- Gibt es Geld? Die HS-Tautologie und mehr - dottore, 01.12.2002, 21:46
- Re: 'Geld ist ein GefĂŒhl'- schrieben Sie mal - das GefĂŒhl, dass der andere - BillyGoatGruff, 01.12.2002, 22:06
- Re: Gibt es Geld? Ja. - Diogenes, 02.12.2002, 14:28
- Re: Nimmt das Finanzamt Spaghetti? - dottore, 02.12.2002, 17:29
Re: Nimmt das Finanzamt Spaghetti?
-->>Hi dottore,
>HS ist eine Tautologie, dann sind wir uns da endlich einig.
Ja. Bedauerlicherweise bin ich erst nach der ausfĂŒhrlichen Kritik von Adrian Oswald dazu gekommen, eine schon vor Jahren (siehe Vorwort EZG) bei HS eingereichte Kritik zu vertiefen und weiter zu entwickeln.
>>In EZG wird die MĂŒnze noch selbst als metallene Banknote, sozusagen als auf Metall gedruckte Forderung interpretiert,...
>Frage:
>Wieso wird die Forderung auf Metall gedruckt?
So EZG, also bitte dort fragen.
>Metall ist/war selten und schwer zu fördern.
Weder noch. OberflÀchengold lag in Massen herum, siehe Herodot. Eisen gab es als rein nach Meteoriteneinschlag, auch die Rasenerzförderung war einfach. Das Metallproblem war nicht die Förderung, sondern die Bearbeitung (Rennöfen usw.) und vor allem bei Bronze das fehlende Zinn, um aus Cu ein brauchbares Waffenmetall zu machen.
>Es wÀre doch weit ökonomischer, Tontafeln, TierhÀute o.À zu nehmen.
Tontafeln waren nirgends Geld, auf TierhÀuten wurden zunÀchst Depotscheine gefertigt, vgl. die Chirographen (Milet, Karthago usw.) wie oft genug dar gestellt.
>>...wĂ€hrend sie inzwischen etwas ist, das als Forderung die eigene Sicherheit gleich mit sich fĂŒhrt.
>Die Forderung ist die Sicherheit? Eigenartige Konstruktion.
Siehe EZG.
>Die Schuld ist die Ware? Die Ware ist Schuld? Klingt unsinnig.
Dito.
>Wenn jemand die Sicherheit (Ware) weiter geben kann, wozu braucht es dann eine Froderung (Schuld)?
Dito. Davon abgesehen: Das Problem der Sicherheit ist immer ihr Wert, vgl. heutige Besicherungen: Fallen sie gegen andere Waren, wirds dunkel. Die Forderung bezieht sich beim"Geld" nicht auf die Sache (= xx Gramm, noch dazu standardisiert), sondern auf das Nominal (daher MĂŒnzverschlechterungen).
>Generell: Wer hat bei Metall eine Forderung an wen?
Der Abgabenberechtigte an den Abgabenschuldner, vgl. Kupfer-und Zinnsteuer der Hethiter u.v.a.m.
>Und welcher Art ist diese Forderung? Wann ist sie fÀllig? Worin? Wo ist all das aufgeprÀgt?
Die Forderung ist die Steuer. Sie ist fĂ€llig zum Steuertermin. FĂ€llig in Metall (standardisiert) und prĂ€zise nach Gewicht vorgeschrieben ("Talente" bei Herodot usw.). Die PrĂ€gung (MĂŒnzen) garantiert Feinheit (die MĂŒnzen aus kĂŒnstlich fabriziertem Elektron in Sardeis, Stichwort Kroisos und die Ă€lteste bekannte Edelmetall-Raffinerie) und Gewicht (al marco) und enthebt den AbgabenglĂ€ubiger der laufenden PrĂŒfung. Es kann beim ökonomischeren, da zeitsparenden Prozess der"Probation" bleiben, vgl. dazu ausfĂŒhrlich den"PrĂŒfhieb" auf zahllosen ĂŒberkommenen MĂŒnzen.
>>Der Autor:
>>âDas wĂ€re in der Tat eine geniale finanztechnische Innovation,....
>In der tat, so genial, daĂ es grantiert keiner versteht. ;-)
Siehe EZG. Der Autor (Oswald) drĂŒckt seine eigene Verwunderung aus.
>>...wenn das, was da Sicherheit sein soll, das Edelmetall nĂ€mlich, nicht gleich selber âGeldâ - âMediumâ - wĂ€re, also etwas, das unmittelbar, ohne vorherige Verwandlung in âGeldâ zum Kaufen von Waren oder zur Begleichung von Forderungen verwendet werden kann - gleichgĂŒltig, ob geprĂ€gt oder eben, wie gerade in der Antike noch vielfach ĂŒblich, ungeprĂ€gt.
