- very ot: arbeitslos! warum? - Stephan, 29.04.2005, 02:08
- Re: Die Prämisse ist falsch - R.Deutsch, 29.04.2005, 11:39
- Re: Die Prämisse ist falsch / Geschmack - Stephan, 29.04.2005, 13:36
- Re: Die Quantitätsgleichung ist keine Geschmacksfrage - R.Deutsch, 29.04.2005, 14:31
- Re: Die Quantitätsgleichung ist keine Geschmacksfrage / Vielfalt vs. Einfalt - Stephan, 01.05.2005, 11:16
- Re: Die Quantitätsgleichung ist keine Geschmacksfrage - R.Deutsch, 29.04.2005, 14:31
- Re: Die Prämisse ist falsch / Geschmack - Stephan, 29.04.2005, 13:36
- Re: very ot: arbeitslos! warum? - CRASH_GURU, 29.04.2005, 13:50
- Re: very ot: arbeitslos! warum? - dottore, 30.04.2005, 15:42
- Frage am Rande - Yak, 30.04.2005, 22:06
- Re: Frage am Rande - dottore, 01.05.2005, 15:33
- vielen Dank! (o.Text) - Yak, 03.05.2005, 08:00
- Re: Frage am Rande - dottore, 01.05.2005, 15:33
- Re: very ot: arbeitslos! warum? - Stephan, 01.05.2005, 12:27
- Re: Politiker-Pensionen in Chiemgauern? - dottore, 01.05.2005, 16:35
- Münte ist"tot" - bernor, 01.05.2005, 23:18
- Re: Politiker-Pensionen in Chiemgauern? - dottore, 01.05.2005, 16:35
- Frage am Rande - Yak, 30.04.2005, 22:06
- Re: very ot: arbeitslos! warum? - Stephan, 01.05.2005, 11:22
- Re: Kein Geld für Schulen & Straßen da - warum wohl? - dottore, 01.05.2005, 17:28
- Re: Die Prämisse ist falsch - R.Deutsch, 29.04.2005, 11:39
Re: Die Quantitätsgleichung ist keine Geschmacksfrage
-->Hallo Gutmensch Stephan,
ich antworte Dir mal mit einem kurzen Text, den ich von Juser aus dem Systemfehlerforum kopiere, der genau den Punkt trifft.
Vielleicht bin ich ja der Meinung, dass diese angeblichen"Grundlagen" mal in Frage gestellt werden sollten, auch wenn das als Ketzerei gelten mag.
Ich glaube, das Thema Wirtschaft kann man auf unterschiedliche Weise angehen.
Üblicherweise wird ein Modell der Wirklichkeit gemacht, um anhand dieses Modells zu überprüfen, wie sich das System verhält, wenn man beliebige Parameter ändert. Solche Modelle sind aus Gründen der Anschaulichkeit physikalisch orientiert. Geld(menge), Waren und Leistungen etc. sind wie Akteure in einem Spiel. Man kann die Parameter beliebig ändern, und erhält dann quasi auf Knopfdruck ein Ergebnis, weil man ja genau weiß, nach welchen Regeln das System funktioniert.
Dieses Verfahren ist zwar sehr praktisch, hat aber leider auch einen Nachteil. Es ist sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, die Regeln selbst in Frage zu stellen, weil man ja nur mit dem Verhalten des Systems argumentieren kann, so wie es durch die Regeln festgelegt ist. Das führt letztendlich dazu, dass jede Diskussion immer nur die Regeln bestätigen kann, die man (als völlig selbstverständlich) voraussetzt, womit natürlich auch immer die Richtigkeit des Modells"bewiesen" ist. Dem einen oder anderen dürfte dieses Phänomen bekannt vorkommen.
Zunehmend erhält das Modell dann ein Eigenleben, mit dem die Realität überflüssig wird.
Ich sehe die Wirtschaft aus einer anderen Perspektive.
Nicht Geld, Waren und Leistungen wirken auf das System, sondern immer nur die Menschen durch ihr Verhalten. Mich interessiert also, welche (Gruppen von) Menschen sie wie verhalten und warum. Ich brauche also immer ein schlüssiges Szenario, in dem ich das Verhalten der Menschen und dessen Auswirkungen beobachten kann, um daraus dann Schlüsse für das gesamte System zu ziehen.
Mit der Frage etwa, was passiert, wenn eine makro-ökonomische Variable im Modell größer wird als eine andere, kann ich überhaupt nichts anfangen. Nur wenn ich weiß, in welcher Situation diese Größen auftreten, was dazu geführt hat etc., erschließt sich mir ein nachvollziehbares Verhalten der Menschen, dass dann bestimte Wirkungen hat.
Eine Arbeit mit summarischen oder durchschnittlichen Werten ist ohnehin äußerst fragwürdig. Es gibt ein Spektrum unterschiedlichen Verhaltens verschiedener Personengruppen (nach Einkommen, Vermögen, Konsumverhalten, etc.). Erst diese Unterschiede bestimmen die wirtschaftlichen Prozesse. Wenn alle Menschen gleich ausgestattet wären und sich gleich verhalten würden, bräuchten wir über Wirtschaft gar nicht zu reden.
Natürlich ist das eine völlig andere Sichteise.
Ich verzichte ganz bewusst auf irgendwelche Lehrsätze bzw. Glaubenssätze, solange ich sie nicht brauche. Ich halte es auch für vorteilhaft, wenn auf diese Weise die Dinge weitgehend in normaler Sprache ausgedrückt werden können - ohne das Vokabular der"Eingeweihten". Natürlich wird auch diese Vorgehensweise Regeln und Gesetzmäßigkeiten offenbaren, aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass sie, aus dieser Perspektive ausgedrückt, meißt ziemlich banal sind, was allerdings von den Priestern des Wahren Glaubens oft als Ignoranz bewertet wird.
Es geht nicht um Geschmacksfragen, oder Glaubenssätze, sondern um funktionierende Rezepte, und Schwundgeld funktioniert aus bestimmten Gründen eben nicht. Die Schweizer WIR haben aus gutem Grund das Schwundgeld schon lange wieder abgeschafft.
Ich stimme Dir zu, wenn die Regiogeld-Bewegung es schafft, dass sich die Menschen überhaupt wieder mit der Geldverfassung beschäftigen, wäre schon viel gewonnen. Ein Erfolg kann sich imho aber erst einstellen, wenn es gelingt das Schwundgelddogma stärker von dem Deckungsgedanken abzulösen, etwa wie ihn Lietaer vorträgt. Das GoGo Konzept geht ja in diese Richtung, mangelt aber nach wie vor daran, dass der Schuldinhalt nicht präzise definiert wird und der Schwundgeldgedanke alles überlagert und damit das GoGo Konzept ebenfalls zum Scheitern verdammt ist. Offenbar muss die Lektion leider immer wieder neu gelernt werden.
Gruß
R.Deutsch
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