- @Oldy: Freigeld-Umtausch und Umlaufgeschwindigkeit - JeFra, 19.03.2001, 22:10
- Re: @Oldy: Freigeld-Umtausch und Umlaufgeschwindigkeit - Oldy, 20.03.2001, 01:12
- Re: Freigeld = same shit as today. Wer möchte, kann's gern lesen: - dottore, 20.03.2001, 19:27
Re: Freigeld = same shit as today. Wer möchte, kann's gern lesen:
Hi, Freunde,
hier mein vermutlich letzter Beitrag zum Thema Freigeld. Leider umfangreich und alle kritischen Aspekte erfassend. Mehr kann ich dann auch nicht dazu sagen, sondern immer nur auf dieses Posting verweisen.
Sollte ein Punkt allerdings unklar geblieben sein, zumal ich Freigeld mit und ohne zusätzliches Gelddrucken durch das Währungsamt behandeln musste, bitte ich um ganz präzise Fragen. Ich habe in die Analyse keinerlei Debitismus reingemanscht, also mich nur an die Vorgaben von Oldy gehalten, inkl. seiner Waage.
Und wenn jemand meint, ich habe"Freigeld" immer noch nicht kapiert, dann lasse ich das auf mir sitzen. Dann bin wirklich zu blöd dazu, Oldys System zu begreifen, nicht Mal mit den Oldy-Vorgaben und mit Hilfe der Oldy-Theorie (Quantitätstheorie).
Jeder darf dann also gern über mich behaupten, was er möchte. Ich nehme es mit Freuden hin, denn dann weiß ich endlich noch mehr über mich Bescheid als ich bisher geglaubt hatte, zu wissen.
>
>Hallo Jefra, Fuer dich hast du ja recht, du lieferst 100 Scheine ab. (nehmen
>wir der Einfachheit an alles 1 Waerascheine) DU bekommst nun nur 94 Scheine dafuer zurueck. Richtig! Aber die anderen sechs werden auch umgetauscht. Nur hat die jetzt jemand anderer. Die Ausgabestelle selber!
>Wie kann die Umtauschstelle dies bewerkstelligen? Ganz einfach: Sie hatte bereits zusätzliche Scheine gedruckt und nur noch noch ausgegeben. Oderr sie druckt jetzt welche.
Dieses GELDDRUCKEN und anschließend AUSGEBEN ist genau die Wära-Inflation, die wir gesucht haben.
Denn druckt die Umtauschstelle nicht frisch und out of the blue sky zusätzliche Wära, kann - im obigen Beispiel - derjenige der jetzt statt 100 nur noch 94 Wära hat, mit diesen 94 Wäre auch nur noch Waren für 94 Wära kaufen, obwohl er vorher Waren für 100 Wära hätte kaufen können.
Das Wörgl-Geld ist also witzigerweise zunächst formal deflationär (gleiche Warenmenge, weniger Geldmenge). Aber es wird immer wieder durch neu gedruckte Wära ergänzt (gleiche Warenmenge, dann wieder gleiche Geldmenge). Wirkt also anschließend inflationär. Und zwar genau in dem Maße, indem es vorher deflationär war. Und nachher sind wir also genau dort, wo wir vorher auch schon waren.
ABER: Warum muss ich dann erst die Wära laufend weniger wert sein lassen? Ich könnte es doch sonst bei gleicher Warenmenge = gleiche Geldmenge belassen?
>Die Gesamtheit der Scheine hat sich nicht veraendert!
Die physische Gesamtheit nicht, daher ja das komische Wort"Gesamtheit". Aber der WERT der Wärascheine hat sich von 100 auf 94 vermindert. Und das verblüfft zunächst die Leute und macht ihnen beim ersten Mal Angst, deshalb ja die Überredungskünste Unterguggenbergers in Wörgl, der sich letztlich nur durchsetzen konnte, nachdem er den Rücktausch aller Wära zum Nennwert in Nationalbankschilling garantiert hatte ("hundertprozentig gedeckt").
>Was die Ausgabestelle nun mit dem Scheinen macht ist
>ihre Sache. Sie hat sogar die Moeglichkeit sie zu verbrennen, wenn sich herausgestellt hat durch Beobachtung des Indexes, dass zu viel Geld im Umlauf war. In dem Fall muss sie es sogar tun, sonst kann sie ihre Verpflichtung zur Preisstabilitaet nicht einhalten. Sag mir, bitte, wenn du das verstanden hast, Oldy
Wie kann"zu viel" Geld im Umlauf sein, wenn Wära eingeführt wird und sich ergo ein Preisniveau ergibt? Dieses Preisniveau kann sich doch nur ändern, wenn neue Wära in Umlauf kommen. Siehe Quantitätstheorie. Am geld kanns nicht liegen, also muss die Umlaufgeschwindigkeit her.