>Wieder: Wer schuldet wem was und wann?
Der Abgabenschuldner dem AbgabenglĂ€ubiger. Das öffentlich bekannt Gemachte (Steuer-listen,"tributum"-AnschlĂ€ge in Rom usw.). Zum öffentlich bekannt gemacht Termin (bis heute, vgl."groĂer Steuertermin").
>Wo steht das drauf?
Auf den Abgabenlisten.
>Auf der MĂŒnze?
Nein. Sie erscheint beziffert nach Zahl in der AbgabenverfĂŒgung. X hat zum Termin Y so und so viel davon abzuliefern.
>Auf dem ungeprÀgten Metall?
Nein. Da erschien das Gewicht (siehe oben"Talent").
>Wenn das Metalgeld kein Geld sondern Kredit ist, was ist dann Geld?
Siehe EZG. Davon abgesehen:
"Im streng rechtlichen Sinn gehört dem SouverĂ€n jede einzelne MĂŒnze, die er prĂ€gen lĂ€sst; gilt doch das Geld nicht eigentlich als Wert an sich, sondern wesentlich, der Aristotelischen Lehre gemÀà (Nikom. Ethik, 5, 8), als ein Instrument." (Martin Burckhardt, Nachwort zur Oresmius-Edition, 1999).
Ăhnlich:"Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist" (NT). Und grundlegender noch das"Moneta"-PhĂ€nomen von Juno Moneta (deren Tempel war die römische MĂŒnzstĂ€tte, das"monere" war das nachdrĂŒckliche"Mahnen", die MĂŒnzen wieder dort abzuliefern, wo sie hergekommen waren; die MONETA-MĂŒnzen darf ich als bekannt voraussetzen).
>>Etwas, das âGeldâ ist, kann aber nicht zugleich Sicherheit sein, denn eine Sicherheit ist nur dann vonnöten, wenn jemand kein âGeldâ hat und daher eine âGeldâversprechen abgeben und dieses zwangslĂ€ufig mit einem Nicht-âGeldâ absichern muss."
>Klartext: Geld ist kein Kredit. Wer Geld hat braucht keinen Kredit. Sehr tiefschĂŒrfend.
Dazu die"Gang of 8" lt. Popeye:"All money is credit..."
>>Dies zunÀchst dazu.
>>Demnach werden mir Deutungsversuche von âGeldâ als eines âAktivumsâ (Warengeld, Metallgeld) immer unheimlicher.
>Also mir sind die obigen Verrenkungen weit unheimlicher:
>- (Edel)Metall ist Kredit,
Nein. Der SouverÀn kreditiert nicht.
>auch wenn keiner weiĂ, wer da wem was wann schuldig ist.
Jeder wusste ganz genau, was er in Edelmetall schuldig war, nicht aus RĂŒckzahlung eines Kredits, sondern aus Lieferungszwang einer Metallabgabe.
Das PhĂ€nomen, dass etwas gefordert wird, was KEINE RĂŒckzahlung eines Kredits ist, scheint gewöhnungsbedĂŒrftig zu sein. Ich bin doch hoffentlich nicht der einzige, der jemals STEUERN gezahlt hat?
>Aber das ist egal, denn dieser Kredit ist zugleich seine eigene Sicherheit.
>- Weil Metall Kredit ist und zugleich seine eigene Sicherheit, kann Metall kein Geld sein. Die Voraussetzung wird zum Beweis. Nur womit der"Kredit" bezahlt wird, das sagt der Autor nicht.
Es geht nicht um den Kredit und seine RĂŒckzahlung. Sondern um die mit Hilfe des bewaffneten Zwangs eingetriebene Abgabe. Beide Male wird"gezahlt".
>- Dumm wird es, wenn das Kredit-Metall fÀllig wird. Aber das passiert nicht, weil nichts dergleichen draufgeprÀgt ist. Also braucht man ohnehin kein Geld. Was gut ist, denn keiner weis, was es sein soll.
Ohne Abgaben kein Geld. Wie denn?
Ich darf nochmals an das"Geld" erinnern, das 1948 ausgegeben wurde. Es muss bis 2006 vom Staat an die Bundesbank zurĂŒckgezahlt sein, was nur ĂŒber Steuern (Abgabe) oder vertagte Steuern (zusĂ€tzliche Staatsschulden) möglich sein KANN.
