- Was ist reich? Fugger-Etüden und interessante Einblicke, historisch & aktuell - dottore, 01.01.2002, 18:25
- Re: Was ist reich? Fugger-Etüden und interessante Einblicke /@dottore - JüKü, 01.01.2002, 18:49
- konnte man damals auch schon mit ´nem Flugzeug direkt in ´n Himmel....? - Ghandi, 01.01.2002, 19:06
- Super. Danke! (owT) - rodex, 01.01.2002, 19:36
- Re: Was ist reich? historisch & aktuell - Dionysos, 01.01.2002, 20:06
- Re: Was ist reich? historisch & aktuell / @Dionysos - JÜKÜ, 01.01.2002, 21:14
- So ist es. Merci. oT. - Standing Bear, 01.01.2002, 22:01
- Re: Was ist reich? Fugger-Etüden und interessante Einblicke, historisch & aktuell - Standing Bear, 01.01.2002, 22:07
- Re: Was ist reich? Fugger-Etüden und interessante Einblicke, historisch & aktuell - JeFra, 02.01.2002, 07:54
- Re: Was ist reich? Fugger-Etüden und interessante Einblicke, historisch & aktuell - dottore, 02.01.2002, 09:38
Re: Was ist reich? Fugger-Etüden und interessante Einblicke, historisch & aktuell
>
>In ihrer Bilanz von 1563 hatten sie als größten Posten 4,44 Millionen fl. Forderungen an König Philipp von Spanien stehen. Ihr Gesellschaftskapital betrug nur 2 Millionen fl. Von den 4,44 Millionen waren 1650 immer noch 615.600 fl. offen.
>
>Kann man das so interpretieren, dass von den 4.44 Mio letztlich doch 3.8244 bezahlt wurden, wenn auch auf fast 100 Jahre gestreckt und sicher unverzinst?
>
>MfG
>JeFra
Hi JeFra,
die Zahlungen erfolgten damals im Gegensatz zu heute bezogen auf die jeweiligen konkreten Kredite. Die hießen später in der Regel"grand parti" und hatten dann einen willkürlichen oder festgelegten Tilgungsplan. Von der"Parti", die 1563 offen war, wurde in der Tat die besagte Summe zurück gezahlt. Dies geschah allerdings mit Hilfe zusätzlicher Kredite, die von Spanien dann nicht mehr in erster Linie von den Fuggern, sondern den Genuesern vor allem aufgenommen wurden.
Außerdem wurden die Schulden im 30jährigen Krieg (1618/48, also kurz vor dem obigen Stichtag) über Münzverschlechterung"erledigt"; führend bei diesem Geschäft war übrigens der Herr von Liechtenstein, der für seine Dienste sich die Gunst des Kaisers und so viel Geld beschaffen konnte, dass er damit sein heutiges Ländle kaufen konnte und so die letzte deutsche Monarchie letztlich aus Währungsbetrug resultiert.
Mit den Tilgungen ist im übrigen als ob die BRD sagen würde: Alle Kredite, die Karl Schiller 1966/67 in seinem großen Konjunkturprogramm aufgenommen hat, sind heute zurückgezahlt.
Die Summen wurden damals teils nach Fälligkeit verzinst, teils wurden sie vorab mit Diskont vergeben.
Allerdings gab es auch lange Zeiten echter Tilgung (plus Verzinsung) von Staatskrediten, besonders berühmt ist der britische Schuldentilgungsplan ("sinking fund"), der im 18. Jh. geholfen hatte und der vorsah, die getilgten Titel in einen Fonds zu tun und weiter verzinslich zu bedienen und so mit immer mehr Geld immer weitere Titel vom Markt nehmen zu können.
Auch die Tilgung der US-Staatsschuld nach WK II ist rühmlich zu nennen.
Staaten waren durchaus zu sanieren. Das ging am einfachsten, indem man Militär und Beamten strich.
Heute ist es nicht mehr möglich, da jede Streichung sofort mit Machtentzug durch den Wähler bestraft würde.
Oder wer möchte einen Sanierungsplan für das Land Berlin (78 Mrd Schulden, 10 Mrd Deckungslücke 2002) durchziehen, ohne dass es Unruhen gibt? Nein Berlin wird natürlich vom Bund alimentiert, als Nr. 3 nach Bremen und Saarland, und alles ist gut.
Bis zum Schluss halt. Dann wirds bitterböse.
Gruß
d.
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