- an dottore; gibt es - deiner meinung nach - ein szenario größer 0, - Feuerblitz, 01.03.2001, 14:59
- Re: Immer optimistisch bleiben! - R.Deutsch, 01.03.2001, 16:14
- Re: Gaaanz ruhig bleiben, noch ist nicht alles verloren! - dottore, 01.03.2001, 16:23
- Re: Gaaanz ruhig bleiben, noch ist nicht alles verloren! - Feuerblitz, 01.03.2001, 18:54
- Re: was kriegt man als Wechsel"geld" gegen Edelmetallmünzen? - Baldur der Ketzer, 01.03.2001, 19:03
- Die Münzen gibst am besten überhaupt nicht weg, Du beleihst sie höchstens. (owT) - Rumpelstilzchen, 01.03.2001, 19:11
- Re: Gaaanz ruhig bleiben, noch ist nicht alles verloren! - JüKü, 01.03.2001, 19:27
- Re: Gaaanz ruhig bleiben, noch ist nicht alles verloren! - Feuerblitz, 01.03.2001, 18:54
- Danke schön für eure Antworten (o.w.T.) - Feuerblitz, 01.03.2001, 20:38
Re: Gaaanz ruhig bleiben, noch ist nicht alles verloren!
Hi Feuerblitz,
es tut mir wirklich leid. Aber ich bin sozusagen nur der Arzt, der eine Diagnose stellt.
Diese besteht aus diesen Teilen:
1. Was ist das überhaupt für ein Wirtschaft, in der wir uns rumtreiben? Die Antwort kennst Du. Fängt mit D. an.
2. Funktioniert diese Wirtschaft? Antwort: Grundsätzlich ja, und auf längere Zeit, wenn auch mit kleineren oder größeren Schwankungen. Wenn wir allerdings den Staat als nicht leistenden Schuldner zulassen, kommt's über kurz oder lang zu Problemen. In dieser Reihenfolge:
- Inflation (erstes großes Schuldenmachen des Staates; 1970er Jahre).
- Disinflation (wenn die Preissteigerungsraten abnehmen, ab 1980er).
- Finanzitelhausse (weil niedrigere Preissteigerungsraten zu niedrigeren Zinssätzen, ergo starkem Anstieg erst der Festverzinslichen, anschließend aller Titel führen m ü s s e n - ab 1982)
- Börsenexzess (die Aufwärtsbewegung wird"irrational", lässt sich aber nicht stoppen, jeder, der gegensie redet, gilt als Vollidiot - ab 1996/7).
- Top (erst der exzessivsten Marktsegmente, siehe NM, dann der großen breiten"normalen" Märkte - vermutlich 2000)
- Abstieg (mit ohne ohne sog."Crash"; der verstärkt sich durch Kreditdruck, durch Shorts der"Wissenden", Rezessionswarnungen, schließlich immer weiter sich verbreitender Pessimismus - jetzt, 2001, wohl nicht mehr aufzuhalten)
Bis dahin auch sonst in der Geschichte immer wieder beobachtet.
Jetzt neu:
- Blinde System- und Fortschrittsgläubigkeit (Diesmal ist es anders; Notenbanken und Regierungen haben alles im Griff)
- Negativer wealth effect (Geld, das an der Börse so mühelos verdient wurde, fehlt plötzlich = weniger Nachfrage, Kaufkraft usw.)
- Deutlichwerden einer viel größeren Überschuldung als angenommen (ach, der steckt auch in Schwierigkeiten...)
- Schwindendes Vertrauen in die Allmacht der Herrschenden (Notenbanken, siehe Greenspan, Regierunge siehe Japan)
- Zunehmender Deflationsdruck, weil Zwangsverkäufe einsetzen (um liquide zu bleiben, wieder Japan).
- Schwindendes Konsumentenvertrauen auf breiter Front (siehe USA).
- Fehlen"neuer Perspektiven", die eben noch da waren ("New" economy).
- Langsames Einsetzen der Einwärtsspirale (gab's früher auch, siehe 1930 ff., aber dieses Mal erheblich drastischer: Umsätze, Kurse, Preise, Werte - auf ein Mal fällt alles).
- Übergang zur deflationären Depression, die erst beendet sein kann, nachdem die"faulen Kredite" (siehe heute Japan-Posting), die es ja sind, die"drücken", sämtlich ausgebucht sind und zwar auf beiden Seiten, als Schulden und als Guthaben, sonst wird daraus nur ein Umbuchen auf einen anderen Schuldner, z.B. Staat. Und nichts wäre gewonnen.
