>Experten raten Anlegern bei Wetten auf das Edelmetall zu Zertifikaten. Minen-Aktien scheinen ausgereizt
Alleine dieser Satz könnte mich mal wieder auf die Palme bringen. Was sind das wohl für Experten, die dem Herrn Wiegmann hier in die Feder diktiert haben?!
Das ist sprachliche Manipulation vom Feinsten. Gold ist keine Wertanlage und keine Investition, noch nicht einmal eine Spekulation, Gold ist eine W E T T E (!), also in etwas das Gleiche, was man sonntags auf der Rennbahn tun kann - impliziert ist es auch genau so sinnvoll. Nein, nein Herr Wiegmann, schon mal NACHGEDACHT, ob nicht Bundesanleihen oder die Anleihen der Deutschen Telekom viel eher Wettcharakter haben könnten als Gold und Silber.
So, so, und die Goldminen erscheinen also unisono und pauschal ausgereizt. Erschienen sie nicht auch schon ausgereizt, als sie halb so hoch standen? Was soll das sein? Eine Analyse? Sind es nicht die gleichen Medien, die selbst in der schlimmsten Baisse täglich die Fahne einiger DAX- oder NEMAX-Werte hoch hielten? War der NEMAX für diese Börsenkenner über 8000 etwa ausgereizt? Oder nahmen sie die 10.000er Marke ins Visier, veranstalteten Telefonaktionen und Börsenspiele um das Publikum massenhaft in den Markt zu treiben? Aber Goldminen sind ausgereizt. Todesurteil und Punktum.
So kommt man immerhin zwanglos zum eigentlichen Gegenstand dieses journalistischen Kleinods, der Promotion von Gold-Zertifikaten. Erscheinen solche Beiträge nicht normalerweise im Anzeigenteil? Was für eine feine Sache Zertifikate sind, wissen wir ja schon von dem geldactiven Herrn Schippers und anderen Top-Bankern vergleichbaren Kalibers. Also wenn schon unbedingt Gold, dann aber bitte nur Zertifikate.
Wenn man den in letzter Zeit gehäuft erscheinenden Artikeln zum Thema"Warum Gold ausgereizt und nie und nimmer eine Anlagealternative ist und Minen keine Chancen bieten" Glauben schenken darf, dann ist das Hauptargument für eine WETTE (so heißt das jetzt korrekt) auf Gold, ein geradezu paranoides Sektierertum, geprägt von tiefem Mißtrauen gegen die Währung, die Banken, oder das Finanzsystem im allgemeinen. Wie kann man nun eigentlich auf die Idee kommen, dass diese paranoiden Goldkäufer sich ausgerechnet mit bunten Zettelchen jener Banken abspeisen lassen, denen sie doch eigentlich mißtrauen? Nein, hier geht es darum, die Neuankömmlinge in geregelte Bahnen zu lenken und die Nachfrage vom physischen Material abzuleiten. Mit den Zertifikaten wurde ein großes"Umleitungs"-Schild für all diejenigen aufgestellt, die eigentlich schon auf der richtigen Straße waren. Warum keine Optionsscheine auf Metalle kaufen, die haben auch eine befristete Laufzeit (!) und sind auch aus Papier? Weil die Zertifikate mehr von dem Gold-anlagewilligen Geld binden. ;-)
Versteht mich nicht falsch: Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Papier: Man kann damit viele Dinge machen: Briefe schreiben, Bücher drucken und selbst für niedrige Aufgaben, wie Hintern abputzen oder Zeitungsartikel ist es sich nicht zu schade - nur als Medium zur Wertaufbewahrung taugt es wohl nicht. Zumindest wenn hinter den so verbrieften Zahlungsversprechen die Leute stehen, die einem tagtäglich von der Mattscheibe frech ins heimische Wohnzimmer lügen.
Schönes Wochenende
JLL
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