- @dottore @alle hat Foellmer die wesentlichen Inhalte getroffen? - Aldibroker, 14.02.2001, 16:55
- Re: @dottore @alle hat Foellmer die wesentlichen Inhalte getroffen? Feinstens! - dottore, 14.02.2001, 17:20
- Re: @dottore Ergänzung - Aldibroker, 14.02.2001, 18:24
- Re: @dottore Ergänzung - BossCube, 14.02.2001, 18:43
- @boss cube wegen sachlich unterhalten - Aldibroker, 15.02.2001, 08:21
- Moin Aldi - BossCube, 15.02.2001, 09:58
- @boss cube wegen sachlich unterhalten - Aldibroker, 15.02.2001, 08:21
- Re: @dottore Ergänzung - Danke für die guten Fragen! Plus Freiwirte-Lob... - dottore, 14.02.2001, 19:35
- Re: @dottore - quantifizierter Wert des Treffens - Baldur der Ketzer, 14.02.2001, 20:24
- Re: @dottore Ergänzung - BossCube, 14.02.2001, 18:43
- Re: @dottore Ergänzung - Aldibroker, 14.02.2001, 18:24
- Re: @dottore @alle hat Foellmer die wesentlichen Inhalte getroffen? Feinstens! - dottore, 14.02.2001, 17:20
@dottore @alle hat Foellmer die wesentlichen Inhalte getroffen?
Die Krisenschaukel (Paul C. Martin)
Staatsverschuldung macht arbeitslos
(Eine Buchbesprechung vom Harald P. Foellmer)
Seine These gefällt uns - die wir am Komplex"Arbeitslose, mehr Arbeitsplätze" arbeiten. Und es gelingt dem Autor, seine These überzeugend zu belegen."Die Ursache für die Arbeitslosigkeit ist die Staatsverschuldung!" sagt er. Wer's nicht glaubt, den will er beschenken. Wir meinen, er hat - teilweise - recht!
Wenn es auch nicht die einzige Ursache für Arbeitslosigkeit ist, so ist sie doch eine beachtliche. In" Arbeit für Millionen ermittelt der Autor Harald P. Foellmer 580.000 Arbeitsplätze direkt durch die Staatsverschuldung und zusätzlich 770.000 durch die aktuelle Vermögensverteilung - die wiederum durch die Staatsverschuldung begünstigt wird - also insgesamt mindestens 1,3 Mio. Arbeitsplätze. Und dies alles sehr vorsichtig gerechnet!
Die Staatsverschuldung müssen wir schnellstens beseitigen und gesetzlich verhindern, wenn wir mehr Arbeitsplätze wollen, so Paul C. Martin. Die vergangenen und die kommenden Wirtschaftskrisen wurden alle durch Verschuldung ausgelöst, der nächste Crash steht uns ins Haus wegen der gigantischen Schuldenberge weltweit!
Es gibt wenig Wirtschaftssachbücher aus dem deutschen Sprachraum, die so munter und unterhaltend, dabei immer allgemein verständlich, geschrieben sind. Denn die Zunft der Wirtschaftswissenschaftler hat wahrlich nicht"Transparenz" auf ihre Fahnen geschrieben. Und sie kommt auch nicht so gut weg bei einigen beißenden Kommentaren zu ihrem Weltbild vom"wirtschaften". Denn wie anders ist es erklärbar, das wir dem Komplex"Arbeitslose" und den verschiedenen Wirtschaftskrisen immer noch so hilflos, ja fast ratlos, gegenüber stehen?
Der Autor, Paul C. Martin, Jahrgang 1939, ist Diplomvolkswirt, promovierter Historiker und Nationalökonom. Lehrreich und unterhaltend sind seine Exkursionen in die Geschichte zu dem Thema Geld und Zins, zu Verschuldungen und dem Wesen des Wirtschaftens. Wir können aus der Geschichte lernen! Mindestens gibt es für viele aktuellen Vorgänge bemerkenswerte historische Beispiele, besonders auch für Wirtschaftskrisen. Für die nächste Auflage wünschen wir uns vom Verlag einen Schlagwortindex! Auch ein Verzeichnis für empfohlene Literatur wäre gut für den Leser.
Die debitistische Theorie
gehört zu den Kernaussagen des Buches. Daraus leitet der Autor seine Deutungen von Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit ab. Nichts in der Wirtschaft existiert netto - es gibt immer die Gegenbuchung (...nur beim Staat nicht, er bucht immer noch kameralistisch!). Wo es Schulden gibt, dort sind auch Guthaben. Basis für das Schuldverhältnis in der Wirtschaft ist der Kontrakt. So entsteht die Pflicht zur"Kontrakterfüllung". Wirtschaft ist die Erfüllung von Schuldverhältnissen. Dies ist die wesentliche Triebfeder in unserem westlichen Wirtschaftssystem. Sie wurde erstmals 1996 formuliert von G. Heinson und Otto Steiger aus Bremen. Bisher dachten wir, der Eigennutz des Kapitalisten oder die freie Marktwirtschaft mit ihrer Arbeitsteilung bringt denSog, der unser kapitalistisches Wirtschaftssystem so dynamisch macht. Es ist aber der Druck der Kontrakterfüllung. Und das leuchtet ein.