Erhöhst Du die Umlaufgeschwindigkeit, indem Du Leuten Angst machst vor dem Wertverfall ihrer Wära, so dass sie es schneller ausgeben, müsstest Du in der Tat eine Inflation haben. Siehe Quantitätstheorie. Die Inflation willst Du dann kompensieren, indem Du Wära verbrennst?
Warum musst Du dann überhaupt Wära einführen? Du erhöhst mit Schwundgeld die Umlaufgeschwindigkeit, die so hoch sein muss, dass sie den Wertverlust Deiner Wära zumindest kompensiert, so dass Dein Geld, da es schneller umläuft die laufend stattfindende Entwertung Deiner Wära, wieder aufhebt (Deine bekannte Gleichung: weniger Geld = höhere Umlaufgeschwindigkeit. Nur dann stabile Preise, weil höheres Tempo).
Die Umlaufgeschwindigkeit muss also um so viel gesteigert werden, dass sie den Verlust Deiner Geldmenge (ausgedruckt in Zahl der Scheine mal entwertetem Nennwert) wieder wettmachst. Ist die Umlaufgeschwindigkeit entsprechend gesteigert, entwertet sich Dein Geld aber weiter. Wozu? Dann hast Du doch, was als"optimal velocity of money" bezeichnet wird (siehe das tolle Seminar, das dazu demnächst stattfindet).
Was aber letztlich keine Rolle spielt, da die Entwertung ja immer wieder durch frisch gedruckte Wäramärkchen - für die niemand bezahlen muss außer dem Währungsamt selbst die Druckkosten - aufgehoben wird.
Würden keine kostenlosen Märkchen aufgeklebt, was ja durchaus möglich ist, müsste sich die Umlaufgeschwindigkeit sich jedes Jahr um weitere (!!!) 6 % erhöhen, da das Geld jedes Jahr dann tatsächlich um 6 % weniger wert wird, bis es auf Null fällt, wo dann die Umlaufgeschwindigkeit unendlich hoch sein müsste, falls sich das jemand vorstellen will. (Mein Beispiel im Bürgerbräu zu Wörgl, wo ich zum Schluss mit einem Schein auskomme, da dort im Saal die Umlaufsgeschwindigkeit erheblich höher sein muss als draußen in der Stadt, wo das Geld erst von Geschäft zu Geschäft laufen muss).
Nun druckt das Amt gottseidank jedes Jahr neue Wära, um die Märkchen zu bezahlen. Warum muss es aber 6 Wära für die Märkchen bezahlen, die doch nur 0,06 Wära wert sind? (Oder der Einfachheit halber gar nichts kosten, da das Währungsamt einfach sagt: Am Jahresende sind die Wäraschein wieder 100 wert oder einen Beamten, der sowieso schon dort beschäftigt ist, einfach eine Unterschrift auf die Scheine schreiben lässt, was der gerne macht, zumal so wenig umlaufen).
Dann würde das Währungsamt die alten Wära von 94 wieder auf 100 aufgewertet haben und die 6 Wära netto neu gedruckt und in Umlauf gebracht haben - deklariert als"Kosten" für den Beamten, der nichts kostet.
Dann wären 6 Wära zusätzlich im Umlauf und das nicht etwa als"Preis" für die Wiederaufwertung der Wära, sondern einfach als frisch und neu gedrucktes Netto-Geld. Unter gleichzeitiger Bekanntgabe, dass das auf 94 abgewertete Geld jetzt wieder zu 100 gilt.
Das Währungsamt kann doch einfach auch so sagen: Jeder Schein, der ab 1. Januar umläuft, ist am 31. Dezember nur noch 94 wert. Und in der Neujahrsnacht wird er wieder 100 wert. Denn das Gesetz, dass Geld immer wertloser wird (daher ja"Schwundgeld") ist genau so Willkür, wie die Bekanntgabe, dass es jetzt wieder bei 100 steht.
Und das Geld per Gesetz jedes Jahr um 6 % schwinden zu lassen, nur damit ich am Jahresende 6 % neues Geld - logischerweise zu 100 - von der Notenpresse holen kann, um es unters Volks zu bringen, macht ja keinen Sinn, weil ich das Geld gleich bei 100 hätte belassen können.
Aber das mit eingebautem Schwund versehene Geld soll ja erst Angst machen (schnell weg damit!), um die Angst dann dadurch aufzulösen, dass ich die gesunkene Geldmenge (bei gestiegener Umlaufgeschwindigkeit) dann wieder ersetze (schnell her damit! was bei dann gleicher Umlaufgeschwindigkeit zur Inflation führen muss - siehe Oldys Waage).
