- @Dottore: Antwort einer VWL-Doktorantin auf Ihren Artikel auf boerse.de - Reikianer, 17.06.2003, 22:35
- Re: @Dottore: Zusatz - Reikianer, 17.06.2003, 22:40
- Re: Die ist wirklich 'Doktorandin'? - dottore, 18.06.2003, 13:42
- @Dottore - t-bull, 18.06.2003, 15:22
- Re: @Dottore - dottore, 18.06.2003, 15:40
- Danke für die Tipps (owT) - t-bull, 18.06.2003, 15:50
- Re: @Dottore - dottore, 18.06.2003, 15:40
- Re: Die ist wirklich 'Doktorandin'? - Standing Bear, 18.06.2003, 16:34
- Re: Besten Dank!(owT) - Reikianer, 19.06.2003, 00:35
- @Dottore - t-bull, 18.06.2003, 15:22
@Dottore: Antwort einer VWL-Doktorantin auf Ihren Artikel auf boerse.de
-->Hallo Dottore,
eine gute Freundin von mir ist VWL-Doktorantin - ich bin der Meinung, dass vieles von dem, was sie in der Uni lernt, falsch und überflüssig ist, konnte Sie aber aufgrund nicht ausreichender Kenntnisse noch nicht wirklich davon überzeugen. Das folgende hat sie mir als Antwort auf Ihre aktuelle Kolumne bei Boerse.de ("Was denn für Zinssenkungen?" http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=6313f890 ) geschickt:
"....Staaten erheben Steuern ja bekanntlich z.B. auf das Einkommen von Leuten, oder auf deren Vermögen, also auf den Besitz anderer. Es handelt sich damit um eine Zwangsabgabe des Bürgers an den Staat, wodurch schon mal klar sein könnte dass es sich bei den sog. Leitzinsen (auf das Geld des Staates) wohl kaum um eine Steuer handeln kann. Viel zentraler ist aber, dass der die ZB den Banken Geld zur Verfügung stellt, sog. Tagesgeld, dass sie z.B. für einen Tag bei der ZB zu einem bestimmten Preis (dem Zins) leihen können und auch zurückzahlen müssen). Die ZB vergeben also Kredite, und wenn du das nicht glaubst, dann schlag es bei den EZB-Statuten oder wo auch immer nach. Es ist natürlich richtig, dass die EZB ein Monopol auf dieses Geld hat, d.h. auch, dass sie (wie ja bei anderen Monopolen auch) den Preis (hier den Zins als Preis für Geld) festlegen kann. Trotzdem ist es aber immer noch ein Zins und keine Monopolprämie oder Steuer (es sei denn du bezeichnest auch den Preis eines Bahntickets als Monopolprämie o. Steuer). Dieser Preis für die Versorgung mit Geld ist damit gleichzeitig die Untergrenze für den Marktzins, d.h. das mindeste was die Banken haben wollen, wenn sie dir einen Kredit geben (weil sie ja soviel zahlen müssen für das Geld). Neben der Vergabe von Krediten (Liquiditätsversorgung der Banken) können Banken bei der EZB aber auch Geld anlegen, dass sie (z.B. übernacht) nicht brauchen. Dafür erhalten sie einen Zins, der damit die Obergrenze für den Marktzins darstellt, denn wenn Bank 1 viel mehr will als was sie bei der ZB kriegen würde, würde sich Bank 2 sagen: OK, geb ich doch den Kredit für nur ein bißchen mehr als den ZB-Zins, da mach ich immer noch Gewinn, dann kommt Bank 3.... und man landet beim ZB-Zins als Marktobergrenze. Diese Zinssätze bezeichnet man als Leitzinsen, die die Marktentwicklung bzw. den oberen und unteren Zins leiten. Damit gibt die EZB also eine Bandbreite ein, die sie nach unten und oben verschieben kann. Spricht man also von einer Zinssenkung zielt das darauf ab, die Bandbreite der Marktzinsen nach unten zu verschieben. Damit wird dein Kredit also billiger und dein Investitionsprojekt plötzlich rentabel. Wenn viele Investitionen plötzlich rentabel werden, kann die Zinssenkung so die Wirtschaft ankurbeln, sind die Rahmenbedingungen aber einfach zu schlecht, hilft auch eine Zinssenkung wenig. Mit einer Steuerentlastung, wie Martin meint, hat das also gar nichts zu tun. Es geht nicht darum, die Wirtschaft um einen absoluten Betrag von soundsoviel Dollar zu entlasten, sondern die Investitionsentscheidung über sinkende Kreditkosten zu verbessern. Das entspricht dann auch nicht der erwähnten Entlassung eines Arbeiters, sondern eher einer Lohnsenkung, die ja auch in der Diskussion um die Lohnnebenkosten immer wieder angesprochen wird.
Und nun: Bitte, nimm du ein VWL-Lehrbuch in die Hand und denk über die Dinge nach. Man sollte nicht allen glauben, die sich nur vehement genug gegen die klass. VWL wehren! Da sind ja einige Mängel drin, gar keine Frage, und ich forsche ja auch, um die Dinge, d.h. die Theorien und Lösungsvorschläge, zu verbessern. Aber das womit du da ankommst, zielt auf nichts ab, es ist nicht durchdacht und daher keine Kritik, und es bietet keinerlei Alternativen (z.B.:"Würde eine Währung ihrer Funktion als GZ entkleidet (auf was lautend würde der Staat dann wohl seine Steuern erheben?), würde sich der"Wert" des"Zahlungsmittels" rasch in Richtung auf den"Materialwert" senken, sprich auf Null." hier jetzt bitte weiterdenken: Dann würde das Geld entwertet sein, und wir handeln mit Gegenständen (=klass. Tauschwirtschaft). Tauschwirtschaft hat ja auch mal funktioniert, aber unsere Arbeitsteilung macht das heutzutage unmöglich. Wir könnten natürlich auch Gold nehmen zum zahlen, aber der Goldpreis schwankt ja auch und da können wir doch auch was leichteres nehmen, oder? Worauf will er also hinaus? Die Tauschwirtschaft wieder einführen?..."
Ihre Meinung hierzu würde mich sehr interessieren! Vielleicht könne Sie etwas Licht in die Sache bringen?
Und noch eine Frage: In der Sektion"Zur Person" weisen Sie auf das von Burton Mack herausgearbeitete Urevangelium hin - es gibt da mehrere Bücher zum Thema, welches würden Sie am ehesten empfehlen?
http://www.amazon.de/exec/obidos/search-handle-form/ref=sr_sp_go_qs/302-4004190-0685614
Mit herzlichem Dank und besten Grüßen![img][/img]
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