- Wie lautet die Definition von Verschwörung? - QuertreiBär, 12.04.2003, 09:23
- Re: Wie lautet die Definition von Verschwörung? - Uwe, 12.04.2003, 10:30
- Danke Uwe, sehr aufschlußreich. - QuertreiBär, 12.04.2003, 10:58
- Verschwörung als Wort ist recht unpassend bei heute diskutierten Verschwörungen - Turon, 12.04.2003, 12:14
- conspiracy und Konspiration kommen beide aus dem Lateinischen:-)) - Heller, 12.04.2003, 14:43
- Ist schon richtig - Turon, 12.04.2003, 16:35
- conspiracy und Konspiration kommen beide aus dem Lateinischen:-)) - Heller, 12.04.2003, 14:43
- Re: Wie lautet die Definition von Verschwörung? - Inventor, 12.04.2003, 15:16
- Verschwörungsgrundlage ist ein übergeordnetes Ziel, ein Bund ohne Ziele? - Turon, 12.04.2003, 16:42
- Robert Anton Wilson in"Das Lexikon der Verschwörungstheorien" - HB, 13.04.2003, 12:28
- Re: Wie lautet die Definition von Verschwörung? - beni, 13.04.2003, 16:07
- Re: Wie lautet die Definition von Verschwörung? - Wolfhart Willimczik - Inventor, 13.04.2003, 17:45
- Re: Wie lautet die Definition von Verschwörung? - Uwe, 12.04.2003, 10:30
Robert Anton Wilson in"Das Lexikon der Verschwörungstheorien"
-->Robert Anton Wilson schreibt in"Das Lexikon der Verschwörungstheorien" (kann auch überall im Internet als PDF-Datei herunter geladen werden):
................................................................................
EINLEITUNG
Bloß weil du nicht paranoid bist, heißt das noch lange nicht, daß sie nicht
hinter dir her sind.
Populäres Sprichwort in den 1990ern.
Im September 1996 ergab eine telefonische Umfrage unter 800 erwachsenen Ame-
rikanern, daß 74 Prozent - praktisch also drei von vier Bürgern - glauben, die US-
Regierung sei regelmäßig in geheime und verschwörerische Aktivitäten verstrickt.
Das muß nicht unbedingt eine zunehmende Flucht in die Phantasie oder die Ver-
wechslung von Fernsehen und Realität bedeuten: Die gleiche Studie fand heraus,
daß nur 29 Prozent an Hexerei glauben und gerade mal 10 Prozent denken, daß
Elvis Presley noch am Leben ist.1)
Wenn drei von vier Bürgern - eine weit größere Mehrheit, als sie je ein amerikani-
scher Präsident in unseren Zeiten hinter sich hatte - die Regierung verbrecherischer
und ruchloser Aktivitäten verdächtigen, dann heißt das, daß inzwischen ganz nor-
male Leute etwas glauben, was vor hundert Jahren, in den 1890ern, nur erbitterte
Linksradikale behauptet haben (und was nur Berufszyniker wie H. L. Mencken
noch spät in den Zwanzigern geglaubt haben).
Inzwischen sehen nicht nur Linksextreme und Zyniker alle möglichen Arten von
Doppelzüngigkeit in Washington: Die Rechtsaußen-Fraktion hegt einen viel
schlimmeren Argwohn als alle anderen Trottel in der Republik zusammen. Niemand
in den Vereinigten Staaten von heute hat noch das gleiche blinde Vertrauen in unsere
Herrscher, das man uns in der Volksschule beigebracht hat, und die eingangs
erwähnten drei von vier trauen ihnen überhaupt nicht über den Weg.
Doch die Regierung hat keinerlei Monopol auf das untere Ende der Vertrauens-
kurve. Wir leben in einer Zeit, in der mehr Menschen anderen Menschen mißtrauen
als jemals zuvor. Man kann sich kaum mehr eine Gruppe der Gattung Homo
sapiens vorstellen, die nicht das Objekt angstvoller Verdächtigungen einer anderen
Gruppierung geworden ist. Nach landläufiger Ansicht gehören Berufe wie die fol-
genden zu den kriminellen Klassen:
TV-Reparaturleute, die uns ständig betrügen, genauso wie Automechaniker. Ärzte,
Händler, Kirchenleute und sogenannte »Experten« aller Art sind von einem bei-
nahe schon sichtbaren, dunklen Smog des Mißtrauens umgeben. Wir wissen alle,
daß man »Experten« mieten kann, die für jede Seite jeden Falles Zeugnis ablegen
können.
Auch die Akademiker haben ihre eigenen Arten von Verschwörungstheorien, oder
etwas ganz Ähnliches. Die zwei führenden Schulen der Kunst- und Kulturkritik, be-
kannt als Dekonstruktivismus und Postmodernismus, suchen und finden auch
meist tiefere Beweggründe in allen »Denkmodellen« oder »Geschichten« über die
Situation des Menschen, egal ob es sich bei dieser »Geschichte« nun um das Stück
eines Genies wie Shakespeare oder eine TV-Sitcom handelt oder um einen Roman,
Film oder Dokumentarfilm, eine Skulptur, die große Oper, ein Gemälde oder einen
angeblichen »Fund« der Sozialwissenschaften, um ein etabliertes Gesetz in der
Wissenschaft der harten Fakten oder eine politische oder religiöse Überzeugung. Die
Dekonstruktivisten, die ihre skeptische Methode auf den schlechtesten und besten
Tendenzen von Freud bis Buddha aufbauen, lassen einen mit dem Gefühl zurück, daß
man keiner Kommunikation zutrauen kann zu sagen, was sie bedeutet oder zu
bedeuten, was sie sagt. Postmodernisten scheinen sich oft zu weigern, überhaupt zu
kommunizieren (ich sage das ohne Arglist, denn man hat mich selbst auch einen
Postmodernisten genannt; R. A. Wilson). Wahrscheinlich sind Hunde die einzigen
Leute, die dem Menschen noch trauen, aber mir ist aufgefallen, daß selbst manche
Hunde in letzter Zeit ihre Zweifel haben.
Seltsame Stories
Als ich anfing, an Büchern Geschmack zu finden (ich muß so um die 8 oder 9 Jahre
alt gewesen sein), war eins der ersten Bücher, das ich las, ein Buch mit dem beäng-
stigenden Titel Believe it or not! (Glaub es oder nicht!), und es enthielt Hunderte
von fast unglaublichen, aber angeblich wahren Geschichten über seltsame Gescheh-
nisse auf unserem Planeten.
