-->Hi,
da sich zu einem jeweils bestimmten Zeitpunkt alle Forderungen mit allen Guthaben saldieren, besteht nur die Möglichkeit, mit später fälligen Forderungen früher fällige nachzufragen bzw. umgekehrt. Damit haben wir im Grunde nichts erklärt. Nachher = vorher (nur die jeweiligen Titelhalter haben geswitcht).
Was aber zur Erklärung beitragen kann, ist die Überlegung, dass man später fällige Forderungen beleihen kann, um damit früher fällige nachzufragen. Dies geht auch, indem man später fällige Zahlungen verspricht (später fällige Guthaben bei der anderen Seite also schafft) und sich im Gegenzug früher fällige Guthaben geben lässt. Beides out of the blue sky.
Just von dorther sollte das Dollarproblem angegangen werden. Wie wir aus einer schon vor längerer Zeit geführten Diskussion anhand von Cosas Zahlen wissen, hatten sich die US-Banken im Euro-Raum bei Euro-Banken verschuldet (zumeist waren es eigene Filialen, was die Sache vereinfacht, da die Operation"bankintern" vermanscht werden kann) und mit den so gewonnenen Guthaben (bei gleichzeitigen, nur später fälligen Verpflichtungen) lautend auf Euro Forderungen lautend auf Dollar zu kaufen.
NOTABENE: Der Dollarkurs ist immer ein Kurs von auf Dollar lautenden Forderungen.
Nun zum"Dollarproblem": Versiegt die eben beschriebene Nachfrage nach Dollarforderungen, fällt deren Kurs ebenso wie er zuvor aufgrund der Nachfrage nach diesen gestiegen war (bitte nochmals die Cosa-Debatte nachlesen).
Noch schlimmer wird es, wenn jetzt die Euro-Forderungen, welche in der Zeit der (börsenbedingten vor allem) starken Dollar-Nachfrage entstanden bzw. banküblich geschaffen worden waren, zur Fälligkeit reifen (üblich sollten 1 bis 2 Jahre sein) und diese mit Hilfe von Nachfrage nach später fälligen Euro-Forderungen (mit deren Hilfe die aktuell fälligen Euro-Forderungen abgelöst werden können -"bezahlt" oder gar getilgt werden kann ja letztlich nichts in einem Kredit-auf-Kredit-System - oh, oh!)"bedient", sprich prolongiert werden müssen.
Klartext: Je mehr sich das Euro-Banken-Problem zuspitzt, desto zickiger werden die Banken mit Euro-Verschuldungsmöglichkeiten (inkl. der US-Töchter von US-Banken im Euro-Raum) bei diesen Operationen und desto höher muss der Euro steigen, sprich der Kurs von auf Euro lautenden Forderungen. (Die Goldpreisentwicklung ist eine angenehme, aber nicht ungefährliche Begleiterscheinung).
Der"starke" Euro ist also nicht eine Folge des"schwachen" Dollars, sondern Ausdruck einer sich im Euro-Raum aufbauenden Banken- und das heißt letztlich Verschuldugnskrise diesseits des Atlantiks. Also Ausdruck einer Euro-Forderungs-Schwäche.
Vielleicht kann Cosa die damals gebrachten Zahlenreihen aktualisieren, damit mehr Licht in das Dunkel der hier anstehenden Finanzkrise gebracht werden kann.
Es ist das alte Lied: Nicht die Aktiva entscheiden (soll ich mein Geld nun hierhin oder dorthin tun? - die Sicht auch der Deutschen Bank), sondern die Passiva. Denn nur diese drängen unerbittlich auf Erfüllung. Und im Euro-Raum drängt's offenbar enorm.
Gruß!
> „Die Gefahr einer Dollar-Krise wächst“
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>Europa-Volkswirt der Deutschen Bank: Der Eurokurs steigt weiter >
>Probleme nicht durch den Wechselkurs lösen
>Frankfurt/Main - Der Euro steigt und steigt: In den vergangenen sechs Wochen ist die Gemeinschaftswährung auf über 1,05 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit November 1999 geklettert. Gleichzeitig hat der Dollar gegenüber mehreren Währungen deutlich abgewertet. Sollte sich die Entwicklung in diesem Tempo fortsetzen, ließe sich eine Dollar-Krise kaum noch abwenden, meint Thomas Mayer, Europa-Chefvolkswirt der Deutschen Bank in London. > Über die möglichen Folgen der Wechselkursentwicklung sprach der 49-jährige Ã-konom mit Anja Struve.
>DIE WELT: Stecken wir in einer Dollar-Krise?
>Thomas Mayer: Ich hoffe nicht. Ich vermute, dass die aktuelle Entwicklung an den Devisenmärkten nur vorübergehend ist, ausgelöst durch die Unsicherheit über die Lage im Irak und die künftige Dollar-Politik des neuen US-Finanzministers. Wenn das stimmt, sollte die jüngste Euro-Rallye schon bald wieder durch eine kleinere Korrektur abgelöst werden.
>DIE WELT: Das klingt nicht sehr überzeugt.
