- Welche und wieviel Zinsen kassieren die"Superreichen"? - dottore, 09.05.2003, 14:46
- Re: Welche und wieviel Zinsen kassieren die"Superreichen"? - - Elli -, 09.05.2003, 15:16
- Ein Bild sagt mehr als tausend Worte... - XSurvivor, 09.05.2003, 16:24
- Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe! (owT) - Der Husky, 09.05.2003, 16:27
- Re: Womit verdient er denn sein Brot? (owT) - dottore, 09.05.2003, 18:06
- Re: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte... nee.... - Baldur der Ketzer, 09.05.2003, 16:55
- Unsinn, Neid und Märchen... mkT - igelei, 09.05.2003, 17:28
- Re: Ein Bild sagt...kein Wort - Popeye, 09.05.2003, 17:35
- privat. Geldvermögen(-Guthaben)=STAATSSCHULDEN!!! - think about it!!! (owT) - McShorty, 09.05.2003, 17:43
- sind Staatsschulden, aber nur zu 21%!!! - think about it!!! (owT) - XSurvivor, 09.05.2003, 21:14
- Re: Vor allem ein komplett falsches Bild! - dottore, 09.05.2003, 17:50
- Re: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte... - Burning_Heart, 09.05.2003, 18:25
- Re: Akrobat Schooeen! - Tassie Devil, 09.05.2003, 21:21
- Re: Akrobat Schooeen! - Burning_Heart, 09.05.2003, 22:36
- Re: Akrobat Schooeen! - Tassie Devil, 10.05.2003, 04:08
- Re: Akrobat Schooeen! - Tassie Devil, 10.05.2003, 04:09
- Re: Akrobat Schooeen! - Burning_Heart, 09.05.2003, 22:36
- Re: Akrobat Schooeen! - Tassie Devil, 09.05.2003, 21:21
- Re: Wenn dottore sich die Mühe machen könnte die Vermögensstrukturen... - dr.seidel, 10.05.2003, 08:36
- Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe! (owT) - Der Husky, 09.05.2003, 16:27
- Ein Bild sagt mehr als tausend Worte... - XSurvivor, 09.05.2003, 16:24
- Denkfehler, lieber dottore..! - yatri, 09.05.2003, 15:21
- Re: Na ja, 0,01 %? - dottore, 09.05.2003, 15:59
- Re: Welche und wieviel Zinsen kassieren die"Superreichen"? - chiron, 09.05.2003, 15:46
- Re: Das war sehr aufschluĂźreich danke fĂĽr die MĂĽhe.... - dr.seidel, 09.05.2003, 20:00
- Damit hier kein Missverständnis aufkommt - Frank, 09.05.2003, 21:02
- Danke - XSurvivor, 09.05.2003, 21:16
- Eine Meinung vertreten, bedeutet Verantwortung ĂĽbernehmen! - wasil, 09.05.2003, 21:57
- Re: Damit hier kein Missverständnis aufkommt - Euklid, 09.05.2003, 21:22
- Danke - XSurvivor, 09.05.2003, 21:16
- Re: Welche und wieviel Zinsen kassieren die"Superreichen"? - - Elli -, 09.05.2003, 15:16
Welche und wieviel Zinsen kassieren die"Superreichen"?
-->Hi,
XSurvivor schreibt doch tatsächlich das Folgende:
"Es geht um mindestens 400 Mrd. Euro pro Jahr Zinslasten insgesamt, die direkt (!! d.) in die Taschen vorwiegend superreicher Kreise flieĂźen, dazu noch indirekte Zinslasten."
Dieses kann er nur aus einer rational nicht mehr erklärbaren Zins-Hysterie heraus oder wider besseres Wissen behaupten.
Tatsächlich ist es wie folgt, die Zahlen sind aus 2000/2001, bzw., wenn angemerkt, aus 2003 (Quellen: Buba, JB, MB, Banken-, Depot- u. Kapitalmarktstatistik, Stat. Bundesamt, Bankenverband).
Alle Banken kassieren 382,2 Mrd € Zinserträge insgesamt und von allen (Unternehmen, Privatpersonen, Staat, Banken - die Verbindlichkeiten der Banken gegenüber Banken liegen aktuell, Feb 03, übrigens bei 1841,0 Mrd €).