Der Autor, ein damals bekannter Karikaturist namens Robert Rille, begann mit
einem Abschnitt über die Merkwürdigkeiten menschlicher Religionen unter der
klassisch wirkenden Überschrift: »Seltsam ist der Mensch, wenn er seine Götter
sucht.« Heute weiß ich immer noch nicht, ob Herr Rille diesen Aphorismus
erfunden oder ihn aus einem echten Klassiker hat; aber er blieb mir länger als ein
halbes Jahrhundert im Gedächtnis. Männer (und Frauen) werden tatsächlich selt-
sam, wenn sie Götter suchen. Aber wie das vorliegende Werk zeigen wird, werden
sie sogar noch viel komischer, wenn sie ihre Teufel suchen. Und die Geschichten,
die sie erfinden, haben den düsteren Charme und die gruselige Banalpoesie eines
Bela Lugosi in seinen besten Momenten. Fast hat man den Eindruck, der menschli-
che Geist wirke wie ein gigantisches Vergrößerungsglas: Wendet man ihn positiven
Gedanken zu, vergrößert er sie und multipliziert sie buchstäblich endlos, so wie er
es für die christlichen Wissenschaftler und die Schüler des Geistlichen Norman
Vincent Peale tut. Betrachtet man aber Böses mit diesem Geist, wird er Ihnen bald
alles zeigen, wovor Sie Angst haben; direkt vor Ihrer Haustür, komplett mit geifern-
dem Maul und grünen Tentakeln.
Seit den Blütezeiten von Sankt Paulus und Augustinus haben sich nicht mehr so
viele Leute bemüßigt gefühlt, alles durch das Vergrößerungsglas des Bösen zu
betrachten und dann angesichts der großen Bosheit, die sie in dieser »tief gesun-
kenen« Welt fanden, in verzweifeltes Geheul auszubrechen.
Weder die Regierung noch die Medizin oder die Geschäftswelt haben ein Monopol
auf populäre Ängste. Die meisten rechten Christen fürchten die Freimaurer, und
die meisten Freimaurer machen sich große Sorgen wegen des Vatikans und all sei-
nen Speichelleckern. Viele amerikanische Bürger europäischer Abstammung haben
sich in die Berge zurückgezogen (in Idaho und anderswo), weil sie glauben, daß die
Amerikaner afrikanischer Herkunft entschlossen sind, die weiße Rasse auszumer-
zen (sei es aus Rache für die Sklaverei oder weil sie sich von irgendeiner anderen,
noch teuflischeren Verschwörung haben irreleiten lassen).
Ein wahrscheinlich noch größerer Prozentsatz von afro-amerikanischen Bürgern
glaubt, daß die euro-amerikanische herrschende Klasse vorhat, sie auszurotten (sie-
he: Tuskegee Syphilis Study und die Hinweise zu anderen Einträgen im Haupttext
dieses Bandes.)
Schwarze Helikopter treiben sich über unseren ländlichen Gegenden herum, und
nur Holzköpfe glauben, daß diese Hubschrauber zur Drogenfahndung gehören
und nach verbotenen Kräutern suchen (damit uns, nach weit verbreiteter Ansicht,
die Multi-Billionen-Dollar-Pharma-Industrie weiterhin mit immer weniger ver-
läßlichen Arzneimitteln zu immer höheren Preisen beschummeln kann); andere
befürchten noch viel Schlimmeres. Manche glauben, die Hubschrauber arbeiten
Hand-in-Handschuh mit einem satanischen Konsortium von Viehverstümmlern,
Kindesmißhandlern, verrückten Vorschullehrern und Punk-Rockern; wieder ande-
re sind überzeugt, daß diese finsteren Luftfahrzeuge einer angeblichen UN/New-
World-Order-Verschwörung dienen, die in den nächsten Tagen über uns herfallen
wird. Und natürlich: Niemand glaubt noch amtlichen Verlautbarungen. Nicht mal
die, die sie schreiben...
Vielleicht sind solche verallgemeinerten unguten Gefühle gegenüber anderen Mit-
gliedern unserer eigenen Spezies nach Auschwitz und Hiroshima unvermeidlich
geworden. Und tatsächlich: Wer die »Misanthropie« eines Swift, Bierce, Twain und
Gleichgesinnten nicht teilt, muß die meisten Nachrichten seit 1944 - oder früher -
verschlafen haben.
Freud und Yeats, der eine ein großer Psychologe, der andere ein großer Dichter,
wurden, was die menschliche Rasse betraf, zunehmend unsicher nach den Schrek-
ken des Ersten Weltkrieges, die sich inzwischen aber, im Vergleich mit den seitdem
verübten Greueltaten, recht mager ausnehmen.
Die Suche nach den Schuldigen
In diesem »Dämonischen Lexikon« beschäftigen wir uns nur mit Theorien, die an-
geben, daß einige Personen oder Gruppen, die der jeweilige Theoretiker spezifizie-
ren kann - oft mit Vor- und Zunamen sowie Adresse -, schuld an all dem Schrecken
sind, der die meisten von uns berührt: vom ökologischen Ungleichgewicht bis zu
ökonomischem Elend, von Krieg bis Armut, von Drogenkartellen bis hin zu der
Tatsache, daß man am Wochenende keinen Klempner mehr kriegt. Diejenigen, die
schuld uns allen gleichermaßen geben, haben keine Verschwörungstheorie, sondern
eine Erbsünden-Theorie.
Die unheilvolle Zusammensetzung der Menschheit in Verschwörungstheorien
scheint fast immer austauschbar oder homogen zu sein. Wenn eine Verschwörungs-
theorie postuliert, daß die Mitglieder der Verschwörung nicht alle den gleichen
Anteil an der bewußten Bosheit ihrer Anführer haben, ist sie um einiges anspruchs-
voller und ein gutes Stück realistischer als die meisten dieser »Sündenbock«-Theo-
rien. Ezra Pound zum Beispiel schreibt in Canto 52:
Sünde zieht Vergeltung nach sich, arme Jidds bezahlen für
———
bezahlen für die Vendetta von ein paar großen Juden an Goyim
(= Nichtjuden).2)
(Das — steht für »Rothschild«, ein Name, den Pounds Verleger auf Anraten seines
Anwalts entfernte. Pound bestand darauf, das — im Text zu belassen, damit man
sah, daß sein Text einer Säuberung unterzogen worden war.)
Was immer man von Pounds poetischem Gebrauch der Muttersprache hält, seine
Worte repräsentieren eine der wenigen nicht austauschbaren Verschwörungstheo-
rien: Ein paar große (= reiche) Juden tragen die Schuld an allem, sagt er, und die
armen Juden müssen ungerechterweise dafür zahlen. Solche Theorien, die ein
Körnchen Vernunft beinhalten, halten sich in Konspirologen-Kreisen meist nicht
sehr lang, auch nicht in den Köpfen einzelner Verschwörungsjäger.
Ein paar Jahre nachdem er diese Zeilen geschrieben hatte, begann Ezra Pound im
Radio Rome über »die Juden« als homogene Gruppe herzuziehen, die für die
schlechte Wirtschaftslage verantwortlich sei. Eine ganz ähnliche Dynamik sieht
man in der Entwicklung fast aller Verschwörungstheoretiker (außer bei mir, meinen
Freunden und, natürlich, den Lesern dieses Buches).
