- Mal ganz zynisch! - Euklid, 12.10.2001, 19:18
- Re: Mal ganz zynisch!"Nichts ist zynischer als die Wahrheit..." - dottore, 12.10.2001, 19:32
- Re: Mal ganz zynisch! - Euklid, 12.10.2001, 19:43
- Re: Mal ganz zynisch! - JüKü, 12.10.2001, 19:50
- Re: Mal ganz zynisch! - Euklid, 12.10.2001, 20:14
- Re: Mal ganz zynisch! - Sascha, 13.10.2001, 00:13
- Genau Jükü! - Turon, 13.10.2001, 00:58
- Re: Mal ganz zynisch! - JüKü, 12.10.2001, 19:50
- Re: Mal ganz zynisch! - Euklid, 12.10.2001, 19:43
- Re: Mal ganz zynisch! - Du drehst ja wieder am Rad, darf ich auch mal? - nereus, 12.10.2001, 20:26
- Re: Mal ganz zynisch! - Du drehst ja wieder am Rad, darf ich auch mal? - PuppetMaster, 12.10.2001, 20:44
- Re: Mal ganz zynisch! - Du drehst ja wieder am Rad, darf ich auch mal? - Euklid, 12.10.2001, 20:59
- Wehrpflicht,"Fahneneid" auf Basta-Joe, Verteidigung der Heimat - Baldur der Ketzer, 12.10.2001, 21:09
- Re: Wehrpflicht, - Euklid, 12.10.2001, 21:18
- Re: Wehrpflicht, - Baldur der Ketzer, 12.10.2001, 21:26
- Re: Wehrpflicht, - Sascha, 13.10.2001, 00:56
- Re: Wehrpflicht, - Baldur der Ketzer, 12.10.2001, 21:26
- Wehrpflicht ist eine Sauerei! Vor allem wenn man bedenkt was da abgeht!!! mT - Sascha, 13.10.2001, 00:48
- Re: Wehrpflicht und Musterungserlebnisse - Baldur der Ketzer, 13.10.2001, 13:26
- Re: Wehrpflicht und Musterungserlebnisse/wenn das der jan liest *g* - Cujo, 13.10.2001, 17:36
- Re: Wehrpflicht und Erlebnisse - Tobias, 13.10.2001, 20:35
- Re: Wehrpflicht und Musterungserlebnisse - Baldur der Ketzer, 13.10.2001, 13:26
- Re: Wehrpflicht, - Euklid, 12.10.2001, 21:18
- Re: Mal ganz zynisch! - Du drehst ja wieder am Rad, darf ich auch mal? - Oldy, 12.10.2001, 22:04
- Re: Mal ganz zynisch! - Hallo Oldy! - nereus, 12.10.2001, 22:27
- Re: Mal ganz zynisch! - Du drehst ja wieder am Rad, darf ich auch mal? - Euklid, 12.10.2001, 22:32
- Hallo Oldy - Sei gegrüßt!:) -owT- - Sascha, 13.10.2001, 00:57
- Wehrpflicht,"Fahneneid" auf Basta-Joe, Verteidigung der Heimat - Baldur der Ketzer, 12.10.2001, 21:09
- Glaubst Du an Ethik in kritischer Situationen? - Turon, 13.10.2001, 00:54
- Re: Mal ganz zynisch! - Du drehst ja wieder am Rad, darf ich auch mal? - Euklid, 12.10.2001, 20:59
- Re: Mal ganz zynisch! - Du drehst ja wieder am Rad, darf ich auch mal? - Euklid, 12.10.2001, 20:52
- Re: Mal ganz zynisch! - Euklid, jetzt haben wir uns am Rad verdreht ;-) - nereus, 12.10.2001, 22:19
- Re:Das Schlimmste was jetzt passieren könnte. - Euklid, 12.10.2001, 22:47
- Re: Das Schlimmste was jetzt passieren könnte - die Rolle von Bin Laden.. - nereus, 12.10.2001, 23:18
- Re:Das Schlimmste was jetzt passieren könnte. - Euklid, 12.10.2001, 22:47
- Re: Mal ganz zynisch! - Euklid, jetzt haben wir uns am Rad verdreht ;-) - nereus, 12.10.2001, 22:19
- Re: Mal ganz zynisch! - Du drehst ja wieder am Rad, darf ich auch mal? - mguder, 12.10.2001, 20:54
- Re: EUKLID, das ist der Hammer, Du hast absolut Recht! - Baldur der Ketzer, 12.10.2001, 20:58
- Re: EUKLID, das ist der Hammer, Du hast absolut Recht! - Euklid, 12.10.2001, 21:12
- Re: EUKLID, das ist der Hammer, Du hast absolut Recht! - Baldur der Ketzer, 12.10.2001, 20:58
- Re: Mal ganz zynisch! - Du drehst ja wieder am Rad, darf ich auch mal? - PuppetMaster, 12.10.2001, 20:44
- Re: Mal ganz zynisch! - Dionysos, 12.10.2001, 22:03
- Re: Mal ganz zynisch! Weizsäcker - Baldur der Ketzer, 12.10.2001, 22:13
- Re: Mal ganz zynisch! Weizsäcker - Euklid, 12.10.2001, 22:36