Davon gehen ab:
303,1 Mrd € Zinsaufwendungen. Ebenfalls an alle (Unternehmen, Privatpersonen, Staat, Banken).
Die Differenz (= ZinsĂĽberschuss = 79,1 Mrd) geht komplett in die allgemeine Verwaltungsaufwendungen der Banken (Personal, Abschreibungen, Wertberichtigungen, Sachanlagen).
Summa 81,0 Mrd €.
XSurvivor will bitte nicht behaupten, dass die 750.000 Beschäftigten im Bankgewerbe (pro Bank 280) superreiche Ausbeuter sind. Dass die Großbankvorstände z.T. heftiger kassieren als der Durchschnitt ist gewiss ein Ärgernis, aber die insgesamt ca. 80 Mio, die dorthin fließen, bewegen sich im Bereich von 0,1 Prozent der gesamten Verwaltungsaufwendungen und können nicht ernsthaft als gesamtwirtschaftliches Argument aufgefahren werden.
Die Banken ziehen ihre Profite (= Jahresüberschuss vor Steuern = 14,1 Mrd nach 1999 noch 21,4 Mrd €, also ein Rückgang um ein Drittel!) ausschließlich aus dem Provisionsgeschäft. Und dass Provisionen mit Zinsen absolut nichts zu tun haben, muss ich hoffentlich nicht auch noch erklären.
Nun zu den Zinsaufwendungen, denn das ist das Geld, das von den Banken an die Nichtbanken flieĂźt.
Finden wir dort die endlich die"superreichen Kreise", von denen XSurvivor spricht und die die entsprechenden Zinsen, die bei den Banken ab- und diesen Kreisen"direkt" zuflieĂźen?
Die Banken haben (Stand Februar 2003) Einlagen und Kredite von inländischen Privatpersonen und Organisationen ohne Erwerbszweck" zu bedienen.
Wenn es die"superreichen Kreise" gäbe, müssten sie also dort zu finden sein - wo denn sonst?
Aus der entsprechenden Statistik (Beiheft Bankenstatistik, MB Buba IV, 8, 36*) entnehmen wir:
Die inländischen Privatpersonen unterhalten bei Banken Sichteinlagen (also im wesentlichen unverzinslich) in Höhe von 360,5 Mrd €, davon die
- Selbständigen in Höhe von 63,6 Mrd €
- Sonstige Privatpersonen 51,9 Mrd €
- und die </font color="red">wirtschaftlich Unselbständigen 245,0 Mrd €</font>.
Bei den übrigen Einlagen und Krediten aller Banken haben wir 256,2 Mrd €, und zwar:
- Selbständige 35,1 Mrd €
- Sonstige Privatpersonen 22,2 Mrd €
- <font color="red">wirtschaftlich Unselbständige 180 Mrd €</font>
Die wirtschaftlich Unselbständigen haben also Forderungen aus Einlagen und Krediten gegenüber Banken in Höhe von
<font color="red">425 Mrd €!</font>
Die Zinsen, die von den Banken an Privatpersonen gezahlt werden, flieĂźen also schon mal unstreitig zu ca. 70 Prozent in die Taschen der kleinen Leute.
Nehmen wir Selbständige (Ärzte, Anwälte, Architekten, Handwerksmeister usw.) und sonstige Privatpersonen zusammen, haben wir ca. 125 Mrd € Guthaben dieser Gruppe bei den Banken, von denen bestenfalls 60 Mrd als verzinslich zu bezeichnen wären (Rest täglich fällig, also normale Girokoten).
Woraus beim durchschnittlichen Zinsniveau von derzeit ca. 4 % folgt, dass die"Superreichen" (selbst wenn man alle Selbständigen und sonstigen Privatpersonen darunter rechnen würde) pro Jahr höchstens 2,5 Mrd. € Zinsgewinne aus ihren Einlagen bei Banken ziehen können.