Mit immer weiter abgewerten Wära lässt sich, wie unschwer zu kapieren ist, die Umlaufgebühr auf Dauer nicht nicht bezahlen, was Du ja auch selber sagst. Diese Umlaufgebühr, frisch vom Währungsamt gedruckt und in Umlauf gebracht, erhöht also immer die Geldmenge (von 94 auf 100). Und dann müsste die erhöhte Umlaufgeschwindigkeit, die ja den Fall von 100 auf 94 kompensiert hat, schlagartig wieder ins Minus rutschen.
Resultat: Du hast a) eine Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit und b) eine Erhöhung der Geldmenge. Die Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit kann - bezogen auf die überhaupt vorhandenen Wära - 6 % nicht überschreiten, das ist sozusagen der Primäreffekt. Und die Erhöhung der Geldmenge kommt jedes Jahr mit 6 % dazu, sozusagen der Sekundäreffekt.
Ob die Geldmenge inflationär wirkt, stellt sich spätestens dann heraus, wenn die Umlaufsgeschwindigkeit weiter gesteigert wird oder gleich bleibt. Bei einer einmaligen (!) Erhöhung der Umlaufsgeschwindigkeit um 6 % bleibt die Umlaufsgeschwindigkeit ja anschließend wieder konstant. Sie ist nur einmal und zwar um 6 % höher geworden.
Behältst Du dieses Tempo bei, hast Du nur einmal (!) eine andere Umlaufsgeschwindigkeit.
Es sei denn Du tust so als würdest Du immer wieder das gleiche Geld um genau den Betrag aufwerten, um den es scheinbar abgewertet wurde. Aber diese Aufwertung ist dann - da die Aufwertung praktisch auch kostenlos erfolgen kann - immer nur das Inverkehrbringen von zusätzlichem Nettogeld. Also alles plusminus null.
Der Witz dieses Systems liegt also darin, dass die angedrohte Entwertung des Geldes zunächst dazu führt, dass es schneller umläuft, dann aber wieder langsamer, je näher der Tag der Erlösung kommt, an dem das Währungsamt die 6 % zusätzlich spendiert (Abwertung wird zur Aufwertung, 100 % von vor Beginn der Übung sind wieder 100 %) und so das Geld von 94 wieder auf 100 hebt.
Ist das Geld aber wieder auf 100 aufgewertet, läuft es zunächst vielleicht wieder schneller um (erneute Androhung von 6 % Verfall), aber schon nicht mehr so stark im Tempo gesteigert wie beim ersten Mal. Schließlich ist es den Bürgern wurscht, ob das Geld immer nur vorübergehend wertloser wird, denn sie wissen ja, dass sie den Wertverlust selbst nie bezahlen müssen, sondern immer wieder ersetzt bekommen. Oldys eigene Worte:"Das Währungsamt hat die Scheine gedruckt aber noch nicht ausgegeben."
Wenn das Währungsamt die Scheine also ausgibt, bezahlt es damit die Aufwertung, die die Abwertung aufhebt. Dann muss es niemand sonst bezahlen.
Die Umlaufgeschwindigkeit wird sich zum Schluß wieder dort einpendeln, wo sie vor Einführung des Freigeldes auch war. Und die Kaufleute werden sich gar nicht erst die Mühe machen, die Preise immer erst zu senken (weil das Geld ja zunächst fehlt, um sie zu realisieren), sondern sie werden die Preise so lassen wie sie sind und die Leute, die Geld haben, werden die 100 Wära immer zu 100 Wära ansehen, weil sie ja wissen, dass das Währungsamt so oder so den auf den Scheinen angedrohten Verlust ersetzen wird, siehe Oldy oben:"Oder druckt neue" (Muss es gar nicht, sondern nur die Aufwertungsmärkchen drucken und verteilen, siehe ebenfalls oben).
Also da die Wära in Wirklichkeit gar nicht an Wert verliert, weil sie immer wieder aufgewertet wird, indem das Währungsamt - im Märkchen-Aufklebe-Fall - von sich aus die Aufwertungsmärkchen aufklebt (und niemand anders, da die Märkchen nicht mit formal entwertetem und vom Währungsamt auch nur zum 94er Kurs angenommenen Wära bezahlt werden können!) und dabei nur die Druckkosten der Märkchen hat.
Um dann die Umlaufgeschwindigkeit wieder zu erhöhen, müsste jetzt eine weitere her. Du hast also zunächst eine um 6 % erhöhte Umlaufgeschwindigkeit, die sich wieder um 6 % verlangsamt, sobald die Märkchen aufgeklebt sind, denn dann ist die Wära wieder so wertvoll wie zu Beginn der Übung.