Die austauschbaren Gruppen, wie sie der eifrige Konspirologe fürchtet, kann es in
Wirklichkeit gar nicht geben, weil alle Gruppen aus Individuen bestehen, von de-
nen sich jedes auf irgendeine Art vom anderen unterscheidet (keine zwei Gehirne
gleichen einander, genausowenig wie zwei Fingerabdrücke).
Nichtsdestotrotz neigen die meisten existierenden Verschwörungstheorien zur Hy-
pothese von der Austauschbarkeit der Teufelsgruppe, und das scheint sowohl ein
Ergebnis des »paranoiden« (oder: Staatsanwalt-) Stiles der Geisteshaltung des Ver-
schwörungsjägers zu sein als auch eine Folge der Struktur unserer Sprache, die es
einem leicht macht, über Juden, Katholiken, Juristen, Mediziner, Banker, Freimau-
rer, Politiker, Männer usw. herzuziehen, und zwar als austauschbar und gleicher-
maßen böse.
Nietzsche wies darauf hin, daß wir, nachdem die Menschheit es müde war, »dieses
Blatt« und »jenes Blatt« und »das nächste Blatt« usw. zu sagen, die grammatika-
lisch-mystische Kategorie »das Blatt« erfanden, in der alle einzelnen Blätter Son-
derfälle sind. Aber »das Blatt« existiert nirgendwo außerhalb der Grammatik und
der Platonischen Philosophie - daher tendiert unsere Sprache dazu, den Neo-Pla-
tonismus zu fördern, indem sie die Welt mit grammatikalischen Abstraktionen
bevölkert. Jede Verschwörungstheorie, die sich in Richtung Austauschbarkeit
bewegt, nähert sich gleichzeitig auch dem Platonischen Idealismus. Diese »sprach-
liche Hypnose« scheint so weit verbreitet zu sein, daß der Baron Alfred Korzybski
die Wissenschaft der allgemeinen Semantik als einen Heilungsversuch dagegen
erfand.3)
In anderen Worten: Weil wir »die Juden« oder »die neue Weltordnung« oder »das
Patriarchat« sagen können, können wir auch glauben oder beinahe glauben, daß
diese grammatikalischen Abstraktionen zur gleichen Art Realität gehören wie Bas-
ketbälle, bellende Hunde oder gebackene Bohnen.
Wie die Dinge liegen, verschwindet das Individuum mit all seinen Haaren, Finger-
nägeln, Idealen, Wahnvorstellungen und seltsamen Gerüchen, und kollektive
Hauptwörter spuken in der Welt herum. (Siehe Hawthorne Abendsen.)
Besonders Amerikaner scheinen Geschmack an Geschichten zu finden, die behaup-
ten, daß alles Schlechte von den Manipulationen einer bösartigen Gruppierung
herrührt, die kein bißchen moralischer ist als SPECTRE in den James-Bond-
Geschichten.
Vielleicht sollten wir, statt unsere Bürger in Verschwörungsgläubige und Ungläu-
bige zu spalten, uns selbst teilen: in die, welche die Schuld den bekannteren Ver-
schwörungen geben - CIA, die Protokolle der Weisen von Zion, die Freimaurer -,
und die, die ihre Treue und Gefolgschaft eher abstruseren Theorien geben, wonach
die Schuld bei geheimen Gruppen liegt, von denen die meisten normalen Menschen
noch nie etwas gehört haben, wie etwa die Gnomen von Zürich, die Malteserritter
oder die Insider.
Diejenigen, welche die Möglichkeit einer Verschwörung, egal wo, rundheraus ver-
neinen, müssen irgendwann, wie seinerzeit Voltaire, erkennen, daß das Ausmaß
menschlicher Dummheit etwa dem gleicht, was Mathematiker meinen, wenn sie
von »unendlich« sprechen.
Andere, die nicht glauben wollen, daß die Dummheit derart transzendente Propor-
tionen erreichen kann, glauben notgedrungen an irgendeine Form der Verschwö-
rung oder Verschwörungen, zumindest hin und wieder. Dummheit, so glauben wir
meistens, kann nicht alles erklären, was auf diesem Planeten schiefläuft...
In der Tat, diejenigen, die da glauben, »Verschwörungstheorien« enthalten nichts als
paranoide Phantastereien, sollten bedenken, daß die Regierung der Vereinigten
Staaten höchstselbst, aber auch andere fortgeschrittene Regierungen an Verschwö-
rungen glauben und Gesetze dagegen haben. Sonderabteilungen der Polizeimacht
haben den Auftrag, mögliche Verschwörungen auf verschiedenen Gebieten aufzu-
decken - die SEC kümmert sich um Bankschwindel, die »Red Squad« jeder Polizei-
behörde hält Ausschau nach subversiven Ideen, Staatsanwälte jagen nach Büchern,
die so böse sind, daß sie nicht durch die Meinungsfreiheit geschützt sind (von der
Radikale glauben, sie sei dazu da, alle Bücher zu schützen), sogar die CIA hält (wenn
ihr das profitable Kokain-Geschäft dafür Zeit übrig läßt) nach Verschwörungen von
außen Ausschau etc. Wenn wir (oder drei von uns vier) den Leuten, die uns regieren,
nicht trauen, dann trauen die uns erst recht nicht. Und auch in keinem anderen Land
fehlt es an Gesetzen zur Bekämpfung krimineller Vereinigungen und Behörden, die
sie aufdecken und verfolgen sollen.
Das erklärt zum Beispiel, wie die italienische Regierung 1980 die P2-Verschwörung
aufdecken konnte, die über 950 ihrer Agenten in Spitzenpositionen der Regierung
untergebracht hatte. Erst kürzlich hat die US-Regierung bei der Tabakindustrie
Beweise für eine Verschwörung zur Täuschung der Ã-ffentlichkeit gefunden. Solche
Tatsachen sollten uns davor warnen, alle Verschwörungstheorien als Zeitvertreib für
Spinner und Deppen zu betrachten.
Keine dieser Behörden oder Agenturen, deren Aufgabe es ist, echte Beweise auf den
Richtertisch zu legen, hat jemals auch nur Spuren jener wirklich Großen
Verschwörungen gefunden, an die die echten Verschwörungsfanatiker glauben.
Dem echten Konspirologen beweist das allerdings nur: Die Großen Verschwörun-
gen haben wirklich universelle Macht, denn die mit der Aufdeckung beauftragten
Agenturen sind »selbst ein Teil der Vertuschung«. Gegen diese Art Verblendung
kämpfen selbst die Götter vergeblich an.
Andererseits würde natürlich eine wirklich mächtige und wirklich intelligente Ver-
schwörung niemals »aufgedeckt« oder auch nur verdächtigt werden, wie es Mel
Gibson in seinem Film Conspiracy Theory zeigt. Daher kann niemand auch wirklich
verrückte Verschwörungstheorien widerlegen, denn sie alle haben eine seltsame
Schleife in ihrer Konstruktion: Jeder Beweis gegen sie funktioniert nämlich
gleichzeitig als Beweis für sie, wenn man die Dinge so sehen will. Daher überlebt die
Pop-Dämonologie der Verschwörungstheorie jede Kritik, genau wie ihre Cousine, die
Theologie. Leute glauben nicht aus logischen oder wissenschaftlichen Gründen an
theologische oder dämonologische Weltmodelle, sondern aus »künstlerischen« oder
zumindest emotionalen Gründen.
