- Teufelskreis Demografie und Asset Meltdown - dottore, 31.10.2006, 16:56
- Demografie und Asset Meltdown - Tulpenblase, 31.10.2006, 18:52
- Re: Demografie und Asset Meltdown - dottore, 01.11.2006, 10:32
- Inverse Zinsstruktur - Zandow, 31.10.2006, 19:05
- Re: Inverse Zinsstruktur - TESLA, 31.10.2006, 21:25
- Re: Inverse Zinsstruktur - André, 31.10.2006, 22:11
- Re: Inverse Zinsstruktur - dottore, 01.11.2006, 10:58
- sehr vage - Toby0909, 01.11.2006, 07:16
- Re: Kapitalistische Antithetik? - dottore, 01.11.2006, 15:23
- Re: Inverse Zinsstruktur - TESLA, 31.10.2006, 21:25
- Kein Teufelskreis, sondern neue und gute GeschÀftsideen - Ecki1, 31.10.2006, 21:17
- Friedshofswirtschaft - oekognom, 01.11.2006, 00:39
- Friedshofswirtschaft - Ecki1, 01.11.2006, 12:04
- "ums Verrecken nicht verrecken"... warum so pessimistisch? - FOX-NEWS, 01.11.2006, 14:28
- Re: Kein Teufelskreis, sondern neue und gute GeschÀftsideen - Emerald, 01.11.2006, 12:22
- Friedshofswirtschaft - oekognom, 01.11.2006, 00:39
- Re: Teufelskreis Demografie und Asset Meltdown - TESLA, 31.10.2006, 21:26
- Re: Teufelskreis Demografie und Asset Meltdown - Inge, 01.11.2006, 08:44
- Ungesunde und stressige Lebensweise lassen die Lebenserwartung wieder sinken - Prosciutto, 01.11.2006, 12:39
- Re: So schnell stirbt sich nicht - dottore, 01.11.2006, 18:13
- Re: Teufelskreis Demografie und Asset Meltdown / Zuwanderung? - zureich, 01.11.2006, 13:24
- Sag mal, bist du aus Zuerich/CH und hast das e und r getauscht? (o.Text) - Prosciutto, 01.11.2006, 13:51
- Hier ein Blick bis 2150 ;-) - Tulpenblase, 01.11.2006, 14:28
- Re: Hier ein Blick bis 2150 ;-) - Tulpenblase, 01.11.2006, 14:30
- Re: Hier ein Blick bis 2150 ;-) - zureich, 01.11.2006, 14:44
- Migration - Tulpenblase, 01.11.2006, 15:13
- Weitere ErgÀnzung - Tulpenblase, 01.11.2006, 15:16
- Re: Weitere ErgÀnzung - zureich, 01.11.2006, 16:00
- Weitere ErgÀnzung - Tulpenblase, 01.11.2006, 15:16
- Migration - Tulpenblase, 01.11.2006, 15:13
- Re: Hier ein Blick bis 2150 ;-) - zureich, 01.11.2006, 14:44
- Re: Hier ein Blick bis 2150 ;-) - Tulpenblase, 01.11.2006, 14:30
- Hier ein Blick bis 2150 ;-) - Tulpenblase, 01.11.2006, 14:28
- Sag mal, bist du aus Zuerich/CH und hast das e und r getauscht? (o.Text) - Prosciutto, 01.11.2006, 13:51
- Demografie und Asset Meltdown - Tulpenblase, 31.10.2006, 18:52
Teufelskreis Demografie und Asset Meltdown
-->Hi,
das Demografie-Problem gilt zwar als ein âlangfristigesâ, aber auch lange Wege beginnen mit den ersten Schritten. So manchen hier mag es nicht interessieren, was im Jahr 2030 oder gar 2050 Sache ist. Aber die Schwierigkeiten treten nicht erst dann ein, sondern sind bereits in naher Zukunft schmerzlich zu bemerken. Ebenso die sog. âpolitischen GegenmaĂnahmenâ, etwa die Erhöhung des Renteneintrittsalters, die Notwendigkeit mit massivem Mitteleinsatz das Bevölkerungswachstum zu stimulieren (die Zu- oder Einwandererthematik klammern wir mal aus), die ProduktivitĂ€t zu steigern (sog. âZukunftsinvestitionenâ), die VerlĂ€ngerung der Arbeitszeit innerhalb der Lebensarbeitszeit, usw.