- Re: Mal ganz zynisch! Weizsäcker - Oldy, 13.10.2001, 02:27
- Re: Mal ganz zynisch! Weizsäcker - Euklid, 12.10.2001, 22:36
- Re: Mal ganz zynisch! Weizsäcker - Baldur der Ketzer, 12.10.2001, 22:13
- Re: Mal ganz zynisch! - Turon, 13.10.2001, 00:51
- Re: Mal ganz zynisch!"Nichts ist zynischer als die Wahrheit..." - dottore, 12.10.2001, 19:32
Re: Wehrpflicht und Erlebnisse
Hallo zusammen -
habe selbst ein Jahr als Panzerfahrer/Fernmelder gedient und zwar mit -u.a.-genau solchen Leuten wie Baldur sie beschreibt (man hält es wirklich nicht für möglich, was es diese Typen in rauher Menge gibt), darunter Drogendealer, Schläger, Alkoholkranke, Kaputte, Cafe-Viereck-Dauerbesucher, etc. etc. Alles"meine" Panzer-Besatzung in der 'Bongo-Truppe'.
Meine Intention, zur Bundeswehr zu gehen: Einen kleinen Zeitraum daran mitzuwirken, 'äußere Sicherheit' zu gewährleisten, die ich alle anderen Jahre meines Lebens - wie für viele nur allzu selbstverständlich - von anderen, die diesen Dienst auch ungern tun, einfordere. Auch wenn noch so viel im Argen liegt: Ich habe Respekt vor unseren Soldaten - sie LEISTEN im Dienst der Gesellschaft.
Zu meiner Zeit (Mitte 90er) u.a. passiert:
- kältebedingt abgefaulte Finger, Zehen
- Liegestütze bis zur Erschöpfung über'm aufgeklappten Messer
- Soldat von Panzer tödlich überrollt
- Soldat von eigenem Panzer nach dessen Umkippen erdrückt
-...
Bei einer 16 Stunden Panzer-Dauerfahrt in Kolonne, die von Munster über Lüchow-Dannenberg (!!!) nach Ostdeutschland ging, ist mir ein Typ in L.-D. direkt aus einem Hauseingang auf die Straße vor meinen Panzer gesprungen und da die Kettenbremsen manuell per Muskelkraft über zwei Hebel anzuziehen sind, steht so'n Teil eben viel später als ein PKW. Den Typ hab' ich nicht mehr gesehen und ich hätt' ihn um ein Haar überrollt (das dachte ich zuerst).
Die Zeit bei der BW hat mir die Gewissheit gegeben und die Fähigkeit trainiert, mich auch auf ganz arge Dinge einzustellen, mich zu arrangieren. Ja, das ist was Positives. Nicht nur an"arme" Verhältnisse kann man sich"gewöhnen" bzw. damit klarkommen - kaserniert, auf Übung tlw. keine Nahrung, kaum Wasser (war bei einer Versuchskarnickel-Übung dabei:"Was hält eine Kompanie heute aus?" In den 10 Übungstagen mussten einige dutzend Kameraden wg. Kreislaufkollaps u.a. akut ins Krankenhaus eingeliefert werden), Kälte, Druck, etc., sondern auch mit ganz 'anderen' Leuten kann man in schwierigen Situationen zusammenhalten. In dieser Hinsicht war es lehrreich.
Für mich die insgesamt schlimmste Erfahrung war Wassermangel (Angstzustände, Krämpfe) gefolgt von Kälte (dauerhafte Schlaflosigkeit, Erschöpfung). [Sog."Übungen", mehrwöchig außerhalb der Kaserne].
Es gab ebenso fröhliche Tage und Erlebnisse. Vermissen tue ich die Zeit jedoch nicht. Den Tag, als ich zum letzten Mal aus der Kaserne raus bin, hab' ich es nicht glauben können, dass es der letzte Tag war. Heilfroh war ich.
Tobias
>Hallo, Sascha, und alle,
>ich war eigentlich immer begeistert vom Gedanken, daß es einfach eine solidarische Pflicht ist, seine Heimat gegen Feinde zu verteidigen, und schon als Jugendlicher sah ich es als ehrenwert und nachvollziehbar an, daß die Soldaten an der Ostfront 1945 nicht wie die Karnickel türmten, sondern aushielten, solnage es möglich war, weil dies hunderttausenden von Zivilisten die Flucht in den Westen ermöglichte - auch, wenn dies zum Tod der entsprechenden Verteidiger führte.