Diese Modelle oder Geschichten geben harmonische, zusammenhängende und
recht schlichte Erklärungen für Ereignisse, die ohne sie chaotisch wirken und jen-
seits menschlichen Verständnisses zu liegen scheinen. Deshalb glaube ich selbst an
viele davon.
Kultisches Zwielicht
Verschwörungstheorien florieren in Zeiten und an Orten der Unsicherheit und
Ängste, aber erst in Zeiten, in denen die Regierung selbst Verschwörungen befürch-
tet, d.h. ihrer Bevölkerung nicht mehr traut, blühen sie richtig auf.
Hier betreten wir wirklich trübes Gelände, wo viele Leute tatsächlich unter Über-
wachung stehen, weil sie einmal geglaubt und gesagt haben, die Regierung würde
sie bespitzeln. »Wenn die Regierung dem Volk nicht traut, warum löst sie es dann
nicht auf und wählt ein neues?« fragte einst Bert Brecht.
Eine Regierung, die sich vor ihrem Volk fürchtet, kann es nicht so einfach auflösen
oder durch ein beschlagnahmtes, von irgendwoher importiertes Volk ersetzen, also
muß sie das Volk, das sie hat, bespitzeln und in dessen Privatleben herumstochern.
»Aberglaube fliegt, wie die Fledermaus, meistens im Zwielicht«, schrieb Sir Francis
Bacon. Ganz ähnlich denke ich - nach beinahe 30 Jahren Studium der
Verschwörungstheorien -, daß verschrobene Verschwörungstheorien und moderne
Folklore am besten in einer Atmosphäre der Unsicherheit und Angst gedeihen. Wenn
die Leute nicht wissen, was als nächstes passiert, wird sich jede wilde Story sehr
schnell unter der Bevölkerung verbreiten; statt ganz ohne Erklärung für ihre Lage zu
bleiben, scheinen die Menschen Geschichten vorzuziehen, und seien sie noch so
blödsinnig. Und der Kern jeder guten Geschichte ist, wie in der
Verschwörungstheorie auch, das Komplott. Wenn die Leute ihrer Regierung nicht
trauen, dann traut diese ihnen auch nicht.
Traut die Regierung dem Volk nicht, traut ihr auch das Volk nicht. Dieses Karussell
ist fast schon ein Perpetuum mobile (siehe: Every Knee Shall Bow).
In einem Land, in dem Ihr Urin nicht mehr Privatsache ist, sondern die Machtelite
ihre Schnüffler ausschickt, um Sie bis ins Innere Ihrer Harnblase auszuspitzeln -
wer kann sich da noch frei und sicher fühlen? Daher werden die Leute immer feind-
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seliger und »paranoider« gegenüber ihrem Staat; und die Regierung, die das merkt,
wird immer nervöser wegen irgendwelcher »Militanten« oder »Kulten« oder »Hip-
pies« oder »Extremisten« oder sonstigen staatsfeindlichen Minderheiten, die sich
überall aufhalten und alles mögliche aushecken könnten. Daher stellt die Regierung
mehr Lauscher und Abhörer ein, legt mehr Wanzen und spioniert das Volk mit
immer größerem Eifer aus. Diese seltsame Schleife wird schnell zum Teufelskreis,
da sich die staatliche Paranoia in Sachen Volk und die des Volkes in Sachen Staat
gegenseitig aufschaukeln (siehe: Krieg gegen bestimmte Drogen). Dieser Kreislauf
geht weiter, bis das System zusammenbricht, die Finanzierung ausläuft oder, dank
göttlicher Intervention, geistige Gesundheit wiederkehrt.
In der Zwischenzeit gedeihen endlose und labyrinthartige Verschwörungstheorien,
sowohl bei der Regierung als auch unter den Regierten, die immer mehr Angst vor-
einander kriegen (siehe: James Jesus Angleton). Der Kalte Krieg hat uns Spionage,
Schnüffelei und Verfolgungswahn hinterlassen, die keiner rationalen Funktion
mehr dienen (wenn sie es je getan haben). Das geht nach dem Ende des Kalten
Krieges alles selbst weiter, weil Politik wie die Newtonsche Mechanik einem Gesetz
der Trägheit gehorcht, wonach ein politischer Kreuzzug in Bewegung in dieser
Bewegung verharrt, bis irgendeine von außen wirkende Kraft diese Bewegung
unterbricht. Keine solche Kraft von außen hat bis jetzt unsere Bewegung in Richtung
einer Kafka-Orwell-Welt verlangsamt, in der die verrücktesten Phantasiegebilde für
mehr und mehr Menschen zunehmend plausibel wirken.
Ein anderer Faktor, der dazu beiträgt, Verschwörungstheorien über die bloße Not-
wendigkeit hinaus zu vervielfachen, besteht darin, daß alle Geheimdienste zwei
Funktionen zu erfüllen haben, nämlich:
► das Sammeln von präzisen Informationen
► die Herstellung und Verbreitung falscher Informationen.
In anderen Worten: Ein Geheimdienst muß zuerst einmal herausfinden, »was zum
Teufel eigentlich los ist«, und zwar aus demselben Grund, aus dem eine Bank oder
ein Gemüsehändler oder Sie oder ich solche echten Informationen brauchen.
Daher die riesigen Etats für Punkt 1 oben.
Geheimdienste müssen aber ihren Konkurrenten außerdem immer eine Nasenlänge
voraus sein, also den rivalisierenden Geheimdiensten fremder und daher heim-
tückischer Regierungen. Deshalb geben sie sich die größte Mühe, falsche Informa-
tionen zu verbreiten - »Desinformation«, was nichts anderes bedeutet als »Tarn-
geschichten«, »Vertuschungen« etc. Um jemanden zu täuschen, der zur Zeit als »der
Feind« fungiert, müssen diesen Phantasiegeschichten genug Fakten und genug
Plausibilität beigemischt werden, um auch viele andere zu täuschen, die derzeit
noch nicht als »Feind« definiert werden.
Auf jeden Fall müssen sie Personen von durchschnittlicher Intelligenz und Erzie-
hung täuschen, oder sie funktionieren schlicht und einfach nicht.
Gute Desinformation sollte auch Personen von überdurchschnittlichem Witz und
Wissen überzeugen, wenigstens für eine Weile. Kurz: Moderne Geheimpolizei-Ar-
beit funktioniert im Grunde wie Poker. Alle Spieler versuchen zumindest zeitweilig,
falsche Signale auszusenden und »die echte Wahrheit« hinter den falschen Signalen,
die die anderen aussenden, herauszufinden.4) In einer Welt, in der sich Nationen
zueinander auf diese Art verhalten, gedeihen Verschwörungsstories wie Bakterien in
Abwasserkanälen. Wie Henry Kissinger angeblich sagte: »Jeder in Washington, der
nicht paranoid ist, spinnt.«
Jeder Bürger einer auf diese Art regierten Welt, der nicht wenigstens ein bißchen
unter Verfolgungswahn leidet, muß schon als Kind einen Gehirnschaden erlitten
haben. Diese Paranoia eskaliert rapide, sobald sich die Regierung in ausführliche
(wohl publizierte) Schnüffeleien und Bespitzelung der Ã-ffentlichkeit ergeht.
