- Neugeld-Fragen und -vorschläge: Creditos, Gogos - dottore, 18.12.2001, 11:07
- Re: Neugeld-Fragen und -vorschläge: Creditos, Gogos - Oldy, 18.12.2001, 13:39
- Re: Hauptaufgabe dieses Forums - R.Deutsch, 18.12.2001, 14:03
- Re: Ist die Gogo-Druckfarbe vielleicht eingefroren? Noch mehr Amüsement - dottore, 18.12.2001, 14:58
- Re: Ist die Gogo-Druckfarbe vielleicht eingefroren? Noch mehr Amüsement - Oldy, 18.12.2001, 17:23
- Re: Neugeld-Fragen und -vorschläge: Creditos, Gogos - Oldy, 18.12.2001, 13:39
Neugeld-Fragen und -vorschläge: Creditos, Gogos
Hi,
warum heißt das argentinische Ersatzgeld eigentlich"Creditos"? Was machen die dazugehörigen"Debitos"? Gibt's die überhaupt?
Sind Creditos Forderungen? Wenn ja, auf was? Auf Umtausch in Pesos und/oder Dollar oder auf Rückgabe von Sicherheiten? Wenn ja auf welche?
Wie werden Creditos in der Wirtschaft verbucht? Unter"Kasse" (bzw. täglich fällige Forderungen)? Falls ja, gibt es eine Gegenbuchung (wie bei Pesos und Dollares) oder ist die irgendwann"entfallen", aber wann und wie?
Bei den Gogos gilt offenbar: Sie sind in can.-$ umtauschbar, schließlich wurden sie nicht umsonst verteilt, sondern gegen can.-$ ausgegeben.
Dann die Frage: Warum nimmt man nicht gleich can.-$? Die müssten nur etwas bearbeitet werden:
1. Sie kriegen ein Aufkleberli, ähnlich der"Tapetenmark" in der Sowjetzone 1948. Auf dem Aufkleber steht: Ab sofort sind diese Scheine Gogos. Dazu Datum (Monat/Jahr), denn nach einem Monat verändern sie sich. Wozu also groß Gogos drucken? Die can.-$ werden dann entweder gelocht oder mit einem weiteren Märkchen beklebt, damit sie pari zu den can.-$-Gogos von vor einem Monat sind.
2. Wer locht die Gogos bzw. wo kriegen die Kaufleute in Gogoland die Märkchen her, um die Februar-Gogos pari zu den Januar-Gogos zu halten? Gibt es die Märkchen beim Bürgermeister? Womit werden die Märkchen bezahlt?
3. Nehmen wir an, ein Kaufmann hat 100 can.-$-Gogos in der Kasse. Schließlich muss sie irgendjemand in der Kasse haben. Kann er sich bei einem Gebühr von 1 % (0,1 Gogo) im Monat dann 100 Märkchen kaufen, um seine 100 Gogos wieder"aufzuladen"? Er müsste sich dann allerdings von einem Gogo trennen, da er mit diesem Schein die 100 Märkchen kaufen muss. Dann hat er aber nur noch 99 Gogos, aber 100 Märkchen für 100 Gogos. Was macht er mit dem einen Märkchen, das jetzt übrig ist?
4. Lässt der Kaufmann den Termin verstreichen, sind seine 100 Februar-Gogos nur noch 99 wert. Er kann dann beim anderen Kaufmann nur Waren für 99 Gogos kaufen. Ist der andere Kaufmann so freundlich und setzt er den Preis 100 auf 99 herunter?
5. Lässt der andere Kaufmann seinen Preis bei 100, dann kann er mit Gogos, die jetzt nur noch 99 wert sind nur 99 Waren verkaufen. Was macht er mit der einen Ware, die bei ihm liegen bleibt?
6. Verkauft der Bürgermeister die 100 Uploader-Märkchen für 100 Februar-Gogos, dann kann sich der Kaufmann mit einem Februar-Gogos, der nur noch 0,99 wert ist, nicht 100 Märkchen zu je 0,1 Gogo kaufen, sondern nur 99. Damit kann er 99 Gogos wieder auf Wert 100 aufladen, aber er hat einen Gogo (Kurs: 99) abgeben müssen, vermutlich an den Bürgermeister.
7. Der Bürgermeister hat jetzt nach Hergabe von 99 Uploader-Märkchen einen Gogo zum Kurs 99 in der Kasse. Gibt er diesen Gogo als 0,99-Gogo wieder aus? Oder bedient er sich bei den Uploader-Märkchen selbst und klebt einfach ein Märkchen drauf, so dass er den Februar-Gogo wieder zum Kurs 100 ausgeben kann?
