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"Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt", dieser Song von Geiersturzflug, erschienen 1983, stand symbolisch am Anfang einer prosperierenden Wirtschaft und dem grössten und längsten Aktienboom des letzten Jahrhunderts. Zu dieser Zeit waren Aktien und Obligationen out und alle sprachen von Gold und Immobilien. Der beste Indikator, dass die Trendwende nicht mehr weit weg sein konnte. Denn wer sollte dann noch kaufen, wenn die Massen eingestiegen sind. Das Gold ist inzwischen in Vergessenheit geraten und die Immobilien konnten nur in den Boomregionen die Inflation schlagen.
Interessanterweise wird die Existenz von natürlichen Zyklen wie Tag/Nacht, Jahreszeiten, Ebbe/Flut etc akzeptiert, aber gleichzeitig scheitern wir am Erkennen von von Menschen ausgelösten Zyklen, die ein paar Jahrzehnte dauern, von längeren ganz zu schweigen. Unter dem Begriff Natur, verstehen die meisten Leute Tiere oder Pflanzen und vergessen dabei, dass der Mensch genauso Teil der Natur ist, wie alles andere, was sich auf unserem Erdball bewegt. Dementsprechend müssen auch die Handlungen von Menschen Zyklen unterliegen. Geburt, Wachstum, Sättigung, Niedergang, Tod, von diesen Etappen werden alle Lebewesen und deren Handlungen berührt. Trotzdem haben die Menschen die Tendenz, sich Entwicklungen geradlinig vorzustellen. Nur funktioniert das nicht, weil Bäume bekanntlich nicht in den Himmel wachsen. Gerade aber diese Unfähigkeit, Rückschläge oder wirtschaftlich gesprochen, kleinere, regelmässig erscheinende Rezessionen zuzulassen, führt am Schluss zu länger dauernden Wirtschaftskrisen. Die einzige Möglichkeit, Rezessionen aufzuschieben, ist die Verschuldung auf staatlicher wie auch persönlicher Ebene. Doch irgendwann sind auch diese Ressourcen aufgebraucht und das Geld fliesst in neue Märkte und entfernte Regionen.
Die Schwierigkeit beim Analysieren von Märkten besteht darin, dass verschiedene Zyklen ineinander greifen. Die grösste Herausforderung der nächsten Jahre dürfte aber das Geld an sich sein. Das heutige Geld, das auf Schulden basiert, ist in der Geschichte immer wieder von der Bildfläche verschwunden. Gold hingegen, das nicht mit der Druckerpresse vermehrt werden kann, hat den Status des Werterhaltungsmittels nie verloren.
Die einzige Konstante in der Geschichte ist die Veränderung. Das gilt selbst für Dynastien und Imperien. Die Habsburger im 16. Jht wie auch die Franzosen im 18. Jht waren genauso auf dem Sprung zur Weltmacht wie die USA heute. Je mehr man sich in die Geschichtsbücher vertieft, desto deutlicher werden die Parallelen. Bei allen drei Nationen ist der Drang zur Expansion eine Konstante. Der eigentliche Grund ist und war die Staatsverschuldung, die auf dem Weg zur Weltmacht ungeheure Ausmasse angenommen hatte. Die Globalisierung respektive Kolonialisierung wurde unter dem Deckmantel der Befreiung fremder Völker gepaart mit einem religiösen Sendungsbewusstsein vorangetrieben. Während John Law als Finanzminister Frankreichs das Papiergeld erfand und einen unglaublichen Aktienboom ermöglichte, war es in den USA Präsident Nixon, welcher die Golddeckung des US Dollars abschaffte und so der Vermehrung des Geldes Tür und Tor öffnete. Der unter dem Namen Mississippi-Fieber bekannt gewordene Aktiencrash führte Frankreich damals in eine Jahrzehnte lange Wirtschaftskrise, in welcher das Volk Hab und Gut verlor und nur eine kleine Oberschicht noch in Saus und Braus leben konnte...bis zur Revolution. Ob sich die USA in eine ähnliche Richtung bewegen werden, hängt vor allem von den ausländischen Geldgebern ab, welche die amerikanische Expansion indirekt finanzieren. Ganz zuvorderst auf der Liste ist das japanische Volk und die japanische Zentralbank, welche grosse Teile ihrer Ersparnisse in amerikanischen Staatsanleihen angelegt haben. Aber auch die Europäer haben Hunderte von Milliarden in den USA angelegt, ob direkt oder indirekt via Pensions- und Rentenkassen, ob in Aktien oder Obligationen, die Beträge sind gigantisch. Die Performance dürfte somit stark von der Diversifikation ihrer Anlagen abhängen.
