- Mord an Barschel: Die Vorgeschichte - HB, 09.06.2003, 12:20
- ...und Maxwell - HB, 09.06.2003, 12:39
- Re:...und Maxwell - alberich, 09.06.2003, 23:33
- Mord an Barschel: Zäpfchen und anderer Schwachsinn - Nachfrager, 09.06.2003, 12:55
- Ostrovsky kann wohl nur schwerlich als unseriös bezeichnet werden - HB, 09.06.2003, 13:15
- Re: Besonders unseriös ist dieses: - dottore, 09.06.2003, 15:53
- Ganz aus dem Finger gesogen hat er sich das ja wohl nicht - HB, 09.06.2003, 16:33
- Re: Aha, der Herr von Bülow kann nicht bis 3 zählen - dottore, 09.06.2003, 16:53
- Re: Aha, der Herr von Bülow kann nicht bis 3 zählen - Standing Bear, 09.06.2003, 17:22
- Re: Aha, der Herr von Bülow kann nicht bis 3 zählen - dottore, 09.06.2003, 16:53
- Ganz aus dem Finger gesogen hat er sich das ja wohl nicht - HB, 09.06.2003, 16:33
- Re: Besonders unseriös ist dieses: - dottore, 09.06.2003, 15:53
- Ostrovsky kann wohl nur schwerlich als unseriös bezeichnet werden - HB, 09.06.2003, 13:15
- ...und Maxwell - HB, 09.06.2003, 12:39
Ostrovsky kann wohl nur schwerlich als unseriös bezeichnet werden
-->Victor Ostrovsky, geboren 1950 in Kanada als Sohn einer
Israelin und eines Kanadiers jüdischer Abstammung,
verbrachte seine Jugend in Israel und wurde mit 18 Jahren der
jüngste Offizier in der israelischen Armee. Er wurde Mitte der
achtziger Jahre vom Mossad rekrutiert und arbeitete vier Jahre
im Geheimdienst, bevor er desillusioniert die Organisation
verließ und nach Kanada zurückkehrte.
Hier, was Andreas von Bülow in"Im Namen des Staates" dazu schreibt (Andreas von Bülow, geboren 1937 in Dresden, war von 1969
bis 1994 Mitglied des Bundestages, unter anderem in der Parlamentarischen
Kontrollkommission für die »Dienste«. Von
1976 bis 1980 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister
für Verteidigung, 1980 bis 1982 Bundesminister für
Forschung und Technologie, seit 1994 Rechtsanwalt in Bonn.):
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Waren Palme und Barschel auf
der falschen Seite des Deals?
In dieser Richtung könnte möglicherweise die Aufklärung des
Mordes an Olof Palme ansetzen, der nach einem Kinobesuch hinterrücks
erschossen wurde in offensichtlicher Anwesenheit zahlreicher
schwedischer, mit Sprechfunkgeräten ausgerüsteter Geheimdienstbeamter,
wie Zeugen beobachtet haben. Ob der Tod des schleswig-holsteinischen
Ministerpräsidenten Barschel in dieses Geflecht einzuordnen
wäre, ist schwer zu beurteilen. Barscheis letzter Besuch
vor seinem Treffen in Genf mit dem in seinem Terminkalender eingetragenen
Roioff galt immerhin dem saudischen Finanzmann und
Waffenhändler Adnan Kashoggi, einem Mann, der nicht nur mit
Shimon Peres befreundet war 182, sondern auch engste Beziehungen
sowohl zum saudischen Königshaus wie zu Gaddafi pflegte und der
im Bericht des US-Kongresses über die Affäre auch als amerikanischer
Agent bezeichnet wird 183. In israelischen Quellen ist er als
langjähriger Agent des Mossad aufgeführt, dessen Unternehmungen
ganz wesentlich aus Geldern des Mossad finanziert wurden 184. Und
schließlich soll über Schleswig-Holstein ein erheblicher Teil der
Waffenlieferung in den Iran abgewickelt worden sein, nachdem es
unversehens mit den dänischen Häfen, den dänischen Schiffen und
einer neuen dänischen Regierung Schwierigkeiten gegeben hatte 185.
Die Besuche Barscheis in Kavelsdorf, das einsame Aufsuchen von
Biotopen in der DDR, die merkwürdige vierwöchige Kur ausgerechnet
in dem sozialistisch-langweiligen Marienbad in der CSSR, all
dies berührt merkwürdig.
