- @dottore - Machttheorie - FOX-NEWS, 05.12.2003, 11:03
- "Grenzen des Wachstums" für Imperien... - bernor, 05.12.2003, 16:28
- Dein Punkt 9 ist eine Unmöglichkeit! Noch nie wurde eine wirkliche Diktatur - Galiani, 05.12.2003, 22:08
- Kleines Mißverständnis... - bernor, 05.12.2003, 23:55
- Dein Punkt 9 ist eine Unmöglichkeit! Noch nie wurde eine wirkliche Diktatur - Galiani, 05.12.2003, 22:08
- Re: @dottore - Machttheorie - dottore, 06.12.2003, 16:03
- "Grenzen des Wachstums" für Imperien... - bernor, 05.12.2003, 16:28
"Grenzen des Wachstums" für Imperien...
-->Hallo Sam,
Als geschichtliches Beispiel möchte ich das Inkareich anführen, das nach einhelliger Historikermeinung auch ohne Ankunft der Spanier in kürze zusammengebrochen wäre. Es kann auch als Beispiel für einen Staat gelten, in dem noch keine Machtzession stattgefunden hat. Alles gehörte dem König: Bewohner, Land, Waffen. Unklar ist, ob es sich bei der schnellen Ausbreitung dieses Reiches um den Versuch der Vergrösserung der Einnahmebasis oder schlicht um Grössenwahn handelt. Fakt ist: die Einnahmen haben schon bei Erscheinen von Pizarro nicht mehr für Heer, Beamte und Infrastruktur gereicht.
Für alle Imperien gilt (egal ob Römer- oder Inkareich):
1) Mit zunehmender Anzahl der"Untertanen" wächst die Zahl der"Beamten"/Soldaten überproportional an, weil auch zusätzliche Hierarchiestufen entstehen.
2) Dadurch steigende Kosten pro Person.
3) Somit muß"Mehrprodukt" her.
4) Entweder die Untertanen arbeiten mehr bzw. effizienter - bei (Neu-)Installation von Feudalherrschaften durchaus möglich: siehe Dreifelder-Wirtschaft zu Beginn des Mittelalters.
5) Oder es muß mehr Untertanen geben - also Expansion (wenn keine Bevölkerungsvermehrung infolge verbesserter Effizienz / Klimaoptima).
6) Sonderfall: Bevölkerungsvermehrung infolge"Hexen"-Verbrennungen.
7) Im Laufe der Expansionen nehmen jedoch - bei steigenden Kosten für die Feldzüge - die noch einträglichen Gebiete tendeziell ab, bis der Machthaber nur noch auf Ozeane, Urwälder, Wüsten und zu starke Gegner stößt (Parther-/Chimu-Reich: kleinere und daher in diesem Stadium noch überlegene, weil effizientere Machtgebilde).
8) Dann bleibt nur die interne Abzocke übrig - verschärfte Besteuerungs-/Vollstreckungs-Maßnahmen zwecks Abschöpfung des benötigten"Mehrprodukts".
9) Was aber Unruhen auslöst - und damit eine"Machtzession" der ungewollten Art: aus einem Macht werden mindestens zwei (genau dies war die Situation im Inkareich bei der Ankunft Pizarros:"König" Atahualpa kämpfte gegen seinen Bruder).
10 & letztens: Wenn dann noch äußere Einflüsse geballt hinzukommen (Eroberer plus Epidemien - siehe Inkareich, dieses im Gegensatz zum Römerreich ohne inneren kulturellen / sprachlichen /"nationalen" Zusammenhalt), enden damit für gewöhnlich die bisherigen Machthaber, die von neuen"beerbt" werden - siehe Pizarro und Andere (die kurze Zeit später ihrerseits von"regulären" Truppen des spanischen Königs / Obermachthabers zur Strecke gebracht wurden - quod licet Jovi, non licet bovi).
Soweit zu den Imperien - zur Schweiz können ja vielleicht die Schweizer hier im Board etwas sagen (habt Ihr auch alle 'ne Knarre im Haus? [img][/img] ).
Gruß bernor
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