- @Dottore: Antwort einer VWL-Doktorantin auf Ihren Artikel auf boerse.de - Reikianer, 17.06.2003, 22:35
- Re: @Dottore: Zusatz - Reikianer, 17.06.2003, 22:40
- Re: Die ist wirklich 'Doktorandin'? - dottore, 18.06.2003, 13:42
- @Dottore - t-bull, 18.06.2003, 15:22
- Re: @Dottore - dottore, 18.06.2003, 15:40
- Danke für die Tipps (owT) - t-bull, 18.06.2003, 15:50
- Re: @Dottore - dottore, 18.06.2003, 15:40
- Re: Die ist wirklich 'Doktorandin'? - Standing Bear, 18.06.2003, 16:34
- Re: Besten Dank!(owT) - Reikianer, 19.06.2003, 00:35
- @Dottore - t-bull, 18.06.2003, 15:22
Re: Die ist wirklich 'Doktorandin'?
-->Hi,
>
>"....Staaten erheben Steuern ja bekanntlich z.B. auf das Einkommen von Leuten, oder auf deren Vermögen, also auf den Besitz anderer.
1. Steuern in Form von was? Hat die Dame schon mal was von GZ gehört?
2. Besitz verwechselt die Dame mit Eigentum. Wie konnte sie damit durchs Examen kommen? Seit wann muss ich meine Mietwohnung als Vermögen versteuern? Im übrigen: Viel Vergnügen bei der Besitzbesteuerung, da Besitz bekanntlich nirgends verbucht wird.
>Es handelt sich damit um eine Zwangsabgabe des Bürgers an den Staat, wodurch schon mal klar sein könnte dass es sich bei den sog. Leitzinsen (auf das Geld des Staates) wohl kaum um eine Steuer handeln kann.
Woraus errechnet sich der ZB-Gewinn - und an wen wird er abgeführt? Seit wann ist GZ"Geld des Staates"? Hat er es als Eigentum? Als Besitz? Wieviel? Wo? Das Papier im Keller der LZBs gehört ihm, da ihm via Buba die LZBs gehören, nur leider ist das kein Geld.
>Viel zentraler ist aber, dass der die ZB den Banken Geld zur Verfügung stellt, sog. Tagesgeld, dass sie z.B. für einen Tag bei der ZB zu einem bestimmten Preis (dem Zins) leihen können und auch zurückzahlen müssen).
Tagesgeld? Die Dame hat von den ZB-Geschäften keinerlei Ahnung."Für einen Tag leihen" - totlach. Zurückzahlen? Prima - dann würden alle Banken am Freitag Abend ihre Bar-Kassen (außer denen für Automaten) an die ZB zurückgeben. Warum dürfen sie es nicht? Der"Preis" ist nicht"der Zins", da die ZB niemals Kredit vergibt. Der Preis ist just die Steuer.
>Die ZB vergeben also Kredite, und wenn du das nicht glaubst, dann schlag es bei den EZB-Statuten oder wo auch immer nach.
Die ZBs vergeben"Kredite"? Die Dame hat wirklich keine Ahnung. Was nehmen denn die ZBs gegen Ausgabe von ZB-Geld herein? Luft?
>Es ist natürlich richtig, dass die EZB ein Monopol auf dieses Geld hat, d.h. auch, dass sie (wie ja bei anderen Monopolen auch) den Preis (hier den Zins als Preis für Geld) festlegen kann.
Zins als Preis für Geld - toll! Womit wird denn der Preis für Geld bezahlt?
>Trotzdem ist es aber immer noch ein Zins und keine Monopolprämie oder Steuer (es sei denn du bezeichnest auch den Preis eines Bahntickets als Monopolprämie o. Steuer).
Es ist kein Zins, da die ZB keinen Kredit vergibt. Im übrigen heißt das im EZB-Jargon längst "seigniorage" (siehe auch JB passim, u.a. 225:"Seigniorage-Gewinnvorauszahlung"). Das schöne Wort kommt aus guter alter Zeit ("Schlagschatz" bei Münzen) und bedeutet eine dem"Herrn" ("Signore", hallo!) zustehende und von ihm kassierte Abgabe, also Steuer.
>Dieser Preis für die Versorgung mit Geld
"Versorgung mit Geld" gefällt mir immer wieder gut. Hoffentlich kommt keine"Unterversorgung". Diese Geldmengen-, alias Tonnenideologie hat schon was...
>ist damit gleichzeitig die Untergrenze für den Marktzins, d.h. das mindeste was die Banken haben wollen, wenn sie dir einen Kredit geben (weil sie ja soviel zahlen müssen für das Geld). Neben der Vergabe von Krediten (Liquiditätsversorgung der Banken) können Banken bei der EZB aber auch Geld anlegen, dass sie (z.B. übernacht) nicht brauchen.
"Anlegen" - warum geben sie es nicht zurück? Wie"verzinst" sich denn das bei der EZB"angelegte" Geld? Hoffentlich weiß sie das wenigstens, wenn sie schon keine Ahnung von TARGET, Overnight drafts, Spitzenrefinanzierung usw. hat.
>Dafür erhalten sie einen Zins, der damit die Obergrenze für den Marktzins darstellt, denn wenn Bank 1 viel mehr will als was sie bei der ZB kriegen würde, würde sich Bank 2 sagen: OK, geb ich doch den Kredit für nur ein bißchen mehr als den ZB-Zins, da mach ich immer noch Gewinn, dann kommt Bank 3.... und man landet beim ZB-Zins als Marktobergrenze. Diese Zinssätze bezeichnet man als Leitzinsen, die die Marktentwicklung bzw. den oberen und unteren Zins leiten.
Ah, sie"leiten" den Zins? Interessant, dass es genau umgekehrt ist, siehe Tagesgeldsatz (EONIA) / Hauptrefinanzierungssatz (z.B. JB 8). Was"leitet", sind im übrigen Spitzenrefinanzierungs- und Einlagesatz mit ihrem"Korridor".
>Damit gibt die EZB also eine Bandbreite ein, die sie nach unten und oben verschieben kann. Spricht man also von einer Zinssenkung zielt das darauf ab, die Bandbreite der Marktzinsen nach unten zu verschieben.
Ach ja, wenn EONIA über dem Spitzenrefi-Satz liegt? Wie lässt sich der dann wohl"nach unten verschieben"?
>Damit wird dein Kredit also billiger und dein Investitionsprojekt plötzlich rentabel.
Noch besser! Investitionsprojekte werden also mit ZB-Geld finanziert (mit Tagesgeld sogar, siehe oben)! Warum hat sich das bei den Finanzvorständen noch nicht herum gesprochen?
>Wenn viele Investitionen plötzlich rentabel werden, kann die Zinssenkung so die Wirtschaft ankurbeln, sind die Rahmenbedingungen aber einfach zu schlecht, hilft auch eine Zinssenkung wenig.
Wieso denn? Dann gibt's ZB-Geld zu 0 (null) Prozent und dann können die Rahmenbedingungen so schlecht sein wie sie wollen. Eine Investition (100 neue Autofabriken, Stahlwerke, usw.), die ich zu 0 Prozent finanzieren kann, sollte sich doch lohnen - oder?
>Mit einer Steuerentlastung, wie Martin meint, hat das also gar nichts zu tun.
Da die ZB-Seigniorage eine Steuer ist (siehe oben) wirkt jeder Seigniorage-Senkung wie eine Steuersenkung. Wie denn sonst?
>Es geht nicht darum, die Wirtschaft um einen absoluten Betrag von soundsoviel Dollar zu entlasten, sondern die Investitionsentscheidung über sinkende Kreditkosten zu verbessern. Das entspricht dann auch nicht der erwähnten Entlassung eines Arbeiters, sondern eher einer Lohnsenkung, die ja auch in der Diskussion um die Lohnnebenkosten immer wieder angesprochen wird.
Doch, wenn ich als Mittelständler (Durchschnitt) 15.000 € Zinsaufwendungen im Jahr habe (= Kosten) wirkt ein Wegfall dieser Kosten wie der Wegfall der Kostenstelle eines Arbeiters in gleicher Höhe mit der Einschränkung, dass die Wegrationalisierung der Arbeiters den Output usw. nicht verändert. Ich denke aber, dass 99 Arbeiter so viel packen können wie 100.
>Und nun: Bitte, nimm du ein VWL-Lehrbuch in die Hand und denk über die Dinge nach.
Diese"Lehrbücher" kenne ich aus dem Effeff. Nichts als Studentenverblödung.
>Man sollte nicht allen glauben, die sich nur vehement genug gegen die klass. VWL wehren!
Wie toll die VWL funktioniert, sehen wir ja ununterbrochen an dem, was - nach Applikation ihrer"klassischen" Erkentnnise durch die Politik - in der Realität herauskommt. Von den schwachsinnigen"Prognosen" mal ganz abgesehen. Davon hat in den letzten 10 Jahren kaum eine einzige gestimmt.
>Da sind ja einige Mängel drin, gar keine Frage, und ich forsche ja auch, um die Dinge, d.h. die Theorien und Lösungsvorschläge, zu verbessern.
Auf der Basis"forschen"? Na, nur zu! Vor allem sind die"Lösungsvorschläge" sicher interessant, da es bisher so richtig noch keine gibt - oder? Wie wärs mal mit einem Lösungsvorschlag für Japan? Die warten nun seit mehr als 10 Jahren auf das Heil.
>Aber das womit du da ankommst, zielt auf nichts ab,
Doch, auf den VWL-Schwachsinn.
>es ist nicht durchdacht und daher keine Kritik, und es bietet keinerlei Alternativen (z.B.:"Würde eine Währung ihrer Funktion als GZ entkleidet (auf was lautend würde der Staat dann wohl seine Steuern erheben?), würde sich der"Wert" des"Zahlungsmittels" rasch in Richtung auf den"Materialwert" senken, sprich auf Null." hier jetzt bitte weiterdenken: Dann würde das Geld entwertet sein, und wir handeln mit Gegenständen (=klass. Tauschwirtschaft).
Ach jöh! Die Dame soll doch einfach mal erklären, was passiert, wenn das GZ wegfällt. Dann wird sie sicher dahinter kommen, was GZ tatsächlich ist: Ein Steuerzahlungsmittel - und sonst garnichts.
>Tauschwirtschaft hat ja auch mal funktioniert, aber unsere Arbeitsteilung macht das heutzutage unmöglich.
Und deshalb brauchen wir das"Geld" als"Tauschmittel"! Bravo!
>Wir könnten natürlich auch Gold nehmen zum zahlen, aber der Goldpreis schwankt ja auch und da können wir doch auch was leichteres nehmen, oder? Worauf will er also hinaus? Die Tauschwirtschaft wieder einführen?..."
Wenn Geld"Tauschmittel" ist (steht in jedem VWL-Lehrbuch) in welcher Wirtschaft sind wir denn nun?
>Ihre Meinung hierzu würde mich sehr interessieren! Vielleicht könne Sie etwas Licht in die Sache bringen?
>Und noch eine Frage: In der Sektion"Zur Person" weisen Sie auf das von Burton Mack herausgearbeitete Urevangelium hin - es gibt da mehrere Bücher zum Thema, welches würden Sie am ehesten empfehlen?
"Wer schrieb das Neue Testament".
Schönen Gruß (und mein Rat an die Dame: Erstens nicht so"vom Elfenbeinturm herab", denn da, wo sie sich befindet, waren andere vor vielen Jahren auch schon, zweitens: nochmal in aller Ruhe den ZB-Mechanismus studieren ("Tagesgeld"!).
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