-->Hallo
Steiger sollte nicht so tun, als ob er den Alpinismus erfunden hätte, nur weil er das erste Mal einen Dreitausender bestiegen hat.
Ich zitiere (und übersetze - mit Kommentar - auszugsweise, wenn auch nur sehr oberflächlich; sorry!) aus David Hume, A Treatise of Human Nature, Vol ii, (ed. by Green & Gose; repr. from the 1886 edition, Aalen 1964), Part ii, Sect. iii, OF JUSTICE AND INJUSTICE; p. 273ff)
Zuerst die Ãœbersetzung:
<font color=#0000FF>
<font size="4">SECT. III. - Von den Grundsätzen, die das Eigentum bestimmen.</font>
<font size="3">Ãœber Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit.</font>
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<font size="2"><font color=#0000FF>Obwohl die Errichtung des Grundsatzes der Sicherheit des Eigentums nicht nur nützlich, sondern für die menschliche Gesellschaft absolut unabdingbar ist, führt das zu nichts, solange man diesen Grundsatz nur ganz allgemein feststellt. Wir brauchen auch eine Methode, die es uns erlaubt zu entscheiden, welche Güter im einzelnen einer bestimmten Person „gehören", wobei der gesamte Restder Menschheitvon deren Besitz und Genuß ausgeschlossen sein soll.Wir wollen uns daher im Folgenden der Ausgestaltung des erwähnten allgemeinen Grundsatzes zuwenden und ihn für das tägliche Leben operabel machen.
Einmal abgesehen von allfälligen Vorteilen, die das Privateigentum an einer Sache für einen Dritten haben mag, ist es offensichtlich, daß die Gründe für die Unerläßlichkeit des Privateigentums für die Stabilität einer Gesellschaft nicht aus irgendeinem Nutzen oder Vorteil abgeleitet werden können, die eine bestimmte Person oder die Allgemeinheit vom Genuß eines bestimmten Gutes hat. Es wäre, keine Frage, besser, wenn jedermann nur das besäße, was er jeweils braucht und verwenden kann. Das Problem mit einer solchen „Ordnung" der Dinge wäre aber zunächst einmal, daß soundsoviele Besitztümer jeweils für mehrere Menschen „brauchbar" und „nützlich" wären und verwendet werden könnten. Das würde zu Auseinandersetzungen führen; und da Menschen bei der Schlichtung solcher Kontroversen nun mal parteiisch und leidenschaftlich sind, wäre eine solche vage und unsichere Regelung der Eigentumsfrage absolut unverträglich mit der Friedensordnung für eine menschliche Gesellschaft.
Deshalb hat sich jede vernünftig organisierte Gesellschaft</font> [nämlich insbesondere in England, wo Hume lebt] <font color=#0000FF>darauf geeinigt, die Stabilität des Privateigentums zu gaantieren; so wird von vornherein ein großer Teil von Uneinigkeit und Streit in der Gesellschaft hintangehalten. Wobei dieser Zweck allerdings niemals erreicht werden könnte, wenn wir diesen Grundsatz der Garantie des Privateigentums kasuistisch, das heißt auf jeden einzelnen Fall bezogen je nach dem einzeln zu erhebenden, individuellem Nutzen einer spezifischen Sache für eine bestimmte Person anwenden würden. Die Rechtsprechung darf niemals den Nutzen oder den mangelnden Nutzen von Dingen für eine bestimmte Person zur Grundlage ihrer Urteile machen, sondern muß die Sache von einer darüber hinausgehenden Perspektive betrachten. Für die Rechtsprechung darf es keine Rolle spielen, ob jemand reich ist oder arm und ob ihm das Eigentum an einer bestimmten Sache zugesprochen wird, ist völlig unabhängig davon, ob er die Sache „braucht" oder ob sie vollkommen nutzlos für ihn ist.
Der allgemeine Grundsatz, der da lautet: [i]„Das Privateigentum muß garantiert sein!", darf also nicht nur im Einzelfall gelten</font> [Anmerkung G.: Wie es der Fall wäre, wenn ein „Machthalter" - sei es nun aus freien Stücken oder weil man ihm Teile seiner „Macht" abgetrotzt hat - „Macht zediert".]<font color=#0000FF>, sondern muß ein allgemeines Gesetz sein, das für die gesamte Gesellschaft gilt und weder durch Faktoren wie Gunst oder Haß gebeugt werden darf.
Ich möchte das anhand eines Beispiels verdeutlichen:
Betrachten wir den Menschen in seinem wilden Urzustand und unterstellen wir, daß er angesichts des Elends seiner Lebensumstände und der sich aus einer Gesellschaftsbildung voraussichtlich ergebenden Vorteiledie Gemeinschaft mit anderen Wilden sucht, so daß man sich wechselseitig Verteidigung und Hilfe gewähren kann. Ich unterstelle ferner, daß diese Wilden genügend Weitsicht haben und erkennen, daß das größte Hindernis bei der Verwirklichung ihres Projektes einer Gemeinschaftsgründung und Partnerschaft in der natürlichen Habgier und Selbstsucht jedes ihrer Individuen liegen würde. Um dem abzuhelfen, einigen sie sich auf gegenseitige Zurückhaltung und Respekt insbesondere, was das Privateigentum jedes Einzelnen betrifft, das von der Gemeinschaft garantiert wird</font> [Anmerkung G.: und nicht aus rein selbstsüchtigen Motiven von der „Macht", die nur noch mehr Abgaben haben will. Wäre dies das bestimmende Motiv, so käme es wohl gar nie zur Bildung einer stabilen Zivilisation, sondern höchstens zu Sklave-Gemeinschaften]<font color=#0000FF>.
.....