Die Umlaufgeschwindigkeit ließe sich dann nur noch steigern, wenn der Wertverfall der Wära in der zweiten Runde von 6 auf 10 oder 20 % usw. erhöht würde. Ansonsten bleibt die Umlaufgeschwindigkeit konstant, weil ja alle Wära konstant um 6 % verfallen und konstant wieder um 6 % aufgewertet werden. Und nach der ersten Runde haben die Mitspieler das mit dem nur scheinbar (da nur vorübergehend!) wertloser werdenden Geld kapiert.
Kommen nun permanent 6 % neue Wära dazu, weil das Währungsamt behauptet, die Aufwertung, die tatsächlich ja kostenlos ist (kann auch einfach am Rathaus öffentlich bekannt gegeben werden)"koste" 6 %, dann ist das nur eine Ausrede, um netto neue Wära in Umlauf zu bringen. Das wirkt so wie das Ausrufen des Finanzministers, ein Fünf-Markstück sei 5 Mark wert, obwohl es nur Pfennige gekostet hat. In Wirklichkeit will er bloß den Münzgewinn kasieren.
Immer daran denken: nur das Währungsamt kann selbst die Umlaufgebühr bezahlen, alles andere ist Mumpitz! Oldy sagt's ja selbst.
Dann bleibt am Ende eine sich um 6 % laufend erhöhende Geldmenge bei konstant bleibender Geldsumme, und zwar auf alle Wära bezogen, auch auf das vom Währungsamt zusätzlich (getarnt als"Umlaufgebühr") in Umlauf gebrachte Geld. Soweit, so gut.
Warum m u s s t e die Nationalbank Wörgl dann eigentlich verbieten?
Doch nicht, weil da irgendwelche Freaks erst Geld (1:1 zu Nationalbankgeld) abwerten um es dann wieder aufzuwerten. Sondern weil Wörgl die Umlaufgebühr als Quelle entdeckt hatte, um frisch gedrucktes Geld unters Volk zu bringen. Und zwar (!) nicht als Wörgl-Geld, denn auch das wäre der Nationalbank wurscht gewesen.
Sondern weil die Wörgler auch das als Umlaufgebühr getarnte neue Geld per 1: 1 in Nationalbankgeld umtauschen konnten. Und warum? Weil der Bürgermeister die von den Wörglern eingezahlten Nationalbank-Schilling mit Hilfe von zu 6 % angekauften Handelswechseln in Nationalbankgeld tauschen konnte.
Das Ankaufen von Wechseln gegen Ausgabe von Geld ist aber allein Monopol der Nationalbank. Das war der entscheidende Fehler von Unterguggenberger. Er hat letztlich neues Geld gegen die Rediskontierung von Handelswechseln ausgegeben. Wie sein Geld geheißen hat (immer 1: 1 in Nationalbankgeld umtauschbar) spielt überhaupt keine Rolle. Es war de facto Nationalbank-Geld!
Das verstieß gegen das Notenbankgesetz und musste deshalb verboten werden.
Wäre Wörgl ein reines Tauschgeld gewesen, hätten die Wörgler so viel davon drucken und in Umlauf setzen können, wie jeder jedes andere Tauschmittel auch. Entweder die Wörgler hätten es angenommen oder nicht. Aber sie hatten das Tauschgeld nur angenommen, weil es immer pari in Notenbankschilling umgewechselt werden konnte.
Wäre das nicht möglich gewesen, hätte kein Wörgler das Wörgl-Geld auch nur eines Blickes gewürdigt. Sie hätten gesagt: Mit dem Monopoly-Geld können der Unterguggenberger und seine Gemeindeleute spielen bis sie schwarz werden. Mit UNS nicht!
Aber wieder zurück zur"Theorie": Bringt das Freigeld-Amt 6 % zusätzliche Geldscheine in Umlauf (bei gleicher Umlaufsgeschwindigkeit), bedeutet das eine Inflation, es sei denn, die Menge der Waren wird jedes Jahr ebenfalls um 6 % erhöht ("Wachstumsrate" der Warenmenge ebenfalls 6 %), was letztlich (da auch zwischengeschaltete Investitionen nur dazu dienen können, Waren zu produzieren) bedeutet, dass die, welche mit Freigeld im Oldy-Modell arbeiten, jedes Jahr um 6 % mehr konsumieren müssen.
Die Voraussetzung, die er in seinem Modell eingebaut hat, ist also, dass die Freigeld-Menschen jedes Jahr 6 % mehr Waren produzieren müssen, sofern das Währungsamt das Geld aus dem Nichts schafft, siehe Oldys Quantitätsgleichung.
