-->Hi,
>Vielleicht ist es eher so, daß der Anteil der Löhne aufgrund der höheren Arbeitslosigkeit zurückgegangenen ist und die Gewinne nur dadurch (oder doch zu einem großen Teil) stiegen, weil die Wertschöpfung immer mehr im Ausland erfolgt.
Es existiert keine gesonderte"Gewinnstatistik". Da wird nur im Nebel rumgestochert. Die Verteilungsrechnung des BIP richtet sich nach der Statistisch erfaßbaren (jedenfalls vermeintlich erfassbaren) Rechnung: Konsum + Investitionen + Ex - Im. Diese Größe wird dann genommen und davon abgezogen werden die Arbeitnehmerentgelte (erfassbar) und als"Restgröße" erscheint dann das Unternehmens- und Vermögenseinkommen.
Daraus kann man lustige Schlüsse ziehen: Je höher Ex - Im ("Exportweltmeister"), desto mehr müssen bei gleichbleibenden AN-Entgelten die Gewinne steigen. Ob es aber überhaupt solche sind oder die Vermögenseinkommen (wozu auch Zinsen, Mieten usw. zählen) gestiegen sind, steht in den Sternen.
>Die ausgewiesenen Gewinne erscheinen zwar in Deutschland, werden aber oft in den Auslandsfilialen erwirtschaftet. Siemens ist da ein ganz großes Beispiel. Wenn sich die Verhältnisse jetzt etwas normalisieren (Löhne steigen unterdurchschnittlich), so ist das ein Effekt der Marktwirtschaft.
Wo sie erwirtschaftet werden ist eh wurscht, entscheidend bleibt, ob sie der"Zentrale" zugebucht werden, falls man überhaupt so rechnen will. Dass Verlust-Exporte eher selten sind, ist auch klar.
>Nicht die Manager sind daran schuld.
Was haben die mit"Arbeitsplätzen" zu tun? Kein Manager hat einen Vertrag, in dem was davon drinsteht.
>Aber natürlich sollte ein deutscher Manager ein gewisses Maß an Nationalismus aufbringen.
Da wird's natürlich spannend. So schöne Wörter wie"Gemeinsinn" (früher"Volksgemeinschaft" - heute"DU bist Deutschland" usw.) sind in andere Sprachen kaum zu übertragen. Zu erinnern ist auch daran, dass Sternberger & Habermas versucht hatten, den schönen Begriff"Verfasungspatriotismus" einzubürgern.
Letztlich lauert hinter der Fragestellung (Sollen Gruppen, hier Manager, usw.?) eine deutsche Spezialität, als deren Vater Ferdinand Tönnies (1855-1936) auszumachen ist und der sich darob auch im Kirchenlexikon findet. Daraus:
"T. entwickelt die Begriffe Gemeinschaft und Gesellschaft als Grundkategorien der reinen Soziologie. In der Gemeinschaft bündeln sich menschliche Beziehungen um ihrer selbst willen (Familie, Nachbarschaft, Freundschaftsbeziehungen). Sie sind geprägt durch Zusammengehörigkeit und Solidarität, gegründet auf den sog. Wesenswillen.
["um ihrer selbst willen"!"bündeln sich"!"Wesenswillen"!]]
Diesen vitalen Prozessen steht die Gesellschaft gegenüber, geprägt durch die Trennung von Zweck und Mittel, beruhend auf Kalkül und Rationalität und letztlich bezogen auf Interesse wie Nutzen des Individuums. Ihr liegt der sog. Kürwille zugrunde.
[Gewendet"willkürlich"]
Mit Hilfe dieser idealtypischen Unterscheidung lassen sich vorfindliche Strukturen analysieren. T. untersuchte - entsprechend dem Untertitel der zweiten Auflage - Kommunismus und Sozialismus als empirische Kulturformen. T. wollte die gemeinschaftlichen Elemente stärken, um die Gesellschaft in ihren negativen Auswirkungen eingrenzen oder sogar überwinden zu können; politisch vertrat er aus diesem Grund die Vorstellung eines genossenschaftlichen Sozialismus."
Na ja, wer's mag... Aus dem Ganzen hat sich eine lange Soziologen-Debatte entwickelt, wobei Simmel, Plessner, Dahrendorf und andere weiterhelfen. Letztlich stehen sich zwei Schulen gegenüber:
a) Die"Einsicht" ist erst da (konstitutiv) - also man weiß von vornherein, dass Leute einstellen besser ist als sie zu entlassen.
b) Die Einsicht kommt aus Erfahrung oder wird mit"sanftem politische Druck" erzwungen (von der"Seelenmassage" bis hin zu platten Zahlungen, Subventionen, Steuervergünstigungen usw.).
Ich darf an die Entstehung der berühmten"sozialen Marktwirtschaft" erinnern. Ludwig Erhard hatte noch in seinem berühmte Exposé von 1943/44 ("Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung") darauf hingewiesen, dass Mawi immer"sozial" sei, da ihre Ergebnisse genau dem entsprächen, was der Markt (Summe aller Beteiligten) wolle. Später - in der wi-theoretischen und politischen"Praxis" (Müller-Armack, Adenauer) - kam es zur Umverteilung der Marktergebnisse ("rheinischer Kapitalismus"), schon, um gegen die angeblich"gerechtere" Planwirtschaft der DDR besser auszuschauen.
>Das mag sich aber auch darin äußern, daß er mit der Auslandexpansion die deutschen Arbeitsplätze teilweise sichert, die sonst ganz wegfallen würden.
Im"genossenschaftlichen Sozialismus" fällt die Auslandsexpansion logischerweise weg. Da sind die Genossen und ihr Sozialismus ganz und gar unter sich.
>Wer als Manager nicht flexibel reagiert fährt sein Unternehmen schnell an die Wand (AEG, Nixdorf, Grundig, Infineon...).
Es sei denn, es wird eine Mega-Genossenschaft gebildet und scharf gegen jeglichen ausländischen Handels- oder sonstigen Ein- und Ausfluss abgeschottet.
>Dann gibt es garkeine Löhne mehr zu verteilen.
Ja, man muss sich halt nur vorstellen, alle deutschen Konzerne hätten ihren Sitz (Holdings) außerhalb. In Deutschland würden sie vermutlich nicht oder weniger investieren ("Arbeitsplätze schaffen") als anderswo. In der globalisierten Welt haben deutsche Arbeitnehmer (einstweilen noch) schlechte Karten.
Gruß!
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