- Hyperinflation da capo? NEIN, siehe: Die Erfahrungen 1914 / 1923 (mlT) - dottore, 08.06.2003, 17:54
- Re: Sehr geehrter Dottore, wo kann man ein Script Ihres... - Carpediem, 08.06.2003, 18:15
- Re: Script hier (unkorrigiert), gesprochenes Blabla gilt - dottore, 08.06.2003, 18:32
- Re: Vielen Dank und ein weiterhin frohes Pfingstfest..... - Carpediem, 08.06.2003, 18:37
- Frage in diesem Zusammenhang - fridolin, 08.06.2003, 19:20
- Re: Vielen Dank und Kommentar - Tassie Devil, 09.06.2003, 00:52
- Re: Einverstanden. Danke! (owT) - dottore, 09.06.2003, 11:51
- Re: Script hier (unkorrigiert), gesprochenes Blabla gilt - dottore, 08.06.2003, 18:32
- Re: Hyperinflation da capo?/ DANKE, das kommt in die Sammlung (owT) - -- Elli --, 08.06.2003, 18:18
- Re: Knackpunkt Krieg - Theo Stuss, 08.06.2003, 18:30
- Re: Knackpunkt Krieg - vor, während oder nach? - dottore, 08.06.2003, 19:53
- Re: Vor, während, danach, was ist mit Hitler? - Theo Stuss, 08.06.2003, 20:27
- Re: Vor, während, danach, was ist mit deiner Frau? - - Elli -, 08.06.2003, 20:34
- Re: Vor, während, danach, was ist mit Hitler? - Euklid, 08.06.2003, 21:04
- man erreicht es durch die - Poseidon, 08.06.2003, 21:09
- Re: man erreicht es durch die - dottore, 09.06.2003, 11:57
- Flucht in die Inflation geht nicht mehr... - sensortimecom, 09.06.2003, 14:24
- Re: Flucht in die Inflation geht nicht mehr - gestörte Wahrnehmung der Realität - CRASH_GURU, 09.06.2003, 16:41
- Re: Flucht in die Inflation geht nicht mehr - gestörte Wahrnehmung der Realität - dottore, 09.06.2003, 17:06
- Re: Flucht in die Inflation geht nicht mehr - gestörte Wahrnehmung der Realität - CRASH_GURU, 09.06.2003, 22:43
- Re: Flucht in die Inflation geht nicht mehr - gestörte Wahrnehmung der Realität - dottore, 09.06.2003, 17:06
- Re: Flucht in die Inflation geht nicht mehr - gestörte Wahrnehmung der Realität - CRASH_GURU, 09.06.2003, 16:41
- Re: Vor, während, danach, was ist mit Hitler? - Theo Stuss, 08.06.2003, 20:27
- Nicht einmal KRIEG geht mehr... - sensortimecom, 09.06.2003, 14:32
- Re: Knackpunkt Krieg - vor, während oder nach? - dottore, 08.06.2003, 19:53
- Re: Hyperinflation da capo? NEIN, wie wird aber M3 eingedampft? - BillyGoatGruff, 08.06.2003, 18:49
- ...durch Konkurs - chiron, 08.06.2003, 22:54
- Re:...durch Konkurs - das scheint stimmig - BillyGoatGruff, 09.06.2003, 08:57
- ...durch Konkurs - chiron, 08.06.2003, 22:54
- Hyperinflation - vielleicht nur in USA? - R.Deutsch, 08.06.2003, 21:24
- Re: Hyperinflation - vielleicht nur in USA? - Euklid, 08.06.2003, 21:33
- Re: So wohl eher zuerst in Japan - Auf geht's dann zum Yen-Spritzen! - dottore, 09.06.2003, 14:49
- Re: Hyperinflation da capo? JA, trifft doch alles zu! - CRASH_GURU, 08.06.2003, 21:28
- 500oz, kingt nach ag und Münzen... - Silberfuchs, 08.06.2003, 22:38
- Re: Hyperinflation? JA, trifft doch alles zu! / Danke, das macht nachdenklich! (owT) - - Elli -, 08.06.2003, 23:58
- kurze Verständnisfrage - nasdaq, 09.06.2003, 00:50
- Re: Goldpreisfall in der dt. Hyperinfla - Vooorsicht! Gibts eine 'Geheiminfla'? - dottore, 09.06.2003, 13:06
- Re: 'Geheiminfla'? Nein, ist alles der FED publiziert - CRASH_GURU, 09.06.2003, 21:32
- Kondratieff - Amanito, 10.06.2003, 12:01
- Vielleicht hilft der Link weiter (Kondratieff)!? - vladtepes, 10.06.2003, 12:10
- Re: Kondratieff - @Standing Bear JüKü, 10.06.2003, 13:30
- Re: Sehr geehrter Dottore, wo kann man ein Script Ihres... - Carpediem, 08.06.2003, 18:15
Hyperinflation da capo? NEIN, siehe: Die Erfahrungen 1914 / 1923 (mlT)
-->Hi,
die Sehnsucht nach der Hyperinflation ist ungebrochen. Denn sie sollte die Probe aufs Exempel werden: Dann endlich hat sich doch das Gold gelohnt.