Es ist vollkommen klar, daß die erste Aufgabe nach der Bildung einer Gesellschaft und nachdem das Privateigentum als Institution grundsätzlich festgeschrieben ist, darin besteht, dieses Privateigentum jedes Einzelnen, das diesem in aller Zukunft unwandelbar zusteht, zu separieren und zu bezeichnen. Die Bewältigung dieser Aufgabe verträgt keinen Aufschub; sie muß sofort in der Weise erfolgen, daß jedermann alles, worüber er jetzt schon verfügt, als dessen „Eigentum" im von der Gemeinschaft garantierten Sinn zugerechnet wird, so daß er seine bisherigen Besitztümer auch weiterhin genießen kann.</font> [Anmerkung G.: Der Eigentumstitel besteht also darin, daß ihm die Sache schon bisher „gehört" hat und nicht darin, daß ihm irgendeine „Macht" das Eigentum gütigst gewährt hat.]<font color=#0000FF>
Das entspricht auch der Wirkung von „Gewohnheit": Alles, was wir sehr lange Zeit hindurch „hatten", ersitzen wir auch irgendwie als unser „Eigentum". Außerdem entwickeln wir mit der Zeit Dingen gegenüber, die wir lange besessen haben, eine Präferenz gegenüber anderen Sachen, selbst wenn diese wertvoller sind; aber sie sind uns eben weniger vertraut. Ales, was uns lang zur Verfügung stand und von uns häufig zu unserem Vorteil verwendet wurde, teilen wir nur sehr ungern. Umgekehrt können wir Besitztümer, die uns nie gehörtund an die wir uns nicht gewöhnt haben, leichten Herzens entbehren.
Es leuchtet daher ein, daß sich die Menschen, die sich zu einer Gesellschaftsgründung zusammenfinden, bezüglich der Frage, wem was gehört, als Lösung des Problems auf den Grundsatz einigen können, daß jeder, das, was ihm bisher gehörte, auch weiterhin als Eigentum genießen können soll. Und das ist der natürliche Grund, warum sie sich auf diesen Grundsatz verständigt haben.</font>
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...und damit man meine Schnellübersetzung überspringen kann, im Original:
<font size="4">SECT. III. - Of the Rules, which determine Property.</font>
<font size="3">Of justice and injustice.</font>
<font size="2">Tho' the establishment of the rule, concerning the stability of possession, be not only useful, but even absolutely necessary to human society, it can never serve to any purpose, while it remains in such general terms. Some method must be shewn, by which we may distinguish what particular goods are to be assign'd to each particular person, while the rest of mankind are excluded from their possession and enjoyment. Our next business, then, must be to discover the reasons which modify this general rule, and fit it to the common use and practice of the world.
„'Tis obvious, that those reasons are not deriv'd from any utility or advantage, which either the particular person or the public may reap from his enjoyment of any particular goods, beyond what wou'd result from the possession of them by any other person. `Twere better, no doubt, that every one were possess'd of what is most suitable to him, and proper for his use: But besides, that this relation of fitness may be common to several at once, 'tis liable to so many controversies, and men are so partial and passionate in judging of these controversies, that such a loose and uncertain rule wou'd be absolutely incompatible with the peace of human society. The convention concerning the stability of possession is enter'd into, in order to cut off all occasions of discord and contention ; and this end wou'd never be attain'd, were we allow'd to apply this rule differently in every particular case, according to every particular utility, which might be discover'd in such an application. Justice, in her decisions, never regards the fitness or unfitness of objects to particular persons, but conducts herself by more extensive views. Whether a man be generous, or a miser, he is equally well receiv'd by her, and obtains with the same facility a decision in his favour, even for what is entirely useless to him.
It follows, therefore, that the general rule, that [i]possession must be stable, is not apply'd by particular judgments, but by other general rules, which must extend to the whole society, and be inflexible either by spite or favour. To illustrate this, I propose the following instance. I first consider men in their savage and solitary condition; and suppose, that being g sensible of the misery of that state, and foreseeing the advantages that wou'd result from society, they seek each other's company, and make an offer of mutual protection and assistance. I also suppose, that they are endow'd with such sagacity as immediately to perceive, that the chief impediment to this project of society and partnership lies in the avidity and selfishness of their natural temper ; to remedy which, they enter into a convention for the stability of possession, and for mutual restraint and forbearance. I am sensible, that this method of proceeding is not altogether natural ; but besides that I here only suppose those reflections to be form'd at once, which in fact arise insensibly and by degrees ; besides this, I say, 'tis very possible, that several persons, being by different accidents separated from the societies, to which they formerly belong'd, may be oblig'd to form a new society among themselves ; in which case they are entirely in the situation above-mention'd.
'Tis evident, then, that their first difficulty, in this Situation, after the general convention for the establishment of society, and for the constancy of possession, is, how to separate their possessions, and assign to each his particular portion, which he must for the future inalterably enjoy. This difficulty will not detain them long; but it must immediately occur to them, as the most natural expedient, that every one continue to enjoy what he is at present master of, and that property or constant possession be conjoin'd to the immediate possession. Such is the effect of custom, that it not only reconciles us to anything we have long enjoy'd, but even gives us an affection for it, and makes us prefer it to other objects, which may be more valuable, but are less known to us. What has long lain under our eye, and has often been employed to our advantage, that we are always the most unwilling to part with ; but can easily live without possessions, which we never have enjoy'd, and are not accustom'd to. 'Tis evident, therefore, that men wou'd easily acquiesce in this expedient, that every one continue to enjoy what he is at present possesed of; and tis is the reason, why they woul'd so naturally agree in preferring it.</font>
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Gruß und noch einen schönen nebeligen Advents-Sonntag!
G.
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