>Mein Vater sagte immer, Junge, Du spinnst, halt Dich da raus, wenns geht, und mein Opa sagte immer (WK-1-Teilnehmer, im WK-2 untauglich) lieber ein lebendiger Schnapser, als ein toter Unteroffizier.
>Dann kam die gesteigerte politische Bewußtseinsbildung so ab 16, und irgendwann merkte man, die machen Dich dort zum Oberdeppen.
>Die militärische Hierarchie der BW ist ja nicht, wie in der Schweiz, irgendwie konform mit dem zivilen Sachverstand und der Persönlichkeitsformung durch den zivilen Beruf, sondern rein stumpfsinnig durch Beförderung, was nichts mit Kompetenz zu tun hat - es ist nur eine Laufbahn, da kugeln auch hohle Eier durch.
>Als es dann brenzlig wurde, entschloß ich mich, Junge, nutze Deine Rechte und drück Dich nach Möglichkeit.
>Bei den Musterungen meiner etwas älteren Klassenkameraden kam es dann zum bekannten BRD-Hohn&Spott:
>- die Supersportler, wandelnden Rambos und Offizierstypen waren untauglich, böse Kniescheibe, schlechte Optik, Piepapo.
>- die wirklich unbrauchbaren, die körperlich schwächlichen und wesenschwachen, wenn ich das mal provokant so bezeichnen darf, die sich nachts nie durch einen finsteren Wald getraut hätten, waren allesamt voll tauglich
>Nun gut.
>Als der Baldur zur Musterung mußte, kriegte er einen Kulturschock, nein, einen Unkulturschock.
>Das Gebäude war noch von alten Fritz, und es stand alles vor Dreck.
>Im Umkleideraum dann die Begegnung mit einer Bevölkerungsgruppe, die man schlechterdings nicht für existent gehalten hätte: wüste Gestalten, wilde Typen.
>Es gab die mehrfach vorbestraften.
>Es gab die sichtbar gezeichneten (lange Narben von Messerstechereien, ausgeschlagene und/oder herausgefaulte Zähne, gar erschröckeliges Geschau, ich möchte mit solchen Zeitgenossen nicht unbedingt in einem Aufzug steckenbleiben.
>Junge, Junge.
>Ich möchte fast sagen, daß die Mehrheit der zu Musternden dieser wild-wüsten Gruppe anzugehören schien.
>Später stellte sich heraus, alle allesamt als untauglich ausgemustert.
>Dann kam es zu einer Umgruppierung, und beim Eignungstest hatte sich"das Publikum" sichtbar"verbessert".
>Wer sich hier vorwitzig offenbarte (besondere Kenntnisse, evtl. russische Sprachkenntnisse), brauchte sich nicht über eine Supernote zu wundern.
>Die medizinische Untersuchung, chronologisch eventuell vor den o.a. Prüfungen, war dann der echte Hammer.
>Es war wie im Irrenhaus, äh, in der geschlossenen psychatrischen Abteilung eines Landeskrankenhauses.
>Ein Musterungsarzt schien einen Stecken im Kreuz zu haben, er ging nach vorne gestreckt übergebeugt, als ob er seinen Spitzbart voranschieben wollte. Ein Oberknaller.
>Der Fuzzy, der uns Jungs im Schritt herumfummelte, war selbst irgendwie pikiert und er tat nur seine Pflicht, vielleicht war das auch ein WPFl. Jedenfalls hielt sich seine Untersuchung in Grenzen, er suchte wohl nur nach Hodenbrüchen, ließ aber sonstige nahegelegene Organe in Ruhe.
>Natürlich machten Tipps die Runde, wie man zu schlechten Werten kommen konnte, mancher hatte sie auch von Haus aus.
>Ich hatte damals ziemliches Übergewicht und hohen Blutdruck, bei der Musterung war er wohl so 160 zu 110 im Ruhezustand - das war vollkommen wurscht.
>Unter Belastung stieg er dann weiter an, was ebenfalls überhaupt keine Rolle spielte.
>Man beachtete das überhaupt nicht.
>Dann der Urinbecher.
>Es handelte sich um einen chemisch-pharmazeutischen Glaskelch, der der Hammer in der Geschirrspülmittelwerbung wäre, so versifft und voller Ränder und Zeugs waren die.
>Man ging aufs Klo, füllte das Ding, so gut es ging, brachte das resultat zum Urinprüffuzzy, der hielt politisch-korrekt einen Teststreifen rein, zog ihn raus, warf ihn weg, ohne drauf zu blicken.
>Es war schlicht vollkommen wurscht.