Wenn sie dies nicht wollen oder können, zumal sie die Waren schließlich mit 6 % Zuwachs jedes Jahr auch verkonsumieren müssen, hast Du Inflation, die sich aus Oldys Waagen-Modell klar ergibt und mit deren Möglichkeit er ja auch selbst rechnet.
Wie aber willst Du die Inflation beseitigen? Du musst dann leider ganz anders vorgehen als im Oldy-Modell. Du kannst ja nicht die Geldmenge vermindern, da Du sonst die Einzahler von Wära in Dein Währungsamt enteignen müsstest: Sie würden weniger Wära zurück bekommen als sie dort eingezahlt haben, denn das Währungsamt verbrennt ja einen Teil der Wära. Das kann also nicht funktionieren.
Du könntest dem Währungsamt verbieten, neue Wära zu drucken und auszugeben. Dann würden die vorhandenen Wära auf Dauer mit absoluter Sicherheit auf null fallen. Das würde bedeuten, dass die Geldmenge, ausgedrückt in Wära mal Kurs der Wära immer weniger würde. Mit auf 94 abgewerteten Wära kannst die keine zu 100 Wära ausgespreisten Waren bezahlen, so dass entweder deren Preis sinken muss bzw. dass schließlich - da sonst nicht absetzbar - immer weniger Waren hergestellt werden, weil die Geldmenge dazu fehlt, sie zu kaufen.
Was Dir dann also übrig bleibt, ist das Übel bei der Wurzel, die die Freigeldianer selbst gepflanzt haben, zu packen und den 6 % Wertverfall der Wära zu stoppen. Das heisst, Du musst die Wära die bei 94 stehen und im nächsten Jahr weiter mit 6 % verfallen, dann in Wära umtauschen, die nicht mehr mit 6 % verfallen. Erst in Wära, die nur noch zu 4 % verfallen, dann in solche mit 2 % Verfall, schließlich bleiben Wära mit 0 % Verfall übrig.
Im Fall einer Inflation, die sich bei 0 % Verfall ergeben sollte, bist Du machtlos. Denn Du kannst zwar theoretisch Geld wertvoller machen, dadurch dass jeder Schein, der ausgegeben wird, mit dem Versprechen belohnst, dass der Schein ein Jahr später mehr wert ist, also mehr Waren kaufen kann (statt der Umlaufsgebühr gibt es eine Nichtumlaufprämie!), aber damit wirst Du die Hortung erst sinnvoll machen oder gleich verstärken. Das kann aber leicht ins Auge gehen, denn der Schein kann ja nicht sofort wieder verrufen werden (um wieder mit Umlaufgebühr bestraft zu werden), wenn alle anfangen zu horten.
Dann musst Du - nach dem Waage-Modell von Oldy - die Geldmenge vermindern, was aber nur geht, indem der Staat eingenommene Steuern nicht wieder ausgibt, sondern das Geld verbrennt (nicht das Währungsamt! das ja immer zur Herausgabe von Scheinen, wenn einmal Scheine eingezahlt wurden, verpflichtet ist, weil es sonst Einteignung wäre). Der Staat ist aber zu Ausgaben nicht verpflichtet.
Er kann im Infla-Fall also öffentliche Geldverbrennungstage einführen.
Nur so lässt sich das System manipulieren, wenn Du an die Seite der Waage"Geldmenge mal Umlaufgeschwindigkeit" herangehen willst. Du kannst die Geldmenge nicht mehr vermindern (staatliche Geldverbrennung ausgenommen), denn sonst würdest Du jene enteignen, die Geld haben (Währungsamt-Fall)- egal jetzt wer und wo und wann. Du kannst nur die Umlaufsgeschwindigkeit wieder drosseln.
Da sich aber die Umlaufsgeschwindigkeit bereits mindestens einmal um 6 % erhöht hat, bedeutet dies: Dein Geld muss wieder langsamer umlaufen. Das aber wolltest Du doch genau vermeiden - eine Drosselung des Umlauftempos, das zum Schluß wieder bei dem Tempo angelegt sein muss, bei dem Du das Ganze gestartet hast. Nur damit erreichst Du aber, dass auch die zusätzlich per Nettonotendruck in Umlauf kommende Geldmenge nicht mehr vermehrt werden kann, weil sie dann immer durch Minderung des Umlaufstempos neutralisiert wird.
Klarext: Wird die Geldmenge durch Neudruck verdoppelt, muss sich die Umlaufgeschwindigkeit halbieren. Aber durch die"Bezahlung" der Umlaufgebühr durch das Währungsamt in Form von fresh money wird sich die Geldmenge auf Dauer vermehren müssen, da ja auch jeder schon im Währungsamt bereit liegende Schein ebenfalls mit fresh money aufgewertet werden muss, obwohl er gar nicht umlief. Denn sonst wären ja die im Währungsamt liegenden Scheine als einzige von der Umlaufgebühr ausgenommen.
