Der Lutetium-Standard:
Ein nicht ernst gemeintes Pamphlet zur Unterhaltung:
Keynes hat doch gesagt, in einer Liquiditätsfalle sollte das Schatzamt Banknoten in leeren Minen vergraben, städtischen Müll drüberschütten und dann privaten Unternehmen es überlassen, das ganze Geld wieder auszugraben. Diese Denkweise gefällt mir.
Damit ist dottores Frage, nach welchen Regeln Nettogeld denn verteilt werden sollte (wenn man sich dazu entschließt, es zu verteilen), auch gelöst.
Das ganze wäre aber dann doch zu albern. Und „pecunia non olet“ würde eine ganz neue Bedeutung kriegen, wenn man Geld unter Hausmüll wieder ausgraben muss.
Netterweise liegt aber eine ähnliche Situation für Edelmetalle bereits vor: Diese sind ja im Boden natürlicherweise vergraben.. Man könnte dann das fehlende Geld durch Aufkaufen der Edelmetalle zu einem sehr hohen, staatlich garantierten Preis in die Wirtschaft bringen und so der Deflation entgegenwirken. Der technische Aufwand und Personalbedarf bei der Edelmetallgewinnung durchbricht die Defla-Spirale.
Ein hoher Gold-und Silberpreis (die Herausgabe von z. B. 1000 $ statt jetzt 42 bei Gold) hat aber leider viele Nachteile: Die Goldvorräte sind riesig gegenüber der Jahresproduktion, es gäbe Goldbesitzer und Nichtbesitzer, die Vorkommen sind geographisch völlig unterschiedlich verteilt, die Abbaumethoden umweltschädlich. Durch die riesigen short-Positionen gäbe es zumindest beim Silber sofort Probleme.
Außerdem haben diese Metalle eine gewisse praktische Bedeutung: Silber sowieso, Gold auch, bei elektronischen Kontakten, Zahnersatz etc.
Ein hoher, vom Staat garantierter Goldpreis wäre also toll zur Behebung einer Liquiditätskrise, wenn man ohne Vorräte an Gold neu anfangen könnte. Irgendwelche bereits bestehenden Derivate auf Gold dürfte es auch nicht geben. Gold sollte dann aber technisch wertlos sein, um die Produktion technischer Konsumgüter nicht mit hohen Goldpreisen zu belasten. Es wäre auch besser, wenn Gold gleichmäßig im Boden verteilt wäre. All dies ist für Gold nicht gegeben, und das lässt sich nicht ändern.
Deshalb mein Vorschlag: Der Lutetium-Standard.
· Lutetium gehört zu den sog. seltenen Erden, die aber gar nicht so selten sind. Nur sind sie entsetzlich schwierig zu reinigen.
· Lutetium ist technisch völlig nutzlos.
· Die Weltvorräte passen wahrscheinlich in eine Keksdose.
· Lutetium ist ubiquitär in der Erdkruste vorhanden.
Das Schatzamt zahlt also 5000 $ für jede Unze reinen Lutetiums.
Folge:
· Überall werden Spezialfirmen zur Lutetiumreinigung aus dem Boden schießen.
· Arbeitslosigkeit ist kein Thema mehr.
· Da nolens volens auch andere, nützliche Metalle bei der Lutetiumgewinnung anfallen, hat das ganze sogar einen real positiven Nebeneffekt.
· Die technischen Schwierigkeiten bei der Reinigung des Lutetiums werden zu ungeahnten Innovationen in der Verfahrenstechnik führen.
· Der eigentliche Sinn, natürlich: Reflationierung.
MfG
Holmes
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