Summa: Werden keine Märkchen aufgeklebt, verringert sich der Wert der Gogos laufend. Mit Februar-Gogos kann man weniger kaufen als mit Januar-Gogos. Werden Märkchen aufgeklebt, müssen die Märkchen irgendwo gekauft werden. Der Verkäufer hat dann als Gegenwert für die Märkchen Gogos in der Kasse, die nicht aufgeladen wurden. Denn er verkauft ja die Uploader-Märkchen. Wo kauft der Verkäufer der Märkchen die Märkchen, die die in seiner Kasse befindlichen Gogos selbst aufladen könnten?
Klebt er die Märkchen selber auf, wird das rasch bemerkt. Was passiert dann?
Arbeitet der Bürgermeister als Bank, werden alle Kaufleute am Abend des letzten Tages alle Gogos beim Bürgermeister einzahlen und am nächsten Morgen wieder abholen. Und da sie 100 Gogos zum Kurs 100 eingezahlt haben, werden sie am nächsten Morgen 100 Gogos zm Kurs 100 zurück verlangen. Dann muss die Bürgermeister-Bank in der Nacht vom Januar zum Februar alle Gogos mit den Uploader-Märkchen bekleben.
Arbeitet der Bürgermeister als Steuereintreiber, werden alle Kaufleute am Tag vor der Uploading-Nacht ihre Steuern zu 100 zahlen, da sie diese einen Tag später nur zu 99 zahlen könnten, da einen Tag später ein Gogo nur noch 0,99 Gogos wert wäre.
Ist der Bürgermeister eine Wechselstube von can.-$ in Gogos und vice versa, können alle Gogo-Teilnehmer am 1. Januar ihre can.-$ in Gogos tauschen. Kurs 1: 1. Am Tag vor der Uploading-Nacht werden alle ihre Gogos wieder in can.-$ zurück tauschen, um die Uploading-Gebühr zu sparen. Am nächsten Tag holen sie sich wieder mit ihren can.-$ neue Gogos, die natürlich nicht Kurs 1: 0,99 haben, sondern wieder frisch zu 1: 1 abgegeben werden.
Die Ãœbung endet also in sich selbst.
Der Gag bei Wörgl war ein ganz anderer. Die Kaufleute hatten bei der Gemeinde Steuerschulden (so die Faktenlage). Die Gemeinde beschäftigte Arbeiter und hatte den Arbeitern gegenüber Lohnschulden.
Die Gemeinde bezahlte die Arbeiter mit Wörgl-Geld, wobei sie versprach, dieses Geld zur Tilgung von Steuerschulden anzunehmen. Die Arbeiter kauften mit dem Geld bei den Kaufleuten ein. Die Kaufleute gaben das Geld sofort an die Gemeindekasse weiter und tilgten ihre Steuerschulden. Die Gemeinde gab das Geld sofort wieder an die Arbeiter zur Tilgung ihrer (weiteren) Lohnschulden weiter, und die wieder an die Kaufleute und die wieder an die Gemeinde zu Tilgun ihrer (weiteren) Steuerschulden, was erklärt, warum in der Gemeinde in den ersten Tagen so viel Wörgl-Geld erschien.
Was aber auch erklärt, dass das Wörgl-Geld ab einem bestimmten Zeitraum stagnierte. Es muss stagnieren, wenn entweder die Gemeinde keine weiteren Lohnschulden mehr abtragen muss. Oder wenn die Kaufleute ihre Steuerschulden bezahlt hatten.
Wörgl hatte sich also eine kleine Notenbank geschaffen, die nicht etwa Geld netto ausgabe, sondern die bestehende Schuldverhältnisse (Lohnschulden) in Geld verwandelte. In Geld, das dann wieder bei ihr verschwand, nachdem es als Steuern eingezahlt war.
So etwas könnte man auch heute aufziehen, indem die Notenbanken nicht nur die bekannten Sicherheiten in Geld verwandeln, sondern auch entsprechend dokumentierte Lohnschulden. Dann geht - kurz gerafft - der Arbeiter mit einem Zettel"Lohnforderung = 1000" zur Notenbank und erhält dafür 1000 Geld.
Der aus der Lohnforderung verpflichtete Arbeitgeber müsste dann die 1000 Geld wieder an die Notenbank einreichen, um im Gegenzug das Dokument"Lohnforderung = 1000" auszulösen. Die Notenbank wird die Diskontierung von Lohnforderungen selbstverständlich befristen, da sie sonst alle Löhne gleich mit neu gedrucktem Geld für immer bezahlen würde.
Dann könnten die Arbeitgeber der Einfachheit halber auch das Geld gleich selber drucken und mit dem gedruckten Geld die Löhne bezahlen.
Gruß
d.
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