>Mayer: Die Gefahr einer Dollar-Krise wächst. Es ist nicht auszuschließen, dass die Entwicklung der letzten Wochen bereits der Vorbote eines schnell stürzenden Dollars war. Wenn sich die Abwertung in diesem Tempo fortsetzt, bekommt die Weltwirtschaft ein Problem. Ich glaube allerdings, dass wir diese Risikozone noch nicht erreicht haben.
>DIE WELT: Was macht Sie so zuversichtlich?
>Mayer: Bisher gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass die US-Konjunktur der Grund für die Dollar-Schwäche ist. Vielmehr gelingt es der US-Wirtschaft dank ihrer relativen Stärke immer noch, genug internationales Kapital anzuziehen, um ihr riesiges Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren. Problematisch würde es erst, wenn tatsächlich Zweifel an der Wirtschaftskraft Amerikas aufkämen und die Anleger weltweit ihr Kapital nicht mehr dorthin investierten oder sogar abzögen. Der Dollar würde dann fallen wie ein Stein. > DIE WELT: Die Skepsis über die US-Konjunktur wächst doch. > Mayer: Das schon. Aber was den Dollar weiter stützt, ist die Tatsache, dass sich die Konjunktur in der Euro-Zone immer noch deutlich schlechter entwickelt. Die meisten Ã-konomen erwarten, dass die US-Wirtschaft in 2003 und 2004 erneut schneller zulegt als die europäische. Das hält die Fantasie am Leben, dass auch künftig Anlagen in den USA höhere Renditen bringen.
>DIE WELT: Zumindest die Zinsdifferenz spricht längst für den Euro. > Mayer: Sicher, die Gefahr, dass uns der Dollar unter den Händen schmilzt, wird dadurch erhöht, dass man derzeit relativ wenig für die US-Währung bekommt. Deshalb bleibt den Dollar-Optimisten auch nur die Hoffnung, dass die niedrigen Zinsen und die Konjunkturprogramme der Regierung das Wachstum in den USA endlich wieder beschleunigen.
>DIE WELT: Und wenn nicht? > Mayer: Regierung und Notenbank in den USA haben ihren Spielraum genutzt, um die Wirtschaft mit Steuerkürzungen und Zinssenkungen in Gang zu halten. Allerdings hat die Regierung Bush nun ihre letzte Karte ausgespielt: Noch mehr Ausgaben und damit wachsende Haushaltsdefizite wird sie sich nicht erlauben können. Andernfalls könnten die Märkte befürchten, dass die Finanzpolitik aus dem Ruder läuft - der Dollar würde dann erst recht fallen. Die US-Wirtschaft muss jetzt aus eigener Kraft wachsen. Es droht sonst der Rückfall in die Rezession. >
>DIE WELT: Einige Ã-konomen fürchten sogar eine Deflation.
>Mayer: Es gibt ein gewisses Deflationsrisiko, weil der derzeitige Abschwung gewisse Parallelen zu der Krise der dreißiger Jahre aufweist. Aber weder in den USA noch in Euroland ist diese Gefahr akut. Das Wirtschaftswachstum ist auf beiden Seiten des Atlantiks immer noch positiv, es gibt eine deutlich sichtbare Inflation und ein angemessenes Kreditwachstum. Deshalb ist dieses Szenario zwar denkbar, aber unwahrscheinlich. > DIE WELT: Wie sehr schadet die Wechselkursentwicklung der Konjunktur in der Euro-Zone?
>Mayer: Noch überwiegen die positiven Effekte. Zwar macht der teurere Euro den Exporteuren das Leben schwerer. Auf der anderen Seite bedeutet eine stärkere Währung aber mehr Kaufkraft für die Konsumenten. Wir müssen für importierte Produkte wie zum Beispiel das in Dollar gehandelte Ã-l weniger Geld ausgeben, wenn der Euro steigt. Der stärkere Euro wirkt daher wie eine Steuererleichterung. > DIE WELT: Ab welchem Kurs kippt dieses Verhältnis? > Mayer: Die Schmerzgrenze liegt weniger in einer absoluten Wechselkursgröße. Problematisch ist vielmehr die Geschwindigkeit, mit der der Dollar ab- und der Euro aufwertet. Bei einem schockartigen Anstieg der Währung verlieren die Exporteure das Vertrauen, Entlassungen und Investitionskürzungen sind die Folge und verschärfen die Krise noch. Bei einer langsamen Euro-Aufwertung könnten wir hingegen darauf hoffen, endlich einen vom Konsum getragenen, breiten Aufschwung zu bekommen. >
>DIE WELT: Das klingt riskant: Der Export könnte auch einknicken, ohne dass die Binnenkonjunktur nachzieht. > Mayer: Das Risiko besteht sicherlich. Aber wenn wir es nicht schaffen, den Konsum endlich anzukurbeln, wäre jeder exportgetriebene Aufschwung ohnehin nur von kurzer Dauer. Wir sollten uns daher davor hüten, unsere Probleme durch einen schwachen Euro lösen zu wollen. Ein langsamer Anstieg wäre gut für die Euro-Zone.
>Artikel erschienen am 13. Jan 2003 >
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