- dottore: mundus vult decipi... - Fontvieille, 18.05.2001, 01:17
- Re: Herzlichen Dank, mit zwei Mal kleinem Einwand... - dottore, 18.05.2001, 10:53
- Re: zweimal kleiner Gegeneinwand - Fontvieille, 18.05.2001, 13:57
- Re: Und mein Lieblings-Crassus-Döntjes + Medici + Debitismus in Sevilla - dottore, 18.05.2001, 15:25
- Re: Und mein Lieblings-Crassus-Döntjes + Medici + Debitismus in Sevilla - Fontvieille, 18.05.2001, 18:05
- Re: Und mein Lieblings-Crassus-Döntjes + Medici + Debitismus in Sevilla - dottore, 18.05.2001, 15:25
- Re: zweimal kleiner Gegeneinwand - Fontvieille, 18.05.2001, 13:57
- Re: Herzlichen Dank, mit zwei Mal kleinem Einwand... - dottore, 18.05.2001, 10:53
Re: Und mein Lieblings-Crassus-Döntjes + Medici + Debitismus in Sevilla
Hi Fontvieille!
Geschichte ist a foi Sach, gell?!
>das panem et circenses meinte ich nicht bezogen auf seine reale Ausgestaltung sondern pars pro toto. Wie und woher Leute wie Crassus und andere zu ihrem Geld gekommen sind, ist wohl schwierig nachzuvollziehen.
Nöö, sogar sehr einfach, wenn man denn den Quellen glauben soll. Crassus hatte große Mietblocks in der Roma antiqua. Und wie ist er daran gekommen? Er besaß das Feuerwehr-Monopol. Seine Jungs zündelten und dann kam Tatütata und Crassus vorne weg und fragte:"Was wollen Sie für das Haus noch haben?" Und wenn ihm der Preis nicht passte, flackerte es weiter.
Dennoch muss er ein Mega-Schuldenproblem gehabt haben (siehe auch die sehr guten Ausführung zur römischen Überschuldung in toto in der Endphase der Republik, mit Catilina -"novae tabulae"! - bei Ferrero; zwar schon fast 100 Jahre alt, aber ein Meisterwerk und antiquarisch noch zu haben). Denn Crassus zog im Gewande eines Generals mit diversen Legionen gen Osten, um dort das übliche Inkasso à la Alexander zu starten, der bekanntlich die persischen Schätze schon ein Mal gehoben hatte.
Die Parther schätzen das nicht und umritten bei Carrhae mit ihrer Kavallerie laufend die römischen Truppen, bis die ganz wirr im Kopf wurden. Crassus sah die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens ein und begab sich zu Verhandlungen ins feindliche Lager.
Tags darauf kam die Antwort zu den Römern zurück: Es war der Kopf des Crassus, der ins Lager geworfen wurde. Der Rückzug war dann nicht sehr ehrenvoll.
>Die strikte Trennung zwischen Eigentum einzelner und Eigentum des gesamten Volkes ist immer schwierig gewesen und umstritten. Sogar die USA wollen z.B. das Monopol des Bill GAtes, das ja sein Eigentum ist und das er geschaffen hat, zerschlagen.
Sehr guter Hinweis. Gates hat und hatte natürlich nie ein Monopol, weil ein Monopol den Ausschluss anderer vom Marktgeschehen voraussetzt. Bis heute darf aber jeder programmieren, was und wie er will.
>Und wenn man in primitivere Staaten schaut (Philippinen, Balkan, Rußland, China etc..) kann man sehen, daß Privateigentum häufig sehr eng mit Staatseigentum verwoben ist oder direkt aus diesem stammt.
Eine der übelsten Nummern der Weltgeschichte ist das sog."Obereigentum des Staates" (Felix Somary). Die subtilste Form der Enteignung. Statseigentum sezt immer Privateigentum voraus. Wie sollte es sonst versaatlicht werden können. Eien der letzten Blüten aus diesem Morast war die UMTS-Nummer. Das"Eigentum" an Funklizenzen leitete der Staat ganz einfach aus dem Kaiserreich ab, als das"Telegrafen-Monopol" entstand (ähnlich Post, Bahn, Straßen usw.).
>Also ob das Geld der Kandidaten zur Zeit der römischen Patrizier-Demokratie nach unserem heutigen VErständnis Privateigentum war oder nur teilweise oder gar nicht, das ist wohl auch nicht mehr nachzuvollziehen.
Es gab a) den ager publicus, dann b) den fiscus und c) aussschließlich Privateigentum. Ansonsten bei siegreichen Feldzügen das ius occupandi.
>Ein Freund von mir hat als Historiker lange über die Geschäftspraktiken der reichen Familien im Florenz des 13. und 14. Jahrhunderts gearbeitet, und eine für unser heutiges Verständnis schwer korrupte Verquickung zwischen Staat und Privatinteressen gefunden.
Sehr interessant! Die Medici warfen ihre und die Kasse von Florenz der Einfachheit halber gleich zusammen. Nur war es damals genau umgekehrt wie heute: Erst das Private, dann der Staat zur Selbstbedienung. Jetzt: Der Staat und dann das Private, um sich daraus zu bedienen (siehe die neue Erbschaftsteuerdebatte). Ist die Arbeit publiziert? Ich besitze (siehe Ochsenfurt I-Ausstellung) einen Band Medici-Buchhaltung für deren banco di minuto.
>Ohne die fortdauernde Benutzung des Staates z.B. zur Kreditbesicherung durch Umweggeschäfte wären diese FAmilien nie so reich geworden. Leider erinnere ich mich nicht mehr an die Details, die mein Freund mir darüber erzählt hat, aber es waren schon hochkreative Operationen, die mich an unsere heutige Welt der Derivate und Optionen erinnern.
Und ob die kreativ waren! Sie machten nur zwei Fehler: 1. Sie rechneten nicht mit Staatsbanrotten, wie dem englischen, wonach die Bardi & Peruzzi untergingen und 2. Sie rechneten nicht mit Gestalten wie Savonarola, der der Medici-Bank en letzten Halswirbel brach.
Die Oberdeutschen (Fugger, Welser, Höchstätter, Imhof, Vöhlin, usw.) halte ich dennoch für die Besseren. Lese gerade"Oberdeutsche Kaufleute in Sevilla und Cadiz (1525-1560)" (Edition von Notariatsakten), Steiner 2001 (ISBN 3-515-07740-5, allerdings Akten in spanisch, daher schwere Kost; die Mehrzahl"Zahlungsverflichtungen" - viva el debitismo!). Grandios!
Gruß
d.
(in rebus historicis stets voll und gern an Bord)
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