In der EU liegt die Alterslastquote (Personen unter 15 und ĂŒber 64 zur Bevölkerung im erwerbsfĂ€higen Alter) bei 25 (USA: 19), wird 2015 bei 30 (22) geschĂ€tzt, 2030 bei 40 (30) und 2050 bei 50 bis 55 (30 bis 35). Quelle: Eurostat, auch interessant EZB: âTrends and Pattern in Working Time Across Euro Area Countries - Causes and Consequencesâ.
Die erste Folge ist eine Abnahme der wirtschaftlichen Wachstumsraten (BIP real) von 2,0 % (2005/10) auf 1,5 % (2011/30) bis 1,2 % (2031/50). Dies hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, sofern der Gleichung hohe Wachstumsraten = höhere BeschĂ€ftigung Glauben geschenkt wird und vor allem die öffentlichen Finanzen, die zudem von der âAltersseiteâ her in die Zange genommen werden: höhere Ausgaben fĂŒr Renten, Gesundheit, Pflege, aber auch fĂŒr SozialunterstĂŒtzung und Bildung. Um nur das Rentensystem zu halten, mĂŒssten in einigen EU-Staaten die BeitragssĂ€tze auf 40 % der Löhne und GehĂ€lter steigen. Quelle: EU-Paper âThe economic impact of ageing populations in the EU 25 Member Statesâ.
Wie steht es nun um die FinanzmÀrkte?
Schon 2000 hatte sich der IMF der Thematik angenommen (âWhat will Happen to Financial Markets when the Boby Boomers Retire?â). Inzwischen hat sich daraus eine dĂŒstere Hypothese entwickelt, die auch in Fachzeitschriften ihren Niederschlag gefunden hat, die sog. âAsset-Meltdown-Hypotheseâ, vgl. RESt 2001 oder Econometrica 2003 (âThe Effects of a Baby Boom on Stock Prices and Capital Accumulation in the Presence of Social Securityâ).
Danach ergibt sich: Sobald die Baby Boomer in Rente gehen (oder ĂŒberhaupt die Alterslastquote steigt) werden sie ihre (privaten) Altersanlagen verkaufen (mĂŒssen). Dies umso mehr, je stĂ€rker sie ihrerseits unter stagnierenden, gekĂŒrzten oder besteuerten Renten zu leiden haben oder unter verlĂ€ngerter Lebensarbeitszeit, die im Klartext nichts anderes ist als eine Verschiebung der Rentenauszahlungen und dies wiederum unter dem Aspekt, die âzusĂ€tzlich gewonnene Lebensarbeitszeitâ gar nicht mit bezahlter (besteuerter und sozialversicherungspflichtiger) Arbeit verbringen zu können, ganz einfach, weil sie keinen Job mehr finden.
Als KĂ€ufer der Altersanlagen (Assets) kommen nur die im Erwerbsleben Stehenden infrage. Da deren Zahl zumindest relativ (wenn nicht absolut) abnimmt, kann sich jeder an fĂŒnf Fingern ausrechnen, dass Kurse und Preise der Assets eher fallen als steigen dĂŒrften (âMeltdownâ) - es sei denn die ErwerbstĂ€tigen schrĂ€nken ihren Konsum drastisch ein, mit entsprechenden Auswirkungen auf das BIP, jedenfalls auf das BIP in seiner bisherigen Zusammensetzung. Der Konsum verlagert sich auf âAltenprodukteâ, fĂŒhrt aber aufgrund seiner Struktur nicht zu den Investitionen, die fĂŒr âjunge Volkswirtschaftenâ typisch sind - ein SeniorenmĂŒsli unterscheidet sich von einem ChampagnerfrĂŒhstĂŒck doch betrĂ€chtlich.
AuĂerdem ist die Seniorenschaft eher konservativ und hat sich lĂ€ngst von dem verabschiedet, was jeweils als neuester âTrendâ oder neueste âModeâ (im weitesten Sinne) aufgetischt wird. Hinzu kommt die bekannte UniformitĂ€t der Konsumgewohnheiten der Ălteren.