Dass ein Hyperinflation nicht stante pede zu erreichen ist, sieht wohl jeder ein. Sie bedarf - abgesehen von diversen Änderungen bestehender Geld- und Währungsgesetze, die zudem auch international verankert sind - einer bestimmten Abläufigkeit, die Zeit in Anspruch nimmt. Mit dem Geld drucken ist es nicht getan und mit dem Kauf von bereits platzierten Staatstiteln durch die ZBs kann’s zunächst auch nicht funktionieren, da dies - siehe Japan - nur zu Nullzins für"sichere" Anlagen, also Null-Rendite dieser Titel führt und die Liquiditätsfalle zuschnappen lässt, in der es gleich ist, ob man GZ als täglich oder später fällig hält. Der Sinn des Haltens kann nur im Warten darauf bestehen, dass man für das GZ später mehr von dem bekommt, was man benötigt, vor allem, wenn man keine zusätzlichen, späteren Einzahlungen zu erwarten hat bzw. diese Erwartung unsicher wird. Doch das soll nicht das Thema sein.
Schauen wir uns die deutsche Hyperinflation als Beispiel an (Quellen u.a. Buba, Währung und Wirtschaft, 1976, Zahlen zur Geldentwertung, Stat. Reichsamt 1925, Bente, Währungspolitik 1914 bis 1924, WWA, 1926, Reichsbank 1901 bis 1925, 1926, u.a.). Ist ein Da Capo denkbar?
Seit 1. Juni 1909 waren die Reichsbanknoten GZ (davor nur Goldmünzen in der bekannten Parität 1392 Mark für das Pfund fein).
Schon ab 31. Juli 1914 hatte die Reichsbank die Einlösung ihrer Noten (2 594 Mio ausstehend) in Gold verweigert.
Die Bilanz der RB weist in Mark per Ende 1913 aus:
- 1 170 Mio Gold in Barren und Münzen,
- 277 Mio Scheidemünzen (bis heute einzige „Kasse“ der Buba),
- 46 Mio Reichskassenscheine,
- 13 Mio Noten anderer Banken,
- 1 491 Wechsel und
- 404 Mio Wertpapiere.
Das große Rätsel, das gelöst werden musste war nun: Wie kann die RB jetzt zusätzliche Noten, also ihr Passivum, in Umlauf bringen? (Falls man überhaupt der Fata Morgana Geldmenge ---> Preisniveau nachjagen will).
Gold ging natürlich und es kam auch (Patriotismus usw.) und der Goldbestand der RB stieg auf mehr als das Doppelte (1914: 2 093, 1916: 2 521, noch 1918 waren es 2 262, bevor dann an die Sieger abgeliefert werden musste,
Tief 1923: 547, auch durch Goldabgaben der RB aus Gründen der Kursstützung bzw. des Außenhandels gesunken). Seit 1916 wurden auch Goldwaren zum Materialwert (ab 1917 gab’s dafür einen Höchstkurs) angekauft, der Agio-Handel mit Goldmünzen (also privat) war ab 23. November 1914 verboten und die Ausfuhr von Gold und Goldwaren wurde ebenfalls verboten. Ab Januar 1921 kaufte die RB übrigens Goldmünzen zu immer höherem Aufgeld an, etwa entsprechend dem Fall der Mark gegenüber dem Dollar, ab 6. August 1923 wurde der Ankaufspreis gleich in Dollar festgesetzt.
Wichtig ist noch der Hinweis, dass die berühmte „Effektivklausel“ bei Hypothekarkrediten, also die Klausel, dass in Goldmünzen gezahlt werden müsse, am 28. September 1914"bis auf weiteres" für unverbindlich erklärt wurde, so dass also auch Gläubiger, die dingliche Besicherung besaßen, nicht mehr an Gold in specie kommen konnten.
Scheidemünzen kamen nicht in Frage, da diese (silberhaltig) gehalten wurden und die RB 1914 nur noch 37 Mio davon hatte, Tief 1920 mit 6 Mio.
Die Reichskassenscheine, an die man denken würde, waren es auch nicht, die verschwanden fast gänzlich aus der RB-Bilanz (1919 nur noch 4 Mio).
Auch (reichsbankfähige) Wechsel waren es nicht, die ebenfalls stark im Bestand sanken (1918 nur noch 259 Mio). Die Noten anderer (deutscher)Notenbanken fielen fast auf Null und auch die Wertpapiere fielen stracks (1914 nur noch 34 Mio, 1920: 184).