Aber in Oldys Beispiel (Währungsamt zahlt die fehlenden 6 Wära aus) müssen ja Scheine im Währungsamt vorhanden sein, die sich ebenfalls entwerten! Womit wir wieder bei dem Problem sind, dass entweder das Währungsamt ebenfalls mit sich entwertet habenden Geld die Umlaufsgebühr bezahlt, was logischerweise nicht gehen kann, weil dann letztlich niemand für die Umlaufsgebühr bezahlt. Oder das Währungsamt eben so lange, bis es alle bei ihm liegenden Scheine ausgegeben hat und dann selbst auch nie mehr Umlaufsgebühr bezahlen kann. Oder, dass das Währungsamt immer neue Scheine drucken muss, um die Umlaufsgebühr selbst in Umlauf zu bringen.
Wie kommst Du aus diesem Dilemma heraus?
Es geht ebenfalls ganz einfach: Du vergisst jetzt Mal Geldmenge und Umlaufsgeschwindigkeit, weil sie Dir ernsthaft nicht weiter helfen. Du must weg vom Geld und von Geld-Tricks. Du musst zum wahren Kern des Wirtschaftens in Deinem Modell vorstoßen, also zu Produktion und Konsumtion von Waren.
Du musst die Produzenten fragen: Wie viel Waren wollt ihr produzieren und zu welchem Preis dann anbieten u n d absetzen? Ich, der Oldy sorge dann dafür, dass die Geldmenge mal Umlaufsgeschwindigkeit immer bereit steht, um diese Waren immer zum gewünschten Umsatz (Preis mal Menge) abzusetzen.
Jeder Produzent wird Maximalforderungen vorlegen. Wer soll jetzt entscheiden, wie viel die Produzenten herstellen und verkaufen dürfen?
Du wirst sagen: Die Verbraucher. Die werden sagen: Wir wollen so viele Waren kaufen wie wir nur kriegen können und wir wissen ja, dass Du, Oldy dafür sorgen wirst, dass die Waren auch abgesetzt, also von uns gekauft werden können.
Siehe Oldys Waage!
Denn das mit der Abnahme hast Du ja den Produzenten garantiert (wäre es anders, würden die Produzenten auf Risiko arbeiten und zum Schluss auf unverkauften Waren sitzen bleiben; der Sinn des Oldy-Geldes ist aber dafür zu sorgen, dass niemals Waren auf Halde liegen, wo sie, wie Gesell es so schön formuliert hat,"Motten und Würmer fressen").
Also wirst Du immer die Umlaufgeschwindigkeit so gestalten, dass wir Verbraucher gezwungen werden, die Waren sofort zu kaufen, sobald sie auf dem Markt erscheinen, was wir auch ja letztlich selber wollen.
Die segensreiche Wirkung tritt also zunächst genau so ein wie sie in Wörgl zu beobachten war. Die Geschäfte sind immer leer, und es werden die Waren nicht nur ersetzt, sondern es werden sogar plötzlich neue Waren zusätzlich produziert, die auch abgenommen wurden.
Laut Oldys Waage muss dann entweder neues Geld (netto fresh money) her oder die Umlaufgeschwindigkeit erneut gesteigert werden.
Wann dieses"System" an seine Grenzen stößt, überlasse ich der Fantasie. Denn dafür sind physische Grenzbetrachtungen nötig, also: Wieviel kann maximal (!)produziert und vor allem wie viel kann maximal (!) verkonsumiert werden? Jedenfalls gibt es eineutig physische Grenzen auf beiden Seiten, was wohl nicht bestritten werden kann.
Das ganze wäre also dann ein"System", das zur Maximierung von Konsumgüterherstellung und Konsumgüterverbrauch führt.
Nun bleiben allerdings noch die Sparer! Die wollen ja nicht bzw. noch nicht konsumieren. Von denen wird behauptet, sie würden für ihr zu 100 eingezahltes Geld zwar keine Zinsen, dafür aber 100 Einheiten zurück bekommen. Was heißt das?
Erstens muss jemand die 6 % Wertverfall der eingezahlten 100 ersetzen. Da dies aber nur das Währungsamt sein kann und zwar mit frisch gedrucktem Geld, muss sich die Geldmenge um die 6 % auf die jeweils zu 100 eingezahlten Sparguthaben erhöhen. Die Sparer kriegen Wära zu 94 und dazu noch neu gedruckte 6 Wära zurück. Bis das Währungsamt selbst keine Scheine mehr hat und neue drucken muss.