Im Falle Barschel muß es zu einer Art Kurzschluß zwischen den
beiden Waffen- und Finanzierungskanälen gekommen sein 186. Kashoggi
spielt eine wesentliche Rolle bei der Einleitung und Finanzierung
des Konkurrenzkanals 187. Zu diesem aus dem Büro von Peres
und dessen Antiterrorberater Nir heraus gesteuerten Kanal gehören
die Verbindungen, die auch in das später zu behandelnde Personalka-
russel des Skandals der Bank for Credits and Commerce International
(BCCI) hineinspielen 188. Peres, Norm, Noriega, Ghorbanifar,
Hashemi, Nir, Mike Harari und nicht zuletzt das Medellin-Drogenkartell
bilden eine Linie, die die Knotenpunkte einer gnadenlos der
Ã-ffentlichkeit preisgegebenen Skandalkette markieren 189. Der erste
Kanal geht mit Skrupellosigkeit gegen den zweiten vor und läßt in
Washington die strategischen Personen hochgehen. Präsident Reagan
und Vizepräsident Bush können sich nur mit Mühe und mit unfeinen
Tricks über die Runden retten 190. Und selbst der spätere demokratische
Präsident Clinton und dessen Gattin Hillary sind nicht ohne
Bezugspunkte zum Skandalkomplex 191.
Von daher verwundert es nicht, daß der israelische Geheimdienstmann
Victor Ostrovsky die Ermordung Uwe Barscheis in Genf
sowohl von der Begründung als auch den technischen Einzelheiten
her genau beschreibt 192. Hier interessieren nur die von ihm angedeuteten
Hintergründe 193. Danach hatte der Mossad in einem Waffengeschäft
Israels mit dem Iran den BND als Strohmann und Zwischenhändler
benutzt. Es ging um die Lieferung von Ersatzteilen für die
auch von der Bundesluftwaffe geflogenen Phantom F 4. Über dieses
Vorhaben waren die Landesämter für Verfassungsschutz der Freien
und Hansestadt Hamburg und des Landes Schleswig-Holstein auf
mittlerer Beamtenebene informiert, nicht jedoch der BND, den der
Mossad angeblich wegen Durchsetzung mit Stasi-Agenten gezielt
außen vor ließ. Auch der Ministerpräsident des Landes, Uwe Barschel,
war zunächst nicht informiert.
Nun zog man offenbar für den zweiten Kanal den BND heran und
stellte diesem einen Verbindungsmann zur Seite, der nebenbei noch
schmutzige Geschäfte über den Ex-Mossad-Offizier Mike Harari mit
dem Staatschef von Panama, General Manuel Noriega, machte. In
Frage kommen Drogen-, Geldwäsche- und Waffengeschäfte.
In die Transporte, die über italienische Häfen liefen, waren der
Altfaschist Licio Gelli und Mitglieder seiner geheimdienstdurchsetzten
Freimaurerloge Propaganda Due sowie streng geheime Kom-mandoeinheiten
(Gladio) der NATO eingespannt, eine Kombination,
auf die später einzugehen sein wird. Die BND-Mannschaft wiederum
scheint laut Ostrovskys Darstellung aus Leuten zusammengesetzt
gewesen zu sein, die zuvor an Mossad-Seminaren zur Bekämpfung
des Terrorismus teilgenommen hatten. Diese Veranstaltungen seien
letztlich zum Zwecke der Rekrutierung abgehalten worden, die dem
Mossad Hunderte, wenn nicht Tausende von Staatsdienern aus allen
möglichen Ländern, nicht zuletzt der Bundesrepublik, als Quellen
und Einflußpersonen eingebracht hätten. Der Mossad habe die mittleren
Chargen des BND manipulieren können, indem man ihnen zu
verstehen gegeben habe, ihre Vorgesetzten seien mit der Angelegenheit
einverstanden, könnten die Operation jedoch offiziell nicht billigen
und müßten in der Lage sein, stets glaubhaft leugnen zu können.
Auch die Tatsache, daß der Mossad die rückhaltlose Unterstützung
der örtlichen Dienststellen des Verfassungsschutzes gehabt habe, sei
hilfreich gewesen 194.
