- Gibt es Geld? Die HS-Tautologie und mehr - dottore, 01.12.2002, 21:46
- Re: 'Geld ist ein GefĂŒhl'- schrieben Sie mal - das GefĂŒhl, dass der andere - BillyGoatGruff, 01.12.2002, 22:06
- Re: Gibt es Geld? Ja. - Diogenes, 02.12.2002, 14:28
- Re: Nimmt das Finanzamt Spaghetti? - dottore, 02.12.2002, 17:29
Gibt es Geld? Die HS-Tautologie und mehr
-->Hi,
zum ErgĂ€nzungsband von HS âEigentumstheorie des Wirtschaftens versus Wirtschaftstheorie ohne Eigentum" erreicht mich eine Kritik, die ich den Geldtheorie-Interessierten nicht vorenthalten möchte, zumal sie sich mit meinen eigenen Ăberlegungen deckt.
Ausgangspunkt ist die Kritik LĂ€ufers, âdass eigentliches Geld nicht eigentumsbasiert sein könne, da der Wert des Eigentums nicht bestimmt werden könne, bevor sein Preis nicht ĂŒber die Wahl eines Standardgutes bekannt sei."
(Wir hatten die Standardisierungsproblematik bereits des öfteren diskutiert; meine Meinung ist bekannt: das Standardgut wird nicht in einem Alvarez-Prozess ermittelt, sondern vom bewaffneten Zwang schlicht und einfach festgelegt).
HS fĂŒhren dagegen die Formel i = r/R ins Feld, wobei i der Zinssatz, r der Ertrag und R der Wert des Ertrag bringenden StĂŒckes ist. Die Formel lĂ€sst sich umstellen als R = r/i, wobei i der âUrpreis" sei, den der GlĂ€ubiger fĂŒr seinen âUrwert" der EigentumsprĂ€mie in Anschlag bringen könne.
Nun macht R = r/i nur einen Sinn, wenn es schon einen aktuellen Zinssatz gibt, den man in die Formel einsetzen kann. Womit sich aus r sein Ertragswert R ergibt, wie wir ihn an den RentenmÀrkten beobachten können.
Nun muss der Ertrag, wenn er nicht in Geld anfĂ€llt, in einer Realie anfallen, vgl. das âApfel-Beispiel" (ex Irving Fisher, auf das HS rekurrieren), was aber dessen Preis voraussetzt, weil sich sonst R nicht bestimmen lieĂen. Somit muss Geld schon vorhanden sein, das aber lt. HS erst durch Bestimmung und Blockierung des Wertes von R entstehen soll.
Die Alternative wĂ€re, gleich mit âApfelgeld" (oder Ăhnlichem) zu starten, was aber nicht nachvollziehbar ist.
Selbst wenn man das ĂŒbergeht, haben wir das Problem, dass wir nicht wissen, wie und warum ein i zum allerersten Mal bestimmt sein soll. Es gibt i = r/R, was bedeutet, dass, um i zu bestimmen, zunĂ€chst ein R vorhanden sein muss, was aber durch R = r/i bestimmt wird. Mit anderen Worten: Der Zins, der bestimmt werden soll, setzt den Zins bereits voraus. Oder mathematisch:
i = r/r/i = i/r mal r = i.
Damit haben wir eine klassische Tautologie.
Weiter:
In EZG wird die MĂŒnze noch selbst als metallene Banknote, sozusagen als auf Metall gedruckte Forderung interpretiert, wĂ€hrend sie inzwischen etwas ist, das als Forderung die eigene Sicherheit gleich mit sich fĂŒhrt. Der Autor:
âDas wĂ€re in der Tat eine geniale finanztechnische Innovation, wenn das, was da Sicherheit sein soll, das Edelmetall nĂ€mlich, nicht gleich selber âGeldâ - âMediumâ - wĂ€re, also etwas, das unmittelbar, ohne vorherige Verwandlung in âGeldâ zum Kaufen von Waren oder zur Begleichung von Forderungen verwendet werden kann - gleichgĂŒltig, ob geprĂ€gt oder eben, wie gerade in der Antike noch vielfach ĂŒblich, ungeprĂ€gt. Auf diesem Umstand beruht schlieĂlich die Möglichkeit der MĂŒnzverschlechterung, die bekanntermaĂen dadurch definiert ist, dass der MĂŒnze mehr oder weniger jener Stoff entzogen wird, mit dem eigentlich bezahlt werden sollte. Etwas, das âGeldâ ist, kann aber nicht zugleich Sicherheit sein, denn eine Sicherheit ist nur dann vonnöten, wenn jemand kein âGeldâ hat und daher eine âGeldâversprechen abgeben und dieses zwangslĂ€ufig mit einem Nicht-âGeldâ absichern muss."
Dies zunÀchst dazu.
Demnach werden mir Deutungsversuche von âGeldâ als eines âAktivumsâ (Warengeld, Metallgeld) immer unheimlicher. Denn wozu brauche ich etwas, das mir genau das gibt, was ich haben will, dies aber schon bevor ich es haben MUSS?
Alle diese âPrĂ€mien"-Vorstellungen (EigentumsprĂ€mie, LiquiditĂ€tsprĂ€mie, ebenso: âTauschwert" oder gar âGebrauchswert", wobei âWert" ja nichts anderes wĂ€re als eine PrĂ€mie, ein Agio oder Ăhnliches) fĂŒhren ins Nichts. Es hilft auch nichts, ein solches âPrĂ€mien"-Aktivum zu halten: Denn solange man es nicht selbst haben muss (sondern einfach nur hat), kann es keine PrĂ€mie haben, und wenn andere existieren, die es haben mĂŒssen (ohne es zu haben), lieĂe ich eine âPrĂ€mie" nur vorstellen, wenn jemand darauf spekuliert, dass ein anderer es nicht hat, wenn er es haben muss.
Diese Spekulation kann aufgehen, muss aber nicht. Die PrÀmie könnte sich erst zeigen, wenn derjenige, der es haben muss, aber nicht hat, es auch haben will. Vor diesem Zeitpunkt kann es keine PrÀmie haben.
Was wiederum dazu fĂŒhrt anzunehmen, dass sich âGeld" nur definieren lĂ€sst, als etwas, das ein anderer nicht hat, obwohl er es haben mĂŒsste.
Das âGeld" in meiner Tasche kann also nur âWert" haben in dem Moment, da ich es selbst haben muss bzw. wenn sich ein anderer findet, der es von mir haben möchte, weil er es selbst haben muss.
Woraus sich - bei Licht besehen - der interessante Umstand ergibt, dass Geld âals solches" wertlos ist oder um es auf den Zeitpunkt, auf den es ankommt (= Zahlung zum gesetzten Termin) zu beziehen: Geld âals solches" gibt es nicht.
Erst der Termin macht etwas zu âGeld", nĂ€mlich als etwas, das zum Termin zu gelten hat. Der âGeldwert" hĂ€ngt also einzig und allein vom Termin ab. Existiert kein Termin, kann auch kein Geld existieren bzw. definierbar sein.
DarĂŒber, was âTermin" ist, wer ihn setzt und warum und vor allem in WAS (als zu Leistendes) ist hier bereits hinlĂ€nglich ausgefĂŒhrt worden.
GruĂ!

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