Angenommen wir haben keine Inflation bei einer nur ein Mal und dann nicht mehr erhöhten Umlaufsgeschwindigkeit um 6 %, muss sich also die Inflation erhöhen, da die Geldmenge nicht gleich bleiben kann, da sonst die Sparer, die 100 eingezahlt haben, nur 94 zurück bekommen würden. Also muss sich die Geldmenge jeweils um 6 % erhöhen, sobald die Sparer ihr Geld abrufen und zwar um 6 % auf die jeweils abgerufene Summe.
Da die Sparer ja nicht sparen, um sich ihres Geldes ein für alle Mal zu entledigen, sondern, weil sie es wieder haben wollen, um es dann auszugeben, steigt also die Geldmenge beim Abruf (!) der Ersparnisse um jeweils abgerufene Ersparnisse mal 6 % und das mal Laufzeit-Jahre.
Damit wirkt jeder Abruf von Ersparnissen inflationär. (Das von den Sparern eingezahlte Geld ist ja von Konsumenten ausgeliehen worden, und für die Welt des Konsums gilt ja, was oben beschrieben wurde: eine reine Konsumwirtschaft lässt sich mit Hilfe der Steuerung der Umlaufgeschwindigkeit allein - siehe Oldys Waage und die Begründung für die Einführung von Schwundgeld! - immer so gestalten, dass alle Waren sofort abgesetzt werden, denn falls nicht, wird die Umlaufsgeschwindigkeit ganz einfach erhöht - Umlaufgebühr muss allerdings immer weiter steigen, damit die Angst immer größer wird! -, solange bis alle Waren immer sofort abgesetzt werden (Gesells"Mäuse und Würmer" sterben aus). Das allerdings mit der Einschränkung der physischen Grenzen.
Jetzt haben wir leider doch wieder Inflation und zwar weil die Sparer abgehoben haben und dafür ihr Geld zu 100 wieder sehen durften. Dann müssen wieder komplett neue Wära ausgegeben werden und zwar mit einem geringeren als dem 6 %-Verfall.
Abgehobene Ersparnisse vermindern also die Umlaufsgeschwindigkeit schlagartig.
Und jetzt kommts: Da jedes Jahr Leute sparen, steigt die Summe der abrufbaren Ersparnisse ununterbrochen an (auch ohne jeden Zins!), zumal ja das Sparen (auch wenn es letztlich auf späteren Konsum zielt) über längere Zeiträume läuft. Inzwischen wird das Preisniveau durch Rauf und Runter der Umlaufgeschwindigkeit, die sich ja nur auf Produktion und Absatz von aktuell verkonsumierten Güter bezieht, für die Konsumgüter konstant gehalten. Das ist ja Dein Argument, warum Leute in Deinem System überhaupt sparen sollen. Sie kriegen immer preisgesicherte Güter zurück.
Wir gehen jetzt mit den Ersparnissen in der Zeit ein paar Schritte voran und sagen: Es gibt eines Tages so viele Ersparnisse, dass sie so hoch sind wie der Wert der jedes Jahr jeweils produzierten und verkauften Konsumgüter ausmacht.
Die Sparer, die das Gesetz von Angebot und Nachfrage kennen, werden nervös, weil sie sich fragen: Und ich? Wo sind meine (!) Konsumgüter?
Dann heben die Sparer ab, denn sie wollen jetzt möglichst schnell auch die Konsumgüter haben, deren Preise bis dahin stabil gehalten wurden. Und für ihr Geld wollen sie jetzt Konsumgüter kaufen. Da aber nur die gerade produzierten Konsumgüter vorhanden sind (niemand hatte ja auf"Verdacht" produziert, dass die Sparer daher kommen, abheben und Konsumgüter nachfragen könnten) kommt es zu einer plötzlichen Preisexplosion, da die Sparer ihr 100-%-Geld dergestalt zurückgezahlt bekommen, dass sie in Höhe des Wertverlustes, den das umlaufende Geld inzwischen erreicht hatte, voll mit Hilfe von zusätzlichem Währungsamt-Geld bedient werden und dieses Geld auch sofort ausgeben.
Dieses Szenario entspricht genau dem, das wir heute erleben würden, wenn plötzlich alle Sparer ihr Geld abheben, um es in den Konsum zu stecken. Das Abheben wird heute zwar u.a. tendenziell durch das Versprechen, noch höhere Zinssätze zu gewähren, verhindert, weshalb sich immer mehr"Guthaben" entwickeln, ohne dass ein"Gut" in Sicht wäre, dass man dafür"haben" könnte.
