-->Da werde ich Elli mal sekundieren und lasse noch schnell den heutigen Daily Reckoning auf Deutsch raus:
P:S: Wo steckt eigentlich Firmian zur Zeit?
Montag, 26. April 2004
Die wahre Taktik der Fed?
von Jochen Steffens
So, der Inflationsdruck ist da. In Amerika werden die Preise erhöht. Die teuren Rohstoffkosten werden auf die Verbraucher umgelegt. Und jetzt? Jetzt muss eine Zinserhöhung kommen, damit die Inflation nicht ausufert... so die Theorie.
Aber warum, frage ich mich, warum macht denn Alan Greenspan nicht klarere Aussagen. Ein paar angedeutete Hinweise zu einer"baldigen" Zinsenserhöhung wären doch eine gute Möglichkeit, die Märkte an eine Zinserhöhung zu gewöhnen. Was aber, wenn sie gar nicht so schnell kommen soll, wie die Märkte sie erwarten?
Ich kann Ihnen nicht sagen, was die Fed wirklich vorhat - niemand wir das können, ich bezweifle sogar, dass die Fed das selber kann (dazugleich mehr). Deswegen bleibt einem nichts anderes übrig, als sich gedanklich an die mögliche Strategie der Fed anzunähern. Ich weiß, dass die US-Wirtschaft in einer sehr verzwickten Situation ist. Ich weiß auch, dass allein die Ankündigung der inflationären Tendenzen dazu geführt hat, dass der Dollar stärker wurde.
Der Dollar wedelt mit Inflation, also mit einer"Abwertung" und das führt dazu, dass er gegenüber den anderen Währungen stärker wird? Wie kann dieses Paradoxon sein, mag sich mancher fragen? Es hat etwas mit der Zukunft zu tun, die bekanntlich an den Börsen gehandelt wird. Bisher setzten die Börse darauf, dass es zu einer Inflation kommt, der Dollar fiel. Nun ist dieses Ereignis eingetreten: Verkaufe die Gerüchte, kaufe die Fakten, so heißt eine alte Börsenweisheit. Die Inflation ist da, also muss man den Dollar kaufen.
Natürlich gibt es auch einen anderen Grund: Die Märkte gehen davon aus, dass die Folge der Inflation steigende Zinsen sein werden. Und das sollte dazu führen, dass die Inflation in einem erträglichen Rahmen bleibt. Natürlich nur, wenn die US-Wirtschaft steigende Zinsen verträgt. Steigende Zinsen sollten also den Dollar stützen, zunächst.
Aber das ist der entscheidende Punkt: Wird die US-Konjunkturerholung eine Erhöhung der Zinsen überleben?
Zwei Dinge sollte man dazu bedenken. Die Amerikaner müssen konsumieren, damit die US-Wirtschaft boomt. Sowohl Preisanhebungen (Inflation) als auch höhere Zinsen werden den Konsum belasten. DieAmerikaner haben weniger Geld zum Konsumieren, das wird sich negativ auf die Umsätze und damit auf die Gewinne der Firmen auswirken. Eine Möglichkeit, die bisher kaum in den Medien zu finden ist: Die Fed lässt die Zinsen unverändert. Erst dann, wenn die Medien begreifen was passiert - erst wenn das Thema Inflation erste größere Ängste schürt, wird die Fed darauf reagieren. Eine kleine Zinserhöhung und die Märkte sind wieder beruhigt. Warum sollte sie auch vorher reagieren? Wobei zu bedenken ist, eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte reicht noch lange nicht aus, um wirklich etwas gegen Inflation zu machen.
Sie wissen, wir haben hier im Investor's Daily immer sehr früh auf bestimmte Szenarien hingewiesen, oft genug zu früh. Und, obwohl es kaum erkennbare Hinweise gibt, dass oben genannte Theorie von der Fed beabsichtigt ist, sollten man sich dieses Szenario genauer anschauen. Was wird dieses mögliche Szenario mit den Märkten machen? So lange die Zinsen unten sind, so lange Inflation kein wirkliches Thema in den Medien ist, solange es keine InflationsANGST gibt (denn das ist das eigentlich Gefährliche), haben die Märkte sogar die Möglichkeit weiter zu steigen. Natürlich wird die Zinserhöhungsangst wie ein Damoklesschwert insbesondere über den amerikanischen Standardwerten hängen und die Märkte belasten. Andererseits werden die guten Konjunkturdaten und Unternehmensdaten den Markt von unten anfeuern.
