Erstmals seit April 1999 Rückgang
Die weltweite Krise hat nun auch Deutschland getroffen und den Exportmotor als Konjunkturstütze abgewürgt. Erstmals seit April 1999 wurden im November 2001 weniger Waren ausgeführt als vor Jahresfrist. Die Exporte fielen im Berichtsmonat mit 54,3 Milliarden Euro um 4,5 Prozent geringer aus als im November 2000.
Dennoch kann die Exportwirtschaft für 2001 mit einer Rekordbilanz aufwarten. Dies berichtete das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden.
BGA: Aufträge gehen weiter zurück
Mit der schwachen Entwicklung im November sei der Export als wichtigster Motor der deutschen Konjunktur ausgefallen, kommentierte der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) die neuesten Zahlen der Statistiker. »Anzeichen für eine rasche Umkehr des Negativtrends sind nicht erkennbar, die Auftragseingänge gehen weiter zurück«, betonte BGA-Präsident Anton Börner in Berlin.
Angesichts der weiterhin schwachen Konjunktur in der EU und fehlender Wachstumssignaler aus den USA rechnet der Verband nicht mit einer raschen Erholung im Welthandel. Von einer Aufwärtstendenz sei erst in der zweiten Hälfte 2002 auszugehen.
Importe gehen noch stärker zurück
Noch stärker als die Ausfuhren fielen im November die Einfuhren zurück. Sie unterschritten mit 48,5 Milliarden Euro den Vorjahresstand um 7,0 Prozent. Damit stieg der Überschuss in der Außenhandelsbilanz im November auf 5,9 (Vorjahr: 4,8) Milliarden Euro.
Die Exportwirtschaft litt zum Jahresende vor allem unter der schwachen konjunkturellen Entwicklung in den europäischen Nachbarländern. Die Ausfuhren in die EU waren im November mit 29,7 Milliarden Euro sogar 7,3 Prozent niedriger als vor Jahresfrist. Die Lieferungen in die übrigen Volkswirtschaften fielen dagegen nur um 0,8 Prozent auf 24,6 Milliarden Euro.
Für die ersten elf Monate 2001 ergibt sich aber immer noch eine Steigerung der Ausfuhren um 7,5 Prozent auf 588,4 Milliarden Euro. Da die Einfuhren im selben Zeitraum nur um 4,2 Prozent zulegten, stieg der Exportüberschuss deutlich auf 77,9 (Vorjahr: 57,5) Milliarden Euro.
Dennoch: Rekordbilanz für 2001
Auf Grund der sehr guten Entwicklung im ersten Halbjahr kann die Bundesrepublik 2001 dennoch mit einer Rekordbilanz im Außenhandel aufwarten. Die gesamten Ausfuhren dürften gut 641 Milliarden Euro erreichen und damit das Vorjahr um 7 Prozent übertreffen. Die Einfuhren 2001 werden vom Statistischen Bundesamt mit 552 Milliarden Euro (plus 3 Prozent) veranschlagt.
Damit wird ein Rekordüberschuss in der deutschen Handelsbilanz von 88 Milliarden Euro (173 Mrd DM) entstehen. Der bislang höchste Saldo zwischen Ausfuhren und Einfuhren wurde 1989 mit plus 134,6 Milliarden DM (68,7 Mrd Euro) erzielt.
Überschuss in der Leistungsbilanz
Auch in der deutschen Leistungsbilanz zeichnet sich erstmals seit 1990 wieder ein Überschuss ab. In ihr werden neben dem Außenhandel auch die grenzüberschreitenden Dienstleistungen (insbesondere Reiseverkehr), Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen (etwa an internationale Organisationen) erfasst.
Seit der deutschen Einheit war die Leistungsbilanz immer negativ, zuletzt 40 Milliarden DM (20,3 Mrd Euro) 2000. Für den Zeitraum Januar bis November 2001 ermittelten die Statistiker einen Positivsaldo in der Leistungsbilanz von 1,5 Milliarden Euro. In den ersten 11 Monaten 2000 war noch ein Minus von 13,9 Milliarden Euro zu verzeichnen.
Erholung der Weltkonjunktur erwartet
Wegen des aktuell rückläufigen Trends und eines schlechten Starts 2002 rechnen die Volkswirte der Großbanken für dieses Jahr im Durchschnitt nur mit einer realen Zunahme der Ausfuhren von knapp eins bis zwei Prozent. Einschließlich der Preiserhöhungen dürfte dies auf eine Steigerung von drei bis vier Prozent hinauslaufen. Auf Grund der erwarteten Erholung der Weltkonjunktur werden für 2003 aber wieder Wachstumsraten von bis zu zehn Prozent in Aussicht gestellt.
heute.online
<center>
<HR>
</center> |