-->Hi Dazulerner,
>- Tatsächlich meine ich eine ZB, keine GB
>- ZB kauft bereits existente Forderungen
>- ZB tut dies mit Erlösen aus dem Verkauf von Gütern aus der laufenden Periode (Exporterlösen)
Da ist das Problem: Wie kommt die ZB an die Exporterlöse (sie exportiert nicht selbst)? Die Exporterlöse liegen auf einem Konto des Exporteurs (lautend auf die Währung, in der kontrahiert wurde). Ist es ein Euro-Konto kauft die ZB der Bank das dort befindliche Guthaben des Exporteurs dem nicht ab, da sie keine täglichen Fälligkeiten ankauft. Sie kauft auch keine Avale (Bank bürgt für Ausfall). Hat der Exporteur einen auf Euro lautenden Wechsel, kann sie ihn ankaufen, nachdem ihn die GB angekauft hat (Re-Diskont), aber das sind Minim-Geschäfte (z.B. müssen beide Kontrahenten dann im Inland belegen sein, z.B. Tochterfirma eines Importeurs, die damit bezahlt).
Hat der Exporteuer eine USD-Forderung (als sofort fällige Gutschrift), liegt die bei einer GB, von dort kauft sie auch keine ZB an. Hat der Exporteur eine längerfristige Forderung, lautend auf USD, müsste er diese erst in einen Staatstitel wandeln, der dann jedermann, auch die heimische ZB ankaufen könnte (ZBs kaufen nur ausländische Staatstitel, keine ausländischen Privatanleihen - Bonitätsgründe).
Bei sog."Devisenmarkt-Interventionen" kaufen ZBs also nur Staatstitel (z.B. USD-denominierte Bills). Das kann den Kurs der Gegenwährung hochziehen, wenn genügend Material aufgenommen wird. Funktioniert bei den Buba-Interventionen in den 70ern usw., beim brit-Pound z.B. schon nicht mehr (Soros etc. hielten dagegen).
Dieses Hochkaufen anderer Währungen ist bei der EZB nicht zu beobachten, obwohl sie es theoretisch könnte, wie anderer ZBs auch. Allerdings könnte sie es wiederum nicht selber tun, sondern müsste die NZBs damit"beauftragen" - schafft Probleme im EZB-Rat über Sinn und Zweck solcher Maßnahme, außerdem Quotierungsprobleme, da der ganze EZB-Schlüssel dann verändert werden müsste.
>Stiege in Folge der Kurs der heimischen Währung, würde freilich der Preisvorteil des Auslands dem inländischen Exportüberschuss ein Ende beenden, logo. Der Exporterfolg wird aber - in meinem Verständnis - stabilisiert, da die ZB mit den Exporterlösen ständig ausländische Vermögenswerte erwirbt, indem sie auf heimische Währung lautende Vermögenswerte anbietet, was den Exportüberschuß eben nicht verschwinden läßt.
Geht beim Euro nicht, da die Aktivseiten der NZBs entweder Devisen (also Auslandstitel) sind oder Repo-Titel, die also den GBs"gehören" (wenn auch vorübergehend mit Rückkaufsverpflichtung an die NZBs verkauft). Ginge auch bei ZBs, die eigene Staatstitel straight am Markt kaufen (OMP), nicht, da die ZBs die Titel wieder gegen eigene Währung verkaufen müssten, die ihrerseits nicht aktiv verbucht werden kann. ZBs führen keine Kasse (außer Scheidemünezn). Wäre also nur möglich gegen nicht auf heimische Währung lautende Vermögenswerte (siehe eben), die dann aber keine heimischen Vermögenswerte wären.
>Dem (von der ZB generierten) Nettokapitalexport entspricht halt ein gleich großer Exportüberschuß. Der sog. „Krug der Witwe“ würde generiert. Ich ging davon aus, das der Sachverhalt einfach zu verstehen wäre, nämlich dahin gehend, daß die ZB spätere Schuldner (á la dottore) im Ausland verpflichtet, mit positivem Konjunktur-/Entwicklungseffekt.
Eine Fremd-ZB gibt ebensowenig einen"Kredit" an ausländische Adressen wie an inländische. Kann sie auch gar nicht, da sie sich nicht refinanziert. Möglich wäre das nur so: ZB begibt eine eigene Anleihe (30 Jahre) und reicht die Summa daraus an ausländische Kreditsuchende weiter (z.B. auf 10 Jahre), die ihrerseits den Kassa- und Terminmarkt für Auslandsvaluta bemühen müssten. Dann aber wäre die ZB wieder eine GB. Das kann natürlich kommen, setzt aber eine ZB-Gesetzänderung voraus.
>Puuuh, ob nun die Sache klarer wird, weiß ich nicht. Am besten, ich zitiere:
>„...so reduzieren sich die Beispiele für erfolgreich abgeschlossene Schuldenzyklen auf zwei Fälle: Japan und Deutschland. Beide Wirtschaftsräume haben den Schuldenzyklus in seinem typischen Ablauf mit einer Zentralbankpolitik durchbrochen:
>Beide Zentralbanken haben, wo nicht ausgleichende Kapitalreexporte am Markt auftraten, langfristige Kapitalimporte durch kurzfristige autonome Kapitalexporte der Zentralbank kompensiert. Richtig betrachtet ist ihr Erfolg das Ergebnis der durch Geldpolitik forcierten Entschuldung........
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Jede ZB kann GBs entschulden, aber dann hat sie die Risiken bei sich (schlechtere Aktivseite).
>...Eine glücklicher operierende Zentralbank schränkt dessen ungeachtet die Möglichkeiten zur Investition im Inland durch ihre Kapitalexporte keinesfalls ein. Der Aufbau der Devisenreserve bewirkt eine Aufwertungserwartung und verstärkt damit die Kapitalimporte. Die Erfahrung betätigt diese Aussage: Die Kapitalimporteure wenden sich freiwillig und zu den für die Importländer vorteilhaften Bedingungen in jene Währungsräume, die durch den beständigen Aufbau von Währungsreserven die Aufwertungswartung für ihre Währung stabilisieren. Dem Krug der Witwe gleich, füllt sich damit das für Investitionen im Inland verfügbare Finanzvolumen ungeachtet der autonomen Exporte der Zentralbank immer wieder auf. Verhindert wird nicht die fremd finanzierte Investition, sondern nur eine Disinvestition zu ihrer Refinanzierung.“
Das ist schon richtig, nur was, wenn die"Aufwertungsfantasie" endet? Außerdem kann die ZB kein"Finanzvolumen" auffüllen, weil es bei ihr nur"Geld" gibt, also was in 3 Monaten (max. auch 6, je nachdem) wieder an sie zurück muss. Sie kann das Ganze natürlich prolongieren. Dann kommt es über kurz oder lang erst zur verflachten, dann zur inversen Zinskurve (siehe USA) und der Krug bleibt leer. Also a bisserl was geht schon in den Krug, aber nicht für immer.
>ODER: „...Ein Währungsraum, der durch Ersparnis fremde Vermögenswerte erwirbt, zwingt die Inländer in der Form von Leistungsbilanzüberschüssen mehr zu produzieren als zu konsumieren.
Ja, falls die Aufwertungsfantasie bleibt.
>Geschieht dies durch Intervention der Zentralbank, dann ist sicher, dass Ersparnis auch dort geleistet wird, wo ursprünglich eine damit im Konflikt stehende zu hohe Konsumneigung existiert. Der Währungsraum ist nicht erfolgreich, weil er durch Unterbewertung seine Erzeugnisse an Fremde zu billigen - für ihn selbst dann nachteiligen - Preise verkauft, sondern weil die für wirtschaftliches Wachstum und Entwicklung unverzichtbaren Ersparnisse aufgebaut werden. In der Regel besteht die Ersparnis anfangs in einem Abbau externer Verschuldung. Die externe Ersparnisbildung kann nur möglich sein, wenn andere Währungsräume Leistungsbilanzdefizite hinnehmen...“
Auch klar. Die Frage ist nach wie vor, wann es sich kreuzt und umkehrt: Da hat man zuerst Leistung verschenkt (terms of trade) und dann werden auch noch die im anderen Raum angelegten Ersparnisse wertloser. Beispiel China: Erst hat man zu wenig Yuan kassiert (da USD hoch gehalten wurde), dann werden die USD-"Ersparnisse" (gebunkert in der ZB dort) weniger, wenn der Yuan gegen USD steigt, die USD-Ersparnisse also in Yuan schmelzen.
There is no free lunch. Einer muss immer bezahlen. In diesem Fall entweder durch Verzicht auf höheres income now (in Landeswährung) oder interventionsbedingte higher inflation (less purchasing power) (dito) oder durch less assets im Fremdland (dito) bei Aufwertung der Landeswährung oder schließlich in einer Minus-Bilanz der ZB (less income dieser umgerechnet in Landeswährung).
Wenn die ZB so was macht, kann es in der Tat zur zusätzlichen Ersparnis kommen ("Zwangsersparnis" ist das falsche Wort - es ist eher so was wie ein erzwungener Verzicht oder härter eine"Betrugsersparnis", da die ZB den Markt beeinflusst und diese Beeinflusung immer jemanden rasiert, der im Marktfall nicht rasiert worden wäre), was wiederum nur hieße, das aus bereits laufenden incomes die jeweiligen income-Bezieher bei ihren Konsumausgaben durch andere ersetzt werden, die allerdings sowohl Konsum- als auch Investitionsausgaben tätigen können (unterschiedliche propensity to...), die aber immer wieder zu Löhnen werden (Stufe für Stufe), so dass der Ersteffekt als"Multiplikator" immer weiter abnimmt. Das Ganze ist also eines der berühmten, wenn auch schlau, da ZB-entzündeten"Strohfeuer".
Vielleicht kommen wir jetzt besser zusammen?
Gruß!
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