Wenn die Fed jedoch nun die Zinsen schnell anhebt, um 25 Basispunkte und danach nicht signalisiert, dass die Fed jetzt wieder Zeit mit weiteren Zinserhöhungen hat, laufen die Märkte in Gefahr nachhaltiger einzubrechen (dann muss man diese These natürlich überdenken).
Welche Richtung auch immer die Fed einschlagen wird: Sobald sich herauskristallisiert, ob es zu einer neuen Phase der Zinserhöhungen auf ein Normallevel von über 3 % oder zu einer Phase der Inflation kommt, die Aktienmärkte werden unter beiden Szenarien langfristig leiden. Das will die Fed aber offenbar verhindern.
Was liegt also näher, als die Märkte möglichst lange im Unklaren darüber zu lassen, was die Absicht der Fed ist?
Und ich vermute einmal: Genau das ist die eigentliche Taktik der Fed - im Moment. Die Fed wird versuchen, die Märkte so lange im Unklaren zu lassen was passiert, wie es nur eben geht. Sollten die Medien befürchten, Inflation könnte zu einer Gefahr werden, wird die Fed darauf reagieren und die Zinsen anheben (oder es androhen). Solange die Märkte aber mehr Angst vor einer Zinserhöhung haben, wird sie die Zinsen unten lassen.
Und deswegen mag es sogar stimmen, wenn Alan Greenspan auf die Frage im Senat, ob es bald zu einer Zinserhöhung kommen wird, antwortet: Ich weiß es nicht.
Was spricht auch dagegen, dass die Fed auf die Märkte reagiert. Zumal gerade beim Thema Inflation die Psychologie ein entscheidender Faktor ist. Verliert erst einmal eine Bevölkerung zunehmend das Vertrauen in eine Währung, ist es zu spät. Kurz vorher würde die Fed die Zinsen erhöhen.
Was bedeutet das alles für die Märkte, wollen Sie sicherlich wissen. Vereinfacht ausgedrückt: wenn nicht einmal die Fed im Moment eine klare Richtung hat, sondern versucht auf die Märkte zu reagieren, wie sollen da die Märkte eine klare Richtung finden, wenn sie versuchen auf die Fed zu reagieren?
Aktuell geht es kurzfristig sowieso um etwas anderes: Im Moment wird im Börsenkino der Film:"Angriff auf die Jahreshochs" gespielt. Hauptdarsteller: Bullen und Bären, vereinzelte Krebse sind auch zu finden. Das Drehbuch ist so einfach wie griffig: Die beteiligten Kontrahenten schlagen sich im Bereich der Jahreshochs die Köpfe ein. Um die Spannung zu erhöhen, weiß vermutlich nicht einmal der Regisseur, Old Greeny, wer gewinnen wird...
Montag, 26. April 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Etwas seltsam finde ich, dass die US-Märkte nach der Veröffentlichung der Verkäufe neuer Häuser steil einbrachen. Die Zahl der Hausverkäufe ist heftig, um 8,9 % auf 1,228 Mio. Einheiten gestiegen. Erwartet wurden nur 1,160 bis 1,169 Mio. Hausverkäufe.
Ich könnte mir vorstellen, dass diese Zahlen in folgende Richtung gewertet wurden: Der Immobilienmarkt würde unter einer Zinserhöhung leiden, deswegen werden unter Preisabschlägen noch schnell die Häuser an den Mann gebracht.
Das ist allerdings nur eine Vermutung(!). Morgen evt dazu mehr.
