-->"Ich-AG" zum Unwort des Jahres 2002 gekürt
Berlin, 21. Jan (Reuters) - Die"Ich-AG" ist das Unwort des
Jahres 2002.
Die Wortbildung aus dem so genannten"Hartz-Papier" leide
bereits sachlich unter lächerlicher Unlogik, da ein Individuum
keine Aktiengesellschaft sein könne, teilte der Sprecher der
Jury"Sprachkritische Aktion 'Unwort des Jahres'", Horst Dieter
Schlosser, am Dienstag in Frankfurt mit. Ausschlaggebend für die
Wahl aus mehr als 800 eingereichten Vorschlägen sei die
"Herabstufung von menschlichen Schicksalen auf ein sprachliches
Börsenniveau" gewesen, begründete Sprachwissenschaftler
Schlosser die Entscheidung.
Das Unwort des Jahres wird seit 1991 von einer unabhängigen
Jury gekürt, um"sprachliche Missgriffe" zu nennen, wie es in
der Satzung der Aktion heißt. Gesucht würden Wörter und
Formulierungen aus der öffentlichen Sprache, die"sachlich grob
unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde
verletzen". Auf dem zweiten Platz sei 2002 der Behördenterminus
"Ausreisezentrum" für Sammellager, aus denen abgewiesene
Asylanten abgeschoben werden, gelandet, teilte Schlosser mit.
Platz drei nehme das Wort"Zellhaufen" für einen menschlichen
Embryo ein. 2001 war das Wort"Gotteskrieger" zum Unwort gewählt
worden.
Häufigste Vorschläge der fast 1750 Einsender für das Unwort
2002 waren die Bezeichnung der Staaten Iran, Irak und Nordkorea
von US-Präsident George W. Bush als"Achse des Bösen" sowie
"Lufthoheit über den Kinderbetten" von SPD-Generalsekretär Olaf
Scholz für die Ziele der SPD-Familienpolitik. Ständige
Mitglieder der Auswahl-Jury sind vier Sprachwissenschaftler.
Zwei weitere Sitze werden jährlich neu besetzt, für das Unwort
des Jahres 2002 waren es der ZDF-Redakteur Wolfgang Herles und
Joachim-Felix Leonhard, Generalsekretär des Goethe-Instituts.
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