IWF und Argentinien
[ Geldcrash-Retten Sie Ihr Vermögen ]
Geschrieben von Digo am 15. März 2002 01:38:28:
oder: die Pokersaison ist eröffnet
Die Pagina/12 berichtet heute über ernste Zweifel in der Regierung: EL GOBIERNO SIENTE QUE EL FONDO NO
CUMPLE CON LO CONVERSADO (Die Regierung hat den Eindruck, der IWF hält sich nicht an die Absprachen).
Um den folgenden Text zu verstehen, muß man wissen, daß jetzt (ziemlich überraschend) Anoop Singh zum Chef der
Argentinien-Mission ernannt wurde. Das läßt nichts Gutes erahnen, hat sich Singh seinerzeit doch um die Asien-Krise '98
verdient gemacht.
Auszüge, frei übersetzt"[Text in eckigen Klammern von mir]":
Der IWF hat nicht nur die Funktionäre für Argentinien gewechselt, sondern auch die Bedingungen. Die
Ankunft des Inders Anoop Singh bedeutet einen Bruch in den abgemachten Kompromissen mit den vorherigen
Missionschef, Tomás Raichman, und eine Verhärtung. Im Ministerium fühlt man sich alleingelassen.
Für den Finanzminister verheißt die Ernennung Anoop Singh als neuen Verantwortlichen für die Verhandlungen mit
Argentinien nichts Gutes. Eine hochrangige Quelle vertraute Pagina/12 an, daß Remes Lenicov ein Vor-Abkommen mit
Claudio Loser und Tomás Raichmann hatte, welches von Washington ignoriert wird. Loser ist Direktor der Abteilung für
die westliche Hemisphäre und Raichmann war, bis zur Ernennung Singhs, der Chef der Auditoren für Argentinien. Im
Finanzministerium erzählt man, daß diese hohen Funktionäre des IWF [...] Remes Lenikov zusagten, daß er auf eine
rasche Hilfe des IWF zählen könne, falls er den Dollarkurs frei gebe, zu einer Einigung mit den Provinz-Gouverneuren
käme und der Staatshaushalt [von Parlament und Senat] gebilligt würde. Remes betonte gegenüber Singh, er habe seinen
Teil erfüllt, und daß nun der IWF sich ebenfalls an die Zusagen halten möge. [...]
Beim Treffen mit dem Präsidenten hörte Singh zum wiederholten Mal die Aufzählung der Katastrophenszenarien, die in
Argentinien passieren würden, falls die Verhandlungen mit dem IWF scheiterten - und zum wiederholten Mal gab er
[Singh] die gleiche Antwort: er sei Chef einer"Evaluierungs"-Mission, dafür zuständig eine Liste mit Themen für
zukünftige Verhandlungen aufzustellen. [...]
Wenn alles gut geht kommt Juni heran, bis diese Mission ihre Arbeit beendet hat und das Direktorium des IWF die
Vereinbarungen billigt. Singh sagte es sehr klar: die Regierung muß sich in Geduld üben und abwarten. Duhalde
antwortete ernst, daß diese Zeiträume inakzeptabel seien und daß er weiter darauf bestünde, eine Finanzhilfe innerhalb
der nächsten 30 Tage zu erhalten. Im Ergebnis dieses Treffens bleibt in der Regierung das verwirrende Gefühl, daß der
IWF - oder die USA - sie im Regen stehen ließen.
[...]
"In der Regierung gibt es große Zweifel darüber, ob die Mission Singhs wirklich gekommen ist, um zu helfen, oder um
zu rechtfertigen, warum man uns kein Geld gibt", kommentiert man aus dem Umfeld von Remes. Der Minister erklärte
gestern, daß es"so oder so" ein Abkommen geben werde, aber daß unter seinen Mitarbeitern Zweifel und Mutlosigkeit
zunehmen. Tatsächlich ist Singh mit einer Forderungsliste gekommen, die politisch unerfüllbar ist:
Er verlangt, daß man die Regeln korrigiert, mit denen der Haushaltsentwurf erarbeitet wurde, um sie an
realistischer Vorhersagen anzupassen. Der IWF erwartet einen Wirtschaftseinbruch um 12% für dieses Jahr. [...]
"Diese Zahl zu nehmen, heißt zu resignieren und in eine selbsterfüllte Prophezeiung zu fallen, weil sie so eine
Wirkung erzeugen würde, daß die Wirtschaft am Ende wirklich um 12% fällt", behauptete der Mitarbeiter Remes.
Außerdem erklärte er, daß der Wirtschaftseinbruch in hohen Maße von der endgültigen Entscheidung des IWF
abhänge, weil es einen Unterschied mache, ob der IWF 25 Mrd. Dollar leiht oder 9 Mrd. oder gar nichts. [...]
Überarbeitung des Gesetzes über Konkurse. Sigh besteht im Einklang mit den Beschwerden der Banken darauf,
dieses Gesetz zu annullieren. Diese Regel [...] begründete die Aussetzung von Pfändungen und
Zwangsvollstreckungen für 180 Tage, was die Gläubiger daran hinderte, eine richterliche Reaktion zu erhalten bei
Zahlungsverzug. In diesem Fall machte die Regierung Zugeständnisse. [...]
Abschaffung der Provinz-Gutscheine [= lokale Zahlungsmittel] und Haushaltkürzungen in den Provinzen, damit
deren Defizit insgesamt 1,5 Mrd. Peso nicht übersteigt. Der Innenminister Rodolfo Gabrielli und auch Remes
betonten, daß man diese Forderungen unter keinen Umständen erfüllen könne. Schließlich willigte Singh ein, daß
man [nur] das vor drei Wochen unterzeichnete Abkommen einhalten müsse, welches eine Reduzierung des
Defizits um 60% vorsah.