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Montag, 26. April 2004
Ifo-Index überrascht positiv
von Jochen Steffens
Die letzten beiden Werte hatten eher enttäuscht, doch diesmal überraschte das Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) die Märkte. Der Ifo-Geschäftsklimaindex konnte im April von zuvor 95,4 auf nun 96,3 Punkte ansteigen. Analysten hatten mit einem weiteren Rückgang gerechnet. Wenn der IFO-Index drei Mal in Folge fällt wird das als Trendwendesignal gesehen, der Aufschwung wäre in Frage gestellt worden.
Trotzdem ist diese Zahl kein Grund für Euphorie. Denn der Index-Anstieg wurde durch die Einschätzung der gegenwärtigen Situation verursacht, die mit 94,9 Punkten deutlich besser ausfiel als im Vormonat mit 92,2 Punkten.
Gleichzeitig trübte sich aber der Teilindex für die Aussicht auf die nächsten sechs Monate weiter ein. Dieser Index gab von zuvor 98,8 auf 97,8 Punkten nach.
Alles in allem also kein wirklich Signal für einen stärkeren Aufschwung. Der Ifo-Index ist eher knapp an einem Signal für eine deutliche Verschlechterung vorbeigeschliddert.
Insgesamt wird damit gerechnet, dass einige Prognosen der Wirtschaftinstitute gesenkt werden. Ich erinnere mich noch, dass ich das bereits Ende letzten Jahres vermutet hatte, mir aber in der damaligen Euphorie kaum einer Glauben schenken wollte.
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Montag, 26. April 2004
Montag, 26. April 2004
Steigende Lebenshaltungskosten...
von Martin Weiss
Auch die vergangene Börsenwoche konnte der Dax mit leichten Kursgewinnen abschließen. Am Freitag vermochte es die deutschen Standardwerte gar, über der Marke von 4100 aus dem Handel zu gehen.
Wie dem auch sei, noch immer tendiert der Aktienmarkt im Wesentlichen seitwärts. Für einen wirklich nachhaltigen Ausbruch gen Norden scheint es an Kraft zu fehlen. Andererseits scheinen aber auch die Bullen noch nicht wirklich aufzugeben.
Fundamental bleibt die Lage mehr denn je fragil. Wenn Konzerne wie Volkswagen auf der Hauptversammlung von einer"miserablen" Ertragslage sprechen, so ist dies schon alarmierend.
Gleichzeitig wird bekannt, daß im Monat März die Steuereinnahmen entgegen den Erwartungen rückläufig waren. In anderen Worten, die Einnahmebasis der öffentlichen Hand erodiert mehr denn je. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Finanzlage der Staatskassen entspannt, oder ob die Finanzminister bzw. Kämmerer evtl. Notmaßnahmen ergreifen müssen.
Erschwerend kommt hinzu, daß auch in Deutschland die Verbraucherpreise nach vorläufigen Berechnungen im April diesen Jahres gewaltig zulegten. Und zwar um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf den höchsten Stand seit zwei Jahren. Als Preistreiber verantwortlich waren vor allem der hohe Ã-lpreis und die Folgen der sog. Gesundheitsreform.
Diese"Reform" war mitunter dafür verantwortlich, daß im April die Gesundheitskosten bisweilen um bis zu 20 Prozent regelrecht"explodierten". Des weiteren konnte der enorm hohe Ã-lpreis nicht mehr so sehr durch den starken Euro"entschärft" werden. Insofern nicht verwunderlich, daß die Deutschen momentan an der Zapfsäule Rekordpreise bezahlen müssen. Gerade vor diesem Hintergrund ist es nicht sonderlich überraschend, daß die Stimmen, die eine weitere Zinssenkung der EZB fordern, eher weniger stark wahrzunehmen waren. Noch befindet sich der Anstieg der offiziell ausgewiesenen (!!!) Verbraucherpreise unter der EZB-Zielmarke von zwei Prozent. Bei weiter auch in Euro anziehenden Rohstoffpreisen könnte die EZB also bald in eine Art Zwickmühle geraten...
Auch in den USA deutet nicht viel auf ein Ende der Inflationssorgen hin. So wurde bekannt, daß die Erzeugerpreise abermals stärker als erwartet anzogen. Für das zweite Quartal beobachtete fast die Hälfte aller Unternehmen einen Anstieg bei den Kosten für Rohstoffe. Angesichts einer derartigen Entwicklung ist die Frage durchaus berechtigt, ob die FED die Zinsen nicht schon sehr rasch erhöhen muß. Oder, ob das FOMC möglicherweise schon hätte reagieren müssen...
Jedenfalls ist die Tendenz am Rentenmarkt gerade in den letzten Tagen schon ein klares Signal dafür, daß die Rekord-Niedrigzinsphase bald der Vergangenheit angehören könnte. Was dies für den US-Immobilienmarkt bedeutet, konnte bspw. bei den Immobilienaktien, die um mehr als zehn Prozent fielen, deutlich nachvollzogen werden.
Was den Goldpreis angeht, so konnte in der letzten Woche erneut die Widerstandszone bei 390 $ pro Feinunze verteidigt werden. Gewiß, charttechnisch betrachtet ist die Situation kurzfristig noch immer ein wenig"brenzlig". Sprich, ein weiterer Abwärtsimpuls, bei dem die"schwachen Hände" aus dem Markt gedrängt werden, ist nicht auszuschließen.
Möglicherweise ist dies für uns alle eine der allerletzten Gelegenheiten Papiergeld extrem günstig in Gold zu tauschen.
Es besteht also alles andere als Grund zur Sorge, im Gegenteil. Wir sollten uns der gewaltigen Chancen, die mit dieser Abwärtsbewegung einhergehen könnten, bewußt sein. Und, insofern auch auf keinen Fall zittrig werden!
Montag, 26. April 2004
Eines Tages wird irgendetwas passieren
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Eines Tages wird irgendetwas passieren.
Aber das war nicht gestern der Fall.
Die Investoren versuchen immer noch, herauszufinden, was Alan Greenspan letzte Woche gesagt hat... und was das für die vor uns liegenden Tage bedeutet.
Ich bezweifle, dass es wichtig ist, was der Fed-Vorsitzende gesagt hat. Zunächst einmal aus dem einfach Grund, dass er auch nicht mehr als jeder andere weiß. Und dann deshalb: Selbst wenn er mehr als andere wissen würde, dann würde er das wahrscheinlich nicht laut aussprechen.
"Zinsen werden schließlich steigen - Greenspan sagt aber nicht, wann", so eine hilfreiche Schlagzeile in einer Zeitung.
Selbst wenn die Zinssätze Morgen steigen würden, dann wäre es nicht sicher, wie die Investoren reagieren würden. Ja, höhere Zinsen würden für die Nation von Schuldnern (USA) eine neue Gefahr bedeuten. Bereits jetzt haben die amerikanischen Gläubiger die größte Schuldenlast der Geschichte zu schultern, wenn man sich die Statistiken ansieht. Der Anteil des Schuldendienstes am Lohn-Einkommen ist so hoch wie nie zuvor.
Natürlich ist dieser Fed-Vorsitzende, der die Investoren über die nächste Zinserhöhung grübeln lässt, derselbe Volkswirt, der verkündet, dass die Schuldenlast der amerikanischen Konsumenten kein Grund zur Sorge sei. Die Konsumenten mögen zwar mehr Leuten mehr Geld als je zuvor schulden, sagt er - aber dafür steigt auch der Wert ihrer Häuser und Aktien.
Letzte Woche stiegen die Kurse. Ob sie Morgen steigen werden - das weiß ich nicht. Und auch der Fed-Vorsitzende weiß das nicht. Aktien können sowohl steigen als auch fallen. Und die amerikanischen Aktienkurse könnten sich vom heutigen Niveau aus halbieren, und selbst dann wären sie noch immer nicht außergewöhnlich günstig bewertet.
Vergleichbar die Situation bei den Immobilienpreisen: Die sind gestiegen. Ich verstehe, dass dies den Hausbesitzern ermöglicht, bestehende Hypotheken zu erhöhen. Aber was ich nicht verstehe, ist, warum Alan Greenspan die zusätzlichen Schulden als"kein Problem" bezeichnet. Ja, man könnte sein Haus verkaufen und damit die Schulden bezahlen. Aber wo würde man dann leben? Denn der Wert aller Häuser ist gestiegen... nicht nur der Wert des eigenen Hauses.
Alan Greenspan hat auch den Hausbesitzern, die auf fallende oder stabile Zinsen setzen, seinen Segen gegeben - indem er Hypotheken mit flexiblen Zinssätzen empfohlen hat. Deshalb werden steigende Zinsen seinem Ruf schaden; Leute, die seinem Rat gefolgt sind, werden höhere monatliche Zahlungen erbringen müssen. Bereits jetzt übersteigen ihre Ausgaben oft ihre Einkommen... was werden sie tun, wenn ihre Ausgaben weiter steigen, und Schuldenmachen immer teurer wird?
Ich weiß es nicht. Wir werden es aber früher oder später herausfinden. Diese Konsumblase wird platzen. Eine kleine Erhöhung der US-Leitzinsen könnte nur ein weiterer Schlag sein... noch nicht der entscheidende.
Die Investoren könnten das gut... oder schlecht aufnehmen. Sie könnten das als Bestätigung dafür ansehen, dass Greenspan seine Autorität nutzt, um die amerikanische Volkswirtschaft verantwortungsvoll und vorschriftsmäßig führt. Sie könnten deshalb die Aktienkurse nach oben bieten... in der Annahme, dass sich die Dinge immer weiter verbessern werden, für immer und immer. Sie könnten ihre Euro-Bestände verkaufen und Dollar kaufen - weil sie zuversichtlich der Ansicht sind, dass der Dollar für immer die Weltwährung bleiben wird. Sie werden vielleicht ihre Hypotheken weiter erhöhen... um die Gelegenheit zu nutzen, bevor die Zinsen noch weiter steigen... und solange man die Hypotheken noch erhöhen kann.
Aber andererseits haben sie vielleicht all dies schon getan. Wir werden sehen...
Hier sind weitere Nachrichten:
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Montag, 26. April 2004
Ein Rebell ohne Ahnung
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin
Die Schweinwerfer der versammelten Autos erhellen das Kliff. Tief unten peitscht die Brandung gegen die Felsen, und die Gischt schäumt weiß. Aber die zusammengekommenen Teenager achten nicht auf das Meer... ihre Augen sind auf den dunklen Weg gerichtet, der von ihrer Zusammenkunft wegführt. Sie wissen, dass irgendetwas Großes erscheinen wird, aber sie wissen nicht, was...
Um die Ecke kommen zwei Autos gerast, deren Maschinen röhren, und ihre Scheinwerfer durchschneiden die Dunkelheit. Als diese Wagen den Weg lang heizen, tritt die Menge zurück, sie hält ihren Atem an, wie gelähmt. Unser Held, Sir Alan Greenspan, befindet sich in einem Wettrennen gegen die Inflation; derjenige, der vor der Klippe zuletzt bremst, ist der Gewinner. Das ist ein halsbrecherisches Spiel, und die zukünftigen Aussichten Amerikas hängen von diesem Ergebnis ab.
Greenspan hat das Gaspedal voll durchgetreten. Er pusht die Wirtschaft so hart und schnell, wie er es kann. Er versucht verzweifelt, aus dem Motor noch ein bisschen mehr herauszuholen. Er braucht Wachstum und er braucht Arbeitsplätze - und bevor er die nicht hat, kann er nicht bremsen.
Aber die Inflation holt auf. Und sie holt nicht nur auf; auch sie beschleunigt. Und wenn Greenspan zu früh bremst, dann wird er seine Anhänger enttäuschen.
Letzte Woche wurden die US-Produzentenpreise für März vermeldet - diese stiegen auf Monatsbasis um 0,5 %, und gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert um 6 %.
"Go, Alan, go!" schreien seine Anhänger. Und auch der Aktienmarkt feuert ihn an. Aber am lautesten schreiben die amerikanischen Hausbesitzer. Sie singen und tanzen... denn dank Greenspan sind sie reich.
Alles, was wir tun können, ist zu hoffen, dass diese Episode dem richtigen Drehbuch folgen wird: Dass Greenspan im allerletzten Moment anhalten wird, und dass die Inflation sich in den Tod stürzen wird. Aber wir sollten uns daran erinnern, dass unser Held kein James Dean ist; es ist Alan Greenspan - ein Rebell ohne Ahnung.
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Montag, 26. April 2004
Riesengewinne in Argentinien
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Venedig
Die Produzentenpreise sind im letzten Monat um 0,5 % gestiegen. Aber keine Sorge, liebe(r) Leser(in). Alan 'Spekulationsblase' Greenspan hat alles im Griff: Inflation und Deflation.
Wie Addison schon oben anmerkte, ist unser Kollege Steve Sjuggerud darüber besorgt, dass sich eine Spekulationsblase am weltweiten Immobilienmarkt gebildet haben könnte. Aber aus Argentinien sendet er die Nachricht, dass dort die Immobilienpreise"sowohl steigen als auch fallen" - was auch immer das heißen mag:
"Die Citibank hat 65 Millionen US$ investiert, um eines der schönsten Hotels Südamerikas, das Llao Llao Hotel in Patagonien (Feuerland), fertig zu stellen.Kurze Zeit darauf hatte mein Freund Eduardo die Möglichkeit, dieses Hotel von der Citibank aufzukaufen... für den Preis von 13 Millionen US$.
Geschichten dieser Art kursieren in ganz Argentinien... der ganz große Deal - heißt es - sei der Kauf eines dem New Yorker Central Park ähnelnden Parks gewesen, den irgendjemand für einen Appel und ein Ei von einem bankrotten Fußball-Team erstanden haben soll - den Bocca Juniors. Dieses Juwel wird Dollar um Dollar an Einkünften einbringen, wenn man sich entschließen wird, es endlich zu kultivieren (in den nächsten Jahren).
Edoardo ist der einzige, der immer flüssig ist. Das ist alles. Wenn die Wirtschaft den Bach heruntergeht und dem ganzen Land die Schulden bis zum Hals stehen, schlägt Eduardo zu und ersteht Vermögen für einen Hungerlohn. Er ist brillant: Er sitzt in Wartehaltung, bereit, im richtigen Moment loszuspringen. Mit Bargeld in der Tasche weiß er schon auf welches Objekt er es abgesehen hat, und er kauft dann, wenn die Eigentümer es nur noch loswerden wollen. Er stellt sich darauf ein, manchmal jahrelang warten zu müssen. Aber in Argentinien gibt es alle Jahre eine Krise und Eduardo hat sich bereits ein nettes Vermögen erwirtschaftet.
Mit anderen Worten bedeutet das, dass Eduardo niemals dann Schulden hat, wenn der Rest des Landes sie hat.
Argentinische Aktien haben über 90 % ihres Wertes (in US$) verloren. Und Firmen, die zuvor Schulden hatten, stecken jetzt dermaßen in der Tinte, dass sie alles schnellstmöglich verkaufen müssen.
Argentinier machen Schulden, genauso wie Amerikaner sie im Augenblick machen. Aber im Moment sieht es für die USA sogar noch schlechter aus als für Argentinien... weil Argentinier keine Hypotheken haben, während sie den US-Amerikanern bis zur Gurgel stehen.
Eduardo ist ein fantastisches Beispiel dafür, wie man überleben und die Geschäfte florieren lassen kann, wenn eine Schuldenblase zerplatzt... jetzt verrate ich Ihnen sein Geheimrezept:
1.) Immer einen Koffer mit Bargeld bereit stehen haben; besonders dann, wenn niemand anders welches hat. Ihr Bargeld wird Sie weit bringen, wenn die Leute sich danach verzehren.
2.) Sie dürfen keine Schulden haben, wenn alle anderen welche haben. Nachdem die Spekulationsblase in Argentinien geplatzt war, war es unmöglich, an Kredite heranzukommen. Wenn das ganze Land auf dem Kopf steht, sind Sie der einzige, der sich in einer guten Lage befindet.
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Montag, 26. April 2004
Ein wesentliches Problem - Alan Greenspan
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Im Jahr 2000 war es soweit, dass Alan Greenspan nicht mehr merkte, dass er selbst ein wesentlicher Teil des Problems geworden war. Irrationaler Überschwang - das galt inzwischen auch für ihn. Märkte machen Meinungen, so ein geflügeltes Wall Street-Wort. Die Meinung des Fed-Vorsitzenden und der Bullenmarkt im Technologie-Sektor - das war inzwischen so etwa das Gleiche. Benjamin Graham hatte über die Bullenphase der Jahre 1949 bis 1966 einst geschrieben:"Es verursachte an der Wall Street eine geradezu natürliche Befriedigung, ausgefeilte wie unlogische und gefährliche Überzeugungen zu pflegen, dass sogar von gewöhnlichsten Aktien für die Zukunft noch die wunderlichsten Ergebnisse zu erwarten waren."
Was sagt Warren Buffet dazu?"Aktien steigen erst aus den richtigen Gründen und dann aus den falschen." 1982 waren Aktien noch billig. Der Dow stieg im Verlauf der darauf folgenden 14 Jahre um 550 %. Zu dem Zeitpunkt, als Greenspan vor irrationalen Übertreibungen warnte, waren Aktien nicht mehr billig. Aber das interessierte überhaupt niemand mehr. An der Wall Street, die Benjamin Graham als"große Wahlmaschine" bezeichnete, bestand eben zeitweilig einmal die Bereitschaft, selbst Stimmen für Aktien mit fragwürdiger Technologie und zweifelhaftem Management abgegeben. Also stiegen die Aktienkurse weiter - und alle wurden sich immer sicherer, dass die Kurse noch weiter steigen würden.
"Greenspan wird es nie zulassen, dass die Wirtschaft in eine Rezession abrutscht", war gängige Analystenmeinung."Die Fed wird immer zum Einschreiten bereit sein, wenn es gilt, einen wirklichen Bärenmarkt zu verhindern", so die Investoren. Also schien das langfristige Risiko, Aktien zu halten, gegen Null zu tendieren. Daran schien sogar Greenspan selbst zu glauben. Und wenn der Vorsitzende der Fed das glaubte, wer konnte dann noch an dieser Wahrheit zweifeln? Je wahrer alles erschien, desto irrationaler wurde natürlich das Verhalten der Leute.
Robert Shiller, Autor von"Irrational Exuberance" schrieb:"In den 1990ern glaubten die Menschen wirklich daran, dass ein neues Zeitalter angebrochen war. Dadurch waren sie bereit, Risiken auf sich zu nehmen, die ein normaler Mensch nie auf sich nehmen würde... Die Leute hatten überhaupt nicht den Eindruck, dass es Sinn machen würde zu sparen. Sie warfen mit dem Geld um sich, weil sie ihre Zukunft für völlig risikolos hielten."
Genauso wie"Wert" hat aber auch das Risiko die Eigenschaft, sich völlig unerwartet zu zeigen. Je unfehlbarer Alan Greenspan erschien, umso stärker und ungerechtfertigter wurde die Eskalation der Vermögenswerte. Mit seiner zaghaften Warnung vor der"irrationalen Übertreibung" hatte der Maestro also nichts anderes getan, als eine noch größere Übertreibung zu schaffen.
"Greenspan verhindert Wall Street-Kollaps" lautete eine Schlagzeile in der französischen Finanzzeitung"La Tribune" im Dezember 2000. Das hatte Greenspan tatsächlich getan und damit den Tag gerettet. Aber Greenspan hatte bis dahin eigentlich noch gar nichts getan. Und was konnte er denn schon tun? Etwa die Leitzinsen senken? Ob das wohl funktionieren würde? Warum sollten Konsumenten und Unternehmen, die alle bereits hoch verschuldet waren, sich noch mehr Geld ausleihen?
Vielleicht würde eine Verbilligung von Krediten genauso wenig zur Verbesserung der Kreditproblematik beitragen, wie eine Preissenkung von Jim Beam helfen würde, die Trunksucht zu kurieren. In beiden Fällen war nicht der Preis des Suchtmittels das Problem, sondern der exzessive Gebrauch, der davon gemacht worden war.
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