Hi Jung und Alt,
in diversen Postings von mir mit Antworten, u.a. von Galiani, Andrè, Jacques, gings um die Frage, ob es Sinn macht, aus der Vergangenheit zu lernen und das Gelernte von Generation zu Generation weiter zu reichen, damit sie eine Verbesserung der Lage aller Menschen, soweit ökonomisch definierbar, erreichen ließe.
Ich halte den Versuch für gescheitert.
Jede neue Generation muss ihre eigenen Erfahrungen sammeln und wird sich von Erkenntnissen oder Analysen früherer Generationen nur selten beeinflussen lassen, in der Mehrheit auf keinen Fall.
Deshalb kommt es zu einem ewigen Da Capo von Zuständen, die man eigentlich nicht"wollte", die sich aber automatisch wieder einstellen, da Ursachen, Abläufe usw. früherer Zustände diese als"nicht vergleichbar" darstellen.
<font color="FF0000">Motto:"This time it's different."</font>
Das gilt buchstäblich für alles, was in der Ã-konomie zu beobachten ist: Staatsverschuldung, Inflation, Deflation, Blow-offs, Crashs, Wohlstand, Elend, Verteilung, Umverteilung, etc., etc.
Es geht dabei weniger um die"menschliche Natur" als solche (siehe deren nachdenklich stimmende Ausmendelung durch Rawls, wie gepostet), sondern darum, dass es zur menschlichen Natur offenbar gehört, diese selbst nicht klar genug zu definieren und daraus die entsprechenden Schlüsse zu ziehen sowie die entsprechenden Massnahmen zu ergreifen, um das darin Vorgegebene und das ökonomisch daraus zwangsläufig Folgende zu erkennen und als notwendigen Ablauf möglichst umsichtig in die Schranken zu weisen.
Das beste jüngste Beispiel war die Börsenmanie der 90er Jahre. Ihren Ursachen (Disinflation und nicht etwa"new era" oder"new economy") ging kaum einer nach und nur wenige (JüKü, Mandel) sahen sie als einen Ballon, der so oder so platzen musste (mit anschließender Krise), wann auch immer.
Das unmittelbar vor einem Liegende wird immer für"richtig" gehalten, und Fragen, woher es denn auf ein Mal zum Richtigen gekommen sei oder wohin das Richtige wohl führen mag, weicht man aus. Sie würde die Übereinstimmung zwischen dem Richtigen und demjenigen, der es für richtig hält und die daraus folgende Harmonie und das Wohlbehagen darüber stören. Deshalb konnte auch die völlig kritiklose Darreichung und Akzeptanz von "Fundamentals" und seien sie noch so absurd wie z.B. ein"dynamisches KGV", so sensationelle Urstände feiern wie bis vor kurzem.
Auch jetzt, nachdem schon viele kleinere Ballons geplatzt sind ("Neue Märkte"! - das"neu" ist auch so ein Wieselwort), wird beharrlich auf dem"This time it's different" herumgeritten, wie der folgende Beitrag in der FAZ beweist.
Dieser Artikel ist vor dem Hintergrund des legendären "1929 kann sich nie wiederholen"-Artikels des Ex-Herausgebers der FAZ F.U. Fack vom Frühjahr 2001 zu sehen, der schon mit der <font color="FF0000">bewusst gefälschten Aussage</font> begann, 1929 sei vor dem Crash die Industrieproduktion in den USA um 20 Prozent gefallen - abgesehen davon, dass keinerlei Erklärung für diesen sensationellen Fall der Industrieproduktion von Fack gegeben wurde.
Tatsächlich verliefen die Daten bis zum Crash von 1929 so (untere Linie Industrieproduktion):
<font color="FF0000">Die FAZ fälscht sogar die simpelsten Fakten!</font>
Darüber hinaus
brach seinerzeit der Welthandel zusammen, weil viele Länder
ihr Heil in einer Erhöhung der Einfuhrzölle und
exportfördernden Abwertungen suchten.
"Darüber hinaus" und"weil"? Wie jeder weiß, begann die Runde der Schutzzölle und anderer Handelsbeschränkungen mit dem Hawley-Smoot Act vom Juni 1930, der von den bereits in tiefer Krise steckenden USA ausging und andere Länder zu Gegenmaßnahmen veranlasste. Die Runde der Abwertungen (logischerweise gegen Gold) begann erst viel später: Roosevelt 1934.
Beides hat die Krise zweifellos verlängert und verschärft (bzw. die Krise bei Goldaufwertungen exportiert), aber beides erklärt nicht den schon vorher Statt gehabten Beginn der US-Depression.
Die Notenbanken und
die anderen finanzpolitisch Verantwortlichen haben aus den
Fehlern der Vergangenheit gelernt. Sie haben 1987 rechtzeitig
das Ruder herumgerissen, die Geldschleusen geöffnet und die
Marktteilnehmer beruhigt. Auch inmitten der internationalen
Finanzkrisen in den Schwellenländern zum Jahreswechsel
1997/98 und dem das Weltfinanzsystem bedrohenden
Beinahezusammenbruch des amerikanischen Hedgefonds
LTCM haben die Notenbanken entschlossen und zugleich
besonnen reagiert. Ähnliches gilt heute. Vor allem die
amerikanische Notenbank läßt keinen Zweifel daran, daß sie
jederzeit die Banken und die Finanzmärkte mit ausreichend
billigen Geldern versorgen wird, damit ja keine Kreditklemme
aufkommen kann.