Von Deutschland aus seien die Lkw nach Dänemark gefahren, wo
ihre Ladung auf dänische Schiffe verfrachtet wurde. Von dort sei die
Fracht dann in den Iran gegangen.
Schließlich haben die Israelis ihren BND-Verbindungsmann gefragt,
wo und wie sie iranische Piloten ausbilden können. Die Ausbildung
der Piloten der iranischen Luftwaffe habe dann größtenteils an
fünf Simulatoren stattgefunden, die auf demselben Flughafen in
Schleswig-Holstein aufgestellt waren, auf dem auch die für iranische
Phantom-Kampfflugzeuge vorgesehenen Ersatzteile gelagert wurden.
Neben dem Training vor den Simulatoren habe die Ausbildung
der Kampfpiloten an einer zweimotorigen Cessna stattgefunden.
Nachdem die Verschiffung der Ware von dänischen Häfen aus aufgrund
dortiger Widerstände nicht mehr hatte vorgenommen werden
können, sollten die Waffenlieferungen nun über schleswig-holsteinische
Häfen laufen. Der BND habe Ministerpräsident Barschel in
die geplanten Geheimoperationen eingeweiht. Bei dieser Gelegenheit
habe der BND-Vertreter dem Ministerpräsidenten jedoch mehr
erzählt als aus israelischer Sicht verantwortbar gewesen sei. Barschel
habe abgelehnt. Der Mossad habe daraufhin Pfeiffer, den Mitarbeiter
des Springer-Konzerns, angesprochen und ihn mit Enthüllungen aus
seiner Vergangenheit zur Mitarbeit veranlaßt. Ziel sei die Zerstörung
des öffentlichen Ansehens des Ministerpräsidenten gewesen. Pfeiffer
habe nun vorgeblich im Auftrag Barscheis eine mehr als auffällige
Observation des Mitbewerbers Engholm in der Landtagswahl um
das Amt des Ministerpräsidenten organisiert. Die Tatsache der Bespitzelung
sei der Presse zum Zwecke der Rufschädigung zugespielt
worden. Wenige Stunden vor der Wahl habe Barschel nicht mehr rea-
gieren können. Dadurch sei die Abwahl Barscheis und die Wahl des
kooperativeren Oppositionsführers gesichert gewesen.
Barschel habe versucht, sich über den BND Rehabilitation zu verschaffen.
Doch dies hätte die Aufdeckung der streng geheimen Operationen
nach sich gezogen. Barschel habe es abgelehnt, sich gegen
eine hohe Abfindung aus der Politik zurückzuziehen und zu schweigen.
Als Barschel vor dem Untersuchungsausschuß des Kieler Landtages
habe auspacken wollen, habe man aus vielerlei Gründen einschreiten
müssen 195. Daher sei Barschel nach Genf gelockt worden.
Ostrovsky beschreibt, wie Barschel von einem Kontaktmann des
BND getäuscht und von einem Team des Mossad ermordet wurde.
Seine Schilderung der Herbeiführung erst einer Bewußtlosigkeit
und anschließender Einflößung der tödlichen fünf Medikamente mittels
Magensonde stimmt mit den Ergebnissen der allerdings außerordentlich
mangelhaften kriminalistischen Untersuchungen in Genf
überein 196. Die auf die Tatschilderung Ostrovskys angesprochene
Lübecker Staatsanwaltschaft zweifelt an einigen Ortsangaben, kann
jedoch den vom Hörensagen aus Mossad-Kreisen bekannten Zeugen
nicht vernehmen, weil hierzu die Reisemittel fehlen.
Je mehr sich die Spuren des Falles Barschel verlieren, verwischen,
zum Teil aber auch klären, um so merkwürdiger werden die Rollen
der an der Affäre beteiligten deutschen Akteure. Da wird Pfeiffer -beim
Mossad angeblich unter dem Aliasnamen Whistler geführt -als
Angestellter des Springer-Konzerns »für grobe Arbeiten« im
Wahlkampf in die Dienste des Landes Schleswig-Holstein und dessen
Ministerpräsidenten abgeordnet. Er wird in dieser Zeit sowohl
aus der Landeskasse besoldet als auch mit Zusatzmitteln des Springer-
Konzerns ausgehalten. Im Amt erhält er vorgeblich den Auftrag,
Björn Engholm, den Oppositionsführer und Herausforderer Barschels,
auf Eheverfehlungen zu bespitzeln, besorgt sich auch die vertraulichen
Einkommenssteuererklärungen des Finanzamtes. Recht-zeitig
vor der Wahl verpfeift Pfeiffer sein rechtswidriges Tun an die
Opposition und das Nachrichtenmagazin Der Spiegel.