Also? Was war der Trick? Es ist wichtig, ihn zu kennen, um mögliche Parallelen in der Jetztzeit bzw. Zukunft rechtzeitig zu entdecken.
Der Trick (der den Start der Inflationierung einläutete) bestand darin, sog. <font color="red">"Darlehenskassen"</font> bei den einzelnen Reichsbankanstalten einzurichten. Dabei griff man auf ähnliche Institutionen bei früheren Kriegsläuften zurück.
Bei diesen Darlehenskassen konnte die Wirtschaft (nicht der Staat, der sich bekanntlich über zwei Mal jährlich begebene Staatsanleihen finanzierte, die ihrerseits nicht in der RB landeten, sondern im Publikum verblieben!) gegen schlechtere Sicherheiten, als sie von der RB gefordert wurden diskontieren und lombardieren lassen (Aktien übrigens inklusive).
Gegen diese schlechteren Papiere gaben diese Kassen <font color="red">Darlehenskassenscheine</font> aus, die ihrerseits kein GZ waren, aber dennoch einen „Kassenkurs“ hatten, da sie an allen öffentlichen Kassen zum Nennwert in Zahlung genommen werden musste und ergo wie Reichsbanknoten gehandelt wurden.
Der Weg war also: Einreichung schlechterer Sicherheiten, Ausgabe von Darlehenskassenscheinen, Hereinnahme dieser (als"Bardeckung" ihrer Noten!) von der RB und Ausgabe von RB-Noten an den Einreicher bzw."Kurzschließung" dieser Aktion. Diese Scheine wurden sehr schnell auch in kleinsten Einheiten ausgegeben (1,2 und 5 Mark), was das Scheidemünzenproblem nebenbei zum Verschwinden brachte.
Diese Operation war also das Einfallstor!
Die Ausgabe der Darlehenskassenscheine war zuerst auf 1,5 Mrd Mark begrenzt, doch diese Grenze wurde immer weiter und immer schneller aufgestockt, so dass ihr Limit am Ende der Hyperinflation bei 10 Trillionen Mark lag (9,3 davon in der RB selbst, dort aktiv verbucht, mit entsprechendem ZB-Geld, in etwa hälftig Banknoten und ZB-Konten auf der Passivseite).
Die Entwicklung der Darlehenskassenscheine verlief übrigens in Parallele zur allgemeinen Preisentwicklung, allerdings - wie immer bei ZB-Geld - in der klassischen Reihenfolge: Erst muss der Titel da sein (irgendetwas zum diskontieren bzw. lombardieren), also ein Verschuldungsakt (Kauf- oder Transaktionskontrakt) vorliegen, und danach gibt es das „Geld“.
Diese „Parallele“ zeigt sich sehr schön zwischen 1920 und 1921: Die Großhandelspreise fielen (!) von 16,8 auf 13,1 (1913 = 1) und die Lebenshaltungskosten von 18,8 auf 11,2. Die Scheine von 23,3 auf 6,8 Mrd Mark.
Also"in einem Zug" verlief die Chose keineswegs.
Ab Ende 1921 freilich ging’s dahin und das große Finale kam dann ab Sommer 1923, katapultiert auch durch politische Ereignisse (Ruhrkampf), wobei dann auch die üblichen Staatspapiere im großen Stil lombardiert wurden (Lombardforderungen der RB 1922 erst 774 Mio Mark, 1923 dann 268 325 820 Billionen Mark).
Die ebenfalls vom Reich begebenen und in der RB verschwundenen <font color="red">Reichsschatzanweisungen</font> (unverzinslich!) kamen am 23. November mit 161 Trillionen Mark auf ihr All-Time-High (= 161 Mio Goldmark).
Diese U-Schätze des Reiches waren also der Genickschuss. (1914: 2,7 Mrd, 1918: 27,2 Mrd, 1922: 1 184,5 Mrd).
Der gesamte Notenumlauf kam am 23. November mit 224 Trillionen Mark zum Stillstand, was dann nur 224 Mio Goldmark ausmacht. Dazu kamen an ZB-Guthaben noch 324 Mio Goldmark dazu.
WICHTIG: Die Reichsschatzanweisungen erscheinen nicht in der 1923er Bilanz der RB! Sie lagen am 15. November bei 190 Trillionen, 23. November gefallen auf 161 Trillionen und am 22. Dezember 1923 ganz aus der Aktivseite der RB verschwunden, da die sog."schwebende Schuld" des Reiches auf die neue Rentenbank zum neuen Kurs (12 Nullen weg) umgebucht worden war und zwar als Passivum derselben (entsprach quasi der"Erstausstattung" mit neuen Noten - schöne Parallele zu 1948).
