- Kombination aus Goldstandard und Freiwirtschaft - mario, 05.09.2003, 15:44
- Re: Wieso diese Angst vor der Goldhortung? - Theo Stuss, 05.09.2003, 16:04
- Re: Wieso diese Angst vor der Goldhortung? - mario, 05.09.2003, 17:46
- Re: Debitismus - Theo Stuss, 06.09.2003, 10:53
- Re: Wieso diese Angst vor der Goldhortung? - mario, 05.09.2003, 17:46
- Re: Kombination aus Goldstandard und Freiwirtschaft - dottore, 05.09.2003, 17:38
- Re: Kombination aus Goldstandard und Freiwirtschaft - mario, 05.09.2003, 18:11
- Re: Kombination aus Goldstandard und Freiwirtschaft - dottore, 05.09.2003, 18:59
- Re: Kombination aus Goldstandard und Freiwirtschaft - mario, 05.09.2003, 19:20
- Re: Kombination aus Goldstandard und Freiwirtschaft - dottore, 05.09.2003, 19:28
- Re: Kombination aus Goldstandard und Freiwirtschaft - mario, 05.09.2003, 19:20
- Re: Kombination aus Goldstandard und Freiwirtschaft - dottore, 05.09.2003, 18:59
- Re: Kombination aus Goldstandard und Freiwirtschaft - mario, 05.09.2003, 18:11
- Unsinn Freiwirtschaft - mario, 05.12.2003, 01:10
- Re: Wieso diese Angst vor der Goldhortung? - Theo Stuss, 05.09.2003, 16:04
Kombination aus Goldstandard und Freiwirtschaft
-->Hallo Leute,
normalerweise bin ich in diesem Forum nur Stammleser, aber jetzt will ich doch mal etwas posten, das, wie ich meine, erhellend sein könnte.
Es herrscht ja nun zwischen den Goldstandardbefürwortern à la dottore und den Geldreformbefürwortern à la Günter Hannich eine schon länger anhaltende Auseinandersetzung. Ich selbst gehörte bis gestern tendenziell zu den letzteren, bis ich heute feststellte, daß wir im Grunde fast einer Meinung sind und die Lösung zwischen den beiden Ideen liegt, bzw. aus einer Kombination der beiden besteht.
Hier nun die Begründung:
In einer Wirtschaftswelt gemäß Geldreform soll die Notenbank ihren Zins so hoch bzw. niedrig und im Bedarfsfall auch negativ festsetzen, daß es weder zu Inflation noch zu Deflation kommt. Damit ein Negativzins möglich ist, müsste man diesen auch auf Bargeld erheben, da es sonst zu Geldhortung käme. Es bleibt aber das Problem, daß die Notenbank Liquidität gegen Hereinnahme von Schuldtiteln zur Verfügung stellt, wodurch eine unbegrenzte Verschuldung der Emittenten dieser Schuldtitel, gewöhnlicherweise des Staates, ermöglicht wird, was, wie man sieht, nicht ungenutzt bleibt, und zu immer groteskeren Fehlinvestitionen und letztendlich zu vollständiger Staatswirtschaft führen muß.
Beim bisherigen Goldstandard musste die Notenbank den Zins so festsetzen, daß ihre Golddeckung gewahrt blieb. Nun stellt dottore sehr klug fest, daß nicht nur eine Goldunterdeckung, sondern auch eine Goldüberdeckung, d.h. Goldhortung, problematisch wird, insofern diese ausartet, wie es unglücklicherweise nach dem 1.Weltkrieg zwischen den USA und Deutschland der Fall war. Wie soll ein Schuldner seine Schulden zurückbezahlen, wenn der Gläubiger nur Gold akzeptiert, dieses aber gleichzeitig zur Gänze besitzt? Normalerweise sollte eine Goldhortung dadurch abgebaut werden, daß die hierdurch wegen geringerer Kreditvergabe bedingte Deflation die Goldhorter, beim Goldstandard gleichbedeutend mit Geldhorter, dazu bringt, auf"Schnäppchenjagd" zu gehen und ihr Gold wieder auszugeben. Bei Inflation ist das Ganze umgekehrt, dann ist Gold das"Schnäppchen". Sind Löhne und Preise ausreichend flexibel, sind kleinere Deflationen bzw. Inflationen kein Problem.
Eine ausufernde Inflation, d.h. Kreditexzesse, kann beim Goldstandard nicht entstehen, wenn die Notenbank durch entsprechend hohe Zinsen, die nach oben offen sind, ihre Golddeckung wahrt.
Eine ausufernde Deflation kann die Notenbank aber nur dann in jedem Fall verhindern, wenn sie im Bedarfsfall, wie dottore schön bemerkt, die Zinsen auch negativ festsetzen kann, d.h. die Zinsen auch nach unten hin offen sind. Das wiederum ist nur möglich, wenn auf Gold und damit auch Geld, eine dem Negativzins entsprechende Abgabe erhoben wird, da sonst Gold bzw. Geld einfach noch mehr gehortet würden. Und es ist hierbei völlig egal, wer das Gold übermäßig hortet, ob Notenbanken oder Privatpersonen, ob Inländer oder Ausländer, die negativen Auswirkungen sind entsprechend national oder international.
Mein Vorschlag wäre nun die Einführung eines Goldstandards mit 100% Mindestdeckung des gesetzlichen Zahlungsmittels, dies deshalb, damit es nicht zu einer plötzlichen Unterdeckung kommt, wenn jemand sein Geld bei der Notenbank gegen Gold tauscht, und einer etwas darüberliegenden Maximaldeckung. Gleichzeitig sollten sich die Notenbanken vorbehalten, Gold und Geld im Bedarfsfall zu besteuern, wobei eine gewisse Mindestmenge pro Person oder Unternehmen frei sein sollte, da ja nur eine übermäßige Hortung vermieden werden soll.
Da Grund und Boden auch sehr wesentlich sind, könnte man hier ähnlich verfahren.
Im Prinzip ist das Ganze eine Geldreform mit Goldstandard, was den Vorteil hat, daß die Leute dem leicht Vertrauen schenken und wuchernde Verschuldungen unmöglich sind, da das gesetzliche Zahlungsmittel nur gegen Gold herausgegeben wird.
In der Praxis würde ich einfach jeden nichtindustriellen und nichtmedizinischen Goldbesitz meldepflichtig und somit einer etwaigen Besteuerung zugänglich machen, und von den Banknoten und Münzen per Zufall welche auswählen und zum Umtausch mit Abschlag aufrufen. Allerdings denke ich, daß dies eh sehr selten nötig sein dürfte, da die Androhung allein wahrscheinlich schon wirkungsvoll genug wäre.
Schöne Grüße an alle
mario
p.s. An die Geldreformbefürworter: Es spielt keine Rolle, wie viel Gold es gibt, der das Ganze ins Gleichgewicht bringende Preis hierfür kommt durch Angebot und Nachfrage zustande,Nachfrage auch als Zahlungsmittel, und eine leichte Deflation bei steigender Wirtschaftsleistung und gleichbleibenden Goldbeständen ist unproblematisch, da die Notenbank ein dadurch möglicherweise induziertes
übermäßiges Horten durch entsprechende Zinspolitik verhindern kann.
p.p.s. Im übrigen meine ich, daß in der Realität das Ganze nicht mehr zu retten und das Chaos langfristig vorprogrammiert ist, oder, um es bildlich auszudrücken:
Das Schiff ist hoffnungslos vollgelaufen und es macht keinen Sinn mehr, Wasser zu schöpfen und zu flicken, was nicht mehr zu flicken ist. Es ist langsam an der Zeit, in die Rettungsboote zu steigen, von denen es natürlich wie auf der Titanic zu wenige gibt, und das Leben trotzdem zu genießen.
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