Das ist die berühmte Gefahr der Monetarisierung der Geldguthaben, die, falls das Geld in Form von Notprogrammen der Notenbanken vorgestreckt würde, ebenfalls sofort zu einem Inflationsstoß führen müsste!
Wie aber will ein Freigeld-System dies verhindern, dass abgehoben wird, da es ja nicht mit Zinsen für das Prolongieren von Guthaben dagegen steuern kann?
Denn Zinsen auf Ersparnisse gibt es beim Freigeldsystem bekanntlich nicht.
Bleibt also zum Schluss die Frage: Was gewinnen wir durch Freigeld?
Eine Inflation kann es niemals verhindern (siehe was passiert, wenn entspart wird). Die Geldmenge kann nicht durch Enteignung der Geldbesitzer vermindert werden. Dann müsste Geld vom Staat verbrannt werden, aber das Geld, was er selber hat (völlig irrealer Fall, es käme zum Aufstand der Steuerzahler).
Sollten die Sparer abheben und zwar z.B. so viel Geld, das genau so viel Waren kaufen kann wie das zum Kauf von Konsumgütern umlaufende Geld, müsste sich die Umlaufgeschwindigkeit schlagartig halbieren - oder anders: Nur die Sparer dürfen dann zum Kaufmann gehen und kaufen, die anderen aber nicht. Denn die Geldmenge hat sich ja verdoppelt.
Nur immer schön auf Oldys Waage gucken!
Eine Deflation kann das Freigeld-System ausbügeln, indem es frisch gedrucktes Nettogeld in Umlauf bringt, was auch von mir nie bestritten wurde, was aber jedes andere Geldsystem auch kann (Hubschrauber-Geld, siehe Japan!). Die Warenproduktion und der Absatz könnte bis zu den physisch möglichen Grenzen gesteigert werden, was wir aber heute auch haben (Umweltzerstörung). Die Sparer können letztlich ihr Geld nur dann zu Konsumzwecken ausgeben, wenn sie einen dadurch verursachten Inflationsstoß in Kauf nehmen - es sei denn die bisherigen Konsumenten kaufen nichts. Kein Unterschied also zu heute.
Und dann bleibt noch der dottore, der sich zu 2 Prozent p.a. Freigeld leihen kann, um es bei der Freigeld-Bank anzulegen, so dass er in jedem erdenklichen Szenario die 6 % Umlaufgebühr spart, da er ja kein Geld besitzen kann, das gebührenpflichtig wäre. Die 2 % p.a. müssen dann allerdings auch in Form von fresh money letztlich aus der Notenpresse kommen. Was ihn gegenüber den anderen jedes Jahr nominell um 4 % reicher macht. Und damit verschärft sich die ungleiche Verteilung. Genau so wie sie sich heute auch ständig verschärft.
Freigeld ist also leider same shit as today. Sein einziger Vorteil: Es kann geschickter kaschieren (durch die"Bezahlung" der Umlaufgebühr durch frisch gedrucktes Geld des Währungsamtes), dass es in einer Deflation hilft. Aber dazu brauche ich nicht die ganze komplizierte Konstruktion, sondern muss fresh money - siehe Japan - ganz einfach nur netto drucken und an die Bevölkerung so lange verteilen, bis die es auch tatsächlich nicht immer wieder nur spart (mit Zins) oder hortet (ohne), sondern auch ausgibt.
Der Trick-Mechanismus von Freigeld ist also zu durchschauen, aber schon allein die Tatsache, dass es immer Vor-Freigeld geben muss, das 1: 1 in Freigeld umgetauscht werden müsste, um Volksaufstände zu verhindern, und dass anschließend auch wieder in Vor-Freigeld gewechselt werden kann (weil sonst das Freigeldamt gestürmt wird) lässt bei aller Trickserei alles beim Alten.
Denn auch eine Freigeld-Tauschwirtschaft muss nach den Regeln der Prozentrechnung funktionieren. Der entkommt niemand. Auch nicht der Debitist, welcher die Wirtschaft nicht wie der Freiwirt von der Tauschseite her sieht, sondern aus Eigentum, Zins, Geld und Erfüllung des Schuldendrucks erklärt, was der heutigen Wirklichkeit entspricht. Ob wir das nun wollen oder nicht.
Der debitistische Ablauf ist jeden Tag zu sehen und zu spüren. Oldys"Freigeld" gibt es aber heute nicht. Auch das ist noch ein weiterer Unterschied, nämlich der zwischen Wirklichkeit und Wunsch.
Ganz abgesehen davon, dass ich möglicherweise den Wunsch niemals kapieren werde. Den debitistischen Ablauf dagegen habe ich perfekt drauf. Immerhin etwas.
Gruß
d.
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