Vor allem fehlt als Wachstumstreiber der Wille, sich zu verschulden, sei es fĂŒr den neuen Porsche oder ein neues Eigenheim. Ălteren wird zudem kaum entsprechender Kredit gewĂ€hrt.
Mit zunehmendem Alter (= Shift von der schwĂ€cheren jĂŒngeren auf die stĂ€rker werdende Ă€ltere Generation) nimmt auch die Risiko-Aversion zu. Dies bedeutet, dass jene Assets sich am besten halten oder sogar zulegen könnten (Non-Meltdown), die als âunriskantâ gelten, insonderheit Staatspapiere bester BonitĂ€t. Wer geht schon beruhigt in Rente mit einem Privatportefeuille, das zu 100 % aus Zertifikaten besteht?
Dies mag erklĂ€ren, was wir seit Geraumen an den MĂ€rkten fĂŒr langfristige (sichere) Anlagen erleben - sehr zur Verwunderung aller möglichen KapazitĂ€ten, angefangen mit Alan Greenspan und seinen berĂŒhmtem âconundrumâ-Remarks (Warum steigen die LangfristsĂ€tze nicht, wo wir doch die KurzfristsĂ€tze so flott erhöht haben?).
Inzwischen rĂ€tseln Legionen von Chefvolkswirten ĂŒber die neuerdings im EU-Raum und den USA zu beobachtende inverse Zinsstruktur, die nicht dem entspricht, was laut Lehrbuch zu erwarten wĂ€re. Schon garnicht wenn die Logik so geht: ZB erhöht Satz, da sie deutliche Inflationsgefahren wittert. Bei Inflationsgefahren aber mĂŒssten gerade LanglĂ€ufer durchsacken, da sie am gefĂ€hrdetsten sind.
Dazu am Rande: J.P.Morgan sieht fĂŒr Ende 2007 einen Fed-Satz von 6 %, die nicht minder klugen Köpfe von Goldman, Sachs einen von 4 %. Eine solche immense Differenz unter den Fed-Watchern hat es - so die NYT - bisher noch nicht gegeben! Dass es bei der 2-%-Differenz nicht um eine Belanglosigkeit geht, sondern viele Milliarden Dollar dabei im Feuer stehen, weiĂ jeder BĂŒrobote in Wall Street.
Nach SchĂ€tzung verschiedener Generationen-Ă-konomen bedeutet der Shift in der Alterspyramide auf Sicht des oben genannten Zeitraums sogar eine Senkung des Real-Zinses um 50 bis 100 Basispunkte. Zuletzt: IMF âThe Global Impact of Demographic Changesâ (2006).
Zu guter Letzt hat sich PIMCO geĂ€uĂert. Sie sehen eine groĂe, langanhaltende Hausse in Festverzinslichen. Diese könnte am Aktienmarkt durchaus zu einer âMissverstĂ€ndnis-Hausseâ fĂŒhren (Renditen / ZinssĂ€tze niedrig? Also nĂŒscht wie rein!). Könnte. Der US-Housing-Markt aber wird - so PIMCO - durch sinkende ZinssĂ€tze ebensowenig wieder zu beleben sein wie er sich bei steigenden SĂ€tzen vom Bubbling abhalten lieĂ.
Dazu noch dieses interessante Schaubild:
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Abgesehen von den jĂŒngsten Unkenrufen aus London (GroĂe Depression Ă la 1930 ff. wg. Umweltproblemen) darf auch durch die âĂberalterungs-TĂŒteâ geunkt werden: Ein lĂ€ngerfristiger AbwĂ€rtstrend steht vor, wenn nicht schon in der TĂŒr.
Die EZB fordert âdringend Strukturreformen zur VerstĂ€rkung der gesamtwirtschaftlichen FlexibilitĂ€t und Dynamikâ und reiht damit ein Nullwort ans nĂ€chste. Wie sollte die demografische Struktur reformiert werden? Wie die Generation der immer Ă€lter werdenden Alten, die zweifelsfrei Teil der âGesamtwirtschaftâ ist, flexibel und dynamisch?
Ich weiĂ es nicht und reiche die hier angestellten Ăberlegungen gern ans Forum weiter.
Frohen WochengruĂ!
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