Der Spiegel veröffentlicht unmittelbar vor der Landtagswahl die
Pfeifferschen Enthüllungen und sorgt somit für den sicheren Sturz
Barscheis. Der Stern wiederum übernimmt die Aufklärung des sich
anschließenden Selbstmord-Mordfalles. Der Stern-Redakteur kennt
offensichtlich im vorhinein Ort und Zeit der geheimgehaltenen
Anreise von Barschel, quartiert sich im selben Hotel ein, ruft am
Todestag gegen 12 Uhr im Hotelzimmer an, erhält keine Antwort
und entdeckt auf eigene Faust den Toten. Das Foto des Verstorbenen
zeigt den Uhrzeigerstand 12 Uhr 45. Die Genfer Polizei wird erst
gegen 14 Uhr verständigt. Was der Reporter in dieser Zeit alles getan
oder unterlassen hat, ist nicht ermittelt, geschweige denn objektiv
überprüft worden. Der Reporter machte sich an die Entzifferung der
Notizen des Toten. Die Benachrichtigung eines Arztes schien sich
erübrigt zu haben. Auf jeden Fall kamen strafrechtliche Ermittlungen
mit dem Ziel einer Anklage wegen unterlassener Hilfeleistung, die
Wiederbelebungsfähigkeit Barscheis unterstellt, nicht mehr in
Betracht, weil die deutschen Ermittler erst nach Ablauf der fünfjährigen
Verjährungsfrist tätig wurden. Die umfassende Spurensicherung
vor Ort ist zum Teil nicht erfolgt, zum Teil wurde sie durch
den langen Aufenthalt des Stern -Reporters in ihrer Aussagefähigkeit
massiv eingeschränkt.
Ob der Spitzendetektiv deutscher Geheimdienste, Werner Mauss,
der um den amtlich nie festgestellten Todeszeitpunkt herum unter
einem Aliasnamen in einer Chartermaschine zusammen mit seiner
Frau und einem weiteren Mann zwischen Frankfurt, Genf und Zürich
hin und her flog und sich in der Tatnacht im benachbarten Hotel Le
Richemond einquartiert hatte, mit dem von Ostrovsky genannten
BND-Kontaktmann identisch ist oder nicht, ist bis heute öffentlich
nicht geklärt. Ein Münchner Gericht hat die öffentliche Berichterstattung
über die Hintergründe der hektischen Flugmanöver um die
Todeszeit Barscheis untersagt 197.
Es bleibt zu vermerken, daß Der Spiegel bis zur Stunde in Übereinstimmung
mit den deutschen Nachrichtendiensten bei der Version
des Selbstmordes bleibt und jede Abweichung von der Orthodoxie
mit Eifer bekämpft 198. Andererseits erlitt der von der Familie Barschel
eingesetzte Schweizer Detektiv und frühere Mitarbeiter des
Meisterdetektivs Mauss kurz vor Abschluß seiner Arbeiten einen
Herzinfarkt. Seinen Aussagen zufolge stand er kurz vor der Aufklärung
des Falles. Alle merkwürdigen Todesfälle der letzten Jahre hingen,
so äußerte er sich kurz vor seinem Tod Dritten gegenüber, miteinander
zusammen. Er meinte offensichtlich die Ermordung auch
des schwedischen Premierministers Palme, die ausgeführt zu haben
inzwischen ein ehemaliges Mitglied der südafrikanischen Todes-
Schwadronen auf sich genommen hat. Bis dato haben die Schweizer
Behörden die von dem Schweizer Detektiv zusammengestellten
Akten weder der deutschen Staatsanwaltschaft noch der Ã-ffentlichkeit
zugänglich gemacht. Die deutschen Behörden sehen sich außer-stande,
die Darstellung Ostrovskys als richtig oder falsch oder als
wahrscheinlich beziehungsweise unwahrscheinlich zu qualifizieren.
Ceterum censeo: NIEMAND hat die Absicht einen Zusammenhang zwischen Barschel und Möllemann zu konstruieren.

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