In jeder Nation, in der es nur irgendeine Art Geheimpolizei gibt, lernen die Leute
schnell, diejenigen zu verdächtigen, die sie verdächtigen. Konkret: Es gibt
Amerikaner, die befürchten, daß irgendein Teil der Regierung oder sogar irgendeine
Organisation, die nicht zugibt, Teil der Regierung zu sein, als Fassade für die CIA,
das FBI, das BATF (Bureau for Alcohol, Tobacco & Firearms), die National Security
Agency oder noch esoterischere und manipulativere Gruppen auftritt.
Je allgegenwärtiger die »Kontrolle« der Regierung ist, desto mißtrauischer und vor-
sichtiger werden die Leute. Und je mehr Leute zeigen, daß ihnen das Vertrauen in
die Regierung fehlt, desto mehr wird sich die Regierung genötigt sehen, sie zu
bespitzeln, um ganz sicher zu gehen, daß sie sich nicht so weit entfremdet haben,
um eine Rebellion auszubrüten oder noch mehr hausgemachte Bomben von der
Oklahoma-City-Art zu legen. Die Regierung wird also immer mehr schnüffeln und
spionieren, und die Leute werden immer »vorsichtiger« werden. Als eine grobe
Form der Umfrage habe ich die Zuhörer in Hunderten von Vorträgen und Semina-
ren gefragt, ob einer von ihnen jemals freiwillig die ganze Wahrheit über irgend
etwas einem Staatsbeamten erzählen würde.
Niemand hat je die Hand gehoben und einen solchen Grad an Vertrauen und Füg-
samkeit gezeigt. Kein Mann und keine Frau in den Vereinigten Staaten von heute
möchte, daß die Bundesbehörden zuviel über das erfahren, was sie oder er wirklich
machen.
Seit die Regierung vor langer Zeit schon den Punkt überschritten hat, an dem
»alles, was nicht verboten ist, bindende Pflicht ist«, wünscht sie nun durchzusetzen,
daß »alles, was nicht bindende Pflicht ist, verboten ist«,... und so vermuten wir
alle, daß wir zumindest technisch betrachtet Kriminelle sind, doch ebenso wie
Kafkas Helden sind wir nicht ganz sicher, welche Vorschrift oder Vorschriften wir
möglicherweise verletzt haben.
So geraten wir in eine Situation, die bei der Armee Optimum Snafu (Snafu = Situa-
tion Normal, All Fucked Up) genannt wird. Die oben erfahren nie etwas, was sie
veranlassen könnte, den Informanten zu bestrafen, und die unten halten den Mund
über all das, was sie tatsächlich sehen, hören, riechen, schmecken oder sonstwie von
der Umgebung mitkriegen. Auf lange Sicht versuchen also die Leute an der Spitze der
Pyramide Dinge zu regulieren, von denen sie gar nichts wissen, aufgrund von
Berichten, die von Lügnern und Arschkriechern erfunden worden sind, um zu
verhindern, daß die Mächtigen von ihrer schrecklichen Macht allzu zerstörerisch
Gebrauch machen.
Aber wenn die meisten Leute immer ein bißchen lügen, wenn sie es mit dem Staat
zu tun haben, muß der Staat ein recht seltsames und unrichtiges Bild von den Leu-
ten haben und von dem, was sie wirklich tun und wollen.
Gesetze richten sich daher an eine fiktive Bürgerschaft und nicht an die Leute, die
wir wirklich sind. Deswegen machen die Gesetze für diejenigen, die sie ertragen
müssen, zunehmend weniger Sinn, und die Feindschaft gegenüber der Regierung
wächst.
All diese Zyklen verwickeln sich zu einem Knäuel von seltsamen Schleifen und
Teufelskreisen, aus denen es gegenwärtig keinen Ausweg zu geben scheint. Wenn
nicht, wie schon gesagt, die Finanzierung ausläuft oder eine höhere Macht sich ein-
mischt, werden Verschwörungstheorien wachsen und gedeihen, sowohl unter der
zunehmend verunsicherten Bevölkerung als auch unter den Politköpfen und Büro-
kraten, die versuchen, sie zu regieren. Und jede Stimme, die versucht oder vorgibt,
in dieser schizoiden Situation die Wahrheit zu sagen, gerät sofort unter Verdacht,
ein weiterer Verführer oder Manipulator zu sein, dessen »Seemannsgarn« so kri-
tisch zu betrachten sei, wie ein Postmodernist es mit der Unabhängigkeitserklä-
rung oder dem Zweiten Gesetz der Thermodynamik tun würde. Wir sind inzwi-
schen allesamt Dekonstruktivisten, ob wir dieses Wort nun schon gehört haben
oder nicht.
Das Zeitalter der Unsicherheit
Für den Fall, daß irgend jemand glaubt, das geschilderte Bild sei übertrieben oder
als Satire gemeint, wollen wir darauf hinweisen, daß zwei kürzlich durchgeführte
Umfragen zeigen, wie das öffentliche Vertrauen in die Medien, die uns angeblich
»informieren«, auf ein nie dagewesenes Tief gesunken ist. Eine Umfrage des Wall
Street Journal/NBC fand heraus, daß nur 21 Prozent der Antwortenden die Presse als
»sehr« oder »meistens« ehrlich bewerteten. Das heißt, daß fast 80 Prozent von uns
nicht mehr soviel Vertrauen in die Medien (Fernsehen, Radio, Zeitungen) haben, wie
das einmal der Fall war.
Ganz ähnlich fand eine Gallup-Umfrage heraus, daß nur 29 Prozent von uns »eine
ganze Menge« Vertrauen speziell in die Zeitungsmedien haben. Etwa sieben von
zehn Leuten haben also wachsende Zweifel und Mißtrauen einem Medium gegen-
über, in dem wir einmal die Fakten hinter den unzusammenhängenden »sound
bytes« von Radio- und Fernseh-»News« gesucht haben.5)
Wenn aber die meisten Leute Geschichten oder Modelle brauchen, um die Welt zu
erklären, und den Medien nicht mehr glauben, wem können sie dann trauen?
Niemandem. Wie können sie dann Entscheidungen treffen? Als Reaktion nehmen
sie mehr und mehr an, daß Realität genau das Gegenteil von dem ist, was ihnen die
Stimme der Autorität erzählt.
Ich persönlich sehe das alles von einem außergewöhnlichen Aussichtspunkt aus.
Verschiedene Umstände haben sich verbunden, um mich in eine einzigartige Posi-
tion im Spektrum der Verschwörungsliteratur zu versetzen. 1969 bis 71 schrieb ich
mit dem verstorbenen Robert Shea Illuminatus! Dieses Buch parodiert populäre
Verschwörungstheorien der 6oer, und zwar in einer absichtlich ungeordneten
Weise. Die Perspektive war »Post-Joyce-anisch«, weil dem Leser nicht gesagt wurde,
was er dem allwissenden Erzähler traditioneller Fiktion glauben konnte, eher wurde
es ihm/ihr überlassen, wie viel oder wie wenig er/sie ernst nehmen wollte von all den
Weltmodellen oder »großen Stories«, die von sich wild wiedersprechenden und
manchmal durchgeknallten Erzählern geboten wurden. Die Theorie von Joyces
Unsicherheitsprinzip ist viel abstruser und verwickelter, als in dieser kurzen
Bemerkung erklärt werden kann, aber im allgemeinen meine ich, wenn ich diesen
Begriff verwende, die Art Buch, die sich wie Ulysses nicht als fertig gelöstes Rätsel
präsentiert, sondern als ein Rätsel, an dem man arbeiten muß.
Illuminatus! wird bis heute (1999) immer noch nachgedruckt, 24 Jahre nachdem es
zuerst im Jahr 1975 aufgelegt wurde. Es wurde in verschiedene Sprachen übersetzt
und als Bühnenstück in Liverpool, London, Amsterdam, Cambridge University,
Frankfurt und Seattle aufgeführt. Aus diesem Grunde bekomme immer noch Post
oder Zeitungsausschnitte von Leuten, die eine ganze Reihe komischer Ansichten
von mir haben. Manche glauben, daß all die Verschwörungen in diesem wilden
und verrückten Buch wirklich existieren, und wollen mich über die neuesten
Schwindeleien informieren. Andere denken, daß ich selbst an keine dieser Ver-
schwörungen glaube und nur als Satiriker (und daher als gerissener Verteidiger
des Establishments) schreibe, und sie wollen mich auf den richtigen Trip bringen.
Einige glauben, ich engagierte mich absichtlich im Verwirren der seriöseren oder
ernsteren Verschwörungstheoretiker; viele haben sogar versucht (zu ihrer eigenen
Zufriedenheit), die Verschwörung zu identifizieren, für die ich wirklich arbeite.
Viele glauben, es sei die CIA, aber Lyndon LaRouche glaubt, daß es die ursprüng-
lichen Illuminaten sind. Mae Brussel behauptete zu ihrer Zeit, ich würde für die
Rockefellers arbeiten. Dazu bekannte ich mich freudig und fügte hinzu, daß mich
David Rockefeller einmal im Monat besucht, um den schmutzig-schnöden Mam-
mon in Goldbarren abzuliefern, die ich bei mir im Keller stapele. Ich dachte, das
könnte meiner Kreditwürdigkeit helfen, aber scheinbar hat es außer Mae niemand
geglaubt.
Sehen Sie, ich habe noch nie eine dieser Behauptungen dementiert, denn eine glatte
Verneinung würde jemanden, der echt mißtrauisch ist, nie überzeugen. Es steht
Ihnen frei, irgendeine davon oder alle zu glauben. Um die X-Akten zu zitieren, die
Bibel derer, die zweifeln: Trau keinem! Wer weiß, ob ich nicht letztlich doch ein
»Illuminierter Judeo-Freimaurer der Kiffenden Homosexuellen Satanisten vom
Planet X« bin.
Die Recherche zum vorliegenden Buch hat mein Vertrauen in die Macht dessen,
was William Blake poetische Imagination nannte, erneuert. (Psychiater nennen es
manchmal Realitätsflucht.) Ich unternahm eine Menge ähnlicher Recherchen als
Co-Autor von Illuminatus! und dachte, daß das meiste an diesem Buch ein erneuter
Besuch auf bekanntem Grund und Boden wäre. Zu meinem Erstaunen und meiner
Freude hat meine Mitarbeiterin und Forschungskollegin, Miriam Joan Hill, mehr
Verschwörungstheorien gefunden, als ich mir je erträumt hätte. Würden wir nicht
irgendwann aufhören und dieses Manuskript seinen Verlegern übergeben, könnten
wir Jahre so weitermachen und ein Werk mit ebenso vielen Bänden wie die
Encyclopedia Britannica produzieren.
Man kann scheinbar keine noch so lächerliche und offensichtlich satirische
Verschwörungstheorie entwickeln, als daß sie nicht irgendwelche Leute irgendwo
glauben würden. Denen, die sich beschweren, weil ihre Lieblingsverschwörung hier
nicht dabei ist, kann ich nur sagen, daß Raum und Zeit nicht unendlich sind,
schon gar nicht in meinem Alter. Aber lassen Sie sich nicht aufhalten, beschweren
Sie sich trotzdem. Vielleicht kriege ich einen Vertrag, um eine Fortsetzung zu
schreiben.
»Ah, Zeit! Bargeld! Kunst! Und Geduld!«, wie Melville schrieb.
Ein letztes Wort: Ich fand, daß niemand sehr tief in diesen trüben Gewässern fischen
kann, ohne wenigstens gelegentlich Anfälle von Paranoia zu bekommen - d.h. nicht
nur mit der Idee zu spielen, daß ein paar der plausibleren Theorien hier wahr sein
könnten, sondern sich wegen der dümmsten von ihnen Sorgen zu machen. Ein
Beispiel: Bei Mike Reynolds, einem Autor, den ich aus den 1970ern kenne und den
man angeheuert hatte, einen Artikel über »Viehverstümmelungen« für ein elegantes
Männermagazin zu schreiben, hatte man eingebrochen und sein Haus durchwühlt,
kurz bevor er sein Manuskript einreichte. Er kam, um mit mir über seine Ängste zu
sprechen, und ich versichere Ihnen, er war und ist ein vollkommen gesunder und
skeptischer Mensch. Dennoch litt er unter einem Anfall ängstlicher Unsicherheit, die
ich nur Verschwörungs-Zufall-Syndrom nennen kann: Wenn man diese Art Material
nur lang genug anschaut, kann alles Unerfreuliche, das einem passiert - nicht nur ein
Einbruch, der jeden aufregt, weil er uns an die eigene Verwundbarkeit erinnert,
sondern sogar »Kleinkram« wie komische Geräusche am Telefon, beschädigte
(geöffnete?) Post oder Men In Black, die an der nächsten Ecke herumlungern -, einen
verunsichern: Sind die vielleicht wirklich echt? Checken sie mich nur, oder bereiten
sie einen Präventivschlag vor? Und was ist das für ein komisches Geräusch da
draußen?
Lassen Sie sich nicht nervös machen. Es geht uns allen so. Außerdem: Wenn Sie
zulassen, daß es Sie nervös macht, werden Sie so paranoid wie die meisten
Vollzeit-Verschwörungsforscher, die ich kenne. Aber wenn ich tatsächlich ein CIA-Agent
oder ein Rockefeller-Mann oder irgend so etwas wäre, dann würde ich
natürlich verhindern wollen, daß Ihnen das alles Sorgen macht, oder nicht?