"Kreditklemme" ist ein absolutes Wieselwort. Kredite sind entweder bereits vorhandene oder künftige. Wenn alte Kredite"klemmen", können sie im Klartext nicht zurückgezahlt werden. Das kann die Notenbank unter Hereinnahme von"klemmenden" Titeln (!) dadurch beheben, dass sie die Rückzahlung streckt. Aber zurück gezahlt werden müssen die"klemmenden" Titel so oder so (egal ob sie bei der Notenbank liegen oder sonstwo, und über die mit absoluter Sicherheit eintreffenden Fälligkeiten lt. EZB hatte ich ausführlich gepostet).
Eine Notenbank kann sogar, wie die Reichsbank ab 1931 Titel ankaufen, die bereits geplatzt waren, nämlich Wechsel. Ihre Insolvenz ist dann nur eine Frage kurzer Zeit.
Wie die Reichsbank übrigens die Wirtschaft nach dem Fall der DANAT-Bank (13. Juli 1931) mit"Liquidität" versorgte, zeigt deutlich dieser Chart:
1931 wurde die"Deckung" von 60 % auf 25 % heruntergefahren, was im Klartext eine - wie auch im vorangegangenen Chart zu beobachtende Maximierung der"Liquidität" geführt hat, jedenfalls jener Liquidität, die zur Behebung jeglicher"Kreditklemmen" (bezogen auf bereits vorhandene -! - Kredite) benötigt wurde.
Aber neue (!) Kredite, und die sind nun mal zwingend erforderlich, um das Wirtschaften fortzusetzen, konnte auch die Reichbank nicht"schaffen". Die musste schon die Wirtschaft selbst schaffen, was dann ab 1933 im großen Stil mit Hilfe der bekannten MEFO-Wechsel (Wechsel = Kredittitel) geschehen ist.
Und noch zum Rest der FAZ:
Hinzu kommen entscheidende Unterschiede
bei der Zinsstruktur. 1987 lag die Rendite für dreißigjährige
amerikanische Staatsanleihen bei 9 Prozent. Die amerikanische
Notenbank hatte 1987 die Zeichen der Zeit zu spät erkannt und
erst im September die Zinsen erhöht, als die Märkte die
Zinswende längst vollzogen hatten.
Auch das ist ganz und gar gelogen und gefälscht! Die Benchmark-Renditen (!) sind bis unmittelbar vor dem Crash von 1987 gestiegen und zwar auf knapp über 10 Prozent. Ich selbst hatte damals solche Papiere gekauft. Von einer"Zinswende" nach oben (noch dazu am ganz langen Ende, wo die Notenbank keinerlei Einfluss hat!) auf Seiten der Fed nichts gemerkt zu haben, ist eine nachgerade lächerliche Behauptung, da die Fed jeden Tag selbst im Markt war und auch auf Seite 1 des WSJ laufend die Kurve zu sehen war, wie die Renditen für Festverzinsliche 1987 ununterbrochen angestiegen sind.
Von einer Zinswende nach unten kann auch keine Rede sein. Die Zinswende kam erst im und nach dem Crash, als alle in"rettende" Festverzinsliche flohen. Außerdem: Was ist das Ganze für eine Logik? Die Renditen steigen und die Fed muss ihre Sätze erhöhen und erhöhte Fed-Sätze verhindern Börsen-Crashs? Ein"Zeichen der Zeit" ist, dass die FAZ heute nicht mal mehr die Basiszusammenhänge versteht.
Zudem heizte seinerzeit ein
schwacher Dollar die Inflationsgefahren in den Vereinigten
Staaten an. Zugleich wuchsen das amerikanische Handels- und
Haushaltsdefizit in schwindelerregende Höhen. Ganz anders
sieht es heute aus. Amerikas Notenbank hat allein in diesem
Jahr ihre Leitzinsen in acht Schritten um 3,25 Prozentpunkte
auf 3 Prozent gesenkt. Die Rendite langlaufender
Dollar-Staatsanleihen pendelt derzeit um 5,6 Prozent. Der
Dollar ist unverändert stabil. Und das amerikanische
Haushaltsbudget ist alles andere als ein Problem.
Und wo bleibt das Handelsbilanzdefizit? Diese Rechnung ist wohl auch noch offen. Und wenn die Amerikaner jetzt die Importe drosseln, könnte - wie auch noch und noch gepostet - ihr BIP sogar steigen, da Ex-Im kleiner werden kann.
Es gibt also
gute Gründe, den Crashpropheten der Börse nicht unbesehen
zu folgen.
Es gibt gute Gründe, die FAZ als eine notorische Fälscher- und Gesundbeter-Werkstatt zu bezeichnen und ihren"Analysen" durchaus nicht zu folgen.
Gruß
d.,
der sich jetzt und in den nächsten Tagen mehr auf den Gold-in-der-Geschichte-Vortrag für Friedrichroda vorbereiten muss, von dem ich schon jetzt versprechen kann, dass er höchst interessant und anregend wird. Auch die hart gesottensten Gold-Freaks werden Dinge hören und sehen, von denen sie bisher vermutlich keinerlei Ahnung hatten.
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