Nehmen wir als Nächstes die Spareinlagen und Sparbriefe, von denen kaum anzunehmen ist, dass diese die von den"Superreichen" favorisierte Anlageform wäre. Zusammen haben wir ca. 640 Mrd €, woraus sich beim durchschnittlichen Zinssatz für diese beiden Anlageformen und Staffelung nach Summen (höhere verzinsen sich etwas besser) von ca. 1,65 % ein Zinsinkasso der Sparer in Höhe von etwas mehr als 10 Mrd € p.a. ergibt.
Schließlich haben wir noch die Inhaberschuldverschreibungen der Banken, von denen Ende 2000 von Privatpersonen einschließlich Einzelfirmen 103,9 Mrd € gehalten wurden, woraus sich bei einem Zinssatz von ca. 6 % ein Zinsprofit dieser Personengruppe (also inkl. der"Superreichen") von ca. 6 Mrd. € ergibt.
Mehr als das (2,5 plus 10 plus 6) zahlen die Banken nicht als Zinsen an Privatpersonen aus.
Dies ist bezogen auf das BIP (knapp 2000 Milliarden) eine Betrag von ca. 1 %, also de facto eine Nullgröße.
Ăśber die ebenfalls verschwindend geringer Nettozinsbelastung der deutschen Unternehmen (28,5 Mrd = 1,4 % des BIP, gerechnet aus 49,5 minus 21 fĂĽr 2000) war schon ausfĂĽhrlich die Rede.
Wir können also resümieren:
1. Die Banken zahlen an die (maximal in Frage kommenden)"Superreichen", recte: Privatpersonen ca. 18,5 Mrd € aus (wobei auch noch vorausgesetzt wird, dass alle Sparbücher und Sparbriefe bei den Superreichen liegen bzw. dass alle Halter von Bankschuldverschreibungen"Superreiche" sind).
2. Die Unternehmen zahlen netto 28,5 Mrd Zinsen (wobei das Meiste an Banken gehen dürfte, da es wohl kaum einen"Superreichen" geben dürfte, der einem Unternehmen einen verzinslichen Privatkredit gewährt).
3. Der Staat dagegen zahlt 67,2 Mrd an Zinsen.
Da wir 1) (Banken) und 2) (Unternehmen) als die sensationellerweise von XSurvivor entdeckte"direkte" Zins- und Ausbeutungsquelle der"Superreichen" im wesentlichen ausschließen können, kommt als Zinsquelle für die"oberste Oberschicht" allenfalls der Staat in Frage.
Davon, dass die"Superreichen" die Wirtschaft ausbeuten, kann keinerlei Rede sein - weder direkt noch auf dem Umweg ĂĽber die Banken bzw. deren Refinanzierung bei Privatpersonen.
Abgesehen davon, dass es ausschließlich am Staat liegt, ob er Schulden macht und sich ausbeuten lässt oder nicht, ist die Vorstellung, dass die 67 Mrd € Zinszahlungen des Staates komplett in die Taschen der"Superreichen" fließen ebenfalls lächerlich.
Die Staatstitel liegen bei Kapitalsammelstellen (Fonds), deren klein gestĂĽckelte Anteile wiederum im Publikum (beim"Kleinen Mann" also) liegen, bei Versicherungen (die der"kleine Mann" zur Sicherung seiner Existenz im Alter und fĂĽr seine Familien abgeschlossen hat) sowie im Publikum (also beim"Kleinen Mann") selbst, etwa Schatzanweisungen des Bundes, Bobls und Bundesschatzbriefe.
Was XSurvivor uns weismachen will, nämlich "400 Mrd € (fließen p.a.) direkt (!) in die Taschen vorwiegend superreicher Kreise" ist kompletter Stuss und durch keinerlei wie auch immer zu interpretierende Statistik zu untermauern.
Von ihm wird eine einzelne Zahl in den Raum geworfen (400 Mrd €), die absolut nichts mit der wirtschaftlichen Realität zu tun haben (Motto: Umsatz = Gewinn) und - viel schlimmer - die wirkliche Ursache des wirtschaftlichen Niedergangs, nämlich die außer Kontrolle geratene Staatsverschuldung wird verharmlost.
So nicht! Jedenfalls nicht mit diesem Forum hier.
GruĂź!
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