-->"Angstsparen" und sechs Millionen Arbeitslose?
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Hannover (rpo). Düstere Bilder für Deutschland malt der Chef des Finanzdienstleisters AWD. Er rechnet mit"Angstsparen" bei den Deutschen und mit bis zu sechs Millionen Arbeitslosen.
Der Finanzdienstleister mit Sitz in Hannover werde davon profitieren."AWD wird ein Rezessionsgewinner sein, wie auch Handelsunternehmen wie Media Markt oder Aldi", sagte Carsten Maschmeyer in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa)."Deutsche haben einen Zweckpessimismus nach dem Motto, ich spare lieber jetzt, denn wenn es noch schlimmer kommt, habe ich wenigstens einen Notgroschen. Wenn es eine Abwärtsspirale gibt, sind wir Deutschen richtig drin." Er befürchte daher in den kommenden Jahren bis zu sechs Millionen Arbeitslose.
"Abschwung gibt es zwar fast überall, aber wir haben zusätzlich hausgemachte Probleme. Es gibt durch das ständige Hin und Her, immer neue Vorschläge und Diskussion zu den so genannten Sparbeschlüssen der Regierung eine enorme Verunsicherung", sagte er."Die Alternative für die Bundesbürger heißt jetzt: Fahre ich in den Urlaub oder regele ich die Altersversorgung?" Es gebe eine"kaufmännische Schonhaltung: Kein neues Auto, kein Urlaub, kein neues Computerspiel." Wer überhaupt kaufe, wolle nicht teuer zahlen.
"Es wird überall gehandelt, sogar bei Finanzprodukten, was es nie zuvor gab. Der Kunde ist nicht bereit, bei Versicherung A für eine Haftpflicht 130 Euro zu bezahlen, wenn er sie bei B für 70 Euro bekommen kann. Er ist nicht bereit, bei Krankenkasse C 14,5 Prozent zu zahlen, wenn es bei der XY-BKK nur 12,5 Prozent sind. Und das ist genau unser Geschäft: Wir verschaffen mehr Liquidität." Aber es wisse kaum jemand, wie er jetzt spart.
Maschmeyer räumte ein, dass auch AWD-Kunden durch die Auswirkungen der Finanzkrise getroffen seien."Aber wir haben eben nicht den letzten Groschen der Kunden eingesetzt und auch nicht wie manche Banken auf Kredit Aktien verkauft. Verloren hat doch nur, wer seine Anlagen jetzt verkaufen muss. Die schlimmsten Verlierer sind doch die Anleger von Einzeltiteln, auf Pump zum Höchststand gekauft. Das war doch Roulette - nehmen Sie EM.TV oder ComRoad. Da sind doch zum Teil 99 Prozent verloren."
Rückenwind nicht mehr so stark
Auch der hannoversche Finanzdienstleister habe"nicht mehr den Rückenwind von vor zwei Jahren". Aber je nach Konsolidierungsstand sei 2002 ein Plus von etwa 20 Prozent bei den Provisionserlösen zu schaffen."Und wir streben eine verbesserte EBIT-Marge, um Einmaleffekte bereinigt, von acht Prozent an und glauben, dass wir das hinbekommen", sagte der AWD-Vorstandsvorsitzende. Das wären bei einem angestrebten Umsatz von 475 Millionen Euro 38 Millionen Euro.
Den Politikern schlägt der Finanzmanager vor, Kranken-, Renten- und Berufsunfähigkeitsversicherung halb staatlich, halb privat zu organisieren."Man muss die großen Banken und Versicherer, wie Deutsche Bank, AXA, Allianz mit ins Boot bekommen." Werde der Staat entschlackt und die Steuern gesenkt, gelinge der"große Wurf" hin zu mehr deckungsfinanzierten Sozialversicherungssystemen", habe das Land eine Chance. Deutschland habe seit zwei Jahrzehnten einen Reformstau hinter sich und"erhielt vor vier Jahren eine Regierungsmannschaft, die erst einmal üben musste".
<ul> ~ Quelle ---> RP-Online</ul>
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