Suche nach Sündenböcken
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In den USA klagen die"Opfer" der geplatzten Internetblase zu Tausenden gegen Banken und Broker.
[TA] - Die Anwälte Amerikas haben nach lungenkranken Rauchern eine neue Kategorie von"Opfern" gefunden: Anleger, die zur Zeit der grossen Börseneuphorie mit Technologieaktien Geld in den Sand gesteckt haben."Seit Anfang letzten Jahres geht es mit den Klagen toll bergauf", freut sich etwa Anwalt Jim Shapiro, der rund 700 Kleinanleger vertritt.
Seit die Internetblase platzte, sind gewaltige Summen an Papiergeld vernichtet worden. Jetzt sucht man Sündenböcke. Für Shapiro ist klar, dass sie in den Banken und Brokerhäusern sitzen. Dort sei nachlässig gehandelt worden.
Einem seiner Klienten, einem Pensionierten, habe der Broker empfohlen, seine General-Electric- und Merck-Aktien zu verkaufen und sich stattdessen Palm und MicroStrategy zuzulegen. Der Schaden: über 500 000 Dollar."Ich wurde falsch beraten", klagte der Mann jüngst gegenüber der Zeitung"U.S. News". Und sieht nun ein:"Das waren nicht die richtigen Aktien für mich." Dasselbe Gefühl haben im Nachhinein unzählige Kleinanleger: 6800 Klagen gingen letztes Jahr bei den von den Börsen eingerichteten Schiedsgerichten ein.
Vom gigantischen Pool der frustrierten Kleinanleger sind auch die Haie der amerikanischen Justiz angezogen worden. Und sie wollen mit - auch für sie lukrativen - Sammelklagen ans wirklich grosse Geld. Der berüchtigte Anwalt Melvyn Weiss alleine hat seit letztem Februar über 180 Sammelklagen gegen Wallstreet-Firmen eingereicht. Weiss ist einer der erfolgreichsten Sammelkläger der USA. Er war auch der aggressive Motor gegen die Schweizer Banken im Zusammenhang mit den Holocaust-Geldern.
Marktmanipulation und Betrug
Weiss beschuldigt die Investmentbanken der Marktmanipulation und des Betrugs. Bei Börsengängen seien Vorzugskunden gegen happige Kommissionen grosse Aktienpakete zugedacht worden. Zudem seien diese Kunden oftmals verpflichtet worden, am ersten Handelstag weiter zuzukaufen, um den Kurs in die Höhe zu treiben. Kleininvestoren hätten überhöhte Preise bezahlen müssen.
Insgesamt sind beim U.S. District Court in Manhattan laut dem Finanzdienst Bloomberg rund 860 Sammelklagen hängig. (dn)
Quelle: http://www.newswindow.ch/article/0,1001,221993,00.html
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