>- Es wird nicht kundgetan, was Geld ist, nur soviel: Wenn man wĂŒĂte was es wĂ€re und es hĂ€tte, wĂŒrde man keinen metallgewordenen Kredit brauchen.
Von Abgabenschuldnern wird das Abgabenmetall dann nachgesucht, wenn sie es zum Abgabentermin nicht vorrÀtig haben. Der Unterschied census / usura.
>>Denn wozu brauche ich etwas, das mir genau das gibt, was ich haben will, dies aber schon bevor ich es haben MUSS?
>Etwas, das mir gibt, was ich haben will, brauche ich genau deswegen.
>Etwas, das mir gibt, was ich haben muĂ, brauche ist auch genau deswegen, nur weit dringender (höhere PrĂ€ferenz)
Umgekehrte Steigerung. Die höchste PrÀferenz (100 %) hat wegen der höchsten bei Nichtleistung eintretenden Sanktionen die Abgabe. Der Staat schlÀgt immer sÀmtliche sonstigen GlÀubiger (siehe Konkursordnungen weltweit). Alle anderen PrÀferenzen sind von 100 % aus mit Abschlag zu sehen. Auf Zahlung (Abgabe, Steuer) verzichtet der Staat als letzter.
>>Alle diese âPrĂ€mien"-Vorstellungen (EigentumsprĂ€mie, LiquiditĂ€tsprĂ€mie, ebenso: âTauschwert" oder gar âGebrauchswert", wobei âWert" ja nichts anderes wĂ€re als eine PrĂ€mie, ein Agio oder Ăhnliches) fĂŒhren ins Nichts.
>Jepp. Meine Rede seit langem.
Sehr schön.
>>Es hilft auch nichts, ein solches âPrĂ€mien"-Aktivum zu halten: Denn solange man es nicht selbst haben muss (sondern einfach nur hat), kann es keine PrĂ€mie haben, und wenn andere existieren, die es haben mĂŒssen (ohne es zu haben), lieĂe ich eine âPrĂ€mie" nur vorstellen, wenn jemand darauf spekuliert, dass ein anderer es nicht hat, wenn er es haben muss.
>Du vergiĂt: Haben wollen/mĂŒssen setzt gebrauchen können/mĂŒssen voraus.
Nein. Die ersten Metallabgaben (z.B. Kupfer und Zinn) konnte der Abgabenschuldner nicht gebrauchen, da er von der Produktion der Bronze ausgeschlossen war (alles ausfĂŒhrlich schon gepostet). Das natĂŒrlich gewonnene Elektron war nicht als Abgabenmittel zu gebrauchen, da nicht zu 55/45 standardisiert und niemand eine private Raffinerie betreiben konnte. Reines ("weiĂes") Silber kommt nicht vor, also war es erst zu gebrauchen (als Abgabe), nachdem es entsprechend standardisiert war.
>>Diese Spekulation kann aufgehen, muss aber nicht. Die PrÀmie könnte sich erst zeigen, wenn derjenige, der es haben muss, aber nicht hat, es auch haben will. Vor diesem Zeitpunkt kann es keine PrÀmie haben.
>>Was wiederum dazu fĂŒhrt anzunehmen, dass sich âGeld" nur definieren lĂ€sst, als etwas, das ein anderer nicht hat, obwohl er es haben mĂŒsste.
>Du verwechselst"Geld" mit Wert bzw. Preis.
Nein. Geld ist, just wie beschrieben, die standardisierte Abgabe. Sein Wert ergibt sich nicht"aus sich selbst heraus", sondern ausschlieĂlich aus dem, was mir widerfĂ€hrt, wenn ich es nicht zum konkreten Termin in konkret vorgeschriebener Menge, Feinheit usw. abliefere.
Zu jeder Abgabe gehört die Sanktion. Der"Wert" dieser Sanktion bestimmt den Wert (Preis) der Abgabe. Und zwar ganz genau 1: 1.
Bin ich 100 Gramm Silber als Abgabe schuldig und lautet die Sanktion: Bei Nichtablieferung wird dir ein einjÀhriges Schaf genommen, dann ist der Preis des einjÀhrigen Schafes zum Termin 100 Gramm Silber und vice versa.
>>Das âGeld" in meiner Tasche kann also nur âWert" haben in dem Moment, da ich es selbst haben muss bzw. wenn sich ein anderer findet, der es von mir haben möchte, weil er es selbst haben muss.
>Alle Waren haben nur einen Wert (sprich Preis), wenn sich jemand findet, der sie haben will. Markt eben. Wieso sollte es mit Geld anderst sein?
Weil es diesen"Markt" nicht gegeben hat. Der erste"Umsatz" der Geschichte war nicht ein Kauf (Leistung / Gegenleistung), sondern eine Abgabe (Leistung / keine Gegenleistung - es sei denn die Nichtsanktionierung wird als"Gegenleistung" bezeichnet: dafĂŒr, dass ich die Abgabe leiste, darf ich am Leben bleiben).
>>Woraus sich - bei Licht besehen - der interessante Umstand ergibt, dass Geld âals solches" wertlos ist...
>Was ist Geld"als solches"? Klingt wie"Ding an sich". Beides sind unsinnige AusdrĂŒcke, weil Dinge mmer nur im Kontext zu anderen Dingen existieren können.
Der Unsinn ist nicht von mir, sondern von jenen, die von einem"Geld" sprechen, bevor Abgaben erhoben wurden - das berĂŒhmte macht-praeexistente"Privatgeld".
>Geld macht klarer weise nur Sinn, wenn es Waren gibt.
Mitnichten. Geld macht nur Sinn, wenn es geleistet werden muss. Selbst bei Waren setzt es also nicht Waren voraus, sondern einen Kontrakt ĂŒber Waren, der mit Geld erfĂŒllt werden muss.
Nicht das Geld jagt die Ware, sondern die Ware das Geld. Waren sind substituierbar, Geld nicht. Ich kann von Kartoffeln auf Spaghetti wechseln, aber das Finanzamt nimmt nur Geld, niemals Spaghetti.
>>...oder um es auf den Zeitpunkt, auf den es ankommt (= Zahlung zum gesetzten Termin) zu beziehen: Geld âals solches" gibt es nicht.
>>Erst der Termin macht etwas zu âGeld", nĂ€mlich als etwas, das zum Termin zu gelten hat.
>Also: Geld ist am Termin"Geld". Und vorher und nachher? Was ist es da?
Nichts. Beweis: WĂŒrden alle Forderungen, die auf Euro lauten ĂŒber Nacht auf Null gestellt, wĂ€ren alle physisch vorhandenen Euro sofort Altpapier. Denn wozu sollte man sie brauchen, wo man doch nichts mehr mit ihnen bezahlen muss?
>>Der âGeldwert" hĂ€ngt also einzig und allein vom Termin ab.
>Nein. Der Geldwert (auch Kaufkraft genannt) hÀngt von Angebot und Nachfrage ab. Der Geldwert ist der Reziprokwert des Preises.
Nein. Muss nichts mehr bezahlt werden (Bezahlung setzt immer Termin voraus), hat das Geld keinerlei Wert mehr (beim heutigen Papiergeld wĂŒrde es vielleicht noch als KaminanzĂŒnder taugen, aber es gibt andere Stoffe, die besser brennen).
Oder anders: Nimm alle Zahlungstermine weg (jeder kann also bezahlen, wann immer er will), gibt es auch keinerlei"Nachfrage" nach Geld mehr - wozu sollte ich es nachfragen, wo ich es doch niemals brauche?
>>Existiert kein Termin, kann auch kein Geld existieren bzw. definierbar sein.
>Hier kommst du in die Tautologie, die du selber kritisierst.
Der Termin ist keine Tautologie. Der Termin definiert den"Geldwert" und sonst gar nichts.
>Du willst etwas namens"Geld" zu einem Termin fÀllig stellen, daà es noch gar nicht geben kann. Folglich weià keiner was"Geld" ist, denn Geld gibt es erst nachdem der Termin gestellt wurde. Was keiner kennt, kann niemand im vorhinen fÀllig stellen, ergo kein Termin, ergo kein Geld. Was nun?
Doch genau das ist es ja: Der Termin lautet nicht auf Termin, sondern darauf, etwas, was ganz genau definiert wurde, zum Termin zu leisten bzw. abzugeben.
>>DarĂŒber, was âTermin" ist, wer ihn setzt und warum und vor allem in WAS (als zu Leistendes) ist hier bereits hinlĂ€nglich ausgefĂŒhrt worden.
>Z.B: Mein Bauch setzt Termine, 3 mal tÀglich. ;-)
Diesen Termin kannst Du nicht nur strecken, sondern ihn auch mit etwas erfĂŒllen, was nicht vorher festgelegt wurde. Heute Abend"Essen" heiĂt nicht heute Abend"Steak essen". Das Finanzamt setzt Dir Termin (Sanktion!) und schreibt auch ganz genau vor, in was Du leisten musst.
Eigentlich doch einfach - oder?
Und GruĂ!

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