3. Was könnte helfen? Da gibt's eine Reihe von Möglichkeiten (außer dem Ausbuchen, bis Blut kommt): Künstliche Inflationierung (z.B. auch durch"Freigeld", Negativzins, direktes Notendrucken durch Staatsgeheiß, Mefo-Wechsel usw.), endet aber schlussendlich in der Hyperinflation, weil immer neu nachgeladen werden muss. Neuer Goldstandard (= auch Hyperinflation, aber nur ein Mal und das über Nacht, der Staat entschuldet sich durch Hergabe einiger Goldbarren zum"neuen" Kurs). Gläubigerverzicht (durchgebucht bis zum letzten Sparer). Streichung der Zinsen auf die Staatsverschuldung (u.a. der"Enteignungsvorschlag" von mir). Kurzum, die wie ein Mahlstrom wirkenden Schulden/Guthaben (absolut unerfüllbar) müssen durch einen Kunstgriff beseitigt werden.
4. Falls das nicht gelingt: Es geht immer weiter abwärts.
>daß ich mir keinen strick kaufen muß?
Also: NEIN!
>sprich:
>- wir nicht alle in den nächsten jahren (gar monaten?) auf dem kartoffelacker unsere grundbedürfnisse befriedigen müssen?
Die decken wir schon noch so, ziemlich lange. Denn nicht vergessen: Nie gibt's so viel Geld (das bloß nicht Kaufkraft wird) wie in der Deflation. Denn es wurde ja noch nicht ausgebucht (= Sparguthaben weg). Siehe Japan, die reichsten Sparer überhaupt!
>- ich nicht gleich morgen (am besten gestern?) all meine ersparnisse (sehr überschaubar) nicht"vergolden" oder"versilbern" muß,
Damit Warten (meine Meinung), andere gehen schon voll rein. Wer richtig liegt, weiß ich logo nicht. Es gibt für beides beste Argumente. Die EWs sagen: Gold taucht noch Mal ab, bevor es dann...
>- der aktuelle wirtschaftszyklus, (v.a. in den u.s.a.), nicht - in letztendlicher konsequenz - zur globalen depression führt?
Das ist s e h r wahrscheinlich, siehe die vielen Links und Postings zu Kondratieff usw.
>ich vermisse die vielfalt der möglichkeiten in deinen aus- bzw. vorher-sagen. (wohl wissend, daß ich nicht einmal im ansatz über deinen wissensschatz verfüge bzw. auch in zukunft verfügen würde und einräumen muß mich"nur" an deinen beiträgen hier im board zu orientieren)
Das macht mich verlegen und darüber bin ich gar nicht froh. Denn ich kann mich komplett getäuscht haben oder täuschen. Aber so wie's aktuell ausschaut, stimmt's vermutlich eher.
>ist dein pessimismus (bzgl. der weiterern wirtschaftlichen entwicklung) so ausgeprägt, daß daneben kein anderes szenario platz findet bzw. finden könnte?
Nur die oben Beschriebenen. Vielleicht sonst noch ein paar Tricks, müssen aber alle in die selbe Richtung gehen: Die Überschuldung (Insolvenz) der gesamten Weltwirtschaft muss weg.
>(ich hatte in einem deiner beiträge (war ein kurzer kommentar) gelesen, du wärst dir unsicher ob es nicht doch einen v-verlauf mit der u.s.-amerikanischen konjunktur geben könne.)
Richtig. Das kann durchaus so kommen. Und es wäre uns allen nur zu wünschen, logo. Nur damit ist das Problem nicht vom Tisch, es gibt halt dann nur noch eine weitere Runde - aber irgendwann m u s s ausgebucht werden.
>wenn ich mich gedanklich und emotional auf deine prognosen einlasse, so läuft es mir kalt den rücken herunter und macht mir angst.
Mir geht's ganz genau so. Ich habe hier ganz offen dieses eingestanden.
>daß wir nämlich keine anarchie im sinne ihrer utopischen vorstellung, auch nicht in ihrer pragmatischerischen form von bäuerlichen gemeinschaften bekommen werden scheint klar.
>aber was kommt anstatt?
>kriege, unruhen, hungersnöte, chaos?
Kriege? Höchstens lokal. Unruhen: Ja, aber die völlig disinformierte Bevölkerung weiß ja nicht wogegen! Das war 1789 ganz einfach: Ran an den König und Kopf ab. Aber heute? Hungersnöte: Hier nicht. Chaos? Sagen wir besser: kompletter Orientierungsverlust.
Herzlichen Gruß
d.
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