Jeder von uns trägt eine" Urschuld" mit sich, die ständig abgetragen werden muß. Sie entsteht durch unser"Dasein"; wir müssen essen, trinken und wohnen und dafür arbeiten. Das macht etwa 75 Prozent aller Schulden aus. Der Abtrag der Urschuld geschieht zumeist durch ein Arbeitsverhältnis, also durch arbeiten. Die Urschuld ist eigentlich der Schlüssel zum Verständnis des ökonomischen Ablaufs. Neben der Urschuld gibt es noch die freiwillige Verschuldung, die zur Kontraktschuld führt. Wirtschaften ist immer die Erfüllung dieser Schuldverhältnisse. Damit werden die geltenden wirtschaftswissenschaftlichen Theorien gewaltig durchgeschüttelt. Aber damit lassen sich auch die früheren und möglicherweise auch kommende Krisen erklären.
Das Geld als Schuldschein wird neu definiert. Es setzt Eigentum voraus, das beleihbar ist. Eigentum, das nicht beliehen wird, betrachtet der Autor als"gebunkertes" Eigentum. Geldgibt es von den Notenbanken fast nur noch gegen Staatsanleihen. Fast alles Geld in unserem Wirtschaftskreislauf basiert schon auf Staatspapieren. Werden diese Schulden dereinst getilgt, gibt es auch kein Geld mehr! Was dann? Durch die Zinsen muss auch die Geldmenge ständig wachsen.
Kontraktschulden (etwa 25 % aller Schulden) sind zinsbewehrt. Mehr als ein Drittel aller Kontraktschulden sind inzwischen Staatsschulden. Rechnet man Rentenversprechen und Pensionsverpflichtungen dazu, die nicht durch arbeitende Einkommen gedeckt werden, sind es schon 75 Prozent. 1997 zahlte unser Staat etwa 170 Mrd. DM nur an Zinsen an die Inhaber der Staatspapiere, fĂĽr sie"arbeitslose Einkommen". Zum Vergleich: Alle deutschen Aktiengesellschaften zusammen erwirtschafteten 1997 etwa 30 Milliarden DM an Dividenden.
So entsteht die debitistische Theorie: Die Wirtschaft ist eine endlose Kette von Kreditverhältnissen. Reißt dieser Kettenbrief, gehen die Gläubiger unter, die Wirtschaft wird kleiner, bis alles still steht.
Und jetzt der Staat mit seiner unverantwortlichen Verschuldung. Bemerkenswert und überzeugend ist die grafische Darstellung der Korrelation Staatsschulden - Arbeitslosigkeit. Verschuldung eines Kontraktschuldners ist gut, ja notwendig, weil der debitistische Druck dafür sorgt, die Schuld zu tilgen. Der Schuldner leistet etwas, indem er wirtschaftet. Aber der Staat leistet nichts zur Tilgung seiner Schuld, er belastet mit den Zinsen teilweise seine Bürger, den Rest bucht er immer nur um. Die Schuld wird ständig größer. Auf der Gläubigerseite entstehen immer mehr"arbeitslose Einkommen". Weder der Staat noch seine Gläubiger leisten etwas, wozu auch?
USA - das Zentrum der Finanzblasen - Gesamtschulden 300 Prozent des BIP. Riesige Außenwirtschaftsdefizite, die Guthaben dazu (in gut verzinsten Staatspapieren) liegen im Ausland, hauptsächlich in Japan. Wenn sie zurückfließen, dann gibt es ein Desaster.
Japan - der Finanzcrash 1997 konnte noch mal abgefangen werden; die laufenden Konjunkturprogramme erhöhen die Verschuldung und die Arbeitslosenrate dramatisch. Der nächste Crash ist vorprogrammiert!
Der IWF - er entlastet und beschützt die privaten Gläubiger (Banken, Fonds, Versicherungen), indem er die Schulden der Pleitestaaten teilweise übernimmt, umbucht. Die Schulden werden nicht zur Bereinigung aus der Welt geschafft.
Mexiko ist heute wesentlich höher verschuldet als vor der Krise, Rußlands ist bankrott, die Verschuldung wächst weiter. Die nächste Krise kommt bestimmt.
Die große Krise kommt! Die Schulden wachsen weltweit, demnächst werden die Sachwerte billiger (Gold, Immobilien, Rohstoffe), die Preise fallen, erst Deflation dann Depression. Die Zinsen der Anleihen fallen, ihr Kurs steigt, die Aktien gehen weiter hoch, bis die Blase platzt.
Was ist neu?
Die Unsitte"Staatsverschuldung" wird direkt mit dem Problem der Arbeitslosigkeit verbunden. Wachsende Staatsschulden ergeben"arbeitslose Einkommen" bei den Gläubigern. Schulden und Einkommen daraus müssen beseitigt werden, wenn wir wieder mehr Arbeitsplätze wollen. Es gibt mehrere mögliche Lösungen, um die Staatsschulden und die Guthaben daraus zu verkleinern:
Staatsbankrott - die Schulden des Staates werden entwertet und billigst zurĂĽckgekauft.
Zinsen für Staatsschulden an der Quelle besteuern (bis zu 100 Prozent), der Kurswert der Staatspapiere verfällt, sie können preiswert zurückgekauft werden.
Zwangsanleihe zur Entschuldung des Staates mit null Prozent Zinsen.
Enteignung von nicht beliehenem Eigentum und Verteilung an diejenigen, die es beleihen und damit, wirtschaften.
Staatseigentum an die BĂĽrger verteilen, damit es beliehen werden kann.
Eigentum ist die Basis für Verschuldung. Nicht beliehenes Eigentum ist zu verteilen, damit es beliehen wird für Kontraktschulden, das bringt Arbeitsplätze! Alles Staatseigentum sollten wir an die Bürger verteilen, auch Autobahnen, Gefängnisse. Staatseigentum ist ein Relikt aus"Fürstlichen" Zeiten. Der Bürger kann es besser beleihen, um damit zu wirtschaften.
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