Auf Grund der historischen Tatsachen scheint auf Kredit basierendes Geld, welches eine staatliche Verschuldung erst ermöglicht, am Ende eines Imperiums zu stehen. Sicherlich eine gewagte These, deren Ueberprüfbarkeit erst der nächsten Generation vorbehalten sein wird. Wenden wir uns somit weniger gewagten Thesen zu.
Die Masse der Anleger verliert immer. Dieser provokativ formulierte Satz lässt sich relativ einfach beweisen. Eine Sache (Aktien, Bonds, Immo, Gold) kann nur im Preis steigen, wenn die Nachfrage grösser als das Angebot ist. Je grösser also die Nachfrage, desto höher der Preis. Am grössten ist die Nachfrage demzufolge, wenn die Massen einsteigen und am kleinsten, wenn die Massen eingestiegen sind. Da heute die Massen in Aktien und Obligationen in den westlichen Ländern investiert sind, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Post in den nächsten Jahren in anderen Märkten abgehen wird. Die Frage ist demzufolge wo? Diese Analyse ist wohl die schwierigste und kann nur auf Wahrscheinlichkeiten basieren. Dabei beobachten wir zwei verschiedene Zyklen. Der eine ist ein geographischer, d.h. dass das Geld, das in Aktien und Obligationen investiert ist, sich anderen Ländern zuwendet. Heute ist die Masse nicht in China investiert, obwohl praktisch alle Wirtschaftsindikatoren für dieses Land als zukünftige Boomregion sprechen. Natürlich zögern hier viele, Vorbehalte werden angemeldet, etc. Erst wenn am Stammtisch über Investitionen in China diskutiert wird, machen sich die Massen auf, ihr Geld dorthin zu transferieren, wahrscheinlich wieder zu spät. Es braucht Mut, etwas zu tun, dass von den Massen nicht nachvollzogen wird. Und ob sich dieser Mut dann auszahlt, steht in den Sternen geschrieben. Schliesslich könnte auch Russland die zukünftige Boomregion werden, denn alles dort ist billig, verglichen mit unseren Standards. Garantien gibt es keine, aber wenn man verstanden hat, dass die Massen langfristig verlieren, dann hat man schon den ersten Schritt in eine erfolgreiche Zukunft gemacht.
Finanzmärkte oder Rohstoffmärkte, Inflation versus Deflation. Ende der 70er - anfangs 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde überall das Schreckgespenst der Inflation an die Wand gemalt, kein Wunder bei Zinsen zwischen 7-15 % in den westlichen Ländern. Die Zentralbanken haben alles dafür getan, dieses Gespenst in die Mottenkiste zu verbannen. Das Resultat war eine stetig fallende Inflation bei gleichzeitig sinkenden Zinsen und boomenden Finanzmärkten. Sobald sich hier eine Trendwende abzeichnet, werden die Rohstoffmärkte vermutlich zu neuer Blüte aufsteigen. Totgesagte leben bekanntlich länger. Da heute die Deflation in aller Munde ist, sollte man sich schon mal mit dem Gegenteil befassen, den die Massen liegen immer falsch. Diese Aussage ist natürlich unter einem langfristigen Blickwinkel zu sehen. Vielleicht kommt es erst in 1-2 Jahren zu einer Umkehr, aber es lohnt sich, die Preisentwicklung genau zu verfolgen.
Gruss Chiron
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