv gewesen, aber immerhin war der Geschlechtsverkehr
so etwas wie Eigenleistung, ohne irgendwelche Geräte:), da sie auch gefällt haben.:)
>>Wenn man von den anderen nicht so viel mitbekommt, konnte man meinen, es gehe tatsächlich ALLEN besser. Das trügt. Die vielen Mitbürger unterhalb der Armutsgrenze tauchen nur selten frank und frei im TV auf und erzählen einen Schwank.
>Von welcher Grenze reden wir jetzt? Von der offiziellen Armutsgrenze, weniger als die Hälfte des durchschnittlichen verfügbaren Einkommens? Wenn nicht, definiere bitte Armut.
So gesehen, hatten wir nie Armut erfahren. Jedenfalls nicht in diesem Ausmaß
wie es bei uns hier möglich ist. Das muß als Definition reichen.
Falls Du jedoch damit meinst, wir waren arm, weil wir kein Wagen hatten -
oder 20 jahre alte Rostlaube, die 30l schluckte, dann ist es auch falsch.
Die Bahn war so billig daß Du mit Deinem Taschengeld von meinem Ort aus,
150 km hin und 150 zurück mit der Bahn fahren konntest und für die
Schallplatte, einen Kabaret, oder den Einkaufsbummel hat es auch noch ausgereicht. Schicke mal Dein Kind zur Michael Jackson Konzert,
nach Hannover von sagen wir Bremen aus, und es wird dich das 6fache Kosten.
Mal ganz abgesehen davon, daß ich bis zum 15 Lebensjahr mir vom Taschengeld
6-7 Theaterbesuche leisten konnte und ich habe auch nicht mehr Taschengeld bekommen als meine Klassenkameraden.
Autos mußten wir da auch nicht haben. Die Züge waren zwar furchtbar, Alkohol war im Zug verboten, aber ein gutes Buchlein mit 500 Witzen, hat den ganzen Abteil zum Leben erweckt. Hier passiert es wohl nur, wenn die Fans von Bayern München mit dem ICE nach Dortmund fahren, dann möchte man aber doch lieber
nicht im Abteil sein, wenn Dir Jemand ins Ohr Hurra Hurra ins Ohr brüllt,
und anschließend vor die Füße kotzt, weil das 12 Warsteiner doch zuviel war.
Nun das ist Armut - jedenfalls nach meinen Maßstäben.
>>Ich bete, dass wir eben nicht den amerikanischen Weg einschlagen. Wenn wir dieses stumpfe Hire&Fire, seelenlose Rumgejobbe, Jagd nach Geld und nichts anderes mehr als Lebenszweck bekommen, sind wir fertig. Die kalten Anglizismen weisen uns ja schon den Weg. Vielleicht erspart uns diese Krise jetzt, das zu kopieren.
>Zu den so gern zitierten"seelenlosen" Amerikanern: Nach dem 11.9. waren in einer Umfrage mehr als die Hälfte der New Yorker (62%) gegen eine schnelle Strafaktion. Uns wurde von einer"kooperativen" Bürokratie schon mal vorsorglich in die Tasche gegriffen. Wer oder was ist jetzt kalt oder seelenlos?
99% aller Kommunisten waren gegen den Druck auf den das rote Knöpfchen
wenn es mal mit dem System bachunter geht. Ich spreche auch nicht von der Bevölkerung sondern von den Genossen, die wie Wachsfigurenkabinett aussahen.
Waren das etwa alle deswegen Friedennobelpreisverdächtige?
Der allererste Film des Hollywoods, was mit einem Tamtam ohne gleichen
von kommunistischer Führung gekauft worden ist, und im Fernsehen ausgestrahlt wurde, als man ihn hier im Kino sehen konnte, war"The Day After".
Honoriert übrigens als Hoffnung, daß die Amerikaner nie den TommyBoy einsetzen.
Die Koms sprachen auch nie öffentlich darüber, daß es den atomaren Erstschlag seitens der Russen geben wird, auch wenn es sehr wohl Pläne für die kriegerische Auseinandersetzung mit dem Westen gegeben hat.