Witzigerweise war der Goldbestand der Reichsbank bei 467 Mio Goldmark, so dass die in Goldmark umgerechneten Noten ( man streiche einfach die 12 Nullen der Billionen weg) um mehr als das Doppelte durch Gold gedeckt waren so hoch wie nie vorher oder nachher in der Geschichte.
Was lehrt uns das in Hinsicht auf das möglicherweise Kommende?
1. Eine Hyperinflation startet mit zusätzlichen Kaufkontrakten in der privaten Wirtschaft. In irgendeiner Form muss ein die Wirtschaft aus der Lethargie reißender Boom einsetzen, was bei kriegerischen Ereignissen durchaus in die Wirtschaft zu tragen ist - ansonsten wüsste ich nicht, wie.
2. Die dabei entstehenden Titel müssten von"neuen Einrichtungen" à la Darlehenskassen, die ZB-Charakter haben, aufgenommen werden, auch wenn sie nicht den"strengen" Aufnahmekriterien der ZB entsprechen. Dabei wäre an die bekannte"tier-2"-Problematik zu denken. Also: Die Geräte lägen bereit, was letztlich auch den Dallas-Fed-Vorschlägen zugrunde liegt (Kauf von allen möglichen Titeln zusätzlich zu den bisher möglichen, u.a."equities"). Da"alte" Titel leider schon ihre Schuldigkeit getan haben (Kauf, Verschuldung usw.) kann ich nicht erkennen, wie und woher die benötigten zusätzlichen Titel in den entsprechenden Massen kommen sollten.
3. Ein direktes Ziehen des Staats auf die ZB (siehe oben ab 1923) und damit der Start der „Runaway“-Inflation ist erst lange nach dem Start von 1) und 2) vorstellbar. Dazu muss es zu Argumenten kommen, wie sie auch im Reich zu hören waren, als es um die Frage der Hereinnahme von Reichsschatzscheinen (siehe oben ging):
"Eine Politik der Kreditverweigerung (i.e. an den Staat!) würde an den bestehenden Verhältnissen nichts ändern, vielmehr eine heillose Verwirrung des Geldwesens, Zahlungsunfähigkeit des Reichs, Lahmlegung der gesamten Reichsverwaltung und schließlich eine in ihrer Wirkung nicht absehbare politische Umwälzung im Gefolge haben." (JB der RB für 1922, S. 10).
Klartext: Die ZB geht erst auf, wenn der Zusammenbruch in der Tür steht. Vor dem Erscheinen prae-revolutionärer Bewegungen ist dies auszuschließen, aber dann ist es eh schon wurscht. Außerdem würde - nach den diversen Hyperinflations-Erfahrungen - das Ã-ffnen der ZB den revolutionären Drive eher beschleunigen und dieses Ã-ffnen m.E. eher unterbinden ("Jetzt machen sie auch noch unser Geld kaputt").
Kurzum: Das intensive Studium der Entwicklung 1914/1923 bestärkt mich mehr denn je in meiner Einschätzung, dass wir den langen Marsch in die deflationäre Depression vor uns haben und die beinahe schon mystischen Erwartungen einer"Hyperinflation" noch dazu von einer"aus dem Stand" Träumereien sind.
Noch als Nachtrag: Am 28. November 1923, also mitten in die Stabilisierung, rumpelte ein Urteil des Reichsgerichts auf die Szene und zerstörte die Hoffungen auf"flotten Inflationsgewinn". Die Richter bestanden auf dem Grundsatz von Treu und Glauben (§ 242 BGB) und brummten einem Inflationsgewinnler (es ging um einen Hypothekarkredit über 13 000 Mark, der 1920 schon mit"entwertem Geld" abgelöst worden war) eine Aufwertungsquote auf.
Dagegen hielt der Staat und negierte in der 3. Steuernotverordnung eine"Geldentwertungsausgleich" (Art I, § 1) und wollte, wie es so seine Art ist, die entsprechenden"Gewinne" besteuern.
Dagegen wiederum hielt der Richterverein beim Reichsgericht ("unerträglich in einem Rechtsstaat"), so dass schließlich nach weiterem Gehacke (15 %, Hauszinssteuer usw.) am 16. Juli 1925 sich ergab:
"Vermögensanlagen" werden zu 25 % des Goldmarkbetrages aufgewertet, die"öffentlichen Anleihen" erheblich weniger. Letztere liefen dann ohnehin beim nächsten Schluck des Staates aus der Pulle, die ihm die Idioten von Anlegern immer aufs Neue reichen, wertlos aus (vgl. ausführlich Michaelis, Aufwertungsrecht, 1926).
Ein weiterhin gedeihliches Pfingstfest wünschend plus Danke fürs Lesen plus Gruß!

gesamter Thread: