- An dottore wg. Roubini (mT) - DT, 09.09.2007, 18:47
- Re: Lieber DT, braucht a bisserl Zeit und vor allem Sorgfalt - hoffe citissime (o.Text) - dottore, 09.09.2007, 19:18
- Re: An dottore wg. Roubini (mT) - aprilzi, 09.09.2007, 19:39
- Re: Ausser Betrieb - Tassie Devil, 09.09.2007, 21:15
- Re: The idiocy of those - Tassie Devil, 10.09.2007, 09:02
- Re: An dottore wg. Roubini (mT) - dottore, 10.09.2007, 13:25
- Oh mein Gott! - LeCoquinus, 10.09.2007, 19:43
An dottore wg. Roubini (mT)
-->Sehr geehrter Herr Martin,
vielen Dank für Ihre Kommentare zu unten stehender Notiz.
Bzgl. Nouriel Roubini möchte ich Sie noch auf folgendes Posting aufmerksam machen:
http://www.rgemonitor.com/blog/roubini/212479/
Der Titel ist"Fiscal versus Monetary Solutions to the Subprime Crisis". Dort wird, auch mit vielen Kommentaren von Bloglesern, ausführlich diskutiert, wie die nächsten 10 Züge des großen Spiels ablaufen könnten und was das für Konsequenzen hätte.
Roubini scheint wirklich gute Insiderkenntnisse zu haben. Schon einige Tage vor den Rede von BB und von GWB, bei denen Hilfe für 80000 Subprime-"Opfer" angekündigt wurde (Rede war am 31.8.), hatte Roubini mehr oder weniger genau die Maßnahmen, die wohl unternommen würden, im Blog am 23.8. angekündigt (vor allem Erhöhung der FNM/FRE caps über 417 k$ hinaus, etc).
Es wäre wünschenswert, wenn wir hier im EW-Forum einmal konstruktiv über die Möglichkeiten sprechen würden. Leider ist das schwarz-weisse Denken sehr verbreitet, und ich glaube einfach noch nicht, daß die weltweiten Zentralbanken sich mit einem großen Knall verabschieden werden, vergleichbar mit dem Drücken vom RESET-Knopf am Computer.
Wenn BB, Trichet und die Japaner alle gleichzeitig massiv Liquidität injizieren, dann müssen nicht unbedingt die Währungsverhältnisse das anzeigen.
Ich persönlich bin der Meinung, daß Inflationieren der einzige Weg für die Zentralbanken und Regierungen aus der Krise ist. Dadurch verringern sich ihre eigenen Schulden und die der verschuldeten Hausbesitzer. Gerade in Amerika, wo vermutlich mehr als 50% der Bevölkerung neben Mortgages eben auch eine hohe Kreditkartenverschuldung aufweist, gewinnt man mehr Wählerstimmen durch eine Schuldenreduktion via Inflation, als wenn man die treuen Sparer belohnen würde.
Das zeigt sich dann klar an der nominellen Verteuerung von Commodities wie Ã-l, Nahrungsmitteln, Energie, etc.
Angeschmiert sind die Chinesen als T-Bond Halter und die Araber.
Das vorherrschende Mißtrauen zwischen den Banken, also die Liquiditätskrise, läßt sich beseitigen, indem man MBS Titel am discount window hereinnimmt. Man sieht bei www.markit.com klar, daß seit Ã-ffnen des discount windows vor allem die AAA, AA und A Tranchen wieder anziehen und seit der Rede mit dem bailout von GWB auch die BBB und BB Tranchen. Zum Teil haben die bereits wieder die Hälfte ihrer Verluste wieder gut gemacht.
Es wird nicht mehr lange dauern, und dieser Markt ist wieder liquide. Das ganze hat bis jetzt zwar weltweit etwa 500 Mrd EUR/USD gekostet, aber man vesetze sich bitte einmal in die Rolle von BB und Trichet und auch Axel Weber:
Letzten Endes sind die Zentralbanken Lender of Last Resort, das heißt, es muß UM JEDEN PREIS das derzeitige System am Laufen gehalten werden.
Was sind da schon 500 Mrd, wo doch seit der Amtsübernahme von GWB mehr als 3 Billionen (amerikanische Trillions) an Schulden hinzugekommen sind.
Meine Hoffnung ist weiterhin, daß einer der großen Player und Derivate Market Maker in extreme Schwierigkeiten gerät. Die Citigroup mit etwa 100 Mrd exposure ist ja etwas angeschlagen, auch Barclays geht es nicht besonders gut, und ich möchte nicht wissen, wie es um die Deuba wirklich steht.
Sie wissen selber aus Ihrer historischen Erfahrung, daß Bankencrashs seltenst zu politischen Verwerfungen geführt haben. Kindleberger in seinen Crashes, Maniacs und Panics bringt meines Wissens kein einziges Beispiel für eine solche Situation. 1929, Argentinien vor ein paar Jahren, die Asienkrise 1997/98, Rußland, LTCM, Mexico 1994/95, 1923 Weimar, in keinem Fall gabs danach wirklich einen Parliament Run nach dem Bank Run.
Herr Schäuble hat ja mehrfach in Interviews angedeutet hat, daß er die Bundeswehr im Innern braucht, wenn"Dinge geschehen, die die Verfassung ins Wackeln bringen" - und ich kann mir eigentlich nur vorstellen, daß er einen massiven Bank Run damit meint oder eine Währungsunion, die einen Kontenreset mit sich zieht, denn wer sollte die Verfassung in Frage stellen, wenn in Fft ein Bankhochhaus fallen würde a la 9/11. Nein, er braucht die Bundeswehr, um die wütenden Massen im Schach zu halten, wenn der Geldautomat"Ausser Betrieb" anzeigt und sich der Hunger einstellt.
Aber auch das wird nicht geschehen, denn anstatt alles auf Null zu setzen, wird man den Bankkunden erlauben, anfangs maximal 500, dann vielleicht 200, und dann 100 EUR abzuheben pro Tag. Man wird das Volk nicht hungern lassen, das wäre politischer Selbstmord.
Wir wissen, daß Ben Bernanke in einer Ecke ist, wie ein angeschlagener Boxer, wie in einer Zwickmühle, aber man darf nie vergessen, daß wenn nötig auch einfach mal die Regeln geändert werden. Wie zB das Bailout in USA, das jetzt angekündigt ist, einfach unglaublich ist, aber eben politisch kommod ist. Und vor allem den Banken nützt. Wie neulich in der NYT geschrieben wurde: das jetzige System ist"socialism for the rich" (James Grant, 26 Aug 2007):
"Capitalism without financial failure is not capitalism at all, but a kind of socialism for the rich. In any case, to all of us, rich and poor alike, the Fed owes a pledge that it will do what it can and not do what it can’t. High on the list of things that no human agency can, or should, attempt is manipulating prices to achieve a more stable and prosperous economy. Jiggling its interest rate, the Fed can impose the appearance of stability today, but only at the cost of instability tomorrow."
http://www.iht.com/articles/2007/08/26/opinion/edgrant.php
Es wäre schön, wenn sich hier eine konstruktive Diskussion mit allen Schattierungen und Möglichkeiten einstellen würde. Ganz nach dem Motto: was würde ich tun, wenn ich BB wäre und alle Möglichkeiten hätte, die er hat, incl. Gesetze und Regeln umbiegen, und das im Konzert mit Trichet und den Japanern...
Viele Grüße, DT
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