Angesichts von Verhandlungen, die scheinbar zum Scheitern verurteilt sind, entwirft das Umfeld Duhaldes mögliche
weiterführende Aktionen. Eine davon sieht vor, daß der Präsident einen dramatischen Hilferuf an die internationale
Gemeinschaft richtet. Im Falle des Scheiterns, falls die USA tatsächlich den Daumen nach unten richtet, denkt man über
eine Politik der Wechselkurskontrolle nach, bei der sämtliche Operationen des Außenhandels der Erlaubnis der
Zentralbank bedürfen, damit man rasch an die Devisen der Exporteure kommt. In diesem Fall würde man den freien
Markt beseitigen."Wenn das eintritt, dann wäre klar, daß uns der IWF hineingestoßen hat", schlußfolgert der Mitarbeiter
der Regierung.
Der folgende englische Beitrag wurde hier schon mal als Link reingesetzt - passt recht gut dazu:
Gerade im Internet gefunden... (Text in Englisch)
[ Geldcrash-Retten Sie Ihr Vermögen ]
Geschrieben von Digo am 15. März 2002 01:40:29:
Auszüge aus der Mitschrift eines Interviews mit BBC-Journalist Greg Palast vom 4. März 2002
GP: [...] I've got inside documents recently from Argentina, the secret Argentine plan. This is signed by Jim Wolfensen,
the president of the World Bank. By the way, just so you know, they are really upset with me that I've got the
documents, but they have not challenged the authenticity of the documents. First, they did. First they said those
documents don't exist. I actually showed them on television. And cite some on the web, I actually have copies of
some...
AJ: Greg Palast dot com?
GP: Yea, gregpalast.com. So then they backed off and said yea those documents are authentic but we are not going to
discuss them with you and we are going to keep you off the air anyway. So, that's that. But what they were saying is
look, you take a country like Argentina, which is, you know, in flames now. And it has had five presidents in five weeks
because their economy is completely destroyed.
AJ: Isn't it six now?
GP: Yea, it's like the weekly president because they can't hold the nation together. And this happened because they
started out in the end of the 80s with orders from the IMF and World Bank to sell-off all their assets, public assets. I
mean, things we wouldn't think of doing in the US, like selling off their water system.
AJ: So they tax the people. They create big government and big government hands it off to the private IMF/World Bank.
And when we get back, I want to get to the four-parts that you elegantly lay out here where they actually pay off the
politicians billions to their Swiss bank accounts to do this transfer.
GP: That's right.
AJ: This is like one of the biggest stories ever, Sir. I'm sorry, please continue.
GP: So what's happening is - this is just one of them. And by the way, it's not just anyone who gets a piece of the
action. The water system of Buenos Aires was sold off for a song to a company called Enron. A pipeline was sold off,
that runs between Argentina and Chile, was sold off to a company called Enron.
[...]
GP: They hand it over, generally to the cronies, like Citibank was very big and grabbed half the Argentine banks. You've
got British Petroleum grabbing pipelines in Ecuador. I mentioned Enron grabbing water systems all over the place. And
the problem is that they are destroying these systems as well. You can't even get drinking water in Buenos Aires. I mean
it is not just a question of the theft. You can't turn on the tap. It is more than someone getting rich at the public expense.
AJ: And the IMF just got handed the Great Lakes. They have the sole control over the water supply now. That's been in
the Chicago Tribune.
GP: Well the problem that we have is - look, the IMF and the World Bank is 51% owned by the United States Treasury.
So the question becomes, what are we getting for the money that we put into there? And it looks like we are getting
mayhem in several nations. Indonesia is in flames. He was telling me, the Chief Economist, Stiglitz, was telling me that
he started questioning what was happening. You know, everywhere we go, every country we end up meddling in, we
destroy their economy and they end up in flames. And he was saying that he questioned this and he got fired for it. But
he was saying that they even kind of plan in the riots. They know that when they squeeze a country and destroy its
economy, you are going to get riots in the streets. And they say, well that's the IMF riot. In other words, because you
have riot, you lose. All the capital runs away from your country and that gives the opportunity for the IMF to then add
more conditions.
[...]
AJ: Go back into privatization. Go through these four points. That's the key. It sends billions to politicians to hand
everything over.
GP: Yea, he called it briberization, which is you sell off the water company and that's worth, over ten years, let's say
that that's worth about 5 billion bucks, ten percent of that is 500 million, you can figure out how it works. I actually
spoke to a Senator from Argentina two weeks ago. I got him on camera. He said that after he got a call from George W.
Bush in 1988 saying give the gas pipeline in Argentina to Enron, that's our current president. He said that what he found
was really creepy was that Enron was going to pay one-fifth of the world's price for their gas and he said how can you
make such an offer? And he was told, not by George W. but by a partner in the deal, well if we only pay one-fifth that
leaves quit a little bit for you to go in your Swiss bank account. And that's how it's done.
AJ: This is the....
GP: I've got the film. This guy is very conservative. He knows the Bush family very well. And he was public works
administrator in Argentina and he said, yea, I got this call. I asked him, I said, from George W. Bush. He said, yea,
November 1988, the guy called him up and said give a pipeline to Enron. Now this is the same George W. Bush who
said he didn't get to know Ken Lay until 1994. So, you know.....
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