>Wenn ein Teststreifen knallrot aufgeblinkt hätte, man hätte es total ignoriert.
>Den Harn schüttete er daraufhin in eine Art Spüle, das Glas spülte er kurz aus, und dann gings zum näüchsten ;-(.
>Wir waren ja barfuß, und als ich heimfuhr, hielt ich bei der nächsten Apotheke, kaufte mir eine große Dose Sagrotanspray, und versuchte, nicht nur meine Fußsohlen zu entsiffen, sondern besprühte auch meine Lederschuhsohlen mit dem Sagrotan, so versifft war der ganze Drecksschuppen.
>Resultat, wie könnte es anders sein: voll tauglich bis auf protokollarische Dienste.
>Ich machte dann ein Einberufungshindernis geltend, was in einer späteren Verhandlung vor dem Musterungsausschuß mündete.
>Ach, welch ein Erlebnis.
>Nachdem man unten durch die streng abgeschirmte Kontrolle durchwar, mit Passierschein und so (haben die etwa Angst?), saß ich bald vor drei Hanserln, die einem Kommödienstadel entsprungen zu sein schienen.
>Ich legte meine Papiere vor und legte meine Ansicht dar, und nach zehn Minuten war meine zugedachte Zeit um und man beschied mir, , laß es, wir kommen Dir jetzt einmal für 6 Monate entgegen, und dann issses aus damit, dann holen wir Dich so oder so, und Deine ganzen Argumente gehen uns sowieso am Arsch vorbei .
>Daraufhin wurde ich resolut und bestand auf rechtliches Gehör, schließlich hatte ich die gesammelte Rechtsprechung des BVerwG in Wehrsachen, den Buchholz, durchgelesen, und wußte den Weg recht gut auswendig.
>Großer Frust, Geschocktheit, wie es jemand wagen kann, aber gut, naja, also, dann tun wir halt so, als ob wir hinhören...
>Es dauerte eine Stunde, das ganze verlief mit dem vorher angedeuteten Ergebnis, ein halbes Jahr Aufschub und dann ist jedes Gesetz, jedes Recht, jedes Argument zwecklos.
>Ich brauche wohl nicht zu sagen, daß dieser Tag meine Meinungsbildung, was die Bedeutung von Gesetzen und was die Integrität des Staates anbetrifft, entscheidend mitgeprägt hat, auch wenn es noch ein paar weitere solcher Schlüsselerlebnisse geben sollte.
>Auf Verwaltungsebene waren die KWEA-Mitarbeiter dann wieder menschlich und anständig bemüht, einen tragfähigen Kompromiß zu finden, der beiden entgegenkam.
>Diesen fanden wir auch, ich durfte erst studieren und dann einrücken, weil die Maschinenbaustudenten erst einrücken und dann studieren mußten wegen nur-Wintersemester-Anfang, und die geburtenstarken Jahrgänge in der Wiedervereinigungszeit schafften dann das Problem aus der Welt, ich war mittlerweile über 25 und wurde nicht mehr einberufen.
>Was meine weniger glücklichen Kameraden alles vom Dienst berichteten, deckt sich mit Saschas Infos.
>Wehrstrafen gelten ab einer bestimmten Höhe als zivile Vorstrafen!
>Befehlsverweigerung wäre völlig unvorstellbar in der Praxis, und ich behaupte jetzt mal, wenn ein Vorgesetzter heute einer Grußße Wehrpflichtiger im Einsatz den befehl geben würde, eine Gruppe von Gefangegen hinzumetzeln, es würde heute laufen wie immer........NULL Zivilcourage, man würde folgen. Alles andere ist pure Illusion und Dampfgeplappere von Leuten, die vielleicht als Sozialpädagogin alternative Politik aushirnen oder von Wölfen im Presseoffizierspelz, die die Ã-ffentlichkeit schlicht vollverarschen.
>Ein guter Freund von mir überlebte eine Mandeloperation beim Bund nur rein zufällig, weil er sich nicht mit der Hinhaltetaktik im Lazarett hinhalten ließ, eine halbe Stunde länger, und er wäre verblutet.
>Die Grundausbildung war bei allen eigentlich hart und unmenschlich, wie man sie sich vorstellte, besonders hart bei den Gebirgsjägern, da gabs etliche kaputte Füße, und im Anschluß gab es Dummsuff, Langewele, Routine, geringschätzung, Irgendwie-Durchkommen, Die-zeit-Überstehen-ohne-Aufzufallen, und Schwachsinn.
>15 Monate Lebenszeit sinnlos verschwendet und den betroffenen jedwede Illusion abgenommen, daß es so etwas wie persönliche Bürgerrechte gäbe - Pfeifendeckel.
>Ich danke Gott, daß mir das erpart bleib.
>Beste Grüße vom Baldur
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