>>Gefährliche Lockung, dass mit dem allseits freien Markt und der dadurch bis ins letzte freigesetzten Gier der Menschen deren Probleme gelöst werden.
>Du scheinst auf die Bürokratie als eine Art gesellschaftliches Valium zu setzen, mit deren Hilfe alle ruhig und friedlich ihrem Ende entgegendämmern können. Der Markt löst keine Probleme, er ist nur der beste Platz, sie zu lösen.
Nun Taktiker setzt nicht auf Bürokratie und Willkür als Erlösung, daß tut seit Jahren CDU/CSU oder die SPD. Wir wollen lediglich einen vernünftigen
Kontrollmaßstab, der zwar einige an Breite hat, doch nur wenn es richtig brennt
dann tatsächlich umgesetzt wird. Was das mit Bürokratie zu tun hat, magst Du mir
bitte erklären. Bei uns in unserem Preußenstaat dagegen ist es so: wenn nur der Verdacht besteht, daß Du Mist baust, sind die Jungs da.
Bei uns zu damaliger Zeit, bestand der Verdacht, daß im Betrieb meines Vaters Propagandamaterial gedruckt worden ist - doch kam keine Gestapo/Stasi rein und nahm seine vermeintliche Tatwerkzeuge mit, wie es bei uns üblich ist, das hätte bei uns so kein Richter unterschrieben, als Anordnung - die Polizei hatte überhaupt keine Befugnisse um irgendwo Durchsuchung zu machen, weil
der Staatsanwalt es so will (Deutsches"Gefahr im Verzug"). Da aber die Beschattungen keinerlei Anhaltspunkte ergaben, daß wir irgendetwas verteilt haben, kam die Staatsicherheit erst am 13.12.1981 auf Anordnung ins Betrieb
und prüfte ob sich was finden ließe. Selbstverständlich fanden sie was,
doch es wurde nur das Material beschlagnahmt, was fertiggestellt war, und da es sich um den Erstfall handelte, hat mein Vater unterschreiben müssen, daß
er in Zukunft Porpagandamaterial nicht drucken wird, ansonsten ist er sich darüber im klaren, daß er sämtliche Maschinen an den Schatzamt abliefern muß.
Das ist der wesentliche Unterschied des Freiheitsbegriff, denn wenn bei uns eine Zeitung des linken oder des rechten Lagers angezeigt wird, daß sie Propagandamaterial drucken, so wird auf Anordnung nicht etwa nur beschattet, sondern gleich Beschlagnahme angeordnet - auch die Beschlagnahme von Arbeitsgerät ist da logisch. Da wir aber auch so etwas wie Urheberrecht
haben, wird bei solcher Beschlagnahme geprüft, ob der Besitzer der Geräte
Programme aufgrund der Nutzungslizenz benutzen darf. Das dauert in etwa 9 Monate, und ich behaupte, daß dies Gestapositten sind, die Ihr als Rechtsstaat verstehen wollt. Das steht übrigens mehr als häufig im Internet
drin, und das was da steht, war zumindest in Polen in ruhigen Zeiten nicht denkbar gewesen.
Zum Abschluß noch was Kolonialismus angeht - das meinst Du doch nicht ernst Zardoz, was das angeht oder? Es ist immer das gleiche - der Staat bekommt seinem Obulus durch Steuern, oder er fördert solche Leute, die es ermöglichen.
Das bedeutet aber auch, daß bei heutigen Kolonialismus sich die Sache doch gar nicht erst geändert hat, bis auf die Tatsache, daß die Kolonialisten, die Cash machen wollen, in aller Regel - und bis auf USA - heutzutage nicht mit der Armee
kommen dürfen.
>>Beste Grüße vom Taktiker (der gar nicht damit rechnete, heute noch Aufsätze zu schreiben)
>Beste Grüße von Zardoz, der damit auch nicht rechnete, aber doch nicht widerstehen konnte... ;-)
Beste Grüße von moi, der nicht damit rechnete, daß das Rechtsstaatsprinzip in diesem Posting ebenfalls zur Aussprache kommt:)
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