Bloß weil du nicht paranoid bist, heißt das noch lange nicht, daß sie nicht hinter
dir her sind...
Oder hab ich das schon mal zitiert? Na ja, kann nichts schaden, wenn man es nicht
vergißt...
1) Umfrage veröffentlicht im Magazin George (November 1996), zitiert in Fortean Times,
Februar 1997, S. 21.
2) The Cantos of Ezra Pound, New Directions, 1975, S. 257.
3) Studenten der Semantik-Schule Korzybskis lernen Blatt1, Blatt2 usw. oder Jude1, Jude2 etc.
zu sagen, statt »das Blatt« oder »der Jude«. Die meisten Verschwörungstheorien würden eine
solche Reform nicht überleben. Stellen Sie sich eine Ausgabe von MS. Magazin
(feministische Zeitschrift) vor, in der »der Mann« ersetzt wäre durch Mann1, Mann2 usw.
4) Eine detaillierte Analyse dieser seltsamen Schleife findet sich in Henry of Games and
Economic Behaviour von John von Neumann und Oskar Morgenstern, Princeton University
Press, 1948.
5) Beide Umfragen werden zitiert in: Christian Science Monitor, 16. April 1997.
.......................................................................
A AA A
A-Albionic Consulting and Research 25
A:. A:. 27
Abductees Anonymous (Anonyme Entführungsopfer) 29
Abel 31
Hawthorne Abendsen 32
Hiram Abiff 33
Lord Acton 35
John Adams über das Bankwesen 36
AIDS-Verschwörungstheorien 37
Aiwass 38
Abdul Alhazred 39
Alien-Autopsy 40
Alien-Fotos 41
St. Ambrosius aus Mailand 4l
American Dynasty 42
American Hero (Amerikanischer Held) 43
Yigil und Geula Amir 44
James Jesus Angleton 44
Anti-»Bob« 46
Antichrist 46
AOL4Free (AOL umsonst) 48
Aon des Horus (Zeitalter des Horus) 49
ArdennerWald 49
Area 51 50
Aspirin-AIDS-Verschwörung 52
Assassini (Mörder) 53
Association for Ontological Anarchy
(Vereinigung für ontologische Anarchie) 54
AYA 55
Al Azif 56
AZT-AIDS-Verschwörung 56
B
Babygift 58
Banco Ambrosiano 59
Bank of England 59
Bank of the United States 60
Abbé Barruel: Riesen-Verschwörungstheorie 61
Uwe Barschel 63
Beethoven als Illuminat - und virtueller Vergewaltiger 65
Albert Bender 66
Thomas Hart Benton 67
Bermudadreieck 67
Dr. Raymond Bernard 69
Prinz Bernhard 71
Beschneidungs-Verschwörung 72
Best Evidence (Bester Beweis) 73
Beweis einer Verschwörung 74
Hakim Bey 75
Ambrose Bierce 76
Bilderberger 77
John Birch 79
John Birch Society 79
Bisoziation 81
BOA: Bank-of-America-Verschwörung 83
»Bob« 83
Book of the Sub-Genius 84
Born in Blood 85
Lee Bowers jr. 86
Broederbond 86
Brotherhood 87
Giordano Bruno 88
Buch der Lügen 88
Buckaroo Banzai: Durch die Achte Dimension 89
Bürgervergasung 90
Präsident George Bush 90
Der zweite George Bush 9l
C CC C
Cara Calvi 92
Roberto Calvi 92
Calvi-Affäre 93
Campuskreuzzug für Cthulhu 95
William Casey 95
Danny Casolaro 36
Castro als Supermaulwurf 37
Mona Charen 37
Chicagoer Malaria-Studie 98
Noam Chomsky 99
Christians Awake AIDS-Theorie 101
Church of the Sub-Genius 101
CIA 101
CIAC 102
CIA LSD-Forschung 102
Jean Cocteau 103
Die Brader Collier 104
Charles Colson 104
Committee to Protect the Rights and Privileges
of Low-Cost-Housing (Komitee zum Schutz
der Rechte und Privilegien von Niedrig-Kosten-
Unterbringung) 105
The Con (Die Verschwörung) 106
Conspiracy Nation 108
William Cooper 108
Philip J. Corso 103
Council on Foreign Relations 110
Creation Science - Schöpfungswissenschaft 111
Aleister Crowley 112
Crypto-Anarchy 115
CSETI 116
D DD D
E EE E
F FF F
Dagobert II. 117
Daimonic Reality (Dämonische Wirklichkeit) 118
John Daly 119
Dämonischer Liebhaber 119
Dr. John Dee 120
Deros 121
Lady Dianas Tod 121
Philip K. Dick 124
Diskordianismus 126
Dolchstoßlegende 127
Doppelkreuz-System 123
Drei Tramps 128
Das 23-Rätsel 129
Peter Duesberg M.D.Drei Tramps 131
Elmyr 133
El Salvador: Bakterienkrieg? 134
Entsouveränisierung 135
Every Knee Shall Bow (Jedes Knie beuge sich) 136
Ewige Blumenkraft 137
Excluded Middle 138
F for Fake (F für Fälschung) 139
False Memory Syndrome Foundation 141
Federal Reserve Bank 141
Fedora 145
David Ferrie 145
First Interstate Bank 146
Flug 553 146
Fogg-Museum-Experiment 148
Food and Drug Administration (Lebensmittel- und Drogen-Aufsicht) 148
Charles Fort 148
Fortean Times 150
»Fragt nach dem Kokain! « 152
Freedom is a Two-Edged-Sword
(Freiheit ist ein zweischneidiges Schwert) 152
G GG G
Freimaurer 154
Freimaurerwort 155
R. Buckminster Fuler 156
Geheimgesellschaften und ihre Rolle im 20. Jahrhundert 157
Geheimschlüssel der UFOnauten 158
Gehirnwäsche 159
General Reinhard Gehlen 161
Licio Gelli 162
The Gemstone File (Die Gemstone-Akte) 163
GENESIS 165
Geschichte der Geheimgesellschaften 166
Sam Giancana 167
Glacier National Park: Men In Black 168
Gladio 168
Gnomen von Zürich 169
Godfather - Der Pate 170
The Gods of Eden (Die Götter von Eden) 170
Golfkriegssyndrom 171
Anatoli Golitsin 172
Good Times Virus -1 172
Good Times Virus - 2 173
Der heilige Gral und seine Erben 174
Gralswächter 176
Grand Loge Alpina 177
Grand Orange Lodge of Ireland i78
Kenneth Grant 178
Graue 179
Great Pirates (Große Piraten) 180
The Great Satanic Blasphemy
(Die große satanische Blasphemie) 181
Hank Greenspun 182
Der große UFO-Schwindel 183
CRUNCH 183
George I. Gurdjieff 184
H HH H
I II I
Haiti-Experiment 186
Corrydon Hammond 186
Hanf-Verschwörung 187
Heaven's Gate 188
Hermetic Order of the Golden Dawn 183
High IQ Bulletin 190
Hitlerputsch 191
Holmsburger Gefängnisverschwörung 192
Holocaust-Leugner 133
Hono Intelligence Service 1901 194
Dr. Leonard Horowitz 194
Colonel Edward House 135
Howard-Hughes-Fälschungen 196
Hughes gegen Rockefeller 136
John Hull 138
E.Howard Hunt 198
Mary Hyre 200
Iatrogenische AIDS-Theorie 201
Illuminaten 202
Wiedererstandene und kopierte Illuminaten 203
Illuminoids 204
Im Namen Gottes 205
In Banks We Trust (Wir vertrauen den Banken) 206
Inslaw 207
Internal Revenue Service
(Amerikanische Finanzbehörde) 208
Iran-Contra 210
Irina 210
Irish Wisdom (Irische Weisheit) 211
lumma 212
Jack the Ripper 213
Joachim von Floris 214
K KK K
L LL L
M MM M
Keiner traut sich Verschwörung zu sagen 215
John-F.-Kennedy-Attentat 216
John-F.-Kennedy-Attentat - Quellen 217
Robert-Kennedy-Attentat 217
Martin-Luther- King-jr. -Attentat 219
Henry Kissinger 220
Korea: Bakterienkrieg? 222
Kornkreise 223
Korruptionsindex 224
Krieg gegen gewisse Drogen 226
Kuba: Bakterienkrieg? 227
Lyndon LaRouche 228
LAWCAP 223
John Lear 220
Timothy Leary 231
Leiterverschwörungen 232
Erzbischof Levebvre 233
Liber AI 233
Lois Lomax 234
H.R Lovecraft 235
Frau E. Loznaya 236
Mafia 237
Magick 238
Malteserritter 538
Paul »The Gorilla« Marcinkus 240
Maria-Magdalena-Kirche 241
D.M. McArtor 242
Terrence McKenna 242
Medienkritik: AIDS 243
Medienkritik: Allgemein 243
Medienkritik: Kulturell 244
Men In Black 245
Merowinger 245
N NN N
O OO O
Mary Pinchot Meyer 246
MK-ULTRA 247
MMAO 248
George de Mohrenschildt 248
Jacques de Molay 249
Marylin-Monroe-Mord 243
Monstermacher 250
Robert Morning Sky 252
Moskito-Verschwörung 252
Mothman Prophecies (Die Prophezeiungen des Mottenmanns) 253
NASA, Nazis und }FK 255
NaughtyRobot 256
Nazi-Hohlwelt-Theorie 257
Nazi-Illuminaten-Theorie 258
Necronomicon 253
New World Order (Neue Weltordnung) 260
New Yorker U-Bahn-Experiment 260
Nicaragua: Bakterienkrieg? 261
Noon Blue Apples 261
Yuri Nosenko 262
James Oberg 253
Octopus 264
Frank Olson 265
Dr. Kenneth Olson 266
OM (Operation Mindfuck) 267
Order of Memphis and Mizraim 267
Ordo Templi Orientis 268
Organ-Vampire 270
Lee Harvey Oswald 270
Marina Oswald 271
Our Lady of the Roses- Jesus- AIDS-Theorie 272
P PP P
Q QQ Q
R RR R
P2-Verschwörung 273
Ray Palmer 274
Der nackte Papst 275
Passive Verschwörung 276
Pearl Harbour 276
Mino Pecorelli 278
Phoebus - Die Glühbirnenverschwörung 273
Pinks 280
Lt. William Pitzer 281
Planet X 282
Poetischer Terrorismus 282
Potere Occulto 283
Ezra Pound 284
Nicholas Poussin 285
Power on Earth (Die Macht auf Erden) 286
Prieuré de Sion 286
PROMIS 287
Die Protokolle der Weisen von Zion 288
Fletcher Prouty 283
Carroll Quigley 291
Bob Quinn 292
John Rappoport 293
Raum-Zeit-Übergänge 294
Ray Ravenhott 295
Recovered Memory Therapy 295
Israel Regardie 296
Regierung als kriminelle Verschwörung 297
Wilhelm Reich 299
Cecil Rhodes 300
David Rockefeller 301
Franklin Delano Roosevelts Ermordung 302
Rosenkreuzer 303
Roswell UFO Crash 305
S SS S
T TT T
The Sacred Chao 306
Pierre Plantard de Saint Clair 307
Salk-Impfstoff und AIDS 307
San-Francisco-Experiment 308
»Sarah« 308
Sasha 303
Satanic Panic 3O9
Pater Béranger Sauniere 311
666 311
Gerard de Sede und die königlichen Familien
von den Sternen 312
Jakob Segal 313
Le Serpent Rouge (Die rote Schlange) 314
SexMagick 315
Shakespeare als Verschwörungsforscher 315
Richard Shaver 317
Captain Simonini 313
Michèle »The Shark« Sindona 320
Sirius 320
Das Sirius-Rätsel 321
Skandale der Prieuré de Sion 322
Slack 323
S.O.B. 32 3
Sohn der Witwe 324
Sowjetische AIDS-Theorie 325
Speisen der Götter 325
Spontanverschwörungen 326
Sprache als Verschwörung 327
Anna Sprengel 329
Staatssiegel der Vereinigten Staaten 330
Tabak-Krieg: Genetisch veränderte Tabake 331
Tampa Bay: Bakterienkrieg? 332
Tempelritter 333
Terra Papers 333
U UU U
V VV V
W WW W
Thelema 334
Trilatérale Kommission 334
Benjamin R. Tucker 335
Tuskegee Syphilis Study (Tuskegee Syphilis-Studie) 337
UFO Crash at Roswell 338
UFO-Satans-Verschwörungen 339
UFO-Verschwörungen 340
Ultra-Terrestrier 340
Der Umbrella-Mann und das John-F.-Kennedy-Attentat 341
UMMO-Briefe 342
UMMO-Sichtungen in Madrid 343
Gary Underhill 344
Ungelöst 344
Unterirdische Welten 345
Eladio del Valle 347
Veil (Schleier) 347
Die Verfassung: Fakt, Fiktion oder Fälschung? 349
Vergewaltigungs-Verschwörung 351
Verneinung 352
Die Versteigerung von Nr. 49 352
Marilyn Walle 354
Buddy Walthers 354
Washington-Experiment 355
A.J. Weberman 355
Weggeklont 356
Orson Welles 356
Weltkriegs-Leugner 357
Weltrevolution 358
»The Whole Bay of Pigs Thing«
(Die ganze Schweinebucht-Angelegenheit) 359
Wicca 360
World Finance Corporation 361
UMMO-Besuch in Woronesch 361
X XX X
Y YY Y
Z ZZ Z
X 363
Xists 363
Yankee and Cowboy War
(Der Krieg zwischen Yankees und Cowboys) 363
Yin und Yang 366
